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Postzugraub

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Der große Postzugraub (engl. The Great Train Robbery) ist die Bezeichnung des Überfalls am 8. August 1963 auf den Postzug der britischen Royal Mail bei Ledburn (Grafschaft Buckinghamshire, England). Die Bande erbeutete £ 2.631.684 (nach heutigem Wert etwa Fehler Millionen Pfund Sterling bzw. Fehler im Ausdruck: Unerwarteter Operator < Millionen Euro).[1]

Ablauf des Zugüberfalls

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An der Bridego-Brücke wurden die Geldsäcke in die Fluchtfahrzeuge umgeladen. (Foto vom Juli 2013)

Der Postzug von Glasgow nach London wurde durch zwei manipulierte Signale an einer einsamen Stelle (Sears Crossing in der Nähe von Cheddington, 51° 53′ 23″ N, 0° 40′ 23″ W51.889722222222-0.67305555555555) zum Stehen gebracht. Die Bande stürmte die Lokomotive und der Lokführer Jack Mills wurde durch einen Schlag auf den Kopf mit einer Eisenstange niedergeschlagen. Das überraschte Zugpersonal wurde festgesetzt und der hinter der Lokomotive befindliche Packwagen mit den Geldsäcken vom übrigen Zug abgekoppelt. Weil der von der Bande angeheuerte pensionierte Lokführer mit der neuartigen dieselelektrischen Lokomotive (English Electric Type 4/British Railways Class 40) nicht vertraut war, konnte er diese nicht in Bewegung setzen. Daher wurde der bewusstlose Mills wachgerüttelt und gezwungen, die Lokomotive mit dem Packwagen zur vorgesehenen Stelle zu fahren. Er fuhr 800 Meter weiter bis zur Bridego-Brücke (51° 52′ 45″ N, 0° 40′ 10″ W51.879074077222-0.66948473444444), wo die Posträuber die Geldsäcke in die darunter bereitstehenden Fluchtfahrzeuge luden und dann zu ihrem Versteck fuhren, der 25 Meilen (ca. 40 km) entfernten Leatherslade Farm (51° 48′ 23″ N, 1° 3′ 11″ W51.806388888889-1.0530555555555), einem abgelegenen Bauernhof östlich von Oakley (Buckinghamshire).

Anführer war der damals 32-jährige Bruce Reynolds. Als gesichert gilt außerdem die Teilnahme von Ronald Biggs, Buster Edwards, Roger Cordrey, John Daly, Gordon Goody, Jimmy Hussey, Roy James, Robert Welch, Jimmy White, Charlie Wilson und Tommy Wisbey. Mindestens drei weitere Personen, darunter der pensionierte Lokführer, waren ebenfalls am Tatort, konnten aber nie ermittelt werden. Zwei der drei Unbekannten seien verstorben, nur einer lebe noch, erklärte Bruce Reynolds in einem Interview mit dem Sender ProSieben.

Bei dem minutiös vorbereiteten Überfall wurden keine Schusswaffen eingesetzt. Lokführer Jack Mills konnte sich psychisch nie wieder vollständig von dem Überfall erholen und kehrte nicht mehr zu seiner Arbeit zurück. Er starb 1970 an Leukämie.

Ermittlungen und Fahndungserfolg

Vier Tage lang suchte die Polizei vergeblich nach einer heißen Spur, weil die Täter bei dem Überfall Handschuhe und Masken trugen und die Beute schnell zu ihrem Versteck abtransportierten. Dieses lag nahe genug an der Überfallstelle, um es vor der Errichtung von Straßensperren erreichen zu können. Außerdem waren weder alle Bandenmitglieder noch deren Familien in sämtliche Details eingeweiht.

Dennoch wurden innerhalb weniger Monate zwölf Bandenmitglieder gefasst, nachdem die Polizei am fünften Tag nach dem Raub nach Hinweisen aus der Bevölkerung ihren - gerade verlassenen - Unterschlupf Leatherslade Farm entdeckt und dort zahlreiche Fingerabdrücke und andere Spuren sichergestellt hatte. Auch die Strohmänner John Wheater, Leonard Field und Brian Field, die die Farm im Auftrag der Räuber angekauft hatten, wurden verhaftet. Hinzu kam William Boal, der gemeinsam mit Cordrey auf der Flucht festgenommen worden war und sich bei der Vernehmung in Widersprüche verwickelt hatte.

