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Provinz Sachsen

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Preußische Provinz
Sachsen
Flagge Wappen
Fahne – Landesfarben der preußischen Provinz Sachsen Wappen der Provinz
Lage in Preußen
Hellblau: Lage der Provinz Sachsen
 
Bestehen 1815–1944 und 1945
Provinzhauptstadt Magdeburg (Sitz des Oberpräsidenten)
Fläche 25.529 km² (1939)[1]
Einwohner 3.618.458 (1939)[1]
Bevölkerungsdichte 142 Ew./km²
Kfz-Kennzeichen I M
Entstanden aus Herzogtum Magdeburg, Altmark, sowie Teile von Sachsen, Königreich Westphalen
Aufgegangen in Provinz Halle-Merseburg, Provinz Magdeburg, Thüringen
Heute Teil von Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen, Brandenburg, Niedersachsen
Karte
Karte der Provinz

Die Provinz Sachsen war eine preußische Provinz, zwischen dem Königreich Hannover (ab 1866 Provinz Hannover), Herzogtum Braunschweig, Kurfürstentum Hessen (ab 1866 Provinz Hessen-Nassau), den zehn (später acht) Thüringischen Staaten und dem Königreich Sachsen sowie der preußischen Provinz Brandenburg gelegen. Sie wurde durch das aus mehreren Teilstücken bestehende Herzogtum Anhalt fast in eine nördliche und südliche Hälfte gespalten. Provinzhauptstadt war Magdeburg. Die historische Provinz Sachsen entspricht im Wesentlichen dem heutigen Bundesland Sachsen-Anhalt (ohne Raum Dessau), dem Norden Thüringens (mit Erfurt, dem Eichsfeld, Nordhausen und Mühlhausen) sowie Teilen des heute südwestlichen Brandenburgs (Südfläming und Elbe-Elster-Land) und nordwestlichen Sachsens (im Wesentlichen Landkreis Nordsachsen).

Geschichte (allgemein)

In dieser zentral gelegenen Provinz vereinigte das Königreich Preußen seinen 1807 verlorenen und in den Befreiungskriegen bis 1815 zurückgewonnenen Altbesitz an der mittleren Elbe (Altmark, Magdeburg, Halberstadt, Mansfeld, Quedlinburg), die – ebenfalls 1807 verlorenen – Erwerbungen von 1802 (Eichsfeld, Erfurt, Mühlhausen und Nordhausen) mit den ihm auf dem Wiener Kongress zugesprochenen und als „Herzogtum Sachsen“ bezeichneten, vormals königlich sächsischen Territorien. Bedingt durch ihre Mittellage als westlichste der „sieben östlichen Provinzen des Königreichs“ grenzte diese Provinz an nicht weniger als 18 Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes (1815, 1864 immerhin noch 14), darunter alle Thüringischen Staaten, vor allem aber an die Königreiche Hannover und Sachsen, sowie an Kurhessen, Braunschweig (mit Amt Calvörde, Blankenburg und Kernland) und die Anhaltischen Herzogtümer.

Zur Provinz gehörten – vor allem in Thüringen – zahlreiche Exklaven, darunter die Kreise Schleusingen und Ziegenrück, wodurch es sogar mit Bayern eine kurze gemeinsame Grenze gab.

Während im dichter besiedelten Süden und in der Provinzhauptstadt Magdeburg zahlreiche Betriebe der Metall- und Textilindustrie, später auch der chemischen Industrie beheimatet waren, herrschte im Magdeburger Umland und in der Altmark die Landwirtschaft vor, zum Teil mit Spezialkulturen, wie den Zuckerrüben in der fruchtbaren Magdeburger Börde.

Das Herzogtum Magdeburg ist aus dem weltlichen Herrschaftsbereich des Erzbischofs von Magdeburg hervorgegangen. Nach den Bestimmungen des Westfälischen Friedens von 1648 wurde dieses längst lutherisch gewordene Territorium nach dem Tod des letzten Administrators, Herzog August von Sachsen-Weißenfels, im Jahre 1680 säkularisiert und als Herzogtum dem Kurfürsten von Brandenburg (als Entschädigung für den verlorenen Anspruch auf Vorpommern) zugeteilt.

1944 wurde die Provinz Sachsen aufgeteilt in die Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg, während der Regierungsbezirk Erfurt der Verwaltung des Reichsstatthalters in Thüringen unterstellt wurde. 1945 wurde die Provinz Sachsen durch Zusammenlegung der Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg mit dem Land Anhalt in neuer Form als „Provinz Sachsen-Anhalt“ wiedergegründet. Die Auflösung des preußischen Staates durch das Kontrollratsgesetz Nr. 46 hatte dann die Konstituierung des Landes Sachsen-Anhalt zur Folge. Landeshauptstadt wurde Halle.

