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Rühen

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Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Rühen
Rühen
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Rühen hervorgehoben
52.48410.88465
Basisdaten
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Gifhorn
Samtgemeinde: Brome
Höhe: 65 m ü. NN
Fläche: 30,89 km²
Einwohner:

5.103 (31. Dez. 2013)[1]

Bevölkerungsdichte: 165 Einwohner je km²
Postleitzahl: 38471
Vorwahl: 05367
Kfz-Kennzeichen: GF
Gemeindeschlüssel: 03 1 51 024
Gemeindegliederung: 3 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Am Schützenplatz 1a
38471 Rühen
Bürgermeister: Karl-Peter Ludwig (SPD)
Lage der Gemeinde Rühen im Landkreis Gifhorn

Rühen ist eine Gemeinde im Landkreis Gifhorn im Osten des Landes Niedersachsen. Die Gemeinde Rühen ist Mitgliedsgemeinde der Samtgemeinde Brome und liegt an der B 244 in unmittelbarer Nachbarschaft zur Stadt Wolfsburg.

Geographie

Geographische Lage

Die Gemeinde Rühen gliedert sich in die folgenden Ortsteile: [2]

Rühen liegt in der geschichtlichen Landschaft des Vorsfelder Werders, einem eiszeitlichen Geestrücken. Das Gemeindegebiet befindet sich am Westrand des Niedermoorgebiets Drömling. Der Ort Rühen ist von drei Seiten von Niederungsgebieten umgeben. Nordöstlich liegt das Naturschutzgebiet Giebelmoor mit dem gemeindefreien Gebiet Giebel. Der Mittellandkanal führt durch den Osten des Gemeindegebiets. Ein Teil der Gemeindegrenze bildet zugleich die Grenze zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Brechtorf liegt einen Kilometer südlich des Ortes Rühen, Eischott von dort aus zwei Kilometer Richtung Westen. Parsau liegt fünf Kilometer nördlich, Kaiserwinkel sieben Kilometer nordöstlich und Grafhorst sechs Kilometer südöstlich.

Nachbargemeinden

Die nachfolgenden Städte und Gemeinden grenzen an die Gemeinde Rühen. Sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Westen genannt:

Geschichte

Datei:Ruhen Denkmal.jpg
Das Innere des Rundlings mit Gedenkstein
Datei:Ruehen Ort.JPG
Hauptstraße Richtung Norden

Der Ort Rühen wurde bereits 1366 als Rughinghe urkundlich erwähnt. Erst ab 1658 ist Rühen geläufig. Die Bedeutung des Namens ist umstritten. Vermutlich bedeutet der Name „Salweidenstand“. Rühen entstand neben den anderen Siedlungen des Vorsfelder Werders im 12. Jahrhundert als wendisches Rundlingsdorf. Viele wendische Flurnamen und der gut erkennbare Rundling im Süden des Ortes erinnern daran. Jahrhundertelang gehörte Rühen zum Einzugsbereich des Werder-Hauptortes Vorsfelde, das bis in die Nachkriegsjahre des Zweiten Weltkriegs auch Kirchort war. Somit war Rühen braunschweigisch.

Der Drömling spielte für die Rühener Bauern eine große Rolle, zunächst als Holzlieferant und Viehweide. Oft kam es aber vor, dass nach heftigen Niederschlägen das Heu auf den dann überfluteten Moorwiesen schwamm. Daher war auch der Holzeinschlag nur im Winter möglich, wenn das Niedermoor gefroren war. Der Baumbestand wurde parzellenweise abgeholzt, um Brennmaterial zu gewinnen; Weidenzweige wurden als Flechtmaterial für Körbe und Kiepen geerntet. Dadurch wurde der Baumbestand nie älter als rund zehn Jahre. Auch die umliegenden Ortschaften hatten ein Anrecht auf Holzeinschlag im Drömling, was sich noch in Flurbezeichnungen wie „Tiddischer Drömling“ oder „Hoitlinger Drömling“ widerspiegelt.

