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Polnische Konzentrationslager

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Polnische Konzentrationslager und Polnische Vernichtungslager sind historisch falsche Bezeichnungen, die in den internationalen Medien erscheinen bzw. durch Personen des öffentlichen Lebens in Bezug auf die Konzentrations- und Todeslager verwendet werden, die während des Zweiten Weltkriegs vom Deutschen Reich auf dem Gebiet des besetzten Polens errichtet und verwaltet wurden. Die Begriffe implizieren fälschlicherweise, Polen sei am Betrieb der Konzentrations-, und Vernichtungslager beteiligt gewesen. Polen hat durch die deutsche Invasion selbst enorme materielle und personelle Verluste erlitten. Die Benutzung der Begriffe „polnisches Konzentrations- bzw. Vernichtungslager“ wurde von polnischen Politikern[1], Historikern, der polnischen Diaspora und von den zahlreichen jüdischen Organisationen, wie Yad Vashem[2], American Jewish Committee[3] oder Anti Defamation League[4], kritisiert. Auch der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD)[5] lehnt Begrifflichkeiten wie „polnische Konzentrationslager“ als falsch ab.

Deutsche Besetzung Polens

Deutsche Invasion Polens

Der Reichsgau Wartheland (orange hinterlegt) lag etwa je zur Hälfte östlich und westlich der Grenze des Deutschen Reiches vor 1918

Am 1. September 1939 hat die Armee des Deutschen Reiches Polen angegriffen und den Zweiten Weltkrieg entfacht. Innerhalb von einigen Wochen besetzte die Armee des Diktators Adolf Hitler große Gebiete Polens und gliederte den westlichen Teil als Reichsgau Wartheland und den nördlichen Teil als Reichsgau Danzig-Westpreußen vollständig in das Deutsche Reich ein. Die beiden Reichsgaue hatten eine Fläche von 92.000 km². Den östlichen Teil der eroberten polnischen Gebiete wurde zunächst in ein Protektorat (Generalgouvernement der Besetzten Polnischen Gebiete) und zwei Jahre später in ein so genanntes Nebenland (Deutsches Reich-Generalgouvernement) verwandelt. Polen verschwand von der Weltkarte bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Als Generalgouverneur mit Sitz in Krakau hat Hitler den NSDAP-Funktionär Hans Frank ernannt. Der Stellvertreter von Frank wurde Josef Bühler. In der Verwaltung des Gouvernements arbeiteten ausschließlich Deutsche. Das Gouvernement umfasste zunächst eine Fläche von 95.000 km² und wurde am 1. August 1941 um den zuvor sowjetisch besetzten Distrikt Galizien auf 142.000 km² erweitert. Der Rest der Zweiten Polnischen Republik wurde vom Osten durch die Sowjetunion besetzt. Die polnische Regierung floh nach der Eroberung Polens und etablierte eine Exilregierung, die ihren Sitz zunächst in Paris, später Angers und kurz vor der Kapitulation Frankreichs in London hatte. Hitler betrachtete die polnische Bevölkerung und andere slawische Völker als Untermenschen, die nach seinem Generalplan Ost entweder umgebracht, als Arbeitssklaven ausgebeutet, germanisiert oder nach Asien deportiert werden sollten, damit mehr Lebensraum für die germanische Herrenrasse entstehen kann. Schon am 22. August 1939 machte Hitler vor den Oberbefehlshabern der Wehrmacht laut Protokoll klar:

„Vernichtung Polens im Vordergrund. Ziel ist Beseitigung der lebendigen Kräfte, nicht die Erreichung einer bestimmten Linie. Auch wenn im Westen Krieg ausbricht, bleibt Vernichtung Polens im Vordergrund.“

Und weiter:

„Ich werde propagandistischen Anlass zur Auslösung des Krieges geben, gleichgültig, ob glaubhaft. Der Sieger wird später nicht danach gefragt, ob er die Wahrheit gesagt hat oder nicht. Bei Beginn und Führung des Krieges kommt es nicht auf das Recht an, sondern auf den Sieg. Herz verschließen gegen Mitleid. Brutales Vorgehen. ( ... ) Der Stärkere hat das Recht. Größte Härte.“[6]

Hitler hat seinen Plan tatsächlich brutal umgesetzt. Polen hat im Gegensatz zu vielen anderen durch Nazideutschland eroberten Länder sich nicht kampflos okkupieren lassen, und vom ersten bis zum letzten Kriegstag Widerstand geleistet, mit dem Deutschen Reich nie kollaboriert[7][8][9] und dafür einen sehr hohen Preis bezahlt. Die Infrastruktur des Landes wurde größtenteils zerstört und über 6 Millionen Polen (darunter ca. 3 Millionen polnische Juden) beziehungsweise 22% der gesamten Bevölkerung, sind dem Naziregime zum Opfer gefallen.

Entstehung der Lager und Beispiele

Genese der Lager

Die Geschichte der Konzentrationslager des Deutschen Reiches begann schon lange vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Im Jahr 1904 hat die Reichsarmee einen Aufstand der lokalen Völker in Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia) niedergeschlagen und im Anschluss ein Konzentrationslager für Herero und Nama eingerichtet, in dem die Hälfte von ihnen elendig verstarb.

Im März 1915 hat der Kruppkonzern ein Internierungslager für polnische Arbeiter in Barmen und Elberfeld etabliert. Einige Jahre später, ließ die bayerische Regierung 1920 in Ingolstadt und die preußische Regierung 1921 in Cottbus-Sielow und in Stargard in Pommern jeweils ein „Konzentrationslager“ für die „Ostjuden“ errichten. Ein Artikel im „Völkischen Beobachter“ am 10. März 1920 hat damals sogar postuliert, „das ostjüdische und jüdische Ungeziefer überhaupt mit eisernem Besen auszufegen“[10]. Nach der Machtübernahme durch Hitler in 1933, wurden zahlreiche weitere Arbeits- und Konzentrationslager gegründet, darunter das KZ Dachau, KZ Oranienburg, KZ Sachsenhausen und KZ Ravensbrück. Die Inhaftierten waren vor allem die politischen Gegner der Nationalsozialisten (NSDAP).

Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs stieg die Zahl der Kriegshäftlinge rapide an und so auch die Zahl der deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager in Europa. Sie wurden durch die Mitglieder der deutschen paramilitärischen Organisation Schutzstaffel der NSDAP (SS) verwaltet. Die fast 1 Millionen Mitglieder zählende SS hatte ca. 20% freiwillige ausländische Mitglieder, darunter aus Ländern wie Italien, Finnland, Kroatien, Albanien, Rumänien, Ungarn, Belgien, Niederlande, Frankreich, Dänemark, Norwegen, Schweden, Schweiz, Serbien, Estland, Lettland, Litauen, Sowjetunion (meistens ethnische Ukrainer), aber keine aus Polen. Der Versuch der Deutschen, eine Legion von 10.000 polnischen Goralen aus dem Karpatenvorland zu gründen, scheiterte[11]. Die Verwaltung der Konzentrationslager unterlag der Inspektion der Konzentrationslager, die dem SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt untergeordnet war. Die zentrale Inspektion der Konzentrationslager befand sich in Oranienburg, ca. 30 km von Berlin. Die direkte Aufsicht der Lager vor Ort wurde durch die speziell ausgebildeten SS-Einheiten, sog. SS-Totenkopfverbände und SS-Aufseherinnen, ausgeübt[12].

Beispiele

KZ Auschwitz

Erkennungszeichen für die polnischen Gefangenen

Im Mai 1940 haben die deutschen Nazis das Konzentrationslager Auschwitz I in Betrieb genommen. Zu den ersten Häftlingen gehörten 728 polnische, politische Gefangene aus Tarnów. Die meisten der späteren Häftlinge waren polnische Politiker, Geistliche und Intellektuelle, teilweise auch sowjetische Kriegsgefangene. Nach Schätzungen sind im Stammlager Auschwitz I insgesamt 60.000 bis 70.000 Menschen ums Leben gekommen. Das Lager diente zudem als Hinrichtungsstätte. Unter den polnischen Opfern befanden sich unter anderem Maksymilian Kolbe (Franziskaner), Bronisław Czech (Sportler), Jan Mosdorf (Philosoph und Publizist), Adam Heydel (Professor der Ökonomie), Bolesław Czuchajowski (Jurist und Präsident von Krakau), Ludwik Puget (Künstler und Historiker), Mieczysław Węgrzyn (Schauspieler) und Jan Karcz (Oberst). Der zynische Schriftzug „Arbeit macht frei“ war Ende 1940 auf deutschen Befehl von polnischen Häftlingen angefertigt worden.

1941 wurde das größte deutsche Vernichtungslager während der Zeit des Nationalsozialismus KZ Auschwitz II–Birkenau gebaut. Dort fanden ab 1942 die fabrikmäßigen Massentötungen mit Giftgas statt. Die Opfer waren vor allem Juden, die für die deutschen Nazis als Unmenschen kein Recht auf Leben hatten und nach dem bestialischen Plan der Nationalsozialisten, bekannt als "Endlösung der Judenfrage", massenhaft getötet wurden. Die Historiker schätzen die Zahl der jüdischen Opfer von KZ Auschwitz II-Birkenau auf ca. 1 Million, die meisten waren Juden aus Polen und Ungarn. Weitere Opfer waren unter anderem ethnische Polen, Bürger der Sowjetunion und Sinti und Roma. Auschwitz ist auch bekannt für unmenschliche medizinische Experimente, die unter der Leitung des deutschen Arztes Josef Mengele ausgeführt wurden.

KZ Sobibor, Belzec und Treblinka

Für die Massenvernichtung in Treblinka zuständige SS-Männer: Paul Bredow, Willi Mentz, Max Möller und Josef Hirtreiter

Neben dem Vernichtungslager Auschwitz II, bauten die Nazis viele weitere Konzentrations- und Todeslager. Zu den größten und schrecklichsten gehörten KZ Sobibor, Belzec und Treblinka, die als Vernichtungslager im Rahmen der „Aktion Reinhardt“ der planmäßigen Ermordung der Juden, vor allem aus dem Generalgouvernement gedient haben. Im Vernichtungslager Sobibor wurden nach Schätzungen bis zu 250.000 Juden in Gaskammern ermordet, in Belzec ca. 430.000 und in Treblinka ca. 870.000. Im Nebenlager von Treblinka, im so genannten Treblinka I starben ca. 10.000 ethnische Polen. Durch die Todesmaschinerie der Nazis mit den Vernichtungslagern Auschwitz, Sobibor, Belzec, Treblinka, zahlreichen jüdischen Ghettos, wo viele Juden ermordet wurden oder verhungert sind und mit vielen deutschen Pogromen auf polnische Juden, wurde die jahrhundertelange Geschichte der Juden in Polen beinahe ausgelöscht. Von den 3.500.000 polnischen Juden haben die Shoah weniger als 100.000 überlebt.

Polnische Opfer der Konzentrationslager[13]

Nazideutschland hat nach der Eroberung Polens die politischen, religiösen und intellektuellen Vertreter der Gesellschaft entweder in Massenexekutionen eliminiert oder in KZ Lagern eingesperrt. Bis März 1942 bildeten ethnische Polen die Mehrheit der Häftlinge der deutschen KZ's[14]. Einer der größten Nazi-Verbrecher, Heinrich Himmler sagte am 15.03.1940 in einer Rede vor den Leitern der Konzentrationslager: "Alle Polen werden aus der Welt verschwinden."[15]

KZ Auschwitz[16]

Schätzungen zu Folge gab es in Auschwitz zwischen 140.000 und 150.000 polnische Häftlinge, davon wurde die Hälfte ermordet[17]. Ethnische Polen waren nach den Juden (ca. 1.1 Millionen) die zweitgrößte ethnische Gruppe von Auschwitz-Häftlingen.

