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Pionier (Militär)

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Pioniere sind eine Truppengattung eines Heeres. Auftrag der Pioniertruppe ist die Förderung der Bewegung der eigenen Truppe, die Hemmung der Bewegungen des Gegners und die Erhöhung der Überlebensfähigkeit der eigenen Truppe. Dazu ist die Pioniertruppe mit bautechnischen und infrastrukturellen Hilfsmitteln ausgerüstet und für deren Bedienung und Einsatz entsprechend ausgebildet.

In manchen Heeren (wie in der Schweizer Armee) wird die Pioniertruppe nach dem dafür früher verwandten Wort als Genietruppen (von lateinischen Genius) oder auch als Ingenieurkorps bezeichnet. Die historischen Sappeure, aus dem französischen für ‚Steinhauer‘, sind Belagerungspioniere, und dienten dem Stellungsbau, die Mineure dem Anlegen von Minen und Minenstollen im Festungskampf. Im deutschen Heer bildet die Pioniertruppe eine eigene Truppengattung.

Faltstraßengerät der Bundeswehr im Einsatz

Gliederung

Pioniere des österreichischen Bundesheeres befestigen die Auffahrtsrampen an einer Schnellbrücke (Österreich)

Gemäß der unterschiedlichen Fähigkeiten der Pioniertruppe werden die Pionierkräfte weiter unterteilt in Brückenpioniere, Sperrpioniere und Panzerpioniere. Ferner gab es bis zur Zeit des Kalten Krieges Spezialverbände wie die Eisenbahnpioniere für die Wiederherstellung und Inbetriebnahme von Eisenbahnanlagen sowie im Territorialheer in Deutschland die Wallmeister zur Einrichtung und Auslösung vorbereiteter Brückensprengungen und dauerhafter Straßensperren in Westdeutschland. Diese existieren, teils unter neuer Zuordnung und Aufgabe der Selbstständigkeit, auch nach Ende des Kalten Krieges weiter.

Aufgaben

Pioniere des Bundesheeres beim Brückenbau
Die Schnellbrücke nach Fertigstellung

Die Kampfunterstützungstruppe der Pioniere hemmt und lenkt Feindkräfte durch das Legen eigener und Räumen feindlicher Minensperren, um Bewegungen der eigenen Truppe zu fördern und die des Gegners zu behindern.

Pioniere führen Sprengungen von Verkehrsinfrastrukturen wie Brücken und Engen durch, um den feindlichen Nachschub zu behindern und Straßen als Marschwege unbrauchbar zu machen. Sie unterstützen mit ihrer Ausrüstung den Ausbau von Stellungen und die Verteidigung durch das Anlegen von Drahtsperren, um Räume insbesondere in Flanken zu sperren.

Brückenbaupioniere bauen für die eigene Truppen Verkehrsstrukturen über Gewässer. Außerdem sind Pioniere befähigt allgemeine Baumaßnahmen durchzuführen, Wasserversorgung und Infrastruktur in einem Feldlager zu errichten und zu betreiben. Die Wasseraufbereitung hingegen war Aufgabe der ABC-Abwehrtruppe.

In der Luftwaffe werden Kräfte für die Startbahninstandsetzung (auch Luftwaffenpioniere genannt) dazu eingesetzt, Flugbetriebsflächen nach einem Angriff instand zu setzen sowie Bauinstandsetzungsmaßnahmen durchzuführen.

Ausrüstung

Pioniere sind mit verschiedenen Fahrzeugen wie Pionierpanzer, Brückenlegepanzer, Minenräumpanzer und Minenverlegefahrzeugen wie dem Minenwurfsystem Skorpion ausgerüstet.

Zur Ausrüstung der Brückenpioniere gehören Pontonbrücken und Schwimmfähren wie das Amphibisches Brücken- und Übersetzfahrzeug M3 für die Überquerung von Gewässern. Ferner verfügen sie über vielfältiges Schanzzeug.

