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Rückbildung (Linguistik)

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Rückbildung ist ein Begriff der historischen Wortbildung und bedeutet, dass durch Weglassen oder Austausch einer Wortendung ein neues Wort entsteht. Rückbildung kann sowohl den Vorgang bezeichnen als auch das neu entstandene Wort.

Zwei Varianten der Rückbildung

Bei einer Rückbildung im engeren Sinn entsteht aus einem Wort ein neues, kürzeres Wort durch Weglassen einer Endung (eines Ableitungsmorphems). So soll das Verb notland(en) aus dem bereits vorhandenen Substantiv Notlandung durch Weglassen des Morphems -ung entstanden sein.

Unter Rückbildung wird aber auch der Fall verstanden, dass ein neues Wort durch Austausch der Endung gegen eine andere entsteht, z. B. wenn aus dem Adjektiv häm-isch das Substantiv Häm-e gebildet wird.[1] Die Einordnung dieses Vorgangs unter „Rückbildung“ kann man so erklären: Damit die neue Endung angehängt werden kann, muss zuerst die alte Endung wegfallen – wie bei der Rückbildung im engeren Sinn.

Zur Problematik der Rückbildung

Es ist den betreffenden Wörtern nicht anzusehen, welches historisch zuerst und welches danach entstanden ist. Ein Beispiel ist das Verhältnis von neugierig zu Neugier. Das Adjektiv sieht wie eine normale Ableitung vom Substantiv aus und wäre dann die spätere Bildung. Der historische Befund ist aber anders: Das Adjektiv neugierig ist bereits im 16. Jahrhundert in Texten belegt, das Substantiv Neugier erst im 17. Jahrhundert. Daraus wird geschlossen, dass Neugier eine Rückbildung zu neugierig durch Weglassen des Morphems -ig ist.

Neugierde ist ebenfalls erst im 17. Jahrhundert belegt und wird als Rückbildung durch Austausch des Morphems -ig gegen das Morphem -de verstanden.[2][3] Damit steht Neugierde für den zweiten Typ der Rückbildung.

Rückbildungen sind also nur dann zu erkennen, wenn historische Daten zu den betreffenden Wörtern bekannt sind, die eine Ableitung ausschließen.

Literatur

  • Hadumod Bußmann: Lexikon der Sprachwissenschaft. 4. Auflage, Verlag Kröner, Stuttgart, 2008; ISBN 3-5204-5204-9.
  • Walter Henzen: Deutsche Wortbildung. 2., verbesserte Auflage. Niemeyer, Tübingen 1957, S. 240 ff.
  • Heinrich Tiefenbach: Fischfang und Rauchfang. Zum Problem der deverbalen Rückbildungen in der deutschen Gegenwartssprache. In: Sprachwissenschaft 9, 1984, S. 1–19.

Einzelnachweise

  1. Beide Typen von Rückbildung in: Wolfgang Fleischer, Irmhild Barz: Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache. Unter Mitarbeit von Marianne Schröder. 2., durchgesehene und ergänzte Auflage. Niemeyer, Tübingen 1995, S. 51 f. ISBN 3-484-10682-4.
  2. Wolfgang Pfeifer (Leitung): Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. Ungekürzte, durchgesehene Ausgabe. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1995. ISBN 3-05-000626-9; 7. Auflage 2004, Stichwort „Gier“. ISBN 3-423-32511-9.
  3. Helmut Glück (Hrsg.): Metzler-Lexikon Sprache. 4. Auflage; Verlag J. B. Metzler, Stuttgart und Weimar 2010, Stichwort „Rückbildung“. ISBN 3-476-02335-4.

Weblinks

Wiktionary: Rückbildung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Rückbildung (Linguistik) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.