Am längsten hielten sich die Grenzen der Provinz Sachsen im kirchlichen Bereich in Form der Kirchenprovinz Sachsen der Evangelischen Kirche, die bis Ende 2008 bestand.

Gebiet und Einwohnerentwicklung

Auf einer Fläche von 25.529 Quadratkilometern lebten im Mai 1939 3.618.458 Einwohner.[1]

Jahr Einwohner[2][3][4]
1816 1.180.413
1843 1.614.492
1871 2.103.174
1880 2.312.007
1890 2.580.010
1900 2.832.616
1910 3.089.275
1925 3.277.476
1933 3.400.592
1939 3.618.458

Verwaltungsgeschichte

Die Provinz Sachsen wurde 1815 gebildet und erhielt den Rang eines Herzogtums. Sie umfasste im Wesentlichen die bereits vor 1800 zu Preußen gehörigen Gebietsteile Magdeburg und Halberstadt, die 1802 an Preußen gelangte ehemalige Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen sowie Erfurt (zuvor seit 1807 als Fürstentum Erfurt direkt dem französischen Kaiser unterstellt) und darüber hinaus die vom Königreich Sachsen an Preußen abgetretenen Gebiete Wittenberg, Merseburg, Naumburg, Mansfeld, Querfurt und Henneberg mit deren Umland (Aufzählung nicht abschließend). Andere ebenfalls an Preußen abgetretene Gebiete Sachsens (wie z. B. Teile der Oberlausitz) wurden den Provinzen Schlesien bzw. Brandenburg zugeordnet. In die neue Provinz Sachsen wurde auch die Altmark (zwischen 1807 und 1813 beim Königreich Westphalen) einschließlich der früheren hannoverschen Exklaven um Klötze eingegliedert. 1932 erhielt sie noch die einst hannoverschen Gebiete um Ilfeld und Elbingerode. 1941 gab die Provinz durch Gebietstausch mit Braunschweig die Stadt Hornburg und die Gemeinden Isingerode und Roklum ab und erhielt dafür den Flecken Hessen und den bislang braunschweigischen Teil von Pabstorf.

Die Provinz Sachsen bestand im Wesentlichen aus zwei durch das Herzogtum Anhalt räumlich getrennten Teilen und hatte mehrere Exklaven. Verwaltungsmäßig war sie in die Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt gegliedert. Am 1. Juli 1944 wurde der hessen-nassauische Kreis Herrschaft Schmalkalden dem Regierungsbezirk Erfurt eingegliedert und dieser dem Reichsstatthalter in Thüringen unterstellt sowie die restliche Provinz Sachsen in die beiden Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg aufgeteilt. Diese Trennung existierte jedoch nicht lange. Auf Befehl des Oberst-Kommandierenden der Sowjetischen Militäradministration wurden im Juli 1945 die Provinzen Halle-Merseburg und Magdeburg sowie das Land Anhalt und die zur Sowjetischen Besatzungszone gehörenden früheren Teile des Landes Braunschweig (um Blankenburg und Calvörde) zu einem einheitlichen Gebiet, der Provinz Sachsen, zusammengelegt und diese in die drei Verwaltungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Dessau unterteilt. Eine winzige Ausnahme bildete die zum Landkreis Haldensleben gehörende Gemeinde Preußisch Offleben, die mit der benachbarten braunschweigischen Gemeinde Offleben baulich verwachsen war und in diese eingegliedert wurde. 1946 erfolgte die Umbenennung in Provinz Sachsen-Anhalt und 1947 in Land Sachsen-Anhalt, das 1949 Bestandteil der DDR, jedoch bereits 1952 mit der Gebietsreform in der DDR wieder aufgelöst wurde. Es entstanden hieraus die Bezirke Halle und Magdeburg. Dabei wurden einige ehemals sächsischen Gebiete im Osten (u.a. Delitzsch, Eilenburg, Torgau und Schkeuditz bereits 1950) zu dem aus dem Land Sachsen (wurde in mehrere Bezirke aufgeteilt) entstandenen Bezirk Leipzig angegliedert.

Nach der Wiedervereinigung 1990 wurde das Land Sachsen-Anhalt mit leicht veränderten Grenzen im Wesentlichen aus den Bezirken Halle und Magdeburg (Landeshauptstadt) wieder errichtet, siehe Sachsen-Anhalt.

