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Rösslitram

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Rösslitram ist die schweizerdeutsche Bezeichnung für eine von Pferden (Rössli) gezogene Strassenbahn, also eine Pferdebahn. In vielen Städten, darunter sieben schweizerischen, verkehrten die Trams vor Einführung des elektrischen Verkehrs (um 1900) als Pferdebahn.

Im Schweizerischen Volksmund wurden nicht nur schienengebundene Strassenbahnlinien mit Pferdebetrieb als Rösslitram bezeichnet, sondern auch städtische und touristische Omnibuslinien, bei denen strassenbahnwagenähnliche Fuhrwerke zum Einsatz gekommen sind.

In der Schweiz fuhren Rösslitrams in Basel, Bern, Biel, Davos, Genf, Luzern, Neuenburg, Winterthur und Zürich. In Knies Kinderzoo in Rapperswil SG ist seit dessen Gründung 1962 für die Zoo-Besucher weiterhin eine kleine Rösslitram-Rundstrecke in Betrieb.[1]

Tram

Biel

Bieler Strassenbahn in den 1890er Jahren

Am 17. September 1875 erhielt die Compagnie des Tramways de Genève die eidgenössische Ermächtigung zum Bau einer Pferdebahn in Biel. Die Gesellschaft änderte deshalb den Namen ihrer Firma und hiess nun Compagnie générale des Tramways suisse. Der Betrieb wurde am 8. August 1877 auf der Strecke von Bözingen nach Nidau aufgenommen und das normalspurige Gleis entsprach dem Genfer Vorbild. Die Wagen besassen einen Mitteleinstieg mit zwölf Sitzplätzen entlang den Wänden und genügend Stehplätzen im Mittelgang. Man verzichtete auf Sitzplätze auf dem Dach, die Wagen waren leichter gebaut als die Genfer Wagen und konnten auch einspännig geführt werden. Die Tramways de Bienne besass zehn Wagen und betrieb einen Fahrplan mit Halbstundenbetrieb. 1902 trat ein elektrisches Tram an ihre Stelle.

Genf

Das erste schienengebundene Rösslitram der Schweiz verkehrte ab 19. Juni 1862 in Genf. Diese 2.85 km lange Pferdestrassenbahn führte wie die Linie von Paris nicht durch das eigentliche Stadtzentrum, sondern verband die Vorstadt Carouge mit der Place Neuve am Rand der Innenstadt. Es war eine normalspurige Bahn mit einer Ausweiche in der Streckenmitte und je zwei Vignolschienen waren dicht nebeneinander gelegt und ins Strassenpflaster eingelassen. Die Wagen der ersten Schweizer Strassenbahn waren verhältnismässig schwer und mussten deshalb von zwei Pferden gezogen werden und boten im Passagierraum auf Längsbänken 14 Sitzplätze und auf dem Dach auf einer zentralen Doppelbank nochmals 12 Sitzplätze. Da die Fahrzeuge symmetrisch gebaut waren, mussten die Pferde an den Endstationen bloss umgespannt werden, ohne dass Drehscheiben nötig gewesen wären. 1864 folgte eine zweite Linie zwischen Cours de Rive und dem Temple de Chêne-Bourgeries. 1875 verschmolzen die beiden selbständigen Linien zur Compagnie des Tramways de Genève und 1876 konnte endlich die Verbindung der beiden Strecken durchs Stadtzentrum hindurch realisiert werden. Im September 1876 kam noch eine dritte Pferdelinie in Betrieb, von Molard zum Genfer Bahnhof Cornavin, welche bis zum Übergang auf den schmalspurigen elektrischen Betrieb im Jahr 1902 beim Pferdebetrieb blieb.

Luzern

Nur kurze Zeit verkehrte in Luzern ein Rösslitram und zwar im Juni 1910 anlässlich der grossen Seeüberschwemmung. Es wurde ein provisorischer Rösslitrambetrieb mit den Anhängern 50 und 51 der elektrischen Luzerner Trambahn über den Schweizerhofquai eingerichtet.

