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Raoul Bumballa

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Raoul Bumballa (geb. 10. September 1895 in Troppau, Österreichisch-Schlesien; gest. 25. Juli 1947 in Wien) war ein österreichischer Journalist und Politiker (ÖVP).

Leben

Bumballa führte seit 1921 einen Doktortitel, hatte das Doktorat aber nie erworben.[1]

Während der NS-Herrschaft wurde Bumballa 1938 verhaftet und war viereinhalb Jahre im KZ Dachau und im KZ Buchenwald inhaftiert.[2] Nach seiner Entlassung engagierte er sich in der österreichischen Widerstandsbewegung O5. Er wird in der zeitgeschichtlichen Literatur teilweise als Sprecher der Österreichischen Widerstandsbewegung O5 bezeichnet. Andererseits wurde ihm attestiert, er habe sich Ende 1944 / Anfang 1945 in den Vordergrund gespielt und eine Sprecherfunktion beansprucht, sei aber dazu von der O5 formal nicht legitimiert worden.[3]

Die Widerstandsbewegung umfasste Menschen aller politischen Schattierungen, politische Profis aus der Zeit der Ersten Republik waren jedoch kaum vertreten. So hatte O5 im Gegensatz zu Karl Renner, der bei seinen Plänen für Nachkriegsösterreich von der Bundesverfassung 1920 ausging, keine konkreten Überlegungen für die Zeit nach der Niederlage des NS-Regimes vorbereitet und ging wohl davon aus, der Staat müsse von der Basis an neu gegründet werden.

Die Vertreter der bis 1934 aktiven Parteien reaktivierten hingegen sofort ihre Organisationen und traten in politischen Wettbewerb, der sie von der Widerstandsbewegung entfremdete. Nur die Kommunisten legten auf formal überparteiliche Dachorganisationen Wert, um in diesen den Ton anzugeben; als sie die Wertlosigkeit der Widerstandsbewegung für ihre Absichten erkannt hatten, waren sie (wie sich Adolf Schärf 1948 erinnerte) es, die mit Hilfe der Russen für ihre gründliche Erledigung sorgten. Es war ihnen anscheinend auf einmal gar nicht mehr angenehm, daß neben ihnen doch noch andere da waren, die sich mit Recht Verdienste um die Befreiung Österreichs zuschreiben konnten; späterhin galt ihre besondere Abneigung dem gewesenen Leiter der Widerstandsbewegung Dr. Bumballa.[4]

Auf Vorschlag der ÖVP wurde Bumballa am 27. April 1945 von Karl Renner in die mit Zustimmung der Sowjetunion gebildete erste Nachkriegsregierung, die Provisorische Staatsregierung, aufgenommen. Die Minister wurden damals als Staatssekretäre bezeichnet, die heutigen Staatssekretäre als Unterstaatssekretäre. Bumballa wurde einer von drei Unterstaatssekretären im vom Kommunisten Franz Honner geleiteten Staatsamt für Inneres. Seine schwierige Aufgabe bestand darin, mit seinem Kollegen Oskar Helmer von der SPÖ darauf zu achten, dass Honner das Innenressort nicht zu einer die kommunistische Herrschaft vorbereitenden Machtbasis ausgestalte.

Bumballa trat am 2. November 1945 aus der ÖVP aus, blieb aber auf Drängen Renners weiterhin in der bis 20. Dezember 1945 amtierenden Provisorischen Staatsregierung tätig.[5] In der von Renner als erstem Bundespräsidenten der Zweiten Republik am 20. Dezember 1945 berufenen Bundesregierung Figl I hatte Bumballa keine Funktion mehr inne.

Literatur

  • Oliver Rathkolb: Raoul Bumballa, ein politischer Nonkonformist 1945. Fallstudie zur Funktion der O5 im Widerstand und in der Parteienrestauration, in: Rudolf G. Ardelt / Wolfgang J. A. Huber / Anton Staudinger (Hrsg.): Unterdrückung und Emanzipation. Festschrift für Erika Weinzierl. Zum 60. Geburtstag, Wien / Salzburg 1985, S. 295–317

Einzelnachweise

  1. Oliver Rathkolb (siehe Literatur), S. 296; Hinweis in: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.): Jahrbuch 2009. Schwerpunkt: Bewaffneter Widerstand - Widerstand im Militär, Redaktion: Christine Schindler, LIT Verlag Berlin / Münster / Wien / Zürich / London 2009, ISBN 978-3-643-50010-6, S. 102, Anm. 32
  2. Werner Sabitzer: Staatssekretäre im Innenministerium, in: Zeitschrift Öffentliche Sicherheit, Wien, Ausgabe 7–8 / 2011, S. 33 f.; pdf-Datei auf der Website des Bundesministeriums für Inneres
  3. Andreas Hilger, Mike Schmeitzner, Clemens Vollnhals (Hrsg.): Sowjetisierung oder Neutralität? Optionen sowjetischer Besatzungspolitik in Deutschland und Österreich 1945–1955, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 978-3-525-36906-7, S. 380, Anm. 40
  4. Adolf Schärf: April 1945 in Wien, Verlag der Wiener Volksbuchhandlung, Wien 1948, S. 96
  5. Oliver Rathkolb (siehe Literatur), S. 307; Hinweis in: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.): Jahrbuch 2009, wie zuvor, S. 112, Anm. 77
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