Ackerbau wurde auf den Niedermoorflächen erst durch die Rimpauschen Moordammkulturen möglich, die in den 1930er Jahren angelegt wurden. Dies geschah hauptsächlich durch den nationalsozialistischen Reichsarbeitsdienst. In Rühen bestand ein Lager des Reichsarbeitsdienstes, das nahe am Kanal lag; eine Baracke dieses Lagers steht noch heute. Von 1944 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Lager als Kinder- bzw. Pflegeheim für Säuglinge und Kleinkinder von ausländischen Zwangsarbeiterinnen genutzt.

Nahe dem Ortsteil Brechtorf lag bis zum 19. Jahrhundert der Wipperteich. Er war bis zu seiner Trockenlegung 1841 mit 200 Hektar Fläche das größte Gewässer im Herzogtum Braunschweig. Er diente der Fischzucht und dem Betrieb der Wippermühle.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war Rühen bis zur Wende Grenzkontrollstelle und Zollhafen für den Güterverkehr durch die DDR nach Berlin.

Bis zur niedersächsischen Kommunalreform am 1. Juli 1972 gehörte Rühen zum Landkreis Helmstedt. Die Gemeinde Rühen bildete mit den teilweise ebenfalls neu zugeschnittenen Gemeinden Tiddische, Bergfeld und Parsau die Samtgemeinde Rühen im Landkreis Gifhorn, bevor die vier Gemeinden am 15. März 1974 Teile der Samtgemeinde Brome wurden.

Nach dem Krieg wuchsen die Gemeinde und insbesondere der Ort Rühen sehr schnell. Waren es zunächst Flüchtlinge und Vertriebene, die im Norden Rühens bauten, so bauten in den 1970er und 1980er Jahren vor allem Mitarbeiter des Volkswagenwerkes Wolfsburg im Ostteil des Ortes. Inzwischen sind auch im Westen Rühens Baugebiete ausgewiesen und bebaut worden. Die Einwohnerzahl stieg von 679 (1939) auf 3091 (9. Januar 2013).[4] Die Einwohnerzahl der Gemeinde Rühen liegt seit 2013 knapp über 5.000.

Eisenbahngeschichte

Datei:Ruhen Bahnhof.jpg
Ehemaliger Bahnhof, links Bahnhofsgebäude, rechts Lagerschuppen

Rühen besitzt einen stillgelegten Bahnhof sowie 2005 stillgelegte Gleisanlagen, die von der Kleinbahn Wittingen-Oebisfelde GmbH und ab 1944 von der OHE (Osthannoversche Eisenbahnen) genutzt wurden. Die Strecke verband ab 1909 Rühen mit Oebisfelde und Wittingen. 1944 wurde ein Zug östlich der Kanalbrücke von einer Bombe getroffen. Es gab drei Tote. Durch die deutsch-deutsche Grenzziehung kam der Zugverkehr nach Oebisfelde 1945 zum Erliegen. Die Strecke wurde zunächst noch in nördlicher Richtung (Wittingen) genutzt. Sie hatte eine gewisse Bedeutung für Pendler zum VW-Werk in Wolfsburg, die allerdings ab Rühen mit dem Bus nach Wolfsburg fahren mussten. 1974 wurde der Personenverkehr eingestellt. 2008 wurde ein Teil des Bahnhofsgeländes als Gewerbegebiet, der andere Teil als Wohngebiet ausgewiesen.

