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Plette

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Mit Plette oder Plet (jiddisch פלעטען;von franz. Billette, Mehrzahl Pletten) wurde eine Art Gutschein bezeichnet, der von jüdischen Gemeinde in Deutschland, Polen und angrenzenden Ländern zur Versorgung durchreisenden Bedürftiger ausgegeben wurden.

Hintergrund

Die jüdischen Gemeinden mussten vor der Emanzipation ihre Armenversorgung selbst organisieren und finanzieren, da sie von der allgemeinen Armenversorgung, die den Kirchen oblag, ausgeschlossen waren. Juden waren häufiger als Christen auf Reisen. In vielen Städten und Orten war die Anzahl der niederlassungsberechtigten Juden beschränkt und musste mit einer Sondersteuer erkauft werden, sodass Arme ausgeschlossen waren.

Funktionsweise

Die Plette war ein Zettel, der den Namen des Gemeindemitglieds enthielt, der die Leistung zu erbringen hatte. Meisten waren das die Beköstigung und Übernachtung für einen oder mehrere bis zu drei Tagen. Besonders am Sabbat, der einerseits ein Tag der Gemeinschaft war und anderer seits das Reisen gemäß dem jüdischen Religionsgesetzen nicht erlaubt war. Die Zettel wurden in der Synagoge, von einem Bedienstete der Synagoge oder einem Armenpfleger ausgegeben und dienten dann auch als Empfehlung an der Gastgeber. Empfänger von Pletten waren vor allem Bettler und reisende Talmudstudenten. Andere jüdische Reisende waren jedoch auch häufig auf die Gastfreundschaft angewiesen, da sie in allgemeinen Gasthäuser nur wenige Speisen den Speisegesetzen entsprachen. Die Ausgestaltung der Leistung hing vom Willen und den finanziellen Möglichkeiten des Gastgebers ab. Die Empfänger wurden als Plettengäste bezeichnet.

Die Anzahl der Pletten, die ein Haushalt bereitzustellen hatte richtete sich nach dem Vermögen. So wurde in Berlin beispielsweise 1769 festgelegt, dass jeder Haushalt pro 1000 Reichstaler Vermögen wöchentlich eine Plette auszugeben hatte.[1] In vielen Gemeinden wurden die Weigerung Pletten einzulösen oder auszugeben mit Sanktionen belegt, etwa mit Strafzahlungen oder öffentliche Bekanntmachung. Das System war wirkungsvoll und gut organisiert.[2]

Literatur

  • Hans Peter Altmeier: Kleines Lexikon deutscher Wörte. 2 Auflage. Becks, München 2007, S. 163.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Britta L. Behm:Moses Mendelssohn und die Transformation der jüdischen Erziehung in Berlin, eine bildungsgeschichtliche Analyse zur jüdischen Aufklärung im 18. Jahrhundert , Münster, Waxmann, 2002.
  2. Monika Richarz, Reinhard Rürup: Jüdisches Leben auf dem Lande: Studien zur deutsch-jüdischen Geschichte. Mohr Siebeck, 1997, ISBN 9783161468421 (http://books.google.de/books?id=p7gw6Ez1hlIC&pg=PA75&dq=Pletten&hl=de&sa=X&ei=q2_7To3VBI_GtAaisJwP&ved=0CEUQ6AEwBDg8#v=onepage&q=Pletten).
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Plette aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.