Im bis dahin längsten Prozess der britischen Justizgeschichte wurden die Verhafteten 1964 in Aylesbury zu meist drakonischen Haftstrafen verurteilt. Biggs, Goody, Hussey, James, Welch, Wilson und Wisbey erhielten jeweils 30 Jahre, Boal und Cordrey 14 Jahre, Brian und Leonard Field je 5 Jahre und Wheater 3 Jahre Haft. Lediglich John Daly (Schwager von Bruce Reynolds) wurde mangels Beweisen freigesprochen.

Boal starb 1968 in der Haft. Die meisten anderen Posträuber saßen ihre Haftstrafen entweder ab oder kamen Mitte der 1970er Jahre im Zuge einer Strafrechtsreform frei. Lediglich Ronald Biggs und Charlie Wilson gelang die Flucht.

Flucht von Biggs, Edwards, Reynolds und Wilson

Charlie Wilson floh zuerst nach Mexiko, dort traf er mit Reynolds und später auch mit Edwards zusammen. Er ging dann aber nach Kanada und lebte außerhalb Montreals in Rigaud Mountain in einer Wohngegend der gehobenen Mittelschicht. Wilson war nur ein weiterer Bewohner, der sich seiner Privatsphäre erfreute. Nur seine Ehefrau machte den Fehler, ihre Eltern in England anzurufen, so dass Scotland Yard seine Spur verfolgen konnte.

Bruce Reynolds gelang die Flucht über Südfrankreich nach Mexiko, wo er eine Weile gemeinsam mit Buster Edwards lebte. 1968 wurde er bei einem Aufenthalt im Vereinigten Königreich verhaftet und saß bis 1978 im Gefängnis. Buster Edwards war schon vorher aus Heimweh nach Großbritannien zurückgekehrt und verhaftet worden. Er betrieb nach Verbüßung seiner Haft einen Blumenladen im Herzen Londons.

Nach 15 Monaten floh Biggs aus dem Gefängnis. Nachdem er sich in Paris gefälschte Papiere beschafft hatte und sein Gesicht verändern ließ, reiste er mit seiner Ehefrau Charmian und seinen zwei Söhnen über Australien nach Rio de Janeiro, wo er mit den letzten £ 200 ankam. Als man ihn schließlich auch dort 1974 nach 11 Jahren der Flucht ausfindig machte, konnte er den britischen Strafverfolgungsbehörden nicht ausgeliefert werden, da die britische Regierung nicht der Reziprozität zustimmte, d. h. im umgekehrten Falle jemanden aus dem Vereinigten Königreich nach Brasilien auszuliefern. Des Weiteren erwartete die einheimische Stripperin Raimunda de Castro ein Kind von Biggs, und so durfte er nicht aus Brasilien ausgewiesen werden. Getauft wurde der Sohn auf den Namen Michael. Der inzwischen völlig mittellose Biggs, der wegen seines Status als Verbrecher auch in Brasilien nicht arbeiten konnte, nutzte seine vorübergehend wiederkehrende Popularität für den Verkauf von T-Shirts und Kaffeebechern mit seinem Konterfei. Für $ 60 konnte man mit ihm zusammen frühstücken. Biggs nahm mit der britischen Punkband The Sex Pistols im Jahre 1978, kurz nachdem Johnny Rotten die Band verlassen hatte, das Album The Great Rock ’n’ Roll Swindle und das Lied No One Is Innocent (deutsch: Niemand ist unschuldig) auf. Außerdem spielte er in der gleichnamigen „Pistols-Dokumentation“ The Great Rock ’n’ Roll Swindle unter der Regie von Julien Temples sich selbst als „The Exile“. Der Film erschien 1980. Nach eigener Aussage hat Ronny Biggs allerdings die vereinbarte Gage für die Zusammenarbeit mit den Sex Pistols nie erhalten.

1991 nahm Biggs mit der Deutschen Punk- und Rockband Die Toten Hosen die Single Carnival In Rio (Punk Was) für deren Album Learning English Lesson One auf und feierte mit ihnen seinen 62. Geburtstag.

Rückkehr von Biggs

Nach mehreren Schlaganfällen und Herzinfarkten erklärte sich Biggs im Alter von 71 Jahren im Mai 2001 bereit, nach Großbritannien zurückzukehren, selbst wenn dieses seine erneute Inhaftierung bedeute. Nachdem die Zeitung The Sun ihm seinen Rückflug, £ 20.000 und verschiedene Auslagen gezahlt hatte, kehrte er ins Vereinigte Königreich zurück und wurde erneut inhaftiert.

Am 6. August 2009 wurde er auf Grund seiner schlechten Gesundheit nach dem Absitzen von zwei Dritteln seiner Haftstrafe wieder auf freien Fuß gesetzt. Er starb im Dezember 2013.[2]

Sonstiges