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Plural

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Der Plural (von lateinisch (numerus) pluralis ‚in der Mehrzahl stehend‘, abgeleitet von lat. plures ‚mehrere‘; Abk. Pl.) bezeichnet in der Grammatik einen Numerus und repräsentiert die Mehrzahl. Darunter fallen alle Mengen, die in einer Sprache nicht durch einen niederwertigeren Numerus abgedeckt werden. Dem Plural gegenübergestellt ist der Singular, die Einzahl. Manche Sprachen kennen zusätzlich eigene Formen für einen sogenannten Dual (= eine Mehrheit, bestehend aus genau zwei Teilen), Trial (drei Teile) oder Paukal (ein paar Teile).

Der Plural im Deutschen

Im Deutschen gibt es den Plural bei verschiedenen Wortarten, zum Beispiel beim Verb, beim Substantiv (Namenwort oder Hauptwort), beim Artikel (Geschlechtswort) und beim Pronomen (Fürwort).

In der deutschen Sprache kongruieren aufeinander bezogene Phrasen oder einzelne Bestandteile innerhalb einer Phrase hinsichtlich des Numerus miteinander:

  • Sie fahren. (Subjekt und Prädikat)
  • Ich fahre über die großen Seen. (Objekt, zugehörender Artikel)
  • Wir fahren durch die Wälder. (Kombination beider Arten)
  • Mutti und Vati fahren. (Besteht die Nominalphrase aus mehreren im Singular stehenden Nomina, wird am Verb auch der Plural markiert.)
  • Die Schüler und der Lehrer betreten das Klassenzimmer. (Bei gemischten Numeri des Subjekts wird am Verb der Plural angewendet.)

Falsch wäre z. B. „Du fahrt über den See.“, da das Verb hier in einem anderen Numerus steht als das zugehörige Subjekt.
Richtig ist z. B. „Du fährst über den See.“.

Pluralbildung des Artikels

Der bestimmte Artikel, der im Singular die Wortgeschlechter anzeigt (der, die, das), weist im Plural die Einheitsform die auf. Für Maskulina und Neutra gilt daher in ihrer bestimmten Verwendung bereits ein Numerusunterschied durch die Artikelform als gegeben.

Der unbestimmte Artikel (ein-) zeigt im Deutschen üblicherweise keine Pluralform: ein Stuhl – Stühle. Lediglich zur besonderen Hervorhebung der Unbestimmtheit kann die Form einige eingesetzt werden: ein Stuhl – einige Stühle.

Pluralbildung bei Substantiven

Zur Pluralbildung in der deutschen Sprache werden folgende sprachliche Mittel verwendet:

  1. additiv-agglutinierende (nämlich die Suffixe -e, -er, -(e)n und -s, vgl. Tabelle)
  2. modifikatorische (nämlich Umlaut: der Magen – die Mägen)
  3. morphosyntaktische (nämlich die Artikelunterscheidung bei Nullpluralen: der Wagen – die Wagen).

Folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Pluralbildung von Erbwörtern und Lehnwörtern:

Pluralmorph
(Endung)
Maskulina Feminina Neutra
ohne Umlaut mit Umlaut ohne Umlaut mit Umlaut ohne Umlaut mit Umlaut
-e Hund – Hunde Turm – Türme -/- Hand – Hände Jahr – Jahre Floß – Flöße
-er Geist – Geister Wurm – Würmer -/- -/- Ei – Eier Amt – Ämter
-(e)n Bauer – Bauern -/- Tafel – Tafeln Werkstatt – Werkstätten Ohr – Ohren -/-
-s Uhu – Uhus -/- Boa – Boas -/- Deck – Decks -/-
Bürger – Bürger Vater – Väter -/- Mutter – Mütter Messer – Messer -/-

Wie man erkennen kann, sind die Arten der Pluralbildung vielfältig und arbiträr; weder vom Genus noch von der Lautgestalt des Substantivs sind eindeutige Regeln vorhersagbar. Es gibt dennoch einige Zusammenhänge zwischen Genus und Pluralform eines Substantivs (vgl. folgendes Unterkapitel).

