Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Pierre Teilhard de Chardin

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Pierre Teilhard de Chardin (1947)
Pierre Teilhard de Chardin (1955)

Pierre Teilhard de Chardin [pjɛʁ tejaʁ də ʃaʁdɛ̃] (* 1. Mai 1881 in Orcines bei Clermont-Ferrand; † 10. April 1955 in New York) war ein französischer Jesuit, Theologe und Naturwissenschaftler. Er wurde vor allem durch seine spirituelle Evolutionstheorie und seine Synthese von Religion und Wissenschaft bekannt. Als Geologe, Anthropologe und Paläontologe war Pierre Teilhard de Chardin weltweit forschend tätig. Der Spezialist für die Frühzeit des Menschen war auch beteiligt an der Entdeckung des Peking-Menschen.

Teilhards Hauptanliegen war, die Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaft und die christliche Heilslehre miteinander in Einklang zu bringen. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage nach Herkunft und Zukunft des Menschen. Sein Motto war: „Die Welt ist nur nach vorwärts interessant.“ Teilhards Werk ist als Versuch zu werten, das jahrhundertealte christliche Weltbild auf eine neue, zukunftsgerichtete Basis zu stellen. Dies sollte zu einem Zusammendenken von Glauben und Wissen, Geist und Materie, Gott und Welt führen.

Teilhards Ansichten über die Entwicklung von Welt und Kosmos standen in klarem Kontrast zum biblischen Fundamentalismus und zum religiösen Kreationismus. Für die katholische Kirche stellten sie eine Bedrohung der traditionellen Theologie und des kirchlichen Lehramtes dar. Die meisten Schriften Teilhards wurden vom Vatikan abgelehnt und durften zu seinen Lebzeiten nicht veröffentlicht werden. Nach Teilhards Tod erreichten seine Werke rasch große Auflagen und wurden in viele Sprachen übersetzt. Sein bekanntestes Buch, Der Mensch im Kosmos, erschien 1959 (Le Phénomène humain, 1955).

Leben

Landschloss Sarcenat um 1890, zur Zeit, als Teilhard dort aufwuchs

Pierre Teilhard de Chardin wurde am 1. Mai 1881 auf dem Landsitz Sarcenat in Orcines in der Auvergne, am Rand des französischen Zentralmassivs, geboren. Er war das vierte von elf Kindern des Emmanuel Teilhard de Chardin und der Berthe-Adèle de Dompierre d‘Hornoy. Sein Vater, einem alten Adelsgeschlecht entstammend, widmete sich neben der Bewirtschaftung seiner Güter den Archiven der nahegelegenen Stadt Clermont-Ferrand. Außerdem war er naturwissenschaftlich interessiert und erschloss seinen Kindern vielfältige Zugänge zur Natur. Seine Mutter, eine Ur-Großnichte von Voltaire, war sehr religiös. Die Verbindung des christlichen Weltbildes mit dem der Naturwissenschaften wurde Teilhards Lebensthema. Schon als Kind zeigte er ein starkes Interesse an Pflanzen und Steinen und legte entsprechende Sammlungen an.

Studienjahre (1892–1905)

Pierre Teilhard de Chardin mit 12 Jahren

Ab dem zwölften Lebensjahr besuchte Teilhard ein Jesuitenkolleg. Nach sieben Jahren trat er dem Jesuitenorden bei und durchlief die ordensüblichen Ausbildungsstationen. 1901 legte er die ersten Gelübde ab. Die nächsten drei Jahre verbrachte Teilhard wegen der Vertreibung der Jesuiten aus Frankreich auf der Kanalinsel Jersey, wo er Philosophie, Geologie, Physik und Chemie studierte und die Insel mit Lupe und Geologenhammer erkundete.

Theologische Entwicklungsschritte (1905–1914)

Im August 1905 zog Teilhard nach Kairo und unterrichtete am dortigen Jesuitenkolleg während dreier Jahre Physik und Chemie. Daneben unternahm er geologische Exkursionen nach Mokattam, Fayoum und Oberägypten. Ab Oktober 1908 studierte er Theologie in Ore Place bei Hastings im Südosten Englands und am 24. August 1911 wurde er zum Priester geweiht.

Das Theologiestudium war für Teilhard eine wichtige Vorbereitungsphase für sein späteres Werk. Zum Ersten wurde er von der Spiritualität des Ignatius von Loyola durchdrungen. Zum Zweiten las er in dieser Zeit das 1907 erschienene Werk L'évolution créatrice von Henri Bergson, das auf ihn tiefen Einfluss ausübte und ihm bewusst machte, dass die gesamte Welt in einem unaufhaltsamen Mehr-Werden begriffen ist. Zum Dritten verfasste er mehrere Aufsätze zu theologischen Themen, in denen sich schrittweise seine spätere Weltsicht herauskristallisierte. Hier reifte seine Erkenntnis, dass Geist und Materie nicht zwei einander entgegengesetzte Dinge, sondern zwei Zustände desselben kosmischen Substrats sind. Diese Schriften fanden bis 1986 kaum Beachtung, sind jedoch für das Verständnis Teilhards wichtig (Siehe auch Evolution und Schöpfung (Pierre Teilhard de Chardin)).

1912 besuchte er im Süden Englands die Fundstelle des Piltdown Man, der sich später als Fälschung herausstellte (Siehe auch Naturwissenschaftliche Kritikpunkte). In dieser Zeit fasste Teilhard den Entschluss, sich ganz der Erforschung des fossilen Lebens zu widmen. Seine Ordensoberen hatten nichts dagegen, da ihnen sein selbstständiges theologisches Denken missfiel. Als Vorbereitung absolvierte er in Paris ein Zusatzstudium in Paläontologie, der Wissenschaft von den Lebewesen vergangener Erdzeitalter.

Fronterfahrungen der besonderen Art (1914–1919)

Der Erste Weltkrieg, in dem Teilhard als Sanitäter in einem marokkanischen Schützenregiment unter anderem bei den Schlachten von Ypern und Verdun im Einsatz war, unterbrach seinen wissenschaftlichen Werdegang und hinterließ tiefe Spuren. Einerseits rührten diese von Frontereignissen her, andererseits erfuhr er in dieser Zeit mehrere Christus-Visionen, die für seinen weiteren Lebensweg prägend waren. Die Erfahrungen dieses Krieges führten ihn zum Bewusstsein der überindividuellen Dimensionen menschlichen Daseins: des kollektiven Leidens, aber auch des kollektiven Einheitserlebens. Er überlebte den Krieg unverletzt und wurde für seinen Mut und seinen Einsatz mit dem Orden der Ehrenlegion ausgezeichnet.

Ab 1916 verfasste Teilhard ungeachtet der schwierigen Umstände im Feld zahlreiche Aufsätze. Seine Schrift Das kosmische Leben (1916) gilt als die erste vollständige Synthese und als die erste echt teilhard‘sche Schrift (enthalten in Frühe Schriften).