Verwaltungsgliederung der Provinz Sachsen (bis 1944)

Regierungsbezirk Magdeburg

Stadtkreise

  1. Aschersleben (1901–1950)
  2. Burg (1924–1950)
  3. Halberstadt (1817–1825 und 1891–1950)
  4. Magdeburg
  5. Quedlinburg (1911–1950)
  6. Stendal (1909–1950)

Landkreise

  1. Calbe a./S.
  2. Gardelegen
  3. Halberstadt
  4. Haldensleben
  5. Jerichow I
  6. Jerichow II
  7. Oschersleben (Bode)
  8. Osterburg
  9. Quedlinburg
  10. Salzwedel
  11. Stendal
  12. Wanzleben
  13. Wernigerode (von 1900 bis 1932 Grafschaft Wernigerode)
  14. Wolmirstedt

Regierungsbezirk Merseburg

Stadtkreise

  1. Eisleben (1908–1950)
  2. Halle a. d. Saale
  3. Merseburg (1921–1950)
  4. Naumburg a. d. Saale (1914–1950)
  5. Weißenfels (1899–1950)
  6. Wittenberg (Lutherstadt) (1922–1950)
  7. Zeitz (1901–1950)

Landkreise

  1. Bitterfeld
  2. Delitzsch
  3. Eckartsberga (Sitz: Kölleda)
  4. Liebenwerda
  5. Mansfelder Gebirgskreis
  6. Mansfelder Seekreis
  7. Merseburg
  8. Naumburg
  9. Querfurt
  10. Saalkreis
  11. Sangerhausen
  12. Schweinitz
  13. Torgau
  14. Weißenfels
  15. Wittenberg
  16. Zeitz

Regierungsbezirk Erfurt

Stadtkreise

  1. Erfurt (1816–1818, seit 1872)
  2. Mühlhausen (1892–1950)
  3. Nordhausen (1882–1950)

Landkreise

  1. Erfurt (bis 1932)
  2. Grafschaft Hohenstein (Landratsamt in Nordhausen)
  3. Heiligenstadt
  4. Langensalza
  5. Mühlhausen
  6. Schleusingen
  7. Weißensee
  8. Worbis
  9. Ziegenrück

Politik

Oberpräsidenten

Landeshauptmänner

Provinziallandtag

  • 1921: SPD 22,7 % – 25 Sitze | DNVP 19,1 % – 21 Sitze | KPD 17,3 % – 19 Sitze | DVP 14,6 % – 16 Sitze | USPD 10,9 % – 12 Sitze | DDP 10,0 % – 11 Sitze | Zentrum 3,6 % – 4 Sitze | Landbund 1,8 % – 2 Sitze
  • 1925: SPD 29,7 % – 34 Sitze | NOB 17,3 % – 20 Sitze | KPD 15,4 % – 18 Sitze | DNVP 10,7 % – 12 Sitze | Arbeit und Ordnung 6,7 % – 7 Sitze | DDP 4,8 % – 5 Sitze | Zentrum 3,9 % – 4 Sitze | DNVP/Landbund 3,4 % – 4 Sitze | Sparer und Rentner 2,2 % – 3 Sitze | DVP 1,6 % – 2 Sitze | DSP 1,2 % – 2 Sitze | DFVP 1,1 % – 1 Sitz | WP 0,9 % – 1 Sitz
  • 1929: SPD 31,1 % – 37 Sitze | DNVP 14,9 % – 17 Sitze | KPD 13,7 % – 16 Sitze | DVP 8,6 % – 10 Sitze | WP 6,1 % – 8 Sitze | NSDAP 5,8 % – 7 Sitze | DDP 4,1 % – 5 Sitze | Zentrum 3,8 % – 5 Sitze | CNBL 2,9 % – 4 Sitze | Landbund 2,5 % – 4 Sitze
  • 1933: NSDAP 48,1 % – 54 Sitze | SPD 21,4 % – 25 Sitze | KPD 12,8 % – 15 Sitze | DNVP 13,5 % – 14 Sitze | Zentrum 3,7 % – 5 Sitze
    (An 100 % fehlende Stimmen = nicht im Provinziallandtag vertretene Wahlvorschläge.)

Literatur

  • Pestalozziverein der Provinz Sachsen (Herausgeber): Die Provinz Sachsen in Wort und Bild, Berlin W 9, 1900, Verlag von Julius Klinkhardt; (Reprint: Naumburger Verlagsanstalt 1990) ISBN 3-86156-007-0

Weblinks

 Commons: Provinz Sachsen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich 1939/40 (Digitalisat)
  2. Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Magdeburg, S. 326 (Digitalisat, abgerufen am 5. Mai 2016).
  3. Handbuch der Provinz Sachsen. Rubachsche Buchhandlung, Magdeburg 1843, Neustadt-Magdeburg, S. 79 (Digitalisat, abgerufen am 6. Juni 2016).
  4. Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte. Abgerufen am 2. Juni 2015.
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