Verhältnis von Genus und Plural

Jacob Grimm stellte fest, dass die Pluralbildung im Allgemeinen vom Genus des Wortes abhängig ist und meist

  • Maskulina die Endung -e
  • Neutra die Endung -er
  • Feminina die Endung -(e)n

erhalten. Die Distribution der einzelnen Allomorphe ist aber morphologisch bedingt, d. h. es kann keine allgemeingültige Regel angegeben werden, mit der man aus dem Aussehen des Singulars auf den Plural schließen könnte. Nur die Wahl zwischen -n und -en ist phonetisch bedingt.

Doppelformen in der Pluralbildung

Manchmal existieren verschiedene Pluralformen eines Wortes, zum Beispiel

  • das Wort – die Wörter oder die Worte

Dabei gibt es einen Bedeutungsunterschied in der hochdeutschen Sprache. "Die Worte" beziehen sich auf das Wort als Aussage, während "die Wörter" sich eher auf die grammatische Bedeutung von "Wort" beziehen.

  • der Park – die Parks oder die Pärke (CH)
  • der Tunnel – die Tunnel und die Tunnels
  • der Luftballon – die Luftballone und die Luftballons

Der e-Plural

Dieser Plural ist typisch für die deutsche Sprache, wenn auch ungleich auf die Genera verteilt. So gibt es zwar über 200 maskuline Wörter aus dem Erbwortschatz, die einen e-Plural bilden, aber nur etwa 60 Neutra und 40 Feminina. Während letztere stets Umlaut zeigen, wo dieser möglich ist, tritt der Umlaut bei Maskulina und Neutra unregelmäßig auf.

Innerhalb der indogermanischen und sogar der germanischen Sprachen ist der e-Plural eher selten; er tritt jedoch auch im Dänischen auf (vermutlich durch deutschen Einfluss mitbedingt).

  • Feminina ohne Umlaut: sämtliche Feminina auf -nis (Plural mit Auslautverdoppelung: -nisse)
  • Feminina mit Umlaut: Angst, Axt, Bank, Braut, Brunst, Brust, Faust, -flucht (z. B. Ausflucht), Frucht, Gans, Gruft, Hand, Haut, Kluft (auch n-Plural), Kraft, Kuh, -kunft, Kunst, Laus, Luft, Lust, Macht, Magd, Maus, Nacht, Naht (auch n-Plural), Not, Nuss, Sau (auch n-Plural), Schnur, Stadt, Sucht, Wand, Wurst, Zunft.

Einige Feminina sind bereits im Schwange vom e- zum n-Plural zu wechseln, so wie es das Simplex Flucht (Fluchten, aber noch: Ausflüchte), ferner die Wörter Saat oder Schlucht bereits getan haben (*Säte, Schlüchte > Saaten, Schluchten).

Der n-Plural

Vor allem Feminina bilden im Deutschen einen Plural auf -n; dabei enden sie im Singular typischerweise auf -e, -el oder -er:

  • die Erbse – die Erbsen
  • die Leiter – die Leitern
  • die Partikel – die Partikeln

Feminina auf -er oder -el verhalten sich deshalb anders als gleichförmige Maskulina oder Neutra, weil der Plural bei ihnen nur durch die Endung und nicht, wie bei jenen, durch den Wechsel des Artikels ausgedrückt werden kann.

Außerdem bilden einige Maskulina einen n-Plural; es handelt sich dabei vorwiegend um belebte Substantive auf -e, z. B. der Bube, der Knabe, der Rabe, der Löwe, der Grieche, der Schwede; sowie ferner um einige wenige Substantive auf -er, etwa der Bauer, der Bayer, der Vetter.