Geschichte

Amphibien-Pionierbrückenfahrzeug, EWK Eisenwerke Kaiserslautern

Pioniere im frühneuzeitlichen Heer

In den Heeren des 18. Jahrhunderts dienten Mineure zum Anlegen von Minen unter Befestigungsmauern und die Sappeur dem Bau von Feldstellungen. Pontoniere dienten dem Brückenbau für die Überquerung von Gewässern. In einigen Armeen insbesondere in der Schweiz wurden diese Waffengattungen im Ingenieur- oder Genietruppen zusammengefasst, die aus Handwerkern und Schanzarbeitern ('Schanzbauern') bestanden. Das Ingenieurkorps war die Zusammenfassung der studierten Ingenieure einer Armee.

Als Infanterie- bzw. Kavalleriepioniere bezeichnete man Ende des 19. Jahrhunderts Mannschaften der Infanterie bzw. Kavallerie, die für einfache Pioniertätigkeiten bei ihrer Truppe ausgebildet und ausgestattet waren. Sie gehörten jedoch nicht zur technischen Truppe.

Einsatz im Ersten Weltkrieg

Im Ersten Weltkrieg stieg die Bedeutung der Pioniertruppe durch den Stellungskrieg besonders an der Westfront aber auch im Gebirgskrieg stark an. Der dadurch notwendig gewordene Bau von Unterständen, Gräben, Bunkern, Sappen und befestigten und geschützten Stellungen durch ursprünglich Sappeure sowie Stollen durch Mineure erforderte spezielle Kenntnisse und Fähigkeiten, um die Infanterie oder Artillerie zu unterstützen.

Auch neue Waffen, wie Minenwerfer, Flammenwerfer, anfangs auch die zunehmend im Stellungskrieg verwendeten Handgranaten, wurden durch Pioniere eingesetzt. Dazu wurden spezielle Formationen aufgebaut, wie z. B. Minenwerfer-Kompanien, Scheinwerferzüge, Pionierparks und Eisenbahnpioniere. Bei Angriffen begleiteten Pioniere die Sturmtruppen, um möglichst rasch und wirkungsvoll die Befestigungen der feindlichen Linien auszuschalten oder Übergänge über natürliche Hindernisse, z. B. Flussläufe herzustellen.

Pioniere dienten mit dem Aufkommen der Stoßtrupptaktik zur Aufstellung der ersten Sturmbataillone. Aus diesen gingen im Zweiten Weltkrieg die Sturmpioniere hervor.

Einsatz im Zweiten Weltkrieg

Die Pioniertruppe galt als eine Waffengattung der fechtenden Truppe der Wehrmacht.[1] Im Zweiten Weltkrieg nahm ihre Bedeutung der deutschen Wehrmacht durch die Motorisierung und Blitzkriegsstartegie weiter zu.[2]

Man verstärkte die Pioniertruppe insgesamt deutlich und stellte Spezialverbände auf wie beispielsweise:

  • Infanteriepioniere - unterstützten die Infanterie unmittelbar auf Regimentsebene beim Bau von Feldstellungen, mit Minensperren in der Verteidigung und im Angriff durch das Beseitigen von feindlichen Draht- und Minensperren,
  • Gebirgspioniere - unterstützen die Gebirgsjäger beim Kampf in und um Feldstellungen im Gebirge und Hochgebirge, auch durch die Anlage von Gebirgsseilbahnen zur Versorgung und beim Bau von Feldstellungen im Gebirge,
  • Panzerpioniere - unterstützten die Panzer- und Panzergrenadiertruppe,
  • Sturmpioniere - hatten einen Kampfauftrag, insbesondere gegen feindliche Befestigungen
  • Fallschirmpioniere - ähnlich den Sturmpionieren gegliedert, unterstützten die Fallschirmjäger der Luftwaffe,
  • Brückenbaupioniere mit Brückenbaukolonnen,
  • Eisenbahnpioniere - dienten zur Wiederherstellung und Inbetriebnahme von Eisenbahnanlagen im frontnahen Bereich,

die Kriegsmarine verfügte über eigenen Marinepioniere zur Instandsetzung von Hafenanlagen.