KZ Dachau[18]

Himmler besichtigt das Konzentrationslager Dachau, 1936

Während des Zweiten Weltkrieges waren in Dachau vor allem polnische Häftlinge inhaftiert (ca. 40.000 von insgesamt 200.000, davon überlebten 8.332 das Lager nicht). Dachau ist auch bekannt als der größte Friedhof in Europa von Priestern und Bischöfen. Ab Ende 1940 machten die SS-Behörden Dachau zum Hauptlager für 2.720 katholische, evangelische und orthodoxe Geistliche aus ganz Europa, 1.780 von ihnen waren polnische katholische Priester und Bischöfe. Von den insgesamt 1.030 Geistlichen, die durch pseudomedizinische Versuche, Hunger, Krankheiten oder auf andere grausame Weise in Dachau umgebracht wurden, waren 868 Polen. Zu den Häftlingen gehörte unter anderem der polnische Missionar Marian Żelazek, der später sein Leben in den Dienst der Lepra-Kranken in Indien stellte.[19]

KZ Stutthof[20]

Stutthof entwickelte sich mit der Zeit in das Hauptlager Stutthof und 39 weitere Außenlager. Unter 110.000 Inhaftierten aus 25 Nationen waren 30.000 ethnische Polen. Dazu gab es zahlreiche nicht registrierte Gefangene, die bei der Ankunft sofort erschossen und in den Statistiken nicht erfasst wurden. Die Zahl der statistisch erfassten Opfer beträgt mindestens 65.000. Wie viele davon Polen waren, ist unbekannt. Im KZ Stutthof wurden ebenfalls von den Deutschen menschenverachtende Experimente durchgeführt.

KZ Buchenwald[21]

Befreite Gefangene im KZ Buchenwald, 16. April 1945

Unter den 133.000 Häftlingen aus ganz Europa waren 22.000 ethnische Polen und 12 000 polnische Juden. Die Zahl der Todesopfer wird auf etwa 56.000 geschätzt, darunter 15.000 Sowjetbürger, 7.000 Polen, 6.000 Ungarn und 3.000 Franzosen.

KZ Neuengamme[22]

Unter den 106.000 Häftlingen bildeten Russen mit 19.430 die größte Gruppe, die zweitgrößte mit 17.000 waren polnische Bürger.

KZ Mauthausen-Gusen[23]

SS-Totenkopfverbände bewachten und verwalteten die Konzentrationslager

Das in 1940 gebaute Lager in Gusen in der Nähe von Mauthausen wurde schon vor der Fertigstellung als „Vernichtungslager für die polnische Intelligenz“ bezeichnet. Insgesamt wurden in Gusen ca. 27 000 von den insgesamt 34.400 polnischen Häftlingen ermordet.

KZ Ravensbrück[24]

Zwangsarbeiterinnen im KZ Ravensbrück

Bekannt als „Frauenlager”. Hier wurden ca. 123.000 weibliche Häftlinge aus 27 Nationen gefangen, darunter 34.200 Polinnen. Die Polinnen bildeten auch die größte Gruppe von den politischen Gefangenen in Ravensbrück (ca. 75-80%). Unter den Gefangenen befand sich die junge Polin Wanda Półtawska, eine spätere Ärztin und Vertraute des Papstes Johannes Paul II.[25]

KZ Sachsenhausen

Es war eines der ersten Konzentrationslager, in dem ab September 1939 ethnische Polen inhaftiert wurden. Erste Häftlinge waren die Aktivisten der polnischen Diaspora aus Deutschland, Hinterpommern, Ostpreußen und Schlesien. Am 29.11.1939 wurden hier polnische Professoren der Jagiellonen-Universität eingeliefert, die davor im Rahmen der so genannten „Sonderaktion Krakau“ gefangen genommen wurden. Die Transporte in das KZ Sachsenhausen wurden bis April 1945 fortgesetzt. In 1944 waren unter den neu registrierten 50.560 Häftlingen 17.768 Polen, die zweitgrößte Gruppe waren mit 7.384 Häftlingen die Russen.

KZ Lublin (Majdanek)

In dem Lager, das zeitweise auch als Vernichtungs-/Todeslager genutzt wurde, befanden sich unter den insgesamt 275.360 Häftlingen 106.200 ethnische Polen und bildeten die größte Gruppe der Gefangenen. Die zweitgrößte Gruppe bildeten mit 103.530 Häftlingen die Juden, darunter polnische Juden aus den Ghettos aus der Region um Lublin und aus Warschau.

Gesamtzahl der deutschen Lager und polnische Versuche die Shoah abzuwenden

Datei:Konzentrazionslager.png
Standorte der Konzentrationslager im Zweiten Weltkrieg. Eine Vielzahl davon befand sich auf dem Gebiet des Dritten Reiches.

Insgesamt betrug die Zahl der von den Deutschen in den eroberten Ländern errichteten und verwalteten Konzentrations- und Vernichtungslager gemäß den Forschern des United States Holocaust Memorial Museum 980. Unter den Opfern waren vor allem Juden, aber auch viele Polen, Sinti, Roma, Sowjetbürger, Zeugen Jehovas, geistig Behinderte und angebliche „Asoziale“. Polnische Bürger waren an der Planung, Gründung und Verwaltung der Lager in keiner Weise beteiligt. Die Polen hatten keinen materiellen Vorteil aus der Arbeit der Lagerhäftlinge oder aus deren beschlagnahmten Vermögensmassen. Sie hatten keinen Anteil an den Massentötungen. Aus historischen Quellen sind keine polnischen Organisationen bekannt, die an dem Betrieb der deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager beteiligt waren. Die Polen waren jedoch selbst Häftlinge in den Lagern und mehrere Tausende überlebten die Lager nicht. Ebenfalls hatte die polnische Exilregierung in London keinen Einfluss auf die Entstehung und Verwaltung der Lager. Sie hat lediglich über die Mitglieder der von ihr gegründeten Heimatarmee (Armia Krajowa), allen voran dem polnischen Offizier Witold Pilecki, Informationen über die Todeslager und Massenvernichtung von Juden im KZ Auschwitz II–Birkenau an die Alliierten übermittelt[26]. Pilecki, der sich als Volontär in das KZ Auschwitz gefangen nehmen ließ und dort fast 3 Jahre verbrachte, lieferte schon 1941 über die Armia Krajowa umfangreiche Berichte an die britische Regierung über die deutschen Todeslager und später über die massenhafte Ermordung von Juden, die Dokumente wurden jedoch von den Alliierten missachtet. Ähnlich wie beim Bericht des polnischen Diplomaten Jan Karski stieß man bei den Politikern des Westens unter anderem F. D. Roosevelt auf Unglauben. Die beiden Berichte wurden nach dem Krieg ein wesentlicher Bestandteil der Auschwitz-Protokolle und trugen maßgeblich zur Aufklärung der Shoah bei. Ethnische Polen haben während des Zweiten Weltkriegs zahlreichen Juden das Leben gerettet. Die Zahl der beteiligten Polen wird auf zwischen 500.000 und 1.200.000 geschätzt, etwa 50.000 wurden deswegen von den Nazis ermordet. Yad Vashem hat 6.620 Polen mit dem Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern” ausgezeichnet[27].