Eine weitere Gruppe von vor allem maskulinen Wörtern mit Plural auf -n sind Wörter lateinischer oder griechischer Herkunft mit Endbetonung oder Betonung auf der vorletzten Silbe, die Personen bezeichnen, z. B.:

  • auf -at: der Advokat, der Pirat, der Soldat
  • auf -et: der Poet, der Prophet, der Prolet
  • auf -or: der Doktor, der Juror, der Professor

Schließlich existiert noch eine Gruppe neutraler Lehnwörter, welche ebenfalls zumeist aus dem Lateinischen oder Griechischen stammen und eine endbetonte Stammform im Singular zeigen; diese nehmen einen Plural auf -ien an, z. B.:

  • das Fossil – die Fossilien (neben: die Fossile)
  • das Indiz – die Indizien
  • das Utensil – die Utensilien

sowie als einziges Erbwort:

  • das Kleinod – die Kleinodien

Die meisten dieser Wörter haben ihr Singularmorph -um abgestoßen; einige jedoch behalten dieses Suffix weiterhin und zeigen so Suffixwechsel bei der Numerusbildung:

  • das Museum – die Museen
  • das Sanatorium – die Sanatorien

Siehe aber auch das Unterkapitel zum Plural von Fremdwörtern.

Der r-Plural

Der Plural auf -r betrifft übersprünglich nur eine kleine Klasse von Neutra (nämlich Begriffe für Tierjunge) und wurde von dort ausgehend mittels Analogie auch auf andere Wörter übertragen. Heute flektieren etwa ein Dutzend Maskulina und mehrere Dutzend Neutra nach diesem Muster, das nur im Mittelhochdeutschen produktiv war; dabei tritt immer, wo möglich, Umlaut ein.

  • Maskulina ohne Umlaut: Geist, Leib, Ski/Schi.
  • Maskulina mit Umlaut: Gott, Mann, Mund, Rand, Schlund, Strauch, -tum (z. B. Reichtum), Wald, Wurm.
  • Neutra ohne Umlaut: Biest, Bild, Brett, Ei, Feld, Geld, Gemüt, Geschlecht, Gesicht, Gespenst, Kind, Kleid, Lid, Lied, Nest, Regiment, Rind, Schild, Schwert, Viech.
  • Neutra mit Umlaut: Aas, Amt, Bad, Blatt, Buch, Dach, Dorf, Fach, Gehalt, Gemach, Geschmack, Gewand, Glas, Grab, Gras, Gut, Haupt, Haus, Holz, Horn, Huhn, Kaff, Kalb, Korn, Kraut, Lamm, Land, Mahl (auch e-Plural), -mal (auch e-Plural, z. B. Denkmal), Maul, Rad, Ross (auch e-Plural), Schloss, Spital, Tal, Trumm, Tuch, Volk, Wort.

Feminine r-Plurale sind im Standarddeutschen nicht belegt; im österreichischen Deutsch indes existiert für "Tomate" ein Singular die Paradeis mit zugehörigem Plural die Paradeiser. Häufig wird jedoch die Paradeiser auch als Singular verwendet.

Der s-Plural

Pluralformen auf -s sind historisch eigentlich untypisch und für die deutsche Sprache erst relativ spät belegt; sie existieren jedoch auch in anderen westgermanischen Sprachen, wie im Niederländischen und vor allem im Englischen.