Siehe dazu auch

⇒ Hauptartikel Waffengattungen der Wehrmacht

Pioniere in der Bundeswehr

Die Pioniertruppe ist eine Truppengattung im Heer und in der Streitkräftebasis der Bundeswehr. Die deutschen Pioniere zählen zu den Kampfunterstützungstruppen. → Siehe Pioniertruppe des Heeres und der Streitkräftebasis.

Die Aufgaben der Infanteriepioniere, werden heute durch eine erweiterte Ausbildung der Infanterie selber wahrgenommen.

Pioniere der Luftwaffe sind mit der Instandsetzung oder dem Bau von Start- und Landebahnen beauftragt. Sie sind Teil des → Objektschutzregiments der Luftwaffe.

Bei der Marine waren vormals eigene Pionierkräfte aufgestellt und zählten zur → amphibischen Gruppe der Marine. Aufgabe war das Schaffen einer baulichen Voraussetzung für Landungsoperationen.

Schweiz

Aus historischen Gründen nennt die Schweizer Armee nur die Soldaten der Übermittlungstruppen Pioniere. Die Übermittlung entstand aus den Genietruppen (Bau von Telegraphenleitungen) und war diesen bis 1951 auch formell zugeteilt. Dann entstand in der Verwaltung zuerst eine eigene Abteilung und 1978 das Bundesamt für Übermittlungstruppen, das dann im Laufe weiterer Armeereformen zur heutigen Führungsunterstützungsbasis wurde. Die Bezeichnung der Soldaten als Pioniere ist jedoch geblieben.

Pionierdienst aller Truppen - Sperren, Sprengen, Gewässer

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Die früher von Infanteriepionieren zur Unterstützung der Infanterie durchgeführten Aufgaben wie die beim Bau von Feldbefestigungen, heute mit Erd-Arbeits-Gerät EAG, Anlegen von Sicherungsminiensperren, Bau von Drahtsperren vor und in der Flanke eigener Stellungen im Sperrdienst, Sprengen von Infrastruktur oder Bodenbewuchs insbesondere Bäume im Sprengdienst, um Bewegungen des Feindes zu hemmen, Gewässerübergang der Infanterie mit Motorbooten und Schlauchbooten im Wasserdienst, wird heute durch die Infanterie durch eine erweiterte Ausbildung und mit entsprechender Ausstattung bedingt für den eigenen Bedarf selber wahrgenommen. Dazu gehört insbesondere die Ausbildung der Feldwebel als Sprengberechtigter und Sprenggehilfe mit dem Umgang mit Detonationsmitteln. Bedingt sind alle Truppengattungen im Pionierdienst aller Truppen ausgebildet, jedoch im Gegensatz zur Infanterie auch auf Grund der schweren Ausrüstung dazu nur eingeschränkt befähigt. Insbesondere die mechanisierten Kampftruppen und die Logistiktruppen bedürfen für eigene Bewegungen die permanente Unterstützung der Pioniertruppe insbesondere bei Gewässerübergang und bei beschädigter Verkehrsinfrastruktur.

Siehe auch

Literatur

  • Christin-Désirée Rudolph: Anker Wirf - Die Pioniere und Spezialpioniere der Bundeswehr. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-613-03155-5.

Weblinks

 Commons: Military engineering – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. PioniertruppeWaffengattung der fechtenden Truppe, gemäß Verfügung des OKW vom 14. Oktober 1942.
  2. Karl-Heinz Frieser: Blitzkrieg-Legende, der Westfeldzug 1940, 2. Auflage, München, Oldenburg, 1996 (Operationen des zweiten Weltkriegs, Band 2) ISBN 3-486-56201-0.
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