Beispiele der falschen Begrifflichkeiten in den Medien

Deutschland

„Der Spiegel”, „Bild”, „Der Tagesspiegel”, „Stern”, „Focus”, „Die Welt”, „Westdeutsche Zeitung”, „Junge Welt”, „Die Zeit”, „ZDF“,„Süddeutsche Zeitung”, Deutsche Presse-Agentur, Reuters Deutschland[28] („polnisches Lager Trawniki“), die Internetseite des „Saarländischen Rundfunks” und die Internetseite des Fernsehens NTV („polnisches Konzentrationslager“ oder „polnisches Vernichtungslager“). Die Fehler wurden in den allermeisten Fällen nach Interventionen korrigiert.

2010 hat die Bundeszentrale für politische Bildung in ihrem Buch „Jüdisches Leben in Deutschland” den Begriff „polnische Konzentrationslager” verwendet. Nach der Intervention des polnischen Außenministeriums versprach man, die ganze Auflage von 800.000 Exemplaren aus dem Handel zu nehmen, was jedoch nicht vollständig geschah (die Bücher sind in den Bibliotheken weiter zugänglich).

Der Begriff „polnisches Konzentrationslager” erschien auch unter anderem in der WAZ[29] und der Mittelbayerischen Zeitung[30]. Nach Interventionen der polnischen Leser wurden die Fehler korrigiert.

USA

„New York Times”, „New York Daily News”[31] („Polish concentration camps”, „Polish death camp, Polish Holocaust”), „ABC News” und „CBS News” („Sobibór – Polish Nazi death camp” und „Poland’s Treblinka death camp”)[32], „Foreign Policy”[33] („camp in Poland”). „New York Daily News” hat den Begriff „Polish concentration camp” trotz Interventionen nicht korrigiert, „Foreign Policy” auch nicht.

Am 29. Mai, 2012 hat der US-Präsident Barack Obama den Begriff „polish death camp” (Video) benutzt, ironischerweise gerade als er die Presidential Medal of Freedom, die höchste amerikanische zivile Auszeichnung, post mortem dem polnischen Diplomat Jan Karski verliehen hat.[34][35]

Amazon ist der größte Online-Händler der Welt. Die Rezensionen der Amazon-Kunden zu historischen Werken beeinflussen die allgemeine Geschichtswahrnehmung. Das Unternehmen toleriert leider die Anwendung der historisch falschen Begrifflichkeiten. Polish Media Issues Group identifizierte eine mehrfache Veröffentlichung unter anderem von folgenden Begriffen: „concentration camps of Poland”, „Polish concentration camp”, „Poland for its concentration camps”, „death camps of Poland”, „Poland’s death camp”, „Polish death camp”, „Nazi Poland”, „Poland’s Nazi”, „Polish Nazi”, „Nazi-Era Poland”, „Poland’s Majdanek”, „Poland’s Sobibor”, „Polish Auschwitz” und „Polish ghetto”[36].

Associated Press (AP) ist eine der größten Nachrichtenagenturen der Welt. Die Meldungen der Korrespondenten von AP erscheinen in den Medien auf allen Kontinenten. Sie hat in ihren internationalen Nachrichtendiensten mehrmals den falschen Begriff „polnisches Konzentrations- oder Todeslager” verwendet. Im November 2005 erschien eine Meldung mit dem Satz: „Persönliche Sachen von Juden wurden in einem polnischen Lager entdeckt” (Jews’ Belongings Unearthed at Polish Camp). Nach Protesten der polnischen Seite erfolgte eine Korrektur. Im August 2009 schrieb AP über „Polen’s Todeslager Majdanek” (Poland’s Majdanek death camp). In dem von Deutschen gebauten Majdanek-Lager waren jedoch in Wirklichkeit über 100.000 polnische Häftlinge und mehrere Tausende polnische Juden inhaftiert. Einige Monate später schrieb AP über das „polnische Vernichtungslager Treblinka”. Im Januar 2010 berichtete AP erneut über ein polnisches Konzentrationslager („Polish concentration camp”). Die Meldung erschien weltweit in über 170 Medien und verursachte mehr Schaden für das Ansehen Polens als alle anderen falschen Zeitungsmeldungen in einem Jahr zusammengenommen. Später im Laufe des Jahres schrieb AP erneut über das „Todeslager Sobibor im besetzten Polen” (occupied Poland’s Sobibor death camp), keine Spur von den deutschen Nazis in Bezug auf das Lager in der AP-Meldung. AP war nicht bereit, die Meldung zu berichtigen. Später hat die amerikanische Agentur zumindest ihr Style book entsprechend angepasst[37][38].

Großbritannien

„Guardian”, „BBC”, „The Telegraph”, „Daily Mail” („Polish death camp Sobibór”), Mirror[39] („Polish camp” und „camp in Poland” in Bezug auf das deutsche Lager im damals deutschen Beuthen, erst nach 1945, als die Verschiebung der deutschen Grenze nach Westen stattfand, war es polnisches Gebiet, woraufhin die Stadt Bytom hieß).