Heute gehört die s-Endung zum Standard der deutschen Pluralbildung. Sie wird immer verwendet, wenn keine andere Möglichkeit vorhanden ist (unter anderem, wenn man das Wort nicht durch Analogie zu anderen Pluralformen einordnen kann), zum Beispiel bei Akronymen und vielen Fremdwörtern, vor allem solchen englischer oder französischer Herkunft:

  • die CD – die CDs
  • die GmbH – die GmbHs
  • der Akku – die Akkus
  • der Cousin – die Cousins
  • der Job – die Jobs
  • das Handy – die Handys

Der s-Plural wird zudem für die Kennzeichnung von Gruppen gleichen Familiennamens verwendet; man vergleiche:

  • die Müllers (mehrere Mitglieder der Familie Müller)

aber:

  • der Müller – die Müller (Beruf)

Der Nullplural

Endungslos und formengleich mit dem Singular ist der Plural bei vielen Maskulina und Neutra auf -el, -en oder -er:

  • der Gürtel – die Gürtel
  • der Kuchen – die Kuchen
  • der Laster – die Laster (im Sinne von 'Lastwagen')
  • das Laster – die Laster (im Sinne von 'Untugend')
  • das Mündel – die Mündel
  • das Lebewesen – die Lebewesen

Nullplural zeigen ebenfalls Neutra auf -e; dabei handelt es sich zumeist um Kollektivsubstantive mit Präfix ge- z. B. Gebäude, Gebilde, Gebirge sowie außerdem um das Wort Käse.

Der (reine) Umlautplural

Zweisilbige Maskulina auf -el, -en oder -er unterscheiden die Singular- von der Pluralform oft durch Umlautung des Stammvokals:

  • der Apfel – die Äpfel
  • der Boden – die Böden
  • der Vater – die Väter

Sowohl mit als auch ohne Umlaut erscheint der Plural etwa von Wagen: die Wagen / die Wägen.

Der kombinierte Umlautplural

Umlaut tritt jedoch auch bei der Pluralbildung von Substantiven auf, welche sich eines Pluralmorphs bedienen; typischerweise handelt es sich dabei um Maskulina mit e-Plural oder Neutra mit r-Plural; für einsilbige Feminina mit e-Plural ist Umlaut obligatorisch. Andere Feminina zeigen keine Umlautung im Plural, ausgenommen Komposita auf -statt (Plural: -stätten).

In Verbindung mit dem n-Plural tritt, von diesem Fall abgesehen, kein Umlaut auf; selbiges gilt ausnahmslos für den s-Plural.

Spezielle Fremdwortplurale

Bei Wörtern aus Fachsprachen kommt es mitunter zu ungewöhnlichen Pluralformen, welche der fremden Herkunft dieser Wörter geschuldet sind:

  • das Visum – die Visa
  • die Sphinx – die Sphingen oder die Sphinxe
  • der Pharao – die Pharaonen
  • der Embryo – die Embryonen oder die Embryos

Originalpluralformen von Fremdwörtern

Bei Fremdwörtern werden im Deutschen auch Plurale gebildet, welche sich in der Morphologie (nicht aber unbedingt in der Aussprache) an der Pluralform der Herkunftssprache des betreffenden Wortes orientieren:

  • der Espresso – die Espressi (Originalplural) neben die Espressos (eingedeutschter Plural)
  • die Pizza – die Pizze (Originalplural) neben die Pizzen oder die Pizzas (beides eingedeutschte Plurale)
  • der Kasus – die Kasus (Gelehrtenplural nach lateinischem Vorbild: Singular mit kurzem, Plural mit langem u)
  • der Tenuis – die Tenues

Ungewöhnliche und übermarkierte Pluralformen

Folgende Wörter bilden im Deutschen einen Plural mittels Einschub eines Dentallautes -d- oder -t- zwischen Wortstamm und Plural:

  • der Bau – die Bauten (neben die Baue)
  • der Zeitlauf – die Zeitläufte
  • die Unbill – die Unbilden

In einem Aufforderungssatz wird umgangssprachlich manchmal ein zusätzliches -s an den bereits markierten Plural angefügt:

  • Kind – Kinders
  • Weib – Weibers
  • als Pluraletantum: Leuts, auch geschrieben Leutz

Eine parallele Übermarkierung zeigt sich beim Äquivalent zu deutsch "Kind" im Niederländischen (het kind – de kinderen) und im Englisch (child – children).