Neuenburg

Eine weitere Rösslitramlinie gab es bei der Strassenbahn Neuenburg. 1893 wurde die meterspurige Strecke Neuenburg-Saint-Blaise mit Gasmotorwagen eröffnet, aber wegen technischen Ungenügens dieser Fahrzeuge musste 1894 zum Pferdebetrieb gewechselt werden. Die Gesellschaft beschaffte sechs kleine leichte Wagen und als Triebkraft wurde je ein einzelnes Pferd vorgespannt. Dieser Notbetrieb dauerte bis 1897 und wurde darauf von einer elektrischen Strassenbahn abgelöst.

Zürich

In der Stadt Zürich war es die Stadtbehörde selber, die den Bau eines Netzes an die Hand nahm. Mit den damals noch selbständigen Nachbargemeinden Riesbach, Enge und Aussersihl wurde ein Zweckverband gegründet und im September 1882 nahmen die normalspurigen Pferdebahnlinien Tiefenbrunnen-Nordostbahnhof-Paradeplatz-Enge und Helmhaus-Paradeplatz-Aussersihl den Betrieb auf.

Das Zürcher Rösslitram besass leichte Wagen und wurde nur von einem Pferd gezogen. Im Innenraum der Wagen fanden auf Längsbänken 12 Personen Platz, Stehplätze gab es auch auf den Plattformen an den Wagenenden. An den Endstationen mussten die Wagen nicht abgedreht werden, die Pferde wurden einfach umgespannt. Die Pferdebahnlinien waren einspurig angelegt und hatten Ausweichstellen zum Kreuzen der Züge. 1900 wurden die normalspurigen Linien auf Meterspur umgebaut und elektrifiziert.[2]

Bus

Basel

Das ab dem 1. Juli 1881 in Basel verkehrende Rösslitram verkehrte nicht auf Schienen, sondern war ein Pferdeomnibus und wurde auch als Stadtomnibus und Tramomnibus bezeichnet. Die Linie war ein Privatunternehmen der Basler Fuhrhalterei Settelen und besass eine Genehmigung oder Konzession der Regierung des Kantons Basel-Stadt. Am Anfang standen sechs Wagen zur Verfügung, die alle doppelspännig zwischen dem Badischen Bahnhof und dem Centralbahnhof verkehrten. Die Wagen mit den ungeraden Nummern 1,3 und 5 trugen über dem vorderen Dachrand eine runde Tafel mit aufgemalten F und verkehrte via „Freie Strasse“ (Badischer Bahnhof-Clarastrasse-alte Rheinbrücke-Eisengasse-Marktplatz-Freie Strasse-Aeschenvorstadt-Aeschengraben-Centralbahnhof) und die Wagen mit den geraden Nummern 2, 4 und 6 trugen ein Schild mit der Bezeichnung G, was via Gerbergasse bedeutete (Badischer Bahnhof-Clarastrasse-alte Rheinbrücke-Eisengasse-Marktplatz-Gerbergasse-Barfüsserplatz-Steinenberg-Elisabethenstrasse-Centralbahnhof). Im oberen Teil der Freien Strasse und am Steinenberg mussten die Fuhrleute den Wagen ein drittes Pferd vorspannen. Die Vorspannpferde waren dermassen an ihre tägliche Arbeit gewöhnt, dass sie jeweils ohne Begleitung an ihren Ausgangsort zurückgingen und dort ruhig die Ankunft des nachfolgenden Wagens abwarteten.

In den ersten Jahren standen die Wagen von morgens sieben Uhr bis abends acht Uhr mit einem 10-minütigen Abstand/Takt in Betrieb, und die Fahrt dauerte 25 bis 30 Minuten. Die Wagen wurden vom Fuhrmann und dem Kondukteur bedient und auf Verlangen und besonders beim Ein- und Aussteigen von Frauen, älteren Männern und Kindern hatte der Kutscher sein Fahrzeug anzuhalten. Die Rösslitram konnten 24 Personen aufnehmen und die Fahrt von Bahnhof zu Bahnhof kostete 30 Rappen und für kürzere Strecken 10 oder 20 Rappen, wofür sie vom Kondukteur ein Billett erhielten.

Schon im Jahr 1881 erweiterte die Fuhrhalterei ihr Streckennetz und bediente ab dem Stadtkasino das Milchhäuslein an der Missionsstrasse und fuhren ab der Schifflände zum St. Johanns-Tor, aber beide Linien erwiesen sich als unrentabel und wurden 1882 bzw. 1883 eingestellt.

