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Puschlav

Aus Jewiki
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Dieser Artikel behandelt das Tal Puschlav. Für den Hauptort des Puschlavs siehe Poschiavo.
Zentraler Teil des Puschlavs südlich von Poschiavo mit dem See

Das Puschlav (Lombardisch: Pus'ciaf, italienisch Val Poschiavo) ist ein italienischsprachiges Südtal des Kantons Graubünden in der Schweiz. Man erreicht es vom Oberengadin über den Berninapass, vom Veltlin (Italien) über das im äussersten Süden des Tales gelegene Campocologno sowie von Livigno (Italien) über die Forcola di Livigno.

Geographie

Hauptort des vom Poschiavino durchflossenen Tales ist Poschiavo. Das Tal bildet den Bezirk Bernina (Distretto di Bernina) mit den beiden Gemeinden Brusio und Poschiavo.

Das auf knapp 25 km Länge von 2300 auf 550 m ü. M. abfallende Tal weist drei verschiedene Klimazonen auf:

Dementsprechend hat das im Westen und Osten von Dreitausendern gesäumte Puschlav Anteil an fast allen Höhenstufen der Vegetation, von kollin bis nival.

Berge

Sprache

Das Puschlav gehört wie das Misox, das Calancatal, das Bergell und Bivio am Julierpass zu den italienischsprachigen Gebieten Graubündens, in denen, im Gegensatz zum Rest des Kantons, weder Deutsch noch Romanisch gesprochen wird. Umgangssprache im Puschlav ist das Pus'ciavin, ein lombardischer Dialekt, bekannt als Puschlaverdialekt. Im Dialekt wird das Tal mit Pus'ciav bezeichnet, während Valposchiavo hauptsächlich in der Schriftsprache gebräuchlich ist.

Konfessionsgeschichte

Wegen den lange anhaltenden Spannungen zwischen Protestanten und Katholiken galt das Puschlav als «Nordirland der Schweiz», in Anspielung auf den Nordirlandkonflikt. Die ersten Protestanten, Flüchtlinge vor der Inquisition aus Italien, siedelten sich 1547 im Puschlav an. 1620 kam es zum Veltliner Mord, bei dem im Rahmen eines Aufstands der Katholiken gegen die Bündner Herrschaft 27 Protestanten getötet und viele vertrieben wurden.

Seither schotteten sich die Konfessionen weitgehend voneinander ab. Öffentliche Ämter wurden dem Bevölkerungsanteil gemäss im Verhältnis 2:1 zwischen Katholiken und Protestanten aufgeteilt. Man ärgerte sich gegenseitig durch demonstrative Missachtung der Feiertage der anderen Konfession. Die öffentlichen Schulen blieben bis 1968 nach Konfession getrennt (dann erzwang die Finanzlage die Zusammenlegung), die Kindergärten bis 1990.

Erst in den 1970er Jahren begann die konfessionelle Trennung im sozialen Alltag in den Hintergrund zu treten. Dies ist auch auf eine verstärkte Auswanderung der tendenziell höheren sozialen Schichten angehörenden Protestanten zurückzuführen; diese machten 2013 noch rund 10 Prozent der Talbevölkerung aus.[1]

Essen und Trinken

Das Puschlav ist reich an traditionellen kulinarischen Spezialitäten. Bekannt sind insbesondere die Pizzoccheri (Buchweizen-Nudeln mit Gemüse und viel Käse), die Brasciadella (Ringbrot, oft mit Anis, das entweder ganz frisch oder über Monate steinhart getrocknet gegessen wird) sowie die Mortadella, eine Wurstspezialität, die es entweder cotta (gekocht) oder secca (roh) gibt. Dazu gehört ein Rotwein aus dem nahen Veltlin (Italien), wo Puschlaver Weinhändler oft Weinberge besitzen.

Verkehr und Tourismus

Kirche San Romerio
Berninabahn bei Ospizio Bernina

Touristisch ist das Puschlav vor allem wegen der 2008 zum UNESCO-Welterbe erklärten Berninabahn bekannt, die seit 1910 das Tal in seiner ganzen Länge erschliesst. Eine gut ausgebaute Kantonsstrasse führt durch das ganze Tal.

Das Tal bietet vielfältige Möglichkeiten für Aktivitäten im Freien. Beliebte Wanderwege finden sich zwischen Berninapass und Alp Grüm, im landschaftlich reizvollen Val di Campo oder zur Kirche von San Romerio, die unmittelbar am Abgrund hoch über dem See liegt. Berühmt ist der historische Ortskern des Städtchens Poschiavo mit seinen Palazzi. Am Rande der Cavaglia-Ebene befindet sich ein grosser Gletschergarten mit zahlreichen Gletschermühlen.

Architektur

Eine Besonderheit des Puschlav ist das Crotto, ein steinernes Rundhaus zur Lebensmittellagerung.

Bilder

Weblinks

 Commons: Puschlav – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikivoyage: Puschlav – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Sibilla Bondolfi: Im «Nordirland der Schweiz». Auf den Spuren der protestantischen Minderheit im Puschlav. NZZ vom 30. März 2013, S. 17
46.30901810.061263
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Puschlav aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.