Im Frühling 1918 schrieb er in intensivem Austausch mit seiner Cousine, der Philosophin Marguerite Teillard-Chambon, eine Hymne an Das Ewig Weibliche (ebenfalls enthalten in Frühe Schriften). Am 26. Mai 1918 legte Teilhard seine feierlichen Ordensgelübde ab, und im März 1919 wurde er aus dem Militärdienst entlassen. Eine Beförderung zum Feldgeistlichen der Division hatte er abgelehnt.

Erste Forschungsreisen und Konflikte mit der Kirche (1920–1926)

Ein Jahr später bestand Teilhard an der Sorbonne die naturwissenschaftliche Diplomprüfung und schrieb danach seine Dissertation über die Säugetiere des französischen unteren Eozäns. 1922 promovierte er zum Dr. rer. nat. und erhielt anschließend eine außerordentliche Professur für Geologie am renommierten Institut Catholique de Paris. Er bekam jedoch bald Schwierigkeiten mit seinen Vorgesetzten, weil seine Vorstellungen über die kosmische Evolution und die Überwindung des Materie-Geist-Dualismus den orthodoxen theologischen Auffassungen widersprachen. Deshalb arbeitete er hauptsächlich als Geologe und Paläontologe und nahm an mehreren Forschungsreisen teil, die ihn nach Burma, Äthiopien, Indien, Java sowie nach China führten, wo er mit einem Geologen-Freund die Wüste Ordos erkundete. Von den zahlreichen Schriften dieser Zeit sind Die Messe über die Welt, Mein Universum sowie Das Auftreten des Menschen besonders erwähnenswert.

Im September 1924 kehrte Teilhard nach Paris zurück und nahm wieder seine Vorlesungen auf. Daneben schrieb und veröffentlichte er Die Hominisation, eine wissenschaftliche Studie über die Evolution des Menschen. Eine weitere, theologische Arbeit über die Erbsünde führte erneut zu Schwierigkeiten mit den kirchlichen Oberen, und 1926 verlor er seinen Lehrstuhl.

Exil in China, „Der Göttliche Bereich“ (1926–1932)

Um ihn ganz loszuwerden, ‚gestatteten‘ ihm seine kirchlichen Oberen, an einer längeren Expedition in die östliche Mongolei teilzunehmen, wo Teilhard die Tektonik der Erdkruste erforschte und Fossilienkunde betrieb. Es war der Auftakt zu einem zwanzigjährigen asiatischen Exil. Mit einem Freund zusammen unternahm er sodann fünf geologische Expeditionen, was ihm erlaubte, eine geologische Karte Chinas zu erstellen. 1927 bereiste er Dalai-Nur in der östlichen Mongolei, anschließend machte er einen Abstecher nach Abessinien und Französisch-Somaliland. Daneben schrieb er das erste seiner beiden Hauptwerke, Der Göttliche Bereich, wofür ihm jedoch die kirchliche Zensurbehörde die Druckerlaubnis verweigerte.

Teilhard bei einer Grabung in der Höhle von Castillo, 1913

1929 reiste Teilhard nach China zurück. In Peking lernte er Lucile Swan kennen, eine amerikanische Bildhauerin, mit der er bis zu seinem Tod einen intensiven Briefwechsel pflegte.[1] Im selben Jahr übernahm Teilhard die Oberaufsicht des National Geological Survey of China, und im Dezember dieses Jahres erregte die Arbeitsgruppe um Teilhard und Davidson Black weltweites Aufsehen, weil sie den ersten Schädel des fossilen Peking-Menschen (Sinanthropus Pekinensis) in einer der Höhlen von Zhoukoudian in Chou Kou Tien entdeckte. Es handelte sich um ein 500‘000 Jahre altes Verbindungsglied zwischen dem Menschen und dessen vermuteter affenähnlicher Vorstufe. Dies war eines der bedeutendsten paläontologischen Ereignisse des zwanzigsten Jahrhunderts. (Chinesische Forscher haben die Knochen kürzlich neu datiert. Das Ergebnis: Die versteinerten Überreste des Homo erectus sind 780.000 Jahre alt.)[2]

Es folgten weitere Forschungsreisen in die Mandschurei bis an die Grenze Sibiriens, in die Wüste Gobi und bis nach Turkestan. Teilhards Interesse wandte sich jetzt mehr und mehr der Evolution des Menschen zu, was sich in Fundanalysen, aber auch in zahlreichen schriftlichen Arbeiten, Referaten und einer umfangreichen Korrespondenz niederschlug. Unter anderem ging es dabei auch um die Beziehung von Mann und Frau auf einer geistigen Ebene.

Forschungsreisen rund um die Welt (1933–1939)

Ab Februar 1933 unternahm Teilhard Forschungen in Zentralchina. In dieser Zeit schrieb er auch Mein Glaube nieder. 1935 besichtigte er zusammen mit Helmut de Terra (Mein Weg mit Teilhard de Chardin) Fundorte in Indien und Java. Zurück in Peking, entwarf er verschiedene Beiträge zum Thema ‚personales Universum‘. 1937 reiste er in die USA, wo er in Philadelphia mit der Gregor-Mendel-Medaille ausgezeichnet wurde. Es folgte eine Reise nach Honolulu und Japan. Dann gings zurück nach China, dann nach Birma und wieder nach Java. In dieser Zeit entstanden Das geistige Phänomen und Die menschliche Energie. Alle diese Reisen unternahm Teilhard zusammen mit Freunden und als Mitglied eines internationalen Netzwerks von Paläontologen und Geologen.

Interniert in Peking, „Der Mensch im Kosmos“ (1939–1945)

Nach verschiedenen Zwischenstationen kehrte Teilhard zum fünften Mal zu weiteren Forschungen nach Peking zurück, wo ihn der Zweite Weltkrieg festhielt. In dieser Zeit verfasste er sein zentrales Werk Der Mensch im Kosmos (Le phénomène humain, entstanden 1940). Obwohl es sich nicht um ein theologisches Werk handelte, verweigerte ihm die vatikanische Zensur auch diesmal das Veröffentlichungsrecht. Trotzdem fand es seinen Weg zu Interessierten in Tausenden von behelfsmäßigen Vervielfältigungen. Auch seine anderen Werke wurden von Rom verboten wegen „falschen Glaubensansichten, die die Grundlage der katholischen Lehre zu untergraben drohen“. Nur einige Dutzend wissenschaftliche Aufsätze konnte Teilhard in Fachzeitschriften veröffentlichen.

Ehrungen, Verbannung nach New York (1946–55)

1946 kehrte Teilhard nach Frankreich zurück. Er versuchte Anschluss zu finden an das geistige Milieu in Westeuropa, besuchte Konferenzen und hoffte weiter auf die Veröffentlichung seiner Hauptwerke. Am 1. Juni 1946 erlitt er einen Herzinfarkt – möglicherweise ausgelöst durch die Androhung aus Rom, sein Werk auf den Index der verbotenen Bücher zu setzen. Anerkennung erhielt Teilhard jedoch für seine geowissenschaftlichen Leistungen: 1947 wurde er in Paris zum Offizier der Ehrenlegion ernannt, und drei Jahre später wählte ihn die französische Akademie der Wissenschaften zu ihrem Mitglied. In weiteren Schriften rundete er sein Lebenswerk ab, so auch mit seiner Autobiografie Das Herz der Materie.

1951 reiste Teilhard nach Südafrika zu den Ausgrabungen des 1925 entdeckten Australopithecus. Im selben Jahr wurde er von seinem Orden – im Zusammenhang mit der eben erschienenen Enzyklika Humani generis („Über einige falsche Ansichten, die die Grundlage der katholischen Lehre zu untergraben drohen“) – wiederum aus Frankreich verbannt, diesmal nach New York. Und wieder fügte sich der Siebzigjährige der Ordensdisziplin. Seine letzten Jahre verbrachte Teilhard als Mitarbeiter der Wenner-Gren Foundation for Anthropological Research in New York City. Vor allem in seinen letzten Jahren litt Teilhard unter den zunehmenden Spannungen mit Rom und mit seinem Orden.

In den folgenden vier Jahren unternahm er Forschungsreisen in Nord- und Südamerika sowie nochmals nach Südafrika. Er verfasste seine letzten Schriften wie Die Energie der Evolution und Der Stoff des Universums. 1952 wurde er Ehrenmitglied der Society of Vertebrate Paleontology. Pierre Teilhard de Chardin verstarb am Ostersonntag des Jahres 1955, mitten aus einer Diskussion heraus.

Nach seinem Tod, zum Teil erst mit mehrjähriger Verzögerung, konnten seine Bücher gedruckt und in andere Sprachen übersetzt werden. Sie erreichten in kurzer Zeit Millionenauflagen, nachdem schon seine Vorträge und unter der Hand vervielfältigten Manuskripte auf größtes Interesse gestoßen waren.

(Ausführlichere Lebensläufe im englischsprachigen Wikipedia-Artikel und auf der Teilhard-Webseite von Theodor Frey, siehe Weblinks)

Werk

Übersicht

Die Teilhard-Literatur ist umfassend und vielfältig. Teilhard selbst hat in vierzig Jahren mehrere Bücher sowie hunderte Aufsätze und Vorträge verfasst, nebst unzähligen Briefen und Tagebuchnotizen. Die meisten der kürzeren Schriften sind in thematischen Sammelbänden veröffentlicht worden. Dazu kommen etliche kritische Abhandlungen von Gegnern Teilhards, außerdem mehrere Dutzend Veröffentlichungen von Ordensbrüdern und Freunden Teilhards, die ihn über eine kürzere oder längere Strecke seines Lebens begleitet haben, ihn aus ihrer Sicht charakterisieren und zu einzelnen Aspekten seines Werkes Stellung nehmen.

Der nachmalige französische Kardinal und Konzilstheologe Henri de Lubac:

„Teilhards Werk besitzt zweifellos eine große innere Einheit, wie sie nur wenige Werke aufzuweisen haben. Es gibt keine Stelle darin, an der sich nicht Wesen und Persönlichkeit seines Autors erkennen ließe. Wenn man einmal von den rein naturwissenschaftlich-technischen Schriften absieht, lassen sich in einer ersten Überschau zwei Hauptteile unterscheiden: Der eine besteht aus einer sich noch im naturwissenschaftlich-philosophischen Bereich bewegenden Reflexion, die sich von den Gegebenheiten der Erfahrungswissenschaft aus entfaltet. Der andere ist in speziellerer Weise mystisch und religiös und beruft sich häufig ausdrücklich auf die Gegebenheiten der christlichen Offenbarung. Mittelpunkt des ersten Teil ist Le Phénomène humain (Der Mensch im Kosmos); der des zweiten Teiles Le Milieu divin (Der Göttliche Bereich). So wichtig auch der erste Teil sein mag, aus der persönlichen Haltung und Einstellung Teilhards ergibt sich eindeutig, dass dieser die Aufgabe hat, zum zweiten Teil hinzuführen.“[3]

Henri de Lubac schreibt weiter, es handle sich im Grunde um die beiden Aspekte der christlichen Erlösungslehre in einem neuen Gewand. Teilhard habe sich ständig mehr oder weniger erfolgreich bemüht, die beiden Teile miteinander in Verbindung zu bringen. Beschränke man sich nur auf einen Teil, würde man Teilhards Denken stark verstümmeln. Für Henri de Lubac ist es die geistliche Lehre Teilhards, die die größte Aufmerksamkeit verdient:

„Er hat im Alleingang seinen Blick nach vorn gerichtet, um den Generationen des wissenschaftlichen Zeitalters Christus zu verkünden und in Christus am Gelingen des Menschheitsabenteuers zu arbeiten.“[4]

Der Mensch im Kosmos

Sein erstes Hauptwerk hat Teilhard 1940 verfasst. Es wurde 1955 kurz nach seinem Tod veröffentlicht, auf Deutsch 1959.[5] Die folgenden vierzehn Thesen versuchen den Inhalt dieses Hauptwerks als auch zentrale Aussagen aus anderen Büchern und Sammelbänden wie Die Zukunft des Menschen, Die menschliche Energie und Mein Universum wiederzugeben.[6]

  1. Im Laufe der Erdgeschichte entstanden immer komplexere Formen: Atome, Moleküle, Zellen, Mehrzeller. Teilhard spricht von zunehmender „Verdichtung“ der Materie. Getrieben von einer geheimnisvollen Verwirklichungskraft „knospte“ sich die Materie immer stärker ein, während sich gleichzeitig das Seelisch-Geistige „ausknospte“. So erschienen immer höhere Formen bewussten Seins. Die ganze Evolution ist geprägt durch ein kontinuierliches Streben nach „Mehr-Sein“‘ gemäß der Formel: je komplexer, desto bewusster.
  2. Mit dem menschlichen Gehirn erreichte die Komplexität der Materie ihren Höhepunkt. Sie ermöglichte ein Bewusstsein, das sich selber bewusst ist, das sich selber reflektieren kann: das Selbstbewusstsein des Menschen. Physisch scheint die Evolution mit dem homo sapiens sapiens abgeschlossen zu sein. Aber sie geht auf einer anderen Ebene weiter: nämlich auf der psychisch-geistigen, kulturellen und sozialen des Menschen.
  3. Während einer längeren Expansionsperiode besiedelte der Mensch sämtliche Kontinente und Landstriche, selbst die unwirtlichsten. So entstand allmählich, zusätzlich zur Biosphäre, eine „Geistsphäre“, ein Bewusstseinsfeld rund um die Erde. Teilhard nannte es die „Noosphäre“.
  4. Durch die ständige Zunahme der Weltbevölkerung (gegenwärtig 80 Millionen jährlich) wird es wegen der gekrümmten, nicht ausdehnbaren Erdoberfläche immer enger auf der Erde. Es kommt zu einer neuen Art Verdichtung, diesmal der Menschen untereinander: die „psychische Temperatur“ der Menschheit erhöht sich. Das führt zu großen Spannungen und Konflikten. Heute ist der kritische Punkt erreicht, wo wir uns entscheiden müssen: Untergang oder organische Einswerdung.
  5. In diese ungemütliche Situation bringt ein zweiter Prozess Licht, denn die obige Formel gilt auch hier: je komplexer, desto bewusster. Durch die Verdichtung verstärkt sich auch das globale Bewusstseinsfeld. Die Menschen werden einsichtiger, erkennen größere Zusammenhänge. So wird ihnen – auch mit Hilfe der modernen Wissenschaft – allmählich bewusst, dass im Universum alles mit allem zusammenhängt, dass die Zukunft offen ist, und dass jedes Individuum Teilchen eines menschheitlichen Gesamtorganismus ist.
  6. Daraus erwächst die Einsicht, dass die Menschheit nur überleben kann, wenn sie sich als ganzheitlichen Organismus sieht und sich entsprechend organisiert. Diese Einsicht führt zu globalem Denken und zu einem Gefühl der Zusammengehörigkeit, der Einmütigkeit.
  7. Die ganze Entwicklung muss sinnvoll, irreversibel und unvergänglich sein, sonst würden die Menschen nicht immer und überall nach „Mehr-Sein“ streben; ihr Engagement für eine gemeinsame Zukunft würde rasch erlahmen.
  8. Mit dem Bewusstsein, eine spezialisierte Zelle im Menschheitskörper zu sein, wächst in den Individuen der „Sinn fürs Ganze“, das Bedürfnis, diesem Ganzen zu dienen und Mitverantwortung zu übernehmen. Das kosmische Streben nach „Mehr-Sein“ drückt sich also im Menschen aus als Glaube an etwas Ganzes, Vollkommenes. Dahinter stecken die Ur-Sehnsucht nach Vereinigung und das Verlangen, selber ganz zu werden. Individuelle Vervollkommnungsversuche führen jedoch in die Vereinzelung, also in eine Sackgasse. Nur das Bemühen um die gemeinsame Ganzwerdung führt weiter.
  9. Der einzelne Mensch wird nicht untergehen in diesem Ganzen, sondern darin aufgehen; er wird darin aufgehoben sein, nicht damit verschmelzen, sondern sich darin sogar differenzieren.
  10. Sich selber hingeben kann er nur einem Größeren als er selbst, also einem Über-Menschlichen.
  11. Dieses Größere kann nicht ein Etwas, sondern muss ein Jemand, also personhaft sein im Sinn von „vollständig bei sich sein“.
  12. Aus christlicher Sicht ist diese Person göttlich; es ist der kosmische Christus (Christus universalis), die Kraftquelle und Anziehungskraft für den nach Erfüllung strebenden Menschen. Er beginnt aus dieser Kraft zu leben und sein Leben danach auszurichten.
  13. So findet dieser Mensch zu einer neuen Form der Liebe: zur wahren Nächstenliebe. Seine egozentrischen Bedürfnisse vermindern sich allmählich. Das ist sowohl ein schmerzhafter wie ein freudvoller Prozess. Er fügt sich immer mehr dem mystischen Leib Christi ein, und durch diese Eingliederung wird er vollendet. Denn im Verlauf dieses Prozesses verwandelt sich sein ganzes Wesen (Auferstehung).
  14. Da die ganze kosmische Entwicklung konvergent ist, strebt alles zusammen (con-vertere, uni-vertere). In einem solchen Universum konvergieren auch die Menschen; sie streben zu einem konvergenten Zielpunkt (Omega), der ebenfalls personhaft sein muss. Das heißt, das Drängen von unten und die Anziehungskraft von oben zieht und treibt die Menschheit in einem sich verjüngenden Spiralengang auf ein höchstes personales Zentrum hin zu ihrer Vollendung.
  15. Durch das freiwillige, liebevolle Einswerden vieler Menschen wird die Anziehungskraft des über–menschlichen Brennpunkts immer stärker, bis in einem kosmo–logischen Moment ein gewaltiger Impuls alle Menschen guten Willens erfasst (die Wiederkunft Christi) und sie als ein geeintes Wesen in eine höhere, göttliche Dimension durchbrechen.
  16. Naturwissenschaftliche Entwicklungstheorie und christliche Heilslehre sind zwei verschiedene Ansichten desselben Prozesses.

(Ausführlichere Inhaltsübersicht von Der Mensch im Kosmos im Beitrag von Vera Haag, Kap. 2.2, siehe Weblink)

Der göttliche Bereich

Während das Buch Der Mensch im Kosmos die gesamtmenschheitliche Evolution und Zukunft behandelt, geht es in der Schrift Der Göttliche Bereich – Ein Entwurf des Inneren Lebens um die individuelle innerseelische Entwicklung. Teilhard hatte mit ersten Entwürfen zu diesem Buch 1920 begonnen und die definitive Fassung im Winter 1926/27 in Tien-tsin niedergeschrieben. Nach langem Hin und Her durfte es dann doch nicht gedruckt werden und erschien erst 1957, zwei Jahre nach dem Tode Teilhards.

Ladislaus Boros schreibt im Vorwort:

„Was Teilhard in diesem Buch entwickelt, ist im Grunde eine Umkehr des bisherigen geistlichen Lebens. Den im Christentum bald zweitausend Jahre wirkenden Zwiespalt zwischen der Liebe zu Gott und der Liebe zur diesseitigen Welt hat Teilhard in einer bisher nicht bekannten Weise aufgrund seiner neuen Vision der Schöpfungswelt gelöst.“

In einleitenden Bemerkungen zum Buch definiert Teilhard das Zielpublikum so:

„Dieses Buch wendet sich nicht ausgesprochen an Christen, die unerschütterlich in ihrem Glauben leben; sie haben aus seinem Inhalt nichts zu lernen. Es ist für die Vorantreibenden drinnen und draußen geschrieben, das heißt für jene, die, anstatt sich ganz der Kirche hinzugeben, am Rande neben ihr gehen oder sich von ihr entfernen, in der Hoffnung, über sie hinauszuwachsen.“

Dann fügt Teilhard noch eine „wichtige Bemerkung“ an, womit er möglichen Kritikern zuvorkommen wollte: Das Buch enthalte nur die einfache Beschreibung einer über einen ganz bestimmten Zeitraum beobachteten psychologischen Entwicklung, eine mögliche Reihe innerer Perspektiven, die sich Schritt um Schritt dem Geist im Laufe eines bescheidenen „erleuchteten“ Aufstiegs enthüllen. Dem moralischen Übel, der Sünde werde nur ein geringer Platz eingeräumt, denn „von der Seele, mit der wir uns hier befassen, wird angenommen, dass sie sich bereits von den schuldhaften Richtungen abgewandt hat.“ In diesem Stadium müsse man nicht mehr ausdrücklich auf das Wirken der Gnade verweisen. Ebenso müsse nicht mehr ausdrücklich zwischen Natur und Übernatur, göttlichem Einfluss und menschlichem Wirken unterschieden werden.

In der Einführung schreibt Teilhard:

„Der Weg, dem wir in unserer Darlegung folgen werden, wird ganz einfach sein, weil im Felde der Erfahrung die Existenz jedes Menschen sich angemessen in zwei Teile aufteilen lässt: das, was er tut, und das, was er erleidet.“

Das Werk besteht aus drei Teilen:

  1. Die „Vergöttlichung“ des Tuns: die Heiligung und Vollendung der Welt als Folge der Heiligung und Vollendung des menschlichen Bemühens;
  2. Die „Vergöttlichung“ des Erleidens: die verschiedenen Formen des menschlichen Erleidens; das Wachsen durch das Weniger-Werden („Minderung“), die wahre Ergebung, der Sinn des Kreuzes;
  3. Die Attribute des göttlichen Milieus, sein Anwachsen durch individuelle und kollektive Fortschritte des Tuns und Erleidens.

Hierzu meint Henri de Lubac, es genüge nicht, nur den ersten Teil zu lesen, da durchdringe man bloß die Außenhaut. Nur wenn man das Buch bis zum Schluss lese, gelange man bis zum Herzen der teilhard‘schen Mystik.[7] Der erste Teil des Werkes klinge wie eine Hymne auf das christlich verstandene Tätig-Sein. Doch mit dem Handeln, selbst wenn es vollkommen rein und selbstlos sei, befinde sich der göttliche Bereich nur in der „ersten Phase seiner Entfaltung“. Teilhard selber: „Im Handeln haben wir erst den halben Weg auf den Berg der Verklärung zurückgelegt.“[8] Nach Gott durch alles andere hindurch streben bedeute noch nicht, ihn wahrhaft erreichen. Die verheißene Vergöttlichung geschehe um einen höheren Preis, und „alles, was der Mensch dabei tun kann, ist, sich bereitzuhalten und demütig anzunehmen.“[9]

Person

Pierre Teilhard de Chardin

Im Folgenden einige Eindrücke von Verwandten, Freunden und Ordensbrüdern Teilhards:

Teilhard-Übersetzer Josef Vital Kopp:

„Teilhard wird uns geschildert als hohe, auf den rastlosen Fahrten hager gebliebene Gestalt. Seine feinen, aber energischen Gesichtszüge waren von Meer- und Wüstenwinden geprägt. Unter der hohen Stirn blitzten braune, warme, gütig strahlende und zugleich kritisch prüfende Augen. Sein Mund war umspielt von kleinen ironischen Falten. Die langfingrigen Forscherhände waren ständig in Bewegung, und die Gebärden, selbst des alternden Mannes, noch immer von jugendlicher Behändigkeit. […] Teilhard war ein liebenswürdiger Mensch, ein Mann des Dialogs. Wo immer er auftrat, verbreitete er Optimismus und Vertrauen. Jedermann wurde von seiner Ausstrahlung und Herzlichkeit gefangen.“[10]

Maurice Blondel, Philosoph und Freund Teilhards:

„Seine Überzeugungskraft drückte sich bisweilen in einem inbrünstigen Bekehrungswillen und einem prophetenhaften Ton aus, die manch einer als geradezu indiskret empfinden mochte. Doch Hand in Hand damit ging bei Teilhard eine Bescheidenheit einher, die ihn hinderte, jemals zu glauben, er habe alles Wahre erkannt.“[11]

Handschrift Teilhards mit Unterschrift, 1908

Teilhards Cousine Marguerite Teillard-Chambon über seine ersten Schriften:

„Selbst äußerlich sind seine Manuskripte von einer peinlichen Sorgfalt in der Schrift und der Einteilung, so als gingen sie aus einem stillen Studierzimmer hervor, wiewohl seine Hand bei der Rückkehr aus den Schützengräben noch vor Müdigkeit und Erregung zittert. […] Was er in jenem außergewöhnlichen Lebensabschnitt, aus dem er verwandelt hervorging, gesehen, empfunden, gedacht hat, wird er es eines Tages kundtun können? Vor seiner Demobilmachung stellte er sich die bange Frage: Werde ich je gehört werden?“[12]

Henri de Lubac, der während mehr als 30 Jahren mit Teilhard in einem ständigen Austausch war, schrieb, dass ihre Beziehung vom ersten Tag an von Vertrauen und absoluter Aufrichtigkeit geprägt war.[13] Nach Henri de Lubac lebte in Teilhard schon als Kind eine Leidenschaft für das Absolute; diesen ‚beseligenden Gegenstand' suchte er überall und unermüdlich. Das Einsteigen in Teilhards Thematik gelinge dem leichter, der nicht mit vorgefassten Ideen an das Werk herantrete, wegen der herrlichen Unbefangenheit Teilhards. Er habe sich selbst bescheiden, aber sehr zutreffend definiert als „Mann, der versucht, treuherzig auszusagen, was seiner Generation am Herzen liegt.“ De Lubac weiter: „Stets und ständig sieht er im Leser seinen Freund, der bestrebt ist, zusammen mit ihm voranzuschreiten.“ Teilhard beanspruche nicht, mehr aufzuzeigen als einige „Einfallstraßen, auf denen sich uns der Blick auf eine Unermesslichkeit noch unerforschter Wirklichkeit auftut.“[14]

Paul Grenet, ein Ordensbruder Teilhards:

„In seinen Schriften wie in seinen Beziehungen zu den Menschen hat er nur eine einzige Diplomatie befolgt: ‚die Diplomatie der Aufrichtigkeit‘.“[15]

Der Biologe Adolf Portmann war der Ansicht, dass die Erforschung des Peking-Menschen Teilhards Ruf als Erforscher einer erloschenen Lebenswelt begründet und den Grund gelegt habe für das Vertrauen, mit dem viele Menschen seine weittragenden Folgerungen über die Evolution der Menschheit aufgenommen haben. Doch stellte Portmann gleichzeitig fest, dass bei ihm sehr häufig „der Prophet dem Forscher die Feder aus der Hand genommen hat“.[16]

Claude Cuénot, ein Freund Teilhards:

„Es gibt keinen Teilhard für die Allgemeinheit und einen anderen für Eingeweihte. […] Ratschläge und Korrekturen nahm er nicht nur willig an, sondern erbat sie sogar, und zwar nicht allein von seinen Oberen […], sondern selbst von Jüngeren und weniger Erfahrenen.“[17]

Alice Teillard-Chambon, Schwester von Marguerite:

„Auch wenn sich das Werk in einer wohlkonstruierten Form darbietet, kommt seine Kraft in der Sprache (man könnte fast sagen: seine Stoßkraft) von einem ersten Funken, der alles in Licht getaucht hat.“[18]

Ein Spiegel-Journalist:

„Auch wenn Teilhard von der obersten Dogmen-Behörde der römischen Kurie als ‚theologischen Truggeist‘ bezeichnet wurde, der dogmatisch für die Kirche eine Gefahr bedeute, wurde ihm doch attestiert, dass er den Titel ‚Ketzer‘ subjektiv vielleicht nicht verdiene, wegen seiner Gutgläubigkeit.“[19]

Der Geologe Helmut de Terra, den Teilhard auf längeren Forschungsreisen durch Indien sowie nach Birma und Java begleitet hatte, beschrieb ihn so:

„Ihm lag jede predigende Überheblichkeit fern; er passte sich immer seiner Umgebung an und spielte nie den Überlegenen. Sofern er als Autorität sprechen konnte, war er nie rechthaberisch, wie er auch unter den widrigsten Umständen einer Reise keinerlei Sonderansprüche machte, sondern sich mit geradezu beschämender Bescheidenheit einzufügen verstand.“

Als Beispiel fügte de Terra an:

„Beim Studium eines Knochens, bei dem es sich um den Grad der Fossilisation drehte, benutzte Teilhard ein mir bis dahin unbekanntes Probiermittel: Er ließ seine Zunge über den Knochen gleiten und meinte, dass er, um als Fossil zu gelten, nicht genügend mineralisiert sei, weil er seine ursprüngliche Porosität bewahrt habe. Die Art, wie er den Knochen aus der schmutzigen Hand des Arbeiters nahm und ihn sorglos an die Lippen führte, war wiederum sehr charakteristisch für seine Unbekümmertheit. Diese Eigenschaft machte ihn zu einem idealen Begleiter auf Expeditionen.“

Helmut de Terra berichtete auch von einem Erlebnis, das ihm einen unauslöschlichen Eindruck hinterließ. Er war mit Teilhard in Zentralindien unterwegs auf einem schmalen Fußpfad durch einen Bergwald, in dem Panther vorkamen. Bei jedem Rascheln im Unterholz geriet de Terra in große Angst, und als einmal ein heftiges Krachen von Zweigen zu hören war, wollte er davonlaufen, aber Teilhard blieb ruhig stehen und sagte fasziniert: „Dieser Wald ist wie das Meer voll von verborgenem Leben.“ Diese innere Zuversicht hatte ihn auch auf den Schlachtfeldern im Ersten Weltkrieg ausgezeichnet. Auf die Frage, wie er es fertig bringe, so ruhig zu bleiben, soll Teilhard geantwortet haben: „Der Tod ist nichts als eine Transformation unseres Wesens."[20]

Denken

Teilhards Denken ist geprägt von breitem naturwissenschaftlichem Wissen und zugleich von tiefer Frömmigkeit. Bahnbrechend und zu seiner Zeit anstößig ist seine Erkenntnis, dass die Schöpfung als ein bis ans Ende der Zeiten fortdauernden Prozess mit noch ungeahnten Ergebnissen anzusehen ist und nicht als etwas Abgeschlossenes und Fertiges, wie es die biblischen Schöpfungserzählungen nahezulegen scheinen. Schöpfung und Evolution sind für Teilhard kein Gegensatz. Neu gedacht hat er auch das Verhältnis von „notwendiger“ Entwicklung und menschlicher Freiheit. Theologisch knüpft er dabei an die Lehre vom Heiligen Geist als Spiritus Creator an, der mit der geschöpflichen Freiheit stets gegenwärtig zusammenwirkt. Teilhards weitere Einsichten zur Evolution des Menschen, insbesondere hinsichtlich dessen spiritueller Aspekte, werden oft mit denen des indischen Philosophen Sri Aurobindo verglichen, der den heutigen Menschen als Übergangswesen zu einer höheren Entwicklungsstufe ansieht.[21]

Teilhards Anliegen

Mit seinem Lebenswerk legt Teilhard dar, wie er die Welt und die Menschen in dieser Welt sieht.[22] Sein besonderes Anliegen ist es, das Verhältnis Gott – Mensch – Welt zu erhellen. Dies gilt es vor allem auch dann zu beachten, wenn seine Schriften den Eindruck erwecken, naturwissenschaftlich sein zu wollen. Oft ist nämlich seine naturwissenschaftliche Ausdrucksweise nichts anderes als ein Sprachmittel, um auch Menschen zu erreichen, die sich weder von der hergebrachten theologischen, noch von der philosophischen Terminologie angesprochen fühlen.

Der Theologe und Psychotherapeut Giulio Haas:

„Teilhard denkt und schreibt als ein Ergriffener, und ein Ergriffener war er, weil er geschaut hat. Nach dem Schauen entdeckte er seine Lebensaufgabe: seine Weltschau den Menschen seiner Zeit als ein Ergriffener darzulegen.“[23]

Welche Terminologie Teilhard auch gebraucht, nach Giulio Haas es geht ihm immer darum, seine Sicht der Gesamtwirklichkeit zu vermitteln. Es sei nicht verwunderlich, dass er dadurch sehr schnell in Konflikt mit der Naturwissenschaft, der Philosophie und der Theologie gerate. Denn jede Wissenschaft gehe die eine Wirklichkeit von ihrem je eigenen Standpunkt aus an.

Für den Theologen Thomas Broch ist das Grundanliegen Teilhards ein spirituelles:

„Am Ursprung der Grundgedanken seines Werkes steht nie das rationale Argument, der Begriff oder gar das naturwissenschaftliche Faktum, sondern die Schau, das innere Erlebnis, ein ganzheitlicher Erfahrungsakt mystischer oder religiöser Prägung.“[24]

Teilhard selber fasst sein Weltbild in einer Art Glaubensbekenntnis zusammen:

„Ich glaube, das Universum ist eine Evolution.
Ich glaube, die Evolution geht in Richtung des Geistes.
Ich glaube, im Menschen vollendet sich der Geist im Personalen.
Ich glaube, das höchste Personale ist der Christus-Universalis.“[25]

Anderswo schreibt Teilhard:

„Oft bitte ich Gott, ich möchte doch die Asche sein, aus der für andere dieses große Aufblühen hervorbricht, das unserer Generation gefehlt hat.“

Und:

„Die etwas gewagten oder systematischen Punkte meiner ‚Lehre‘ sind für mich im großen und ganzen nur sekundär; ich möchte viel weniger Ideen als einen Geist verbreiten.“[26]

Etwas Ähnliches teilt er 1927 Ida Treat in einem Brief mit:

„Was ich vermitteln möchte, ist nicht eigentlich eine Theorie, ein System, eine Weltanschauung; sondern ein gewisser Geschmack (goût), eine gewisse Wahrnehmung der Schönheit, der Erfahrung, der Einheit des Seins. Ich versuche, die ruhige Berauschung, die das Bewusstwerden der Tiefen des Weltstoffs in mir bewirkt, in Begriffe einer Theorie zu übersetzen (was ich gerne in Musik täte, wenn ich dazu fähig wäre); aber diese Theorie hat für mich nur eine Geltung durch die Resonanz, die sie in einem Bereich der Seele auslöst, der nicht dem Intellekt zugehört.“[27]

Die Kosmogenese

Für Teilhard ist die gesamte Wirklichkeit etwas Dynamisches, etwas, das dauernd in Entwicklung ist. Der Kosmos als statische, fixe Größe ist für ihn endgültig überholt. Er verwendet daher ganz selten den Begriff Kosmos. Lieber spricht er von Kosmogenese, wodurch das Entstehen, Werden und Sich-Entfalten des Universums deutlicher zum Ausdruck kommt. Mehr noch: indem Teilhard das Wort Genese gebraucht, zeigt er nicht nur an, dass er das Universum als dynamisch versteht, sondern auch, dass diese Dynamik zielgerichtet ist.

Theodor Frey: Experimente zur Gestaltwerdung, 2011

Teilhard sieht in der Kosmogenese eine von Gott bewirkte kreative Bewegung, die noch nicht an ihr Ziel gelangt ist. Kennzeichen dieser Bewegung ist die ständige Zunahme von Organisiertheit alles Seienden. Die Kosmogenese befindet sich auf einem Weg, aber nicht um des Weges willen. Dieser Weg hat ein Ziel. Es handelt sich dabei nicht um ein von außen vorgeschriebenes oder aufdiktiertes Ziel. Die Kosmogenese tastet sich voran, auf ein Ziel hin, das sie Schritt für Schritt selber entwirft. Wenn Teilhard von der Zielgerichtetheit der gesamten Wirklichkeit spricht, bedeutet das nicht notwendigerweise die Zielgerichtetheit des einzelnen Phänomens, oder doch nur dann, wenn es im Zusammenhang mit der ganzen Kosmogenese gesehen wird.

Der Weg, den die Kosmogenese in der Vergangenheit eingeschlagen hat, verläuft nach Teilhard gemäß dem Gesetz der Konvergenz. Darunter versteht er die Vereinigung von zuerst getrennten Einheiten zu immer größeren, komplexeren Einheiten. In den beiden Faktoren Konvergenz und Komplexität offenbart sich das Grundstreben der Kosmogenese. Nach vorne erscheinen immer komplexere Gebilde, die zugleich immer intensiver konvergieren. Das Ziel wird das komplexeste Gebilde mit der größtmöglichen Konvergenz sein.

Die Noogenese

Teilhard bezeichnet das Reich des Leblosen mit Hylosphäre (hylisch=materiell, stofflich). Sie wird von physikalischen Gesetzen dominiert. Zugleich ist sie das Reich, welches die Keime kommenden Lebens in sich birgt. Diese neue Phase, die er die Biogenese nennt, ermöglicht eine neue Sphäre, die Sphäre des Lebendigen: die Biosphäre. Tastend gestalten sich immer komplexere Gebilde mit immer ausgeprägterer Innerlichkeit oder Zentriertheit bis hin zum Menschen. Diese dritte Phase im kosmischen Prozess nennt Teilhard die Noogenese, welche zur Noosphäre führt (von nous, altgr. Geist). Die Noosphäre ist die letzte Etappe der Kosmogenese. Das Geistige wird von Teilhard als eine zentrierte Wirklichkeit verstanden, die im Menschen sich selber bewusst geworden ist. Bis hierher findet sich Teilhard in Übereinstimmung mit der Mehrheit seiner naturwissenschaftlichen Zeitgenossen. Dass er aber den Geist konsequent in sein kosmogenetische Modell eingebaut hat, ist vor allem für die Theologie unannehmbar. Denn durch diese Einordnung des Geistes relativiert Teilhard den herkömmlichen Dualismus von Geist und Materie. Andererseits ruft die Anschauung Teilhards mit dem Geist als kosmische Größe wiederum die Materialisten auf den Plan.

Die wahre Originalität Teilhards liegt nach Giulio Haas darin, dass für ihn die Kosmogenese mit der Entstehung des menschlichen Geistes nicht abgeschlossen ist. Von der gleichen Dynamik angetrieben schreitet sie weiter, nach den gleichen Gesetzen von zunehmender Komplexität und Konvergenz. Indem Teilhard dieses Weiterschreiten zu beschreiben versuchte, war er gezwungen, etwas darzustellen, was sich notwendigerweise der Erfahrung und der Nachprüfung entzieht. Für die Naturwissenschaft liegt hier wohl der schwächste Punkt im Gesamtwerk Teilhards. Er hat sich mit dem Vorwurf unbeweisbarer Spekulationen und Phantasterei des Öfteren auseinandergesetzt und war sich der Problematik seines Vorgehens bewusst. Doch ging es ihm gar nicht darum, die konkrete Gestalt der Zukunft auszumalen. Er wollte nur aufzeigen, wie der Weg der Zukunft strukturiert sein muss, wenn man die kosmischen Gesetze, die in der Vergangenheit dominierend waren, in die Zukunft extrapoliert.

Aufgrund der Gesetze der Konvergenz, der Komplexität, der Verinnerlichung und der Zentrierung ist für Teilhard die Noosphäre eine sich selbst schaffende Wirklichkeit, die auf eine gemeinsame Mitte hin tendiert, auf ein „hyper-personales“ Zentrum. Den Zielpunkt der Noogenese setzt Teilhard vor allem in den Spätschriften mit dem „kosmischen Christus“ gleich. Noogenese und Christogenese bilden für ihn eine Einheit, doch er hat lange darum ringen müssen, um die Einheit dieser zwei Strömungen darstellen zu können.

Teilhard ist sich der Konflikte zwischen den Nationen, das Auseinanderleben von Jung und Alt, die Spannungen zwischen den Geschlechtern usw. bewusst. Deshalb unterscheidet er zwei Phasen innerhalb der Noogenese – wie in den vorhergehenden Abschnitten der Kosmogenese. Die erste Phase ist die Phase der Divergenz. Dazu gehört das Besitzergreifen der Erde, das Auseinanderstreben, das Sich voneinander Absetzen. Ihr folgt die Phase der Konvergenz, das tastende Einander-Suchen und Aufeinander-Eingehen. Nach Teilhard ist diese Phase vor allem durch die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus sichtbar geworden. Im Christentum wird sie nach seiner Meinung weitergeführt. Von ihm erwartet er nicht nur die stärksten Impulse für die Konvergenz, sondern auch den endgültigen Sieg. In diesem Sinn spricht Teilhard den etwas gewagten Gedanken aus, dass das Christentum der wahre Erbe der Kosmogenese sei. In der konkreten Wirklichkeit lassen sich die beiden Phasen zeitlich nicht trennen; sie laufen parallel nebeneinander.

Die Liebe als kosmische Energie

Da die gesamte Wirklichkeit auf ein Ziel hin ausgerichtet ist, muss in ihr die Energie vorhanden sein, die es ihr ermöglicht, diesem Ziel entgegenzutasten. Teilhard glaubt, diese „kosmische Energie“ überall zu entdecken. Er geht in verschiedenen Schriften darauf ein. Auf der Stufe des Menschen erscheint sie als die Liebesenergie. Doch sie war schon lange vor dem Menschen am Werk. So schreibt er in Der Mensch im Kosmos:

„In ihrer vollen biologischen Realität betrachtet, ist die Liebe nicht auf den Menschen beschränkt. Sie ist die Anziehung, die ein Wesen auf ein anderes ausübt. Sie ist allem Leben eigentümlich und verbindet sich in verschiedener Weise und in verschiedenem Grade mit allen Gestalten, in denen die organische Materie nach und nach erscheint. […] Wenn nicht schon im Molekül auf unglaublich rudimentärer Stufe eine Neigung zu Vereinigung bestünde, so wäre das Erscheinen der Liebe auch auf höherer Ebene, in der menschlichen Form, physisch unmöglich.“[28]

Für Teilhard ist die Liebe die universellste, die ungeheuerlichste und die geheimnisvollste der kosmischen Energien. Sie ist die Antriebskraft für das gesamte kosmologische Streben. Sie nimmt das letzte Ziel, die organische Einheit alles Seienden, bereits handelnd und leidend vorweg. Diese Liebe ist für Teilhard im Herzen von Jesus Christus bereits vollkommen verwirklicht. Sie ist nicht von außen in die kosmische Wirklichkeit eingedrungen, sondern ebenso wie der menschliche Geist ist sie dieser Wirklichkeit entsprungen, hat dabei ihr Wesen verändert und ist im Menschen personal geworden.

Beides muss beachtet werden: die Kontinuität der Liebesenergie und die Diskontinuität durch die jeweilige Verwandlung. Ähnlich wie zwei Liebende einander anziehen und sich durch diese Anziehung verändern, so gibt der menschliche Geist sich dem Größeren hin, vereint er sich mit ihm.[29] Es ist von Anfang an dieselbe Energie, welche die Gesamtwirklichkeit vorantreibt, doch sie verwandelt sich in den verschiedenen Phasen der Kosmogenese. Unter diesem Aspekt bezeichnet Teilhard den gesamten kosmischen Prozess als „Amorisation“ (= einigende und vollendende Liebeskraft). Deshalb ist die Liebe die treibende Urkraft der Kosmogenese.[30]

Der kosmische Christus

Der Entwicklungskraft der Kosmogenese „von unten“ hat ihren Gegenpol in einer Anziehungskraft „von oben“. Teilhard benützt dazu den Ausdruck Christus universalis oder kosmischer Christus, entsprechend dem Brief des Apostels Paulus an die Kolosser: „Alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen […] Alles hat durch ihn seinen Bestand.“ (Kol 1.16). Unbeachtet anderer exegetischer Interpretationen übernahm er diesen Satz so, wie er ihn in seiner Bibel vorfand; er wurde ihm zum Kern seiner Weltschau.

Durch diese beiden Kräfte entfaltet der Kosmos seine Dynamik. Im Symbol des Christus universalis ausgedrückt: Christus erhält durch die Kosmogenese eine kosmische Dimension, und der Kosmos erhält eine „christische“ Dimension. Dies drückt Teilhard mit dem Begriff Christogenese aus. An einer Stelle spricht er sogar von „Theogenese“, also von einer Gottwerdung der Gesamtwirklichkeit.[31]

Die Frage, wer dieser kosmische Christus sei, wurde Teilhard immer wieder gestellt. Viele hat seine Antwort nicht befriedigt. Doch für ihn stand fest, dass es sich dabei um niemand anderes handeln konnte als um den historischen Jesus von Nazareth, den Teilhard in seiner Kindheit durch die Vermittlung seiner Mutter kennen und lieben gelernt hatte.[32]

Der Punkt Omega

Um das Ziel zu beschreiben, auf das sich die Kosmogenese hintastet, benutzte Teilhard die Metapher Omega. Er verstand den Punkt Omega als ein Zentrum der ans Ziel gelangten Gesamtwirklichkeit und versuchte damit auch im Gespräch mit Nichtchristen zu bleiben:

„Wenn der Punkt Omega nicht von Natur erhaben wäre über Zeit und Raum, die er in sich sammelt, so wäre er nicht Omega. Eigengesetzlichkeit, allgegenwärtiges Wirken, Irreversibilität und schließlich Transzendenz: das sind die vier Attribute von Omega.“[33]

Omega, das ewig Eine, ist ein biblischer Hohheitstitel für Christus in der Offenbarung des Johannes (Offb 21,6). Der „Punkt Omega“ ist Ziel, Richtung und Motor der Evolution. Teilhard beschrieb in seinem Hauptwerk Der Mensch im Kosmos die Einigung der Welt durch Gott mittels Jesus Christus mit folgenden Worten:

„Die Welt schaffen, vollenden und entsühnen, so lesen wir bereits bei Paulus und Johannes, ist für Gott die Einigung der Welt in einer organischen Vereinigung mit sich selbst. Auf welche Weise eint er sie? Indem er zu einem gewissen Teil in die Dinge eintaucht, indem er sich zum ‚Element‘ macht, und indem er dann, kraft des im Herzen der Materie gefundenen Stützpunktes, die Führung und den Plan dessen übernimmt, was wir heute Evolution nennen. Indem er als Mensch unter Menschen erstanden ist, hat Christus als Prinzip universeller Lebenskraft seine Stellung eingenommen, und er ist seit je dabei, den allgemeinen Aufstieg des Bewusstseins, in den er sich hineingestellt hat, unter sich zu beugen, zu reinigen, zu leiten und aufs höchste zu beseelen.“[34]

Im Büchlein Mein Universum, das der Unio Creatrix, der Einheit der Schöpfung, gewidmet ist, bezog Teilhard Christus noch direkter auf den Punkt Omega:

„Weil Christus Omega ist, ist das Universum physisch bis in sein materielles Mark durchdrungen vom Einfluss seiner übermenschlichen Natur.“[35]

Der Begriff Omega machte es Teilhard schwierig, die personale Dimension des Zielpunktes der Kosmogenese mitklingen zