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Punk (Musik)

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Ramones, eine Punk-Band der ersten Stunde

Punk [pʌŋk], im englischen Sprachraum auch Punk Rock, im deutschen Punk-Rock oder Punkrock, ist eine Stilrichtung der Rockmusik, die Mitte der 1970er Jahre in New York und London zusammen mit der Subkultur des Punk entstanden ist. Nachdem sich der Punk-Rock etabliert hatte, entstanden verschiedene Stilrichtungen mit eigenen Subkulturen. Auf Punkkonzerten entwickelte sich mit dem Pogo ein zur Musik passender Tanzstil.

Stilmerkmale

Punk-Rock zeichnet sich durch trivial-einfache, jedoch nicht unoriginelle Kompositionen aus, was mit dem Schlagwort „drei Akkorde“ treffend umschrieben wird.[1] Punkbands setzen typischerweise auf die traditionelle Besetzung einer Rock-Band, bestehend aus einer oder zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und Gesang. Der Sound ist durch übersteuerte Gitarrenverstärker, hohe Tempi und eine raue, unmodulierte Gesangsstimme geprägt. Die Texte sind konfrontativ bis aggressiv, thematisieren die soziale Situation oder transportieren politische oder nihilistische Inhalte. Die Gitarrenparts beschränken sich meist auf verzerrte Power Chords oder Barrégriffe, instrumentale Intros vor den eigentlichen Songs kommen ebenso wie reine Instrumentalstücke kaum vor. Laut John Holmstrom, einem Karikaturisten des Punk Magazine, war Punk-Rock „Rock ’n’ Roll von Leuten, die keine großen Fähigkeiten als Musiker hatten, aber trotzdem ein Bedürfnis fühlten, sich durch Musik auszudrücken“.[2]

Gesellschaftliche Aspekte

Die Punk-Subkultur ist durch die Ablehnung bürgerlicher Werte und gesellschaftlicher Regeln sowie die Auflehnung dagegen bestimmt. Punk-Musik in ihrer Ursprungsform war eine rohe und ungeschliffene Form des Rock ’n’ Roll und grenzte sich damit vom als artifiziell empfundenen Progressive Rock wie auch von der Disco-Kultur ab. Tommy Ramone äußerte in diesem Zusammenhang: „1973 wusste ich: was gebraucht wird, ist reiner Rock ’n’ Roll ohne Bullshit.“[3] Laut John Holmstrom „musste Punk Rock kommen, da die Rockszene so zahm geworden war, dass Acts wie Billy Joel und Simon and Garfunkel als Rock ’n’ Roll bezeichnet wurden, wohingegen für mich und andere Fans, Rock ’n’ Roll für wilde und rebellische Musik stand.“[4] Darüber hinaus lehnte die Subkultur auch „den politischen Idealismus und die kalifornische Flower-Power-Albernheit des Hippie-Mythos“[5] ab, so Musikjournalist Robert Christgau. Patti Smith hingegen äußert in der Dokumentation 25 Years of Punk, dass Hippies und Punks durch eine gemeinsame Anti-Establishment-Mentalität verbunden waren. Einige Punk-Musiker lehnten nicht nur den Mainstream-Rock und die mit ihm verbundene Kultur ab, sondern insbesondere die populärsten Protagonisten der Musikbranche. So proklamierten The Clash: „No Elvis, Beatles or The Rolling Stones 1977“ (Kein Elvis, keine Beatles oder Rolling Stones im Jahre 1977).[6] Das Jahr 1977, der Summer of 77, das mit der Blüte der britischen Punkszene assoziiert wird, sollte sowohl musikalisch als auch kulturell betrachtet ein Jahr Null sein.[7] In diesem Sinne enthielt auch der 1980 aufgenommene und die Zeit retrospektiv behandelnde Song Punk 80 der deutschen Band Artless die Zeilen: „Wir wollten neue Wege gehen / Wir ließen alte Helden stehen“.

Entwicklung des Punk

Iggy Pop, der "Godfather of Punk"

Vorläufer des Punk

Die musikalischen Ursprünge des Punk-Rock lagen in den rohen Formen des Rock ’n’ Roll der 1950er Jahre, im Garagenrock der 1960er Jahre, im amerikanischen Protopunk sowie im britischen Glam Rock und Pub Rock der frühen 1970er Jahre. Die Einflüsse reichen von den Stooges, deren Sänger Iggy Pop heute gelegentlich als "Godfather des Punk" bezeichnet wird, bis hin zu Roxy Music; die Buzzcocks nannten selbst den experimentellen Psychedelic Rock der deutschen Band Can. Als stilistisch wichtiger Einfluss wird auch die Band Neu! ("punk before punk") angesehen, und zwar insbesondere das Stück Hero, das auf Neu! ’75 erschien und alle wesentlichen Elemente des Punks bereits enthielt.

Anfänge des Punk

In vielen Punk-Rock-Abhandlungen wird als Zeitpunkt der Entstehung des Punk das Jahr 1977 genannt. Nach einem medienwirksamen Skandalinterview in der quotenstarken Bill Grundy-Show im englischen Fernsehen im Dezember 1976 wurde die Szene in Großbritannien erfolgreich.[8] In diesem Jahr hatten Bands wie die Sex Pistols, Generation X, die Ramones und The Clash ihren Durchbruch. Bereits lange vorher schon spielten Garagenbands, insbesondere aus dem Umfeld des CBGB in New York Vorformen des neuen Stils. Die Sex Pistols traten zum ersten Mal im November 1975 auf. Garagenbands aus der Prä-Punk-Ära spielten einfache, meist kurze Songs, oft auch Uptempo-Coverversionen bekannter Songs. Über das Debütalbum der MC5 beispielsweise schrieb Lester Bangs, dass die meisten Stücke in ihren primitiven drei-Akkord-Strukturen kaum voneinander zu unterscheiden seien.[9] So sind etwa die Hälfte der Songs auf dem ersten Ramones-Album kürzer als zwei Minuten und mit dem im Rock ’n’ Roll üblichen Strophe-Refrain-Schema im 4/4-Takt eingespielt, der Gesang klingt eher nach Schreien als nach Singen. Die folgenden Generationen brachen zum Teil mit diesen Strukturen, für ihre Musik wurden neue Bezeichnungen geprägt.

Weiterentwicklung des Punk

Der programmatische Ansatz der Einfachheit, das Selbstverständnis der genialen Dilettanten als Affront gegen musikalische Virtuosität, bescherte der Punk-Musik in ihrer Anfangszeit zwar einen großen Auftrieb, führte in der Folgezeit jedoch dazu, dass sich Musiker mit wenig kreativem Potential der Bewegung anschlossen. Damit ging eine Kommerzialisierung und Vereinnahmung als Modetrend einher. Ende der 1970er, Anfang der 1980er-Jahre spaltete sich der Punk in verschiedene Genres auf, von denen einige die Aggressivität der Musik sowie die Attitüde beibehielten und nach wie vor dem Punk zugeordnet werden, andere sich jedoch so weit von den Ursprüngen entfernten, dass sie nicht mehr als Subgenres des Punk angesehen werden. Im Wesentlichen können in der Folge drei Stilrichtungen unterschieden werden:

  • Bands, die dem musikalischen Credo treu blieben und in ihren Aussagen zunehmend politischer wurden, wie zum Beispiel The Clash und später die Hardcore-Bewegung.
  • Bands, die den Punk zunehmend als Show inszenierten, wie etwa die Sex Pistols oder die Ramones.
  • Künstler, die sich in andere musikalische Felder weiterentwickelten, aber den Gedanken des Punk als Gegenkultur und viele der für den Punk-Rock typischen Stilmittel übernahmen. Dazu zählen etwa die Stilrichtungen New Wave und Independent, die in der frühen Phase als Post-Punk bezeichnet wurden.

In dieser Zeit entstanden u. a. der Oi!, eine Musikrichtung, die auch unter Skinheads Anklang findet, der Hardcore-Punk, der Anarcho-Punk, der Folk-Punk der Pogues, der Psychobilly sowie der Gothic Rock, der Punk-Einflüsse mit Glam- und Psychedelic-Rock-Elementen vermischt, und der nicht klar davon zu trennende Death Rock. Einige der neuen Spielarten entstanden, weil die alten Bands der nachfolgenden Generation zu kommerziell, zu stark von den Major Labels beherrscht oder aber nicht radikal genug waren. Einige Bands wandten sich anderen Musikgenres zu, was zu einer Spaltung der Szene und zu Rivalitäten zwischen den Vertretern der verschiedenen Stilrichtungen führte.