Eingemeindungen

Am 1. Juli 1972 wurden die Gemeinden Brechtorf und Eischott eingegliedert.[5]

Religion

Datei:Ruhen Kirche.jpg
St.-Paulus-Kirche

Bis 1951 war Rühen keine selbstständige Kirchengemeinde, sondern Diakonat der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Petrus in Vorsfelde; bis 1958 wurde die Gemeinde von St. Johannes (Vorsfelde III) aus verwaltet. Durch den Umbau der ehemaligen Volksschule erhielt Rühen in der Ortsmitte eine Kirche. Seit 1958 besteht die Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde St. Paulus Rühen; zum „Pfarrgemeindeverband am Drömling“ gehören auch die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Brechtorf-Eischott[6] und seit dem 1. Juli 2012 die Kirchengemeinde Parsau.[7] Die Rühener Kirche heißt ebenfalls St.-Paulus-Kirche, während die Brechtorfer Kirche St.-Markus-Kirche heißt. In Eischott gibt es seit 2004 einen kirchlichen Andachtsraum im Gebäude des ehemaligen „Kalthauses“, dem früheren Kühlhaus der dörflichen Gefriergemeinschaft.

Politik

Gemeinderat

Der Rat der Gemeinde Rühen hat 15 Mitglieder. Folgende Parteien und Wählergemeinschaften sind vertreten:

  • CDU – 6 Mitglieder
  • SPD – 7 Mitglieder
  • PUL (Parteiunabhängige Liste) – 1 Mitglied
  • W-BUS (Wählerbündnis Umwelt und Soziales) – 1 Mitglied

(Stand: Kommunalwahl am 11. September 2011)[8]

Bürgermeister

Bürgermeister ist seit 2008 Karl-Peter Ludwig, der das Amt gemäß einer Absprache von Waldemar Peters (CDU) übernommen hatte.[9]

Wappen

Die Wappenbeschreibung lautet: In Grün ein aus einem silbernen (weißen) Rundlingssymbol herauswachsender silberner (weißer) dreiblättriger Salweidenzweig.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

NS-Gedenkstätten

Etwa einen Kilometer nördlich von Rühen an der B 244 befindet sich eine Kriegsgräberstätte mit einem Denkmal und einem Kreuz. Hier sind während des Zweiten Weltkriegs 76 Tote bestattet worden, die in Zwangsarbeiterlagern der Umgegend verstorben sind. Es handelt sich überwiegend um sowjetische Kriegsgefangene, die Zwangsarbeit im nahen Volkswagenwerk Wolfsburg leisteten.

Hauptartikel: Kinderlager Rühen

Seit 1944 bestand am Ortsrand an der B 244 zwischen Rühen und der Straßenbrücke über den Mittellandkanal ein Lager. Dies war, ebenso wie die Ausländerkinder-Pflegestätte Velpke, ein Sterbe-Lager für Säuglinge und Kleinkinder von ausländischen Zwangsarbeiterinnen, die in der Industrie in Wolfsburg und in landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt waren. Wegen der mangelhaften hygienischen Verhältnisse und der schlechten Versorgung starben die meisten Kinder. Es kamen etwa 300 Säuglinge um.

Der verantwortliche Arzt Hans Körbel, ein Werksarzt des Volkswagenwerkes, wurde bei dem Kriegsverbrecherprozess in Helmstedt am 24. Juni 1946 zum Tode durch den Strang verurteilt und am 7. März 1947 im Gefängnis Hameln hingerichtet. Eine Frau, die für das Heim zuständig war, wurde ebenso zum Tode verurteilt; ihre Strafe wurde in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt. Eine weitere Frau wurde mit fünf Jahren Zuchthaus bestraft. Auf dem Friedhof in Rühen erinnert heute eine Gedenktafel an das Schicksal der polnischen und sowjetischen Kinder mit der Aufschrift (auszugsweise):

Hier ruhen über 100 russische und polnische Kinder, die im Kinderlager Rühen 1944–1945 Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurden. Im Alter von wenigen Tagen wurden sie ihren Müttern weggenommen und kamen jämmerlich zu Tode.

Freizeit

Datei:MLK Ruehen.JPG
Der Mittellandkanal bei Rühen
  • Der Drömling liegt in unmittelbarer Nähe und bietet Möglichkeiten zu Spaziergängen, Wanderungen und Radtouren.
  • Das Vereinswesen ist mit 13 Vereinen sehr rege. Einer der größten Vereine in Rühen ist die Kyffhäuser Kameradschaft mit 234 Mitgliedern.