BBC fällt in den Statistiken besonders häufig negativ auf. Der britische Sender hat den Begriff „polnisches Konzentrations- oder Todeslager” mehrmals nicht nur in Bezug auf die deutschen Konzentrationslager im besetzten Polen, sondern auch in Bezug auf das deutsche Lager in Österreich verwendet („Mauthausen concentration camp in Poland”). BBC lehnt auch häufig, im Gegensatz zu anderen britischen Medien, eine Berichtigung ab.[40]

Italien

„Corriere della Sera”, „La Stampa”, „L’Unitá”, „La Repubblica”, „Il Sole 24 Ore”, Italian News Agency ANSA („lager polacco” oder „campo di sterminio polacco”).

Frankreich

„i-Tele” („die Polen haben Juden vergast” (Video)), „Liberation”[41] („camp de la mort polonais” „polnisches Todeslager”, nach Protesten korrigiert), „Le Fiagro”[42] („Plusieurs autres SS d’Auschwitz et de Majdanek, un autre camp d’extermination polonais”, nach Protesten korrigiert), “Arte” („camp polonais”, nach Protestnote korrigiert).

Im Januar 2016 hat der Präsident der größten jüdischen Organisation in Frankreich des Consistoire central israélite Joël Mergui in einem Programm vom Fernsehen „i-Tele“ sogar behauptet, dass Polen die Juden in den Konzentrationslagern vergast hat. Trotz der Proteste der polnischen Seite, darunter der polnischen Botschaft in Paris, der Polnischen Liga gegen Diffamierung und der Polish Media Issues Group, entschuldigte er sich nicht offiziell (lediglich in einem Telefonat[43] mit dem polnischen Botschafter). Auch i-Tele hat sich nicht zu dem Vorfall geäußert.

Israel

Internetseite von Simon Wiesenthal Center, „Haaretz“, „Jerusalem Post[44] („death camp in Poland“, nach der Intervention der polnischen Seite und Korrektur durch die Redaktion „death camp in German occupied Poland“), „Jewish Standard“[45] („Polish ghetto“, trotz Proteste nicht korrigiert).

Australien

Australian Financial Review”, die größte Wirtschaftszeitung Australiens („Polish concentration camp Gross-Rosen“). Groß-Rosen war jedoch ein Netzwerk von deutschen Konzentrationslagern, gelegen in Niedersachsen, also auf dem Gebiet des Deutschen Reiches. Erst nach dem Krieg wurde die Stadt Gross-Rosen (Polnisch: Rogoźnica) Teil Polens. Der Autor des Artikels schrieb weiter, dass Buchenwald und Auschwitz andere „polnische Lager” waren (Buchenwald lag vor dem Krieg, während und danach in Deutschland). Der Fehler wurde nach der Intervention der polnischen Diaspora korrigiert. Nine Network TV, einer der größten Fernsehsender Australiens berichtete 2015 über „former Polish concentration camp Auschwitz”[46]. Nach Protesten wurde der Eintrag korrigiert.

Diskussion

Deutsche Konzentrationslager im besetzten Polen

Die deutschen Besatzer haben in Polen neun große und mehrere kleinere Konzentrations- und Vernichtungslager gebaut, in welchen die bei den Nazis besonders verhassten Juden, Polen und weitere slawische Völker ausgelöscht werden sollten. Die deutschen Konzentrationslager wurden nichtsdestotrotz auch in vielen anderen Ländern Europas gebaut, vor allem in Deutschland, aber auch in Österreich, Tschechien, Slowakei, Niederlanden, Belgien, Italien, Lettland, Litauen, Serbien, Kroatien, Frankreich und Norwegen. Dennoch findet man sehr selten in den Medien den Begriff „deutsches“, „serbisches“ oder „französisches Konzentrationslager“. Die deutschen Konzentrationslager werden meistens euphemistisch als „Nazi-Lager“, „Lager“ oder eben „polnische Konzentrations- oder Vernichtungslager“ bezeichnet, obwohl eben die Deutschen in Europa insgesamt 980 Konzentrations- und Todeslager gebaut und verwaltet haben. Im Dritten Reich befanden sich während des Zweiten Weltkrieges ca. 20 große Konzentrationslager und dazu hunderte kleinere Lager. Die Begriffe „polnische Konzentrations- oder Vernichtungslager“ treten häufig selbst in Bezug auf die deutschen Konzentrationslager im rein deutschen Gebiet auf. Im März 2011 hat sogar die renommierte „New York Times“ ein Bild in einem Artikel betitelt: „Qadhi and other American Muslim clerics pray at the Dachau concentration camp in Poland last August“. Nach der Korrektur hieß es: „Qadhi and other American Muslim clerics pray at the Dachau concentration camp in Germany last August”). Durch diese fundamentale Verdrehung der historischen Fakten werden die „polnischen Lager“ zu Synonym der angeblichen polnischen Mittäterschaft an der Shoah. Schewach Weiss, der israelische Diplomat und frühere Botschafter Israels in Polen konnte diese Entwicklung nicht fassen: „Ich sehe, dass ganz Europa und die ganze judeo-christliche Welt auf Polen ihre eigenen Sünden und Schuldgefühle schiebt. „Polnische Konzentrationslager”, wer konnte sich so was ausdenken?”[47]. Er wusste wohl, was er sagt, denn im Zweiten Weltkrieg haben viele europäische Länder mit Hitler eng zusammengearbeitet, Polen jedoch nicht.