Entstanden ist Letzterer, nachdem die ältere, der deutschen Form äquivalente Pluralform childer mit der Pluralendung -er nicht mehr klar war; deshalb wurde die neue Pluralendung -en angefügt, die damals noch produktiv war (vgl. die Reliktform ox – oxen). Manchmal hört man heute bereits die (grammatisch falsche) Form childrens, bei der noch eine dritte Endung, nämlich die heutige Standardendung -s angefügt wird.

Plural von Komposita

Für Komposita, also zusammengesetzte Substantive, gilt im Deutschen die Regel, dass nur das jeweilige Hinterglied einen Plural bildet:

  • der Apfelbaum – die Apfelbäume (nicht: *die Äpfelbäume)
  • die Wurstsemmel – die Wurstsemmeln (nicht: *die Würstesemmeln)
  • der Semmelknödel – die Semmelknödel (man vergleiche aber den Valentinschen Scherzplural Semmelnknödeln)

Dies gilt nicht in manchen deutschen Dialekten, etwa im Bairischen, wo manchmal auch das Vorderglied einen Plural bilden kann:

  • Åpfibàm – Äpfibàm (neben Opfibàma und Äpfibàma)

Pluralbeschränkungen

Singulariatantum

Manche Wörter haben keinen Plural, man spricht hier von Singulariatantum.

Pluraliatantum

Ein Substantiv, das nur im Plural gebräuchlich ist, nennt man Pluraletantum.

  • Ferien, Kosten

Bei manchen nur im Plural vorhandenen Wörtern ist der Singular in der hochdeutschen Sprache verschwunden, kann aber in Dialekten noch vorhanden sein.

  • Trümmer (Singular war Trumm)

Falls man diese Form mit einem weiteren Suffix in eine Einzahl verwandeln kann, spricht man von einem Singulativ (im Deutschen selten).

  • Besonderheit: der Kaufmann – die Kaufleute oder der Oberst – die Obersten (veraltet: Obrist – Obristen)

Bedeutungsverschiebung

Bei einigen Wörtern kommt im Plural eine Bedeutungsverschiebung zum Ausdruck:

  • das Wasser (Bezeichnung einer unbestimmten Menge an Wasser)
  • die Wasser (verschiedene Sorten Wasser, Flüsse, Seen, etc.)
  • die Wässer (verschiedene Sorten Trinkwasser)

Früher wurde auch der Begriff innerer Plural verwendet, um ein Wort zu beschreiben, das rein formal im Singular auftritt, das semantisch aber eine Mehrzahl bezeichnet. Dabei ist meist eine unbestimmte Menge gemeint (Plural der unbestimmten Menge), die keine grammatische Mehrzahl hat. Die heute übliche Bezeichnung ist Kollektivum:

  • der Ast – die Äste – das Geäst
  • der Strauch – die Sträucher – das Gesträuch
  • der Wurm – die Würmer – das Gewürm

Vergleichbare Formen werden aber auch von Verben gebildet: rauschen – Geräusch, brauen – Gebräu.

Plural bei Adjektiven

Beim attributiven Adjektiv (Eigenschaftswort) tritt der Plural in Übereinklang mit dem entsprechenden Substantiv auf und wird entsprechend dekliniert:

Nicht dagegen beim prädikativen Adjektiv:

  • Die Stühle sind rot.

Dabei kann das Substantiv auch ausgelassen werden, wenn es sich aus dem Kontext ergibt:

  • Wo sind die Stühle? Die gelben stehen vor der Tür.

Plural von Personalpronomen

Bei Personalpronomen haben Singular und Plural unterschiedliche Bezeichnungen. Auch die Deklinationsformen sind unregelmäßig.