Der Stadtomnibus arbeitete 1883 mit acht, 1891 mit zehn Wagen und blieb bis im Jahre 1895 erhalten. Am 6. Mai 1895 schlug seine letzte Stunde, als die Basler Strassenbahn, nun auf Schienen und mit zwölf elektrischen Motorwagen, ihren Betrieb aufnahm.[3]

Bern

1871 wurden in Bern die ersten Pferde-Omnibuslinien vom Bärengraben zur Linde (Kreuzung beim heutigen Inselspital) und von Bern nach Muri bei Bern durch Fuhrhalter Benteli in Betrieb genommen. 1879 erfolgte der regelmässige Betrieb auf der Linie Bärengraben – Mattenhof – Wabern. Die Pferde-Omnibuslinie Bärengraben – Bahnhof – Friedhof (Bremgartenfriedhof), welche Fuhrhalter Bietenhard ab 1885 betrieb, musste 1889 mangels Fahrgästen wieder eingestellt werden[4].

siehe Hauptartikel: Bernmobil

Davos

Das Rösslitram von Davos war ein Kutschenservice, der im Auftrag des holländischen Hoteliers und Bahnpioniers Willem Jan Holsboer zwischen Davos Platz und Dorf (Dörfli) verkehrte. Es war der Vorläufer der heutigen Verkehrsbetriebe der Landschaft Davos Gemeinde. Das Rösslitram brachte die Gäste der verschiedenen Hotels zu Holsboers Konversationshaus im heutigen Hotel Europe und wieder zurück nach Hause.[5]

Am 25. Januar 1883 nahm das Rösslitram seinen Betrieb auf. Der Fahrpreis für eine einfache Fahrt betrug 40 Rappen. Anfangs sorgte das Gefährt für grosses Aufsehen. Es wurde deshalb auch scherzhaft „Fliegender Holländer“ oder die „Arche Noah“ genannt, die offiziell als Omnibus operierte. Dieser Omnibus war ein auf Schlittenkufen ruhender, geräumiger und fensterreicher Kasten, der von vier Pferden gezogen wurde. Der Innenraum war mit zwei langen Sitzreihen auf vierzehn Personen ausgelegt.

Winterthur

In Winterthur gab es zwei Jahre lang schienenlose Rösslitrams der Tram-Omnibus-Genossenschaft Winterthur. Die vier Wagen waren in der alten Reitschule abgestellt, als Stall für die 24 Pferde und Depot für die Wagen diente die alte Kaserne. Am 1. Juli 1885 eröffnete die Tram-Omnibus-Genossenschaft Winterthur ihre erste Pferdeomnibus-Linie. Weitere Linien folgten, wurden aber bis spätestens 1887 wieder geschlossen. 1898 wurde von der Firma Rieter nach Töss die erste elektrische Linie der Strassenbahn Winterthur eröffnet.[6]

Literatur

  • Das Basler Rösslitram: eine Broschüre des Vereins Original Tram Basel. VOTB, Basel 1990.
  • Walter Baumann (Texte); Robert Hofer, Nicolas Crispini (Fotos): Zürich, gestern und heute aus dem gleichen Blickwinkel. Slatkine, Genf 1984, ISBN 2-05-100630-X.
  • Walter Baumann (Hrsg.): Zürich – Bahnhofstrasse Orell Füssli, Zürich 1972.
  • Jürg Fierz (Hrsg.): Zürich – Wer kennt sich da noch aus? Die 100 besten Photos aus Alt-Zürich. Orell Füssli, Zürich 1971.
  • Paul Nussberger: Alt-Zürich. Ein baugeschichtlicher Rückblick auf sechs Jahrhunderte. Das Fraumünsterquartier und seine Umgebg in Vergangenheit und Gegenwart Groppengiesser, Zürich 1944.
  • Martin Tiepner: Vom Rösslitram zum Gelenkbus. 75 Jahre Autobus und 120 Jahre öffentlicher Nahverkehr in Davos. Tiepner, Zizers 2003, ISBN 3-9522748-0-1.

Weblinks

 Commons: Horse-drawn trams in Zürich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Rösslitram aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.