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Polterabend

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Dieser Artikel befasst sich mit dem Brauch des Porzellan-Zerschlagens. Für andere Bräuche des Hochzeits-Vorabends siehe den Artikel Hochzeitsbrauch. Zum gleichnamigen Film aus dem Jahr 2003 siehe Polterabend (Film)
Glück bringende Scherben

Unter einem Polterabend versteht man in Deutschland, Schlesien und Hinterpommern einen Hochzeitsbrauch, einem Brautpaar vor dessen Heirat durch das Zerbrechen von Steingut und Porzellan ein Gelingen der Ehe zu wünschen. In Österreich, in der Schweiz und in Dänemark dagegen bezeichnet der Ausdruck „Polterabend“ meist den ausgelassenen Abschied vom Ledig-Sein, welcher in Deutschland unter dem Begriff Junggesellenabschied, und in England unter "Stag Party" bzw. Hen Night, bekannt ist.

Wo historisch der Ursprung des Polterabends liegt, ist nicht geklärt.

Beschreibung des Brauchs

Der Polterabend findet in der Regel vor dem Haus der Braut bzw. ihrer Eltern statt. Das Brautpaar gibt lediglich den Termin bekannt, lädt aber niemanden im Einzelnen ein. Manch ein Brautpaar sieht darin die Möglichkeit, viele Personen, die zur Hochzeit selber nicht eingeladen werden können, so teilhaben zu lassen. Daher wird auch für eine Verköstigung gesorgt, ein traditionelles Gericht für den Polterabend ist die Hühnersuppe, da Hühner ein Symbol für Fruchtbarkeit sind und in früheren Zeiten dem Brautpaar am Polterabend Hühner geschenkt wurden. Es wird ein Zusammenhang mit der Bezeichnung Hühnerabend (Hen Night) vermutet.

Der eigentliche Höhepunkt dieses Brauches ist das Zerbrechen durch Hinwerfen von mitgebrachtem Porzellan, aber auch Steingut, Blumentöpfe oder Keramikartikel, wie Fliesen, Waschbecken und Toilettenschüsseln, sind gern verwendete Wurfgegenstände. Auch metallene Gegenstände, wie Blechbüchsen, Kronkorken und Konservendeckel, sind zum Poltern verbreitet. Verboten hingegen sind Gläser (Glas steht für Glück, das nicht zerstört werden soll) oder gar Spiegel (ein zerbrochener Spiegel steht für sieben Jahre Pech). Das Brautpaar muss dann gemeinsam den Scherbenhaufen entsorgen.

Die Gäste bringen üblicherweise keine Geschenke mit, können dies aber tun. Wer dem Paar etwas schenken möchte, aber nicht zur Hochzeit selber geht, kann das Geschenk am Polterabend übergeben. Die Kleidung ist meist eher leger. Besonders das Brautpaar trägt meist nicht die neuesten Kleidungsstücke, denn mancherorts wird um Mitternacht die Hose des Bräutigams verbrannt und die Schuhe der Braut auf ein Holzbrett genagelt. In manchen Regionen wird der BH der Braut zusammen mit der Hose des Bräutigams verbrannt. Die Asche wird zusammen mit einer Flasche Schnaps eingegraben. Nach einem Jahr wird die Flasche ausgegraben und geleert.[1]

Der Polterabend wird meist am Vorabend der kirchlichen oder standesamtlichen Trauung gefeiert. Findet der Polterabend direkt am Vorabend der Hochzeit statt, ist es dem Brautpaar durchaus gestattet, sich vorzeitig (z. B. um Mitternacht) von der Feier zu entfernen, um am nächsten Tag frisch und nicht verkatert zu sein. Heutzutage ist es üblich den Polterabend Wochen vor dem Hochzeitstag zu veranstalten.[2]

Hintergrund

Dem Brauch des Porzellanzerbrechens liegt das volksetymologisch gedeutete Sprichwort: „Scherben bringen Glück“ zugrunde. Der aus dem Töpferhandwerk stammende Begriff „Scherbe“ bezeichnete ursprünglich alle irdenen Gefäße, nicht nur die zersprungenen[3]. „Scherben bringen Glück“ bezog sich somit darauf, dass viele Gefäße im Sinne gefüllter Vorratsbehälter eine glückliche Fügung für den Besitzer darstellen. In früheren Zeiten zogen die Verwandten, Nachbarn und Freunde durch das Dorf, meist mit Stöcken und Peitschen gerüstet, um Lärm zu machen. Dieser Lärm sollte Geister und Dämonen vom Brautpaar fernhalten.[2]

Bräuche

Rot werden verboten

Bei diesem süddeutschen Brauch kommt während des Polterabends eine junge Frau, welche dem Bräutigam die Nachbildung eines Wickelkindes vor die Füße wirft. Sollte der zukünftige Bräutigam bei dem Anblick der Puppe erröten, ist dies ein Zeichen für ein schlechtes Gewissen.[2]

Braut oder Kopie?