  • ich → wir
  • du → ihr
  • er, sie, es → sie

Der Plural in anderen Sprachen

Viele Sprachen der Welt haben eine morphologische Numerusunterscheidung und kennen deshalb auch die Kategorie Plural. Es gibt jedoch auch Sprachen, z. B. das Chinesische, die die Kategorie Numerus nicht kennen und die deshalb auch über keinen Plural verfügen. Ausdruck der Mehrzahl erfolgt dann über unabhängige Zählwörter. Von der Sprache der Pirahã wird gesagt, dass sie über keine Möglichkeit zur Unterscheidung des Plurals verfüge.

Plural in indogermanischen Sprachen

Die meisten indogermanischen Sprachen bilden Pluralformen für gewöhnlich durch flexionsmorphologische Vorgänge, in erster Linie durch Suffigierung. Ein typisches Suffix zum Beispiel für die westromanischen Sprachen; man vergleiche zum Beispiel das jeweilige Wort für "Zunge" in folgenden Sprachen:

  • Französisch: langue – langues
  • Katalanisch: llengua – llengues
  • Spanisch: lengua – lenguas
  • Portugiesisch: língua – línguas
  • Rätoromanisch: lingua – linguas
  • Sardisch: limba – limbas

Anders verhalten sich die ostromanischen; hier zeigt sich ein Suffixwechsel, ebenso wie im Lateinischen:

  • Lateinisch: lingua – linguae
  • Italienisch: lingua – lingue
  • Rumänisch: limbă – limbi

Auch die slawischen Sprachen kennen einen vergleichbaren Suffixwechsel, zumindest bei femininen und neutralen Substantiven; man vergleiche das Wort für "Kopf":

  • Bulgarisch: glava – glavi (gilt auch für Makedonisch)
  • Slowenisch: glava – glave (gilt auch für Serbokroatisch)
  • Slowakisch: hlava – hlavy (gilt auch für Tschechisch)
  • Polnisch: głowa – głowy (gilt auch für Niedersorbisch)
  • Obersorbisch: hłowa - hłowy
  • Russisch: golova – golovy (gilt auch für Ukrainisch)

In den germanischen Sprachen haben sich dagegen andere Suffixe als Pluralmarker etabliert, die mit den deutschen vergleichbar sind. So ist im Niederländischen, im Niederdeutschen und im Friesischen der Plural auf -(e)n sehr verbreitet, in den skandinavischen Sprachen dagegen jener auf -(e)r. Der englische Plural auf -(e)s ist eine Weiterentwicklung dieses skandinavischen Plurals. Vergleiche hierzu das Wort für "Arm":

  • Niederländisch: arm – armen
  • Friesisch: earm – earmen
  • Schwedisch: arm – armar
  • Norwegisch: arm – armer
  • Englisch: arm – arms

Eine Vielzahl an Möglichkeiten der Pluralbildung findet sich außer im Deutschen vor allem im Albanischen und in den keltischen Sprachen. Das Kymrische etwa zeigt sogar die Besonderheit eines sogenannten subtraktiven Plurals, bei dem ein eventuell vorhandenes Singularsuffix getilgt wird:

  • mochyn "Schwein" – moch
  • pysen "Erbse" – pys
  • psygodyn "Fisch" – pysgod

Aber auch eine Vielzahl von Umlautpluralen sind im Kymrischen belegt:

  • arth "Bär" – eirth
  • carreg "Stein" – cerrig
  • troed "Fuß" – traed

Ähnlich komplexe Umlautformen zeigt ansonsten noch das Isländische:

  • fjörður "Fjord" – firðir
  • mörður "Marder" – merðir
  • bróður "Bruder" – bræður

Plural in anderen Sprachfamilien

Auch in anderen Sprachfamilien findet Pluralbildung mittels Suffigierung statt; man nehme zum Beispiel den Plural von "Zahn":

  • Türkisch: diş – dişler (Suffix -lar/-ler)
  • Ungarisch: fog – fogak (Suffix -ak/-ok/-ek/-ök)

Die Verteilung der Suffixe erfolgt in beiden Sprachen weitgehend nach den Grundsätzen der Vokalharmonie.