Einfluss auf andere Stile

Einflüsse des Hardcore und des Anarcho-Punk finden sich im Thrash Metal, im Crust- und Grindcore sowie auch im Metalcore. Außerdem gilt der Grunge als Subgenre des Punk, kombiniert mit traditionellem Hard Rock und Heavy Metal der 70er Jahre.

Einzelnachweise

  1. Budde, Dirk: Take Three Chords. Punkrock und die Entwicklung zum American Hardcore, Karben 1997 (Dissertation mit Schwerpunkt Musik)
  2. McLaren, Malcolm: "Punk Celebrates 30 Years of Subversion", BBC News, 18. August 2006. Eingesehen am 17. Dezember 2006.
  3. Ramone, Tommy: Fight Club, Uncut, Januar 2007.
  4. McLaren, Malcolm: Punk Celebrates 30 Years of Subversion, BBC News, 18. August 2006. Eingesehen am 17. Januar 2006.
  5. Christgau, Robert: Please Kill Me: The Uncensored Oral History of Punk, by Legs McNeil and Gillian McCain" (review), New York Times Book Review, 1996. Eingesehen am 17. Januar 2007.
  6. The Clash – 1977
  7. Sabin, Roger: Punk Rock: So What?: The Cultural Legacy of Punk (1999), S. 101, London (Routledge).
  8. http://www.youtube.com/watch?v=JTM3CdzB4Vs Youtube Video Bill Grundy Interview mit den Sex Pistols
  9. MC5: Kick Out the Jams review by Lester Bangs, Rolling Stone, 5. April 1969. Eingesehen am 16. Januar 2007.

Literatur

  • Mark Andersen, Mark Jenkins: Dance of Days. Two Decades of Punk in the Nation's Capital. Akashic, New York NY 2003, ISBN 1-888451-44-0 (englisch).
  • Peter Belsito, Bob Davis, Craig Lee and Shreader: Hardcore California. A History of Punk and New Wave. Last Gasp of San Francisco, Berkeley CA 1984, ISBN 0-86719-314-X (englisch).
  • Martin Büsser: If the kids are united. Von Punk zu Hardcore und zurück. 6. Auflage. Ventil, Mainz 2003, ISBN 3-930559-48-X (Erstausgabe bei Dreieck-Verlag, Mainz 1995 ISBN 3-930559-19-6).
  • IG Dreck auf Papier (Hrsg.): Keine Zukunft war gestern. Punk in Deutschland. Archiv der Jugendkulturen, Berlin 2008, ISBN 9783940213457.
  • Legs McNeill, Gillian McCain: Please Kill Me. Die unzensierte Geschichte des Punk. Erzählt von Lou Reed, John Cale, Patti Smith, Iggy Pop, Debbie Harry, Willy DeVille u. a. Hannibal, Höfen 2004 (Originaltitel: Please kill me - the uncensored oral history of punk, übersetzt von Esther Breger, Udo Breger), ISBN 9783854452379.
  • Craig O’Hara: The Philosophy of Punk. Die Geschichte einer Kulturrevolte. 1. Auflage. Ventil, Mainz 2001 (3. Auflage 2004) (Originaltitel: The philosophy of punk, übersetzt von Edward Viesel. Unter Mitarb. von Kiola Nordsieck), ISBN 3-930559-72-2.
  • John Robb: Punk-Rock. Die Geschichte einer Revolution. Heyne Taschenbuch, München 2009 (Originaltitel: Punk Rock: An Oral History, übersetzt von Martin Büsser, Chris Wilpert), ISBN 978-3-453-67550-6 (deutsche Erstausgabe: Punk Rock, die ganze Geschichte, Ventil, Mainz 2007, ISBN 978-3-931555-76-4 - Original englisch: Ebury Press, London 2010, ISBN 978-0-09-192467-6).
  • Philip Stratmann, Dennis Rebmann: Mit Schmackes. Punk im Ruhrgebiet. Henselowsky Boschmann Verlag, Bottrop 2013, ISBN 978-3-942094-33-7.

Siehe auch

Weblinks

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