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Quarzkrise

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Die Quarzkrise, genauer Quarzuhrkrise oder Quarzuhrrevolution, bezeichnet die größte wirtschaftliche Krise der amerikanischen, europäischen und Schweizer Uhrenindustrie von etwa 1970 bis Mitte der 1980er Jahre.

Geschichte

Bis zum Anfang der 1970er Jahre konzentrierten sich etablierte Uhrenhersteller auf die Weiterentwicklung der mechanischen Uhr. Ziel der Uhrenentwicklung ist bis heute die Verbesserung der Ganggenauigkeit und eine Erhöhung der Gangreserve. Weiteres Entwicklungsziel ist neben der wirtschaftlichen Fertigung auch die Langlebigkeit und Unempfindlichkeit von Werk und Gehäuse.

Prototyp der ersten Quarz-Armbanduhr Beta 1 des Centre Electronique Horloger (CEH), Schweiz, 1967

Die damals eingeführten Quarzuhren CEH Beta (Prototyp Beta 1 vorgestellt 1967 als weltweit erste Quarz-Armbanduhr) und die ab dem 25. Dezember 1969 erste kommerziell erhältliche Quarz-Armbanduhr Seiko Astron SQ übertrafen mechanische Uhren in all diesen Kriterien.[1] Die erste Digitaluhr Pulsar (mit temporärem LED-Display) von Hamilton war im Erscheinungsjahr 1972 für 2100 US-Dollar erhältlich, was dem Preis eines Kleinwagens entsprach.[1]

Durch die Verwendung eines Schwingquarzes (Uhrenquarz) als Taktgeber konnte die Ganggenauigkeit sogar um drei Zehnerpotenzen verbessert werden. Ein Batteriewechsel war etwa einmal pro Jahr notwendig. Zudem konnte ein Quarzuhrrohwerk zu einem Bruchteil des Preises gefertigt werden, es bestand aus weniger Bauteilen als das mechanische Pendant und war zugleich (im normalen Temperaturbereich) mechanisch unempfindlicher. Durch Quarz-Armbanduhren wurde eine bislang ungekannte Ganggenauigkeit der breiten Öffentlichkeit verfügbar gemacht, die zuvor nur in Wissenschaft und Technik Verwendung fand.

Unter den amerikanischen Uhrenherstellern überlebte nur Timex.[1] Auch Schweizer und deutsche Uhrenunternehmen verkannten den Trendwechsel auf dem Markt und japanische Uhrenhersteller überschwemmten den Markt mit den preiswerten und genauen Quarzuhren. Die Schweizer Uhrenindustrie machte um 1970 etwa 50 % des Weltmarktes an Uhren aus.[2] In der Zeit von 1970 bis 1988 sanken in der Schweizer Uhrenindustrie die Beschäftigtenzahlen um zwei Drittel, von etwa 90.000 auf etwa 28.000. Viele Uhrenmanufakturen kämpften um das wirtschaftliche Überleben und mussten größtenteils schließen. Die Anzahl der Betriebe in der Schweizer Uhrenindustrie sank von 1600 im Jahr 1970 auf heute 600.[3] Überraschenderweise war auch die Abteilung für mechanische Uhren Grand-Seiko der japanischen Uhrenmanufaktur Seiko ein Opfer dieser Krise, sie wurde 1975 geschlossen. Diesem Schicksal entgingen nur die Spitzenproduzenten der Schweizer Uhrenindustrie, wie etwa Audemars Piguet, Girard-Perregaux, Jaeger-LeCoultre, Patek Philippe oder Rolex. Diese sahen sich gezwungen, Quarzuhrkollektionen zu entwickeln und auf den Markt zu bringen.

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Auch die Uhrmacherschulen hatten starke Probleme, noch Nachwuchs zu finden und auszubilden. So stand beispielsweise die staatliche Uhrmacherfachschule in Hamburg aufgrund fehlender Auszubildender kurz vor der Schließung.

Als einer der entscheidenden Schritte zur Trendwende kann das Engagement des damaligen Insolvenzverwalters und Unternehmensberaters Nicolas Hayek angesehen werden. Hayek sollte die beiden damals stark angeschlagenen Unternehmen ASUAG (Allgemeine Schweizerische Uhrenindustrie AG) und die SSIH (Société Suisse de l’Industrie Horlogère) aus der Krise führen. Er organisierte ab 1983 die Fusion der beiden Unternehmen, stellte die Produktion auf eine hoch produktive und automatisierte Fertigung, brachte mit der Swatch eine preiswerte Quarzuhr mit abwechslungsreichem Design auf den Markt und sorgte auch für die Auslastung der Zulieferfirmen Nivarox und Comadur durch den Bau einer Automatik-Swatchuhr mit dem ETA Kaliber 2842. Im Zuge der Automatisierung reduzierte er die Anzahl der notwendigen Bauteile einer Swatch auf 51, im Vergleich zu mindestens 125 Teilen bei einer mechanischen Uhr.[1] Hayek erkannte auch, dass der Begriff Swiss Made immer noch einen entscheidenden Image-Faktor beim Kauf darstellen konnte, und setzte dies bei der Vermarktung gezielt ein.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Carlene Stephens, Maggie Dennis: Engineering time : inventing the electronic wristwatch, British Journal for the History of Science, 2000, 33, 477-497 (PDF; 2,5 MB), abgerufen am 25. Januar 2012
  2. David Landes: Revolution in Time: Clocks and the Making of the Modern World. Cambridge, Massachusetts, 2000. ISBN 978-0674002821.
  3. Smithsonian Institute: Watch Wars – Switzerland. Abgerufen am 8. April 2013.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Quarzkrise aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.