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Rafael Levi

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Raphael Levi, Gemälde mit den Insignien seiner Wissenschaft

Rafael Levi (auch: Raphael[1] oder Rafael Levi Hannover; geb. 1685 in Weikersheim; gest. 17. Mai 1779 in Hannover) war ein deutscher Mathematiker und Astronom. Der jüdische Gelehrte und Schüler von Gottfried Wilhelm Leibniz war zugleich ein moderner Wissenschaftler und – außergewöhnlich für die damalige Zeit – außerhalb der jüdischen Gemeinde als „edler Jude“ geschätzt.[2]

Leben und Werk

Rafael Levi stammte aus einer jüdischen Familie und besuchte die Talmudschule[2] in Frankfurt am Main[3]. Nachdem er zusammen mit seinem Vater,[4] Jacob Joseph,[3] einem armen Reisenden, in jungen Jahren[4][5] um 1700 nach Hannover zog,[2] wurde er dort Vollwaise, da sein Vater wenige Tage nach der Ankunft starb. Daraufhin wurde Rafael in Hannover in die israelitische Armenschule aufgenommen.[4]

Rafael Levi erhielt eine Stellung als Buchhalter bei dem Bankier Simon Wolf Oppenheimer und betrieb währenddessen autodidaktische Studien in den Naturwissenschaften:[2] „Als er einst in Gegenwart [... von Leibnitz] eine von scharfem Verstande zeigende Bemerkung über die Aufstellung von Baugerüsten äußerte, nahm dieser sich seiner an und unterrichtete ihn in Mathematik.“[4] Rafael Levi wurde Sekretär von Leibniz und wohnte mehrere Jahre in dessen Haus („Leibnizhaus“). Als Rechenmeister unterrichtete Levi bald selbst Mathematik, Astronomie[2] und Naturphilosophie.[3]

Nachdem Levi 1747/48 in deutscher Sprache logarithmische Tafeln veröffentlicht hatte, wurde er nach London eingeladen, um vor der dortigen Admiralität und der Royal Society einen Vortrag über die rechnerischen Methoden zur Bestimmung des Schiffsstandortes zu halten.[2]

1756 publizierte Levi in hebräischer Sprache seine Studien zur Astronomie und Kalenderkunde und 1757/57 seine vielgenutzten Kalendertafeln zur Berechnung der jüdischen Feiertage.[2]

Wiederum in deutscher Sprache veröffentlichte Levi 1760 Kurs- und Wechsel-Tabellen für Kaufleute.[2]

Der jüdische Gelehrte traf 1772 mit dem späteren Experimentalphysiker Georg Christoph Lichtenberg zusammen, 1777 mit Moses Mendelssohn.[2]

Rafael Levi Hannover ist auf dem Alten Jüdischen Friedhof an der Oberstraße begraben.[2]

Schriften (unvollständig)

  • Luḥot ha-'Ibbur, astronomische Tafeln für den jüdischen Kalender, Hanover: Leyden, 1756[3]
    • Die Luḥot ha-'Ibbur wurden veröffentlicht mit M. E. Fürth's Yir'at Shamayim in Maimonides „Yad“, Ḳiddush ha-Ḥodesh, Dessau, 1820–21[3]
  • Tekunat ha-Shamayim, über Astronomie und Kalenderfertigung, insbesondere bezugnehmend auf die Talmud-Passagen zu diesen Themen, mit Glossen von Moses Tiktin, Amsterdam, 1756[3]
  • Von Levis kleineren Schriften blieben drei ungedruckt. Simon Waltsch zeichnete diese jedoch später auf und publizierte in Braunschweig einen Kommentar zu Maimonides’ Kalendervorschriften (Berlin 1786).[4]

Literatur (unvollständig)

  • Adolf BrüllLevi, Raphael. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 18, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 505.
  • Wilhelm Rothert: Hannoversche Biographie, Bd. 3: Hannover unter dem Kurhut, 1646–1815, mit vielen Porträts und vier Wappen, hrsg. Frau A. Rothert und Martin Peter, Hannover: Sponholtz, 1916, S. 512
  • Eintrag in der Jewish Encyclopedia 1901–1906 (englisch)
  • Selig Gronemann: Genealogische Studien über die alten jüdischen Familien Hannovers, Hannover, 1913, passim
  • Salomon Wininger: Große Jüdische National-Biographie mit mehr als 8000 Lebensbeschreibungen namhafter Männer und Frauen aller Zeiten und Länder. Ein Nachschlagewerk für das jüdische Volk und dessen Freunde, unter Mitwirkung von zahlreichen Fachmännern [7 BdeE.], Bd: 4. Leavith-Péreire, [Czernowitz, Piata Alexandri: "Aurora"], [1930], S. 54
  • Encyclopaedia Judaica. Das Judentum in Geschichte und Gegenwart, Berlin[-Charlottenburg, Bismarckstr. 106]: Eschkol-Verlag [, Abt. Encyclopaedia Judaica], 1931, Spalte 996f.
  • Leben und Schicksal. Zur Einweihung der Synagoge in Hannover, hrsg. von der Landeshauptstadt Hannover, Presseamt, in Zusammenarbeit mit der jüdischen Gemeinde Hannover e.V., o. O., o. J. [Hannover: 1963], S. 57–64
  • John F. Oppenheimer (Chefred.), Emanuel BinGorion (Mithrsg.) u. a.: Lexikon des Judentums, Gütersloh: Bertelsmann, 1967, Sp. 422
    • [2. Aufl.]: Gütersloh; Berlin; München; Wien: Bertelsmann-Lexikon-Verlag, 1971 ISBN 3-570-05964-2, Sp. 421
  • Steven Schwarzschild; Henry Schwarzschild: Two lives in the Jewish Frühaufklärung. Raphael Levi Hannover and Moses Abraham Wolff. In: Year-book. Leo Baeck Institute. Vol. 29 (1984) S. 229–276. (Darin: S. 229–258: Raphael Levi.) ISSN 0075-8744
  • Julius H. Schoeps (Hrsg.), Redaktion des Salomon Ludwig Steinheim-Instituts: Neues Lexikon des Judentums, Gütersloh; München: Bertelsmann-Lexikon-Verlag, 1992, ISBN 3-570-09877-X, S. 91
  • Peter Schulze: RAFAEL LEVI. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 219 u.ö.; teilweise online über Google-Bücher
  • Peter Schulze: Rafael Levi. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 512.
  • Christoph Schulte: Leibniz und sein "Schüler" Raphael Levi. In: Leibniz und das Judentum. Ergebnisse einer internationalen Konferenz in Potsdam. Daniel J. Cook. (Hrsg.). Stuttgart: Steiner 2008, S. 35–47. ISBN 978-3-515-09251-7

Weblinks

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. siehe GND-Datei der Deutschen Nationalbibliothek
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 2,8 2,9 Peter Schulze: Rafael Levi (siehe Literatur)
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 Jewish Encyclopedia (siehe Literatur, dort online)
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 Adolf Brüll: Levi, Raphael (siehe Literatur)
  5. Die Allgemeine Deutsche Biographie nennt hierzu das 8. Lebensjahr; nach Peter Schulze wäre Levi seinerzeit jedoch circa 15 Jahre alt gewesen
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Rafael Levi aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.