Bekanntmachung des Stadthauptmanns Dr. Franke in Tschenstochau vom 24. September 1942

Für Polen ist die Benutzung des Begriffs „polnisches Konzentrations- oder Vernichtungslager“ eine Art Blasphemie. Das Land hat im Zweiten Weltkrieg enorme materielle und personelle Verluste erlitten[48]. Laut dem polnischen Historiker Eugeniusz Duraczynski hat Polen während der Nazi-Okkupation 47% aller Ärzte, 50% Zahnärzte, 58% Anwälte, 15% Lehrer, 40% Professoren, 30% Techniker, 18% Priester und 70 bis 80% Journalisten verloren[49]. Die Polen haben sich nie am Aufbau und Betrieb der Lager beteiligt, sie wurden selbst in den Konzentrations- und Todeslagern inhaftiert, gefoltert und ermordet. Diverse Dokumente und Aussagen von den führenden Nazis belegen, dass die gesamte polnische Nation als Untermenschen die nächste an der Reihe nach den Juden auf dem Weg in die Gaskammer war und wenn der Krieg länger gedauert hätte, hätten die Nazis ihren Plan zweifellos umgesetzt. Die Polen haben trotz der von den Nazis verhängten Todesstrafe für jegliche, sogar kleinste Hilfe für Juden (die Strafe galt nur in Polen und fasste die ganze Familie des Helfers um), sehr vielen Juden geholfen, sie versteckt und ihre Leben gerettet. Die Historiker schätzen, dass circa 50.000 Polen wegen dieser Hilfeleistung von den Nazis umgebracht wurden. Die Polen gehören zu der größten Gruppe der Nationen, die Juden während des Krieges gerettet haben (6.620 Polen wurden von Yad Vashem ausgezeichnet). Einer der bekanntesten ist Irena Sendler, die ca. 2.500 jüdische Kinder vor dem sicheren Tod bewahrt hat. Trotzdem wird Polen direkt und indirekt die Mittäterschaft am Holocaust unter anderem in Form von „polnischen Konzentrationslagern“ unterstellt.

Der Chef der Stiftung Polnische Liga gegen Diffamierung Maciej Świrski geht davon aus, dass die falsche Bezeichnung zum Teil durch Ignoranz, zum Teil durch Unwissen und zum Teil durch bewusste Fälschung entsteht[50]. Unabhängig von der Ursache bilden sich dadurch bestimmte Denkmuster oder Gedächtnis-Codes, die dazu wiederum führen, dass immer mehr Menschen, besonders die jüngeren, davon überzeugt sind, dass Polen tatsächlich am Holocaust beteiligt war. Diese Überzeugungen werden zusätzlich durch zahlreiche antipolnische Publikationen, wie diejenigen von Jan Tomasz Gross verstärkt.

Polen, die Juden Hilfe geleistet haben, wurden von Nazis ermordet

Ein Buch- oder Zeitungsleser, der die Geschichte des Zweiten Weltkriegs nicht ausreichend kennt und die Bücher von Gross, falsche Meldungen von Associated Press oder Artikel von Ofer Aderet von Haaretz liest („Polens neue Regierung plant die Rolle von Polen im Holocaust umzuschreiben“ und „die neue Regierung versucht, Polen als Opfer der Nazis darzustellen“), wird in diesem Moment denken, dass „die Polen, die die Juden im Zweiten Weltkrieg tausendfach ermordet haben, nun versuchen, dies zu leugnen und sich selbst als Opfer von Nazideutschland darzustellen, obwohl sie keine waren. Dazu noch wollen sie unschuldige Menschen bestrafen, die diese Fakten den dummen Polen vor die Nase führen“. Hier schreiben jedoch Gross, Associated Press und der Haaretz-Redakteur selbst die Geschichte um und ignorieren eklatant das Leiden des polnischen Volkes unter der Nazidiktatur.

Der ehemalige polnische Häftling vom KZ Auschwitz Karol Tendera berichtete, dass die deutschen Jugendlichen ihn während einer seiner vielen Jugendtreffen gefragt haben: „Wen haben die Polen also in Auschwitz gefangen genommen, andere Polen oder Deutsche?”[51]

Laut einer Umfrage[52] des Magazins „Stern“ gibt es bei den jüngeren Deutschen (18- bis 29-Jährigen) erhebliche Wissenslücken. In dieser Gruppe konnte jeder Fünfte (21%) mit dem Begriff Auschwitz nichts anfangen. Die älteren schneiden deutlich besser ab.

Der deutsche Kriminologe und Publizist Dieter Schenk betonte während einer wissenschaftlichen Konferenz des polnischen Außenministeriums zum Thema „polnische Konzentrationslager“ im November 2013, dass die Benutzung des abwertenden Begriffs inakzeptabel sei und in jedem einzelnen Fall eine Richtigstellung auf der Basis des Presserechtes gefordert werden sollte. Der amerikanische Rechtsanwalt Martin Mendelsohn, der ebenfalls an der Konferenz teilgenommen hat, wies auf die Notwendigkeit hin, von den Verlegern eine entsprechende Anpassung von redaktionellen Style books zu verlangen und bei Missachtung der Regel, ein Gerichtsverfahren zu erwägen. Auch der polnische Rechtsanwalt Lech Obara, Vorsitzender der Gesellschaft Patria Nostra hält die Anwendung des Begriffs „polnisches Konzentrationslager“ für völlig unzulässig und beleidigend für die polnischen Opfer des Nationalsozialismus, häufig auch selbst Häftlinge von den deutschen Lagern. Aktuell führt er zwei Gerichtsprozesse gegen deutsche Medien, einen gegen „Die Welt“ („polnisches Konzentrationslager“) und einen gegen „ZDF“ („das polnische Vernichtungslager Majdanek und Auschwitz”). Seine Mandanten beklagten, dass „Die Welt“ und „ZDF“ eine Entschuldigung verweigerten und die deutschen Anwälte auf Zeit spielten, und warteten, bis die Opfer der deutschen Lager sterben (die Mandanten von Obara sind über 90 Jahre alt).

Die UNESCO definiert das zur Weltkulturerbe gehörende Lager „Auschwitz-Birkenau” als „Nazideutsches Konzentrations- und Vernichtungslager” (German Nazi Concentration and Extermination Camp, 1940-1945)[53]. Die deutschen Vertreter haben nach den Worten des polnischen Anwaltes Obara hartnäckig versucht, die Bestimmung dieser Definition abzuwenden, UNESCO bog sich dem Druck jedoch nicht.