Sport

Der größte sportliche Erfolg in der Gemeinde gelang der Gruppe Happy Beatles im TV Jahn Rühen. 2006 wurden die jungen Frauen als Team Deutscher Meister im Jazz und Modern Dance, 2009 Deutscher Vizemeister.[10]

Wirtschaft und Infrastruktur

Datei:Ruhen Wasserwerk.jpg
Wasserwerk Rühen

Rühen hat mehrere handwerkliche Kleinbetriebe sowie eine relativ zur Größe hohe Zahl an Einzelhandelsbetrieben. Ärzte und Apotheke befinden sich ebenfalls am Ort. Vom einstigen Hauptwirtschaftszweig, der Landwirtschaft, existieren nur noch drei Haupterwerbsbetriebe und ein Nebenerwerbsbetrieb.

Nordöstlich von Rühen befindet sich das im Jahre 1977 in Betrieb genommene Wasserwerk Rühen der LandE – Stadtwerke Wolfsburg mit insgesamt elf Tiefbrunnen, über welche die Stadt Wolfsburg mit Trinkwasser aus dem Drömling versorgt wird. Das aufbereitete Trinkwasser befindet sich im weichen bis mittleren Härtebereich. Etwa ein Drittel des Wolfsburger Trinkwassers wird hier gefördert. Die Einwohner der Gemeinde Rühen erhalten ihr Trinkwasser hingegen überwiegend aus Eischott.

Von Rühen führt die B 244 nach Parsau und Grafhorst. Eine Landesstraße verbindet Rühen mit Brechtorf und Wolfsburg, eine Kreisstraße führt nach Kaiserwinkel. Busse der Linie 160 verkehren im Stundentakt nach Wolfsburg und Brome, während Ehra-Lessien und Bergfeld von der Linie 162 erreicht werden.

Bildung

In Rühen befinden sich ein Kindergarten, eine Grund-, eine Real- und eine Hauptschule. Bis zum September 2005 waren die Haupt- und Realschule in einem Gebäudekomplex vereint und unter dem Namen HRS am Drömling bekannt. Mit dem Wegfall der Orientierungsstufe in Niedersachsen wurden die Haupt- und Realschule durch die Samtgemeinde Brome unter massivem Protest getrennt. Die Hauptschule unter dem Namen Johannes-Gutenberg-Schule Rühen – Hauptschule befindet sich jetzt im Gebäude der ehemaligen Orientierungsstufe. Die Realschule gab sich den Namen Realschule am Drömling Rühen.

Literatur

  • Johann Dietrich Bödeker: Das Land Brome und der obere Vorsfelder Werder, Geschichte des Raumes an Ohre, Drömling und Kleiner Aller. Braunschweig 1985, ISBN 3-87884-028-4, S. 543–573
  • Günter Barthel u. a.: Rühen, Brechtorf und Eischott in Bildern. Horb am Neckar 2004, ISBN 3-89570-929-8

Weblinks

 Commons: Rühen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, 102 Bevölkerung - Basis Zensus 2011, Stand 31. Dezember 2013 (Tabelle K1020014) (Hilfe dazu)
  2. Stand 9. Januar 2013, Mitteilungsblatt der Samtgemeinde Brome vom 8. Februar 2013
  3. Stand 30. Juni 2013, Mitteilungsblatt der Samtgemeinde Brome vom 6. September 2013
  4. Mitteilungsblatt der Samtgemeinde Brome vom 8. Februar 2013
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 271.
  6. Website des Pfarrgemeindeverbands, abgerufen am 7. Oktober 2011
  7. Bericht in waz-online vom 20. Juni 2012, abgerufen am 1. Juli 2012
  8. Mitteilungsblatt der Samtgemeinde Brome vom 30. September 2011
  9. Offizielle Website der Gemeinde, abgerufen am 3. Oktober 2011
  10. Rückblick in der Allerzeitung 2012, abgerufen am 6. Oktober 2012

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