Bei diesem aus Bayern stammenden Brauch umgarnt eine Frau (oder ein als solche verkleideter Mann) den Bräutigam und behauptet, die „richtige“ Braut zu sein. Die Aufgabe des Bräutigam ist, die Avancen abzuwehren und Gegenargumente vorzulegen.[2]

Ähnliche Bräuche

Polterabend-Scherze

Die Tradition des Polterabends im Zusammenhang mit Polterabend-Scherzen sowie Spielen belegt spätestens das Angebot an Literatur die auch unter anderem Hochzeitsjubilare und ihre Gäste erreichen sollen.

Literatur

  • ca 1920: Sammlung der schönsten und besten Polterabend-Scherze ernsten und heiteren Inhalts zu grünen, silbernen und goldenen Hochzeiten. Nebst einem Anhange von Hochzeitsgedichten. Erschienen ca. 1920 [Taschenbuch]
  • 1830: P. F. Lembert: Polterabend=Scherze mit und ohne Verlarvung. Eine Sammlung von Gedichten, Anreden, Dialogen und anderen Polterabend=Scenen.[4]
  • 1838: Polterabend-Scherze. Zum Vortrage sowohl für einzelne Damen und Herren, als auch für zwei und mehrere Personen sowie zur Aufführung größerer Polterabends-Scenen. Nebst Glückwünschen zu silbernen Hochzeiten und Gedichten zu Geburtsfest-Aufführungen. Gesammelt von Alvensleben. Quedlinburg: Ernst 1838.,VIII, 172 S.
  • 1845: L. Weyl: Berliner Original Polterabend-Scherze in Fresco-Manier. Mit Original-Beiträgen von C. F. Edler, Fr. heyne, L. Koßarzki u.a., 3. Heft. Neue Folge., Reichardt. Berlin 1845., 75 S.
  • 1874: Avensleben: Polterabend-Scherze., Quedlinburg, Verlag der Ernst'schen Buchhandlung, 1874. Zum Vortrage für einzelne Damen und Herren, als auch zwei und mehrere Personen, sowie zur Aufführung größerer Polterabend-Scenen., 4. verbesserte Auflage. Quedlinburg, Verlag der Ernst'schen Buchhandlung 1874. VIII, 184 S.,
  • 1880: Caroline Hausberg: Polterabend Scherze. 9 S. beschrieben von alter Hand. (Um 1880). Kl.-8°. Priv. Brosch.., 1880 (Mit Beiträgen wie u.a. 'Die Zauberinn', 'Bei Ueberreichung von Löffeln', 'Die Zuckerzange', 'Das alte Mütterchen'.- Dabei: Gedicht von alter Hand 'Die lustige Müllerin'. 1 S. Gefaltet.)
  • 1894: Julius Bauer: Polterabend-Scherze. Dem Brautpaare Isabella Geiringer und Victor Herz gewidmet von Julius Bauer. Vorgetragen am 17. März 1894 von Alexander Girardi, »1. Wiener Zeitungs-Gesellschaft«, Wien, 1894, 4 Bl.
  • 1895: Julius Bauer:Polterabend-Scherze. Zur Vermählung des Herrn Dr. August Wassermann mit Fräulein Alice von Taussig, 1. December 1895., Zeichnungen von Hans Schleissmann und Th. Zajaczkowski. Vortrag von Prof. Carl Udel., Buchdruckerei Helios., Wien 1895., Illustrierter Titel, 43 nn. Bll. mit vielen Illustrationen.
  • A. Hopf: Polterabend Heiterer Ratgeber für Polteraben-Scherze.
  • Eduard Bloch: (Für eine, Zwei und mehrere Personen, im Kostüm vorzutragen, und in allen möglichen Dialekten, Nebst einem Anhange, enthalten: Muster zu Hochzeits-kladderadatschen und Polterabend-Zeitungen, Sowie Tafel-Lieder und humoristische Hochzeits-Reden. (. . . ), Vierte, sehr vermehrte Auflage. ), Berlin.,(4 Bl.,)178 S.(, 1 Bl.).

Weblinks

Wiktionary: Polterabend – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Anregungen zum Polterabend
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Brauers, P. (2011), Hochze!tsbräuche. Das etwas andere Sachbuch zur Hochzeit. (3. Aufl.) Books on Demand GmbH, Norderstedt.
  3. Artikel Scherbe (II./4)) in: Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, Homepage der Universität Trier (18. Januar 2010)
  4. R. L. Methus. Müller (Hrsg.): Zeitung für die elegante Welt., Leipzig 1830 Polterabend=Scherze., Google Books (online)
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Polterabend aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.