Die Mitglieder der Polish Media Issues Group weisen darauf hin, dass eine häufig von den Redaktionen gelieferte Erklärung, nämlich dass der Begriff „polnisches Konzentrationslager” wegen der geographischen Lage der KZ’s benutzt wird, inakzeptabel ist. Während des Krieges war Polen durch Deutschland besetzt. Die polnische Exilregierung und die polnischen Bürger waren militärisch und politisch nicht imstande die deutschen Besatzer an ihren Plänen zu hindern. Die geographische Konnotation könnte jedoch von vielen Leuten als Mittäterschaft von Polen am Holocaust verstanden werden. Genau diese Erklärung lieferte das kanadische Fernsehen CTV, das am 30. April, 2004 in den Nachrichten über das „Polish camp in Treblinka” berichtet hat. Die polnische Botschaft in Ottawa schickte eine Beschwerde an das CTV. Der Präsident des kanadischen Senders Robert Hurst lehnte jedoch eine Korrektur und Entschuldigung mit der Begründung ab, dass „Treblinka in Polen liegt”. Nach der erneuten Beschwerde der polnischen Botschaft, diesmal beim National Specialty Services Panel von dem Canadian Broadcast Standards Council, hat der Council die Argumentation von CTV abgelehnt[54] und der polnischen Seite Recht gegeben, und zwar mit der Begründung, dass die Konnotation des Wortes „Polish” weit über die geographische Bedeutung hinausgeht und seine Anwendung irreführend und missbräuchlich ist.

Es ist bemerkenswert, dass zum Beispiel das amerikanische Gefangenenlager „Guantanamo“ auf Kuba, das Teil des Stützpunktes der US Navy bildet, nie „kubanisches Lager“ genannt wird. Die deutsche Botschaft in Polen, heißt immer deutsche Botschaft, obwohl sie sich in Polen befindet, ein chinesisches Restaurant in Frankreich heißt ebenfalls nicht „Französisches Restaurant“, wenn es aber zu den unrühmlichen Konzentrationslagern kommt, wird die Verantwortung von Deutschland gern an Polen abgegeben und das geographische Argument ins Feld geführt.

Reaktion Polens auf Geschichtsfälschung

Die Verwendung von falschen Begrifflichkeiten wie („polnische Konzentrationslager”) oder pauschale Unterstellungen der Beteiligung von Polen an der Shoah stehen in einem krassen Widerspruch zu historischen Fakten und schädigen erheblich den guten Ruf des Landes und seiner Bevölkerung. Sie stellen die polnischen Bürger auf einer Ebene mit den Verbrechern des Nationalsozialismus. Dies wiederum wirkt sich auf die Wahrnehmung von Polen weltweit als „unwürdiges“, „primitives“ und „seine eigenen Verbrechen leugnendes“ Volk aus.

Daher kämpfen diverse staatliche Organe, Institutionen und einzelne Gruppen in Polen und im Ausland gegen die Geschichtsfälschung und Unterstellung der Mittäterschaft Polens an der Shoah. Der Kampf wird vor allem durch das polnische Außenministerium geführt. Dem schließen sich diverse polnische Medien an, die allerdings nur einen lokalen Einfluss haben. Eine große Rolle in dem Kampf spielte die Tageszeitung „Rzeczpospolita”, die als erstes polnisches Blatt regelmäßig die Verwendung von falschen Begrifflichkeiten angeprangert hat[55]. An den Bemühungen, den guten Ruf Polens zu verteidigen und die historische Wahrheit zu bewahren, beteiligen sich auch andere Institutionen, Bürgergruppen und Organisationen wie Polish Media Issues Group, Patria Nostra oder die Polnische Liga gegen Diffamierung, aber auch zunehmend individuelle Bürger.

Das polnische Justizministerium hat ein Gesetz auf den Weg gebracht, das erlauben wird, die Geschichtsfälschung rechtlich zu belangen[56][57]. Das Museum Auschwitz hat in Zusammenarbeit mit der Werbeagentur FCB in Warschau einen Texteditor entwickelt, der den Redaktionen erlaubt, beim Editieren der Texte, falsche „Begriffe“ wie „polnisches Konzentrationslager“ automatisch abzufangen und mit historisch korrekten Begriffen zu ersetzen. Der Texteditor, der „Remember“ heißt, funktioniert in 16 Sprachen und kann kostenlos von der Internetseite des Museums heruntergeladen werden.[58]

Eine wichtige Rolle in der Bekämpfung der inkorrekten Begriffe spielt die Bildung. Hier ist ebenfalls das Engagement des polnischen Außenministeriums, des Museums Auschwitz und der anderen polnischen Museen auf dem Gebiet der ehemaligen deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager hervorzuheben.

Einzelnachweise

  1. http://wiadomosci.dziennik.pl/wydarzenia/artykuly/511743,premier-beata-szydlo-holokaust-wyzwolenie-auschwitz.html
  2. Yad Vashem Blog, In response to comments regarding death camps in Poland, 29 Januar, 2015
  3. http://www.ajc.org/site/apps/nl/content2.asp?c=ijITI2PHKoG&b=1531911&ct=873437
  4. http://archive.adl.org/nr/exeres/72b99704-b2c0-4c2c-84ad-2363ee29d01c,0b1623ca-d5a4-465d-a369-df6e8679cd9e,frameless.html
  5. http://www.historikerverband.de/presse/pressemitteilungen/vhd-lehnt-begrifflichkeiten-wie-polnische-konzentrationslager-als-falsch-ab-zrzeszenie-historykow-i-historyczek-niemiec-odrzuca-okreslenie-polskie-obozy-koncentracyjne-jako-falszywe.html
  6. http://www.deutschlandfunk.de/1-september-1939-der-deutsche-ueberfall-auf-polen.724.de.html?dram:article_id=306511 „Der deutsche Überfall auf Polen“, Zitat vom Deutschlandfunk vom 28.12.2014
  7. Carla Tonini, Die polnische Untergrundpresse und die Kollaboration mit den Nazi-Besatzern, 1939-1944, Revue Europeenne d'Histoire, Volume 15, Issue 2 April 2008 , S. 193-205
  8. Klaus-Peter Friedrich, Kollaboration im “Land ohne Quisling": Kooperationsmuster mit dem deutschen Nazi-Regime in Polen während des Zweiten Weltkrieges. Slavic Review, Vol. 64, No. 4, (Winter, 2005), pp. 711-746.
  9. John Connelly, Warum haben Polen so wenig kollaboriert: und warum ist es kein Grund für die nationale Überheblichkeit, Slavic Review, Vol. 64, No. 4 (Winter, 2005), S. 771-781
  10. Buchrezension von Dirk Walter: „Antisemitische Kriminalität und Gewalt“, Die Zeit, November 1999
  11. Stanisław Żerko 1997
  12. Aleksander Lasik, „Sztafety Ochronne w systemie niemieckich obozów koncentracyjnych. Rozwój organizacyjny, ewolucja zadań i struktur oraz socjologiczny obraz obozowych załóg SS”, Państwowe Muzeum Auschwitz-Birkenau w Oświęcimiu, Oświęcim 2007, ISBN 978-83-60210-32-1.
  13. http://stutthof.org/node/786 (Polnische Opfer der Konzentrationslager)
  14. https://www.ushmm.org/wlc/en/article.php?ModuleId=10005473
  15. https://www.jewishvirtuallibrary.org/jsource/Holocaust/NonJewishVictims.html
  16. http://stutthof.org/projekty/om/072015/10.jpg
  17. http://auschwitz.org/en/history/the-number-of-victims/overall-numbers-by-ethnicity-or-category-of-deportee
  18. http://stutthof.org/projekty/om/072015/7.jpg
  19. http://kath.net/news/1875
  20. http://stutthof.org/projekty/om/072015/8.jpg
  21. http://stutthof.org/projekty/om/072015/9.jpg
  22. http://stutthof.org/projekty/om/072015/12.jpg
  23. http://stutthof.org/projekty/om/072015/5.jpg
  24. http://stutthof.org/projekty/om/072015/6.jpg
  25. http://www.spiegel.de/einestages/kz-ravensbrueck-dokumente-belegen-experimente-an-frauen-a-1036829.html
  26. http://www.jewishjournal.com/rob_eshman/article/excerpted_from_the_auschwitz_volunteer_beyond_bravery_by_captain_witold_pil
  27. https://www.yadvashem.org/yv/en/righteous/statistics/poland.pdf.
  28. http://wiadomosci.dziennik.pl/wydarzenia/artykuly/143191,nie-chca-przeprosic-za-polskie-obozy.html
  29. http://www.derwesten.de/staedte/warstein/in-wort-gefasste-traumata-abiturienten-schildern-eindruecke-ihrer-auschwitz-fahrt-aimp-id9207413.html
  30. http://www.mittelbayerische.de/region/schwandorf/gemeinden/nittenau/mit-musik-gegen-das-vergessen-22394-art1183357.html
  31. http://www.nydailynews.com/archives/news/accused-nazi-testifies-didn-ss-officers-kill-jews-polish-death-camp-article-1.821012.
  32. Nasz Dziennik, April 2009.
  33. http://foreignpolicy.com/2016/02/05/the-antonescu-paradox-romania-world-war-ii-hitler/.
  34. Polnisches Fernsehen, Mai 2012
  35. Fataler Fettnäpchentritt von Barack Obama. Polskie Radio
  36. The PMI Compendium of anti-Polish sentiment, Jan Niechwiadowicz, 2012.
  37. „The PMI Compendium of anti-Polish sentiment”, Jan Niechwiadowicz, 2012.
  38. http://www.poynter.org/2012/campaign-to-eliminate-media-mentions-of-polish-death-camps-claims-success-with-ap-stylebook-change/163450/.
  39. http://www.mirror.co.uk/news/world-news/ww2-veteran-awarded-legion-dhonneur-6574755.
  40. „German Camps, Polish Victims: The BBC coverage of German-occupied Poland”, Jan Niechwiadowicz, 2012.
  41. https://twitter.com/PLenFrance/status/701477312555044869/photo/1.
  42. http://www.lefigaro.fr/actualite-france/2016/02/11/01016-20160211ARTFIG00011-deux-ex-gardiens-d-auschwitz-devant-la-justice-allemande.php.
  43. http://www.msz.gov.pl/en/c/MOBILE/news/reaction_of_the_polish_embassy_in_paris_to_insulting_comment_regarding_poland_
  44. http://www.jpost.com/Blogs/Egypts-Missing-Peace/An-Egyptian-and-the-Holocaust-419320
  45. http://jewishstandard.timesofisrael.com/a-story-of-clinton-worms-and-wayne/
  46. http://www.9news.com.au/world/2015/09/01/15/44/auschwitz-memorial-criticised-for-setting-up-misting-showers-for-visitors-to-combat-polish-heatwave.
  47. Szewach Weiss, Gespräch mit, „Plus Minus“, August 2015
  48. https://en.wikipedia.org/wiki/Nazi_crimes_against_the_Polish_nation
  49. Eugeniusz Duraczynski, „Wojna i okupacja“ (Krieg und Okkupation“), S. 58
  50. Interview mit Maciej Świrski, Maariv, 22.02.2016
  51. https://www.przewodnik-katolicki.pl/Archiwum/2016/Przewodnik-Katolicki-4-2016/Spoleczenstwo/Nie-walczymy-z-wiatrakami
  52. http://www.stern.de/politik/deutschland/stern-umfrage-zum-holocaust-gedenktag-deutsche-wollen-erinnerung-an-voelkermord-nicht-verdraengen-3523802.html
  53. Offizielle UNESCO-Definition von dem deutschen Lager Auschwitz-Birkenau.
  54. http://www.cbsc.ca/use-of-polish-to-describe-wwii-ghettos-or-concentration-camps-breaches-codes-says-canadian-broadcast-standards-council/.
  55. http://www.zukunft-braucht-erinnerung.de/war-auschwitz-ein-polnisches-konzentrationslager/.
  56. Zeit Online, „Warschau erwägt Gefängisstrafen für Äußerungen über 'polnische KZ's'", 15.02.2016
  57. Gastbeitrag vom polnischen Botschafter in London Witold Sobków für die jüdische Zeitung zu dem Gesetzentwurf vom polnischen Außenministerium, „Jewish News“ , 24.02.2016
  58. dpa-Meldung über die App „Remember“ vom Museum Auschwitz

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