Im Arabischen werden interne und externe Plurale unterschieden. Externe Plurale werden durch Suffigierung gebildet, interne durch Umstrukturierung der Wortbasis:

  • externer Plural: معلم / muʿallim(un)معلمون / muʿallimūn(a) (Suffix -ūn(a)/āt(un))
  • interner Plural: قلم / qalam(un)أقلام / aqlām(un) (Basis q-l-m)

In malayo-polynesischen Sprachen ist die Pluralbildung durch Reduplikation charakteristisch.

Plural in Plansprachen

In Plansprachen wie Esperanto bildet man den Plural oft durch ein allgemeines Prinzip, etwa durch Anhängen eines -j an das Substantiv: domo "Haus" – domoj. Davon abweichende oder unregelmäßige Pluralformen finden sich nicht.

Unterscheidung zwischen inklusivem und exklusivem Plural

In manchen Sprachen (z. B. den Drawidischen Sprachen, den Tupi-Guarani-Sprachen und den Algonkin-Sprachen ist die Kategorie Plural semantisch feinkörniger differenziert als etwa im Deutschen: Es gibt ein Pluralmorphem, das verwendet wird, wenn der Sprecher und seine Gruppe, nicht aber die Zuhörer gemeint sind (exklusiv) und ein Pluralmorphem, das verwendet wird, wenn der Sprecher, seine Gruppe und die Zuhörer gemeint sind, siehe inklusives und exklusives Wir.

Besondere Funktionen des Plurals

Es gibt einige Fälle der Verwendung des Plurals, die sich dadurch auszeichnen, dass eigentlich nur eine einzelne Person gemeint ist, dennoch aber der Plural verwendet wird. Für diese Fälle haben sich in der Sprachwissenschaft folgende Unterscheidungen und Begriffe eingebürgert:[1]

  • Pluralis auctoris (= Autorenplural: Hier spricht der Verfasser eines Textes in der „Wir“-Form, um den Leser stärker einzubeziehen; typisches Beispiel, etwa in der Einleitung einer wissenschaftlichen Arbeit: „Wir werden uns in dieser Arbeit mit den besonderen Problemen der ... befassen“.
  • Pluralis benevolentiae (auch: Pluralis sanitatis oder Krankenschwesternplural): In diesem Fall dient die „Wir“-Form einer mit Fürsorgeaufgaben betrauten Person (Arzt, Krankenpflegepersonal, Eltern...) dazu, dem Angesprochenen, Betreuungsbedürftigen sein Mitgefühl anzudeuten; typisches Beispiel: „Wie geht es uns denn heute?“
  • Pluralis majestatis (auch: Pluralis Maiestatis): Es handelt sich dabei um die Verwendung der „Wir“-Form durch Personen mit Hoheitsrechten, um anzuzeigen, dass ihnen eine besondere, eben hoheitliche Stellung zukommt; typisches Beispiel: „Wir, von Gottes Gnaden ..., haben geruht, ...“
  • Pluralis modestiae (= Plural der Bescheidenheit; entspricht inhaltlich dem „Pluralis Auctoris“).
  • Neben anderen Höflichkeitsformen wird in vielen Sprachen in der Anrede der Plural verwendet, um Respekt oder Ehrerbietung oder auch nur Distanz zum Angesprochenen auszudrücken. Im Englischen hat die Anrede im Plural die im Singular sogar vollständig verdrängt.

Literatur zum Plural

  • Heide Wegener: Die Nominalflexion des Deutschen - verstanden als Lerngegenstand. Niemeyer, Tübingen 1995. ISBN 3-484-31151-7

Weblinks

Wiktionary: Plural – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Helmut Glück (Hrsg.): Metzler-Lexikon Sprache. 4. Auflage; Verlag J.B. Metzler, Stuttgart und Weimar, 2010, ISBN 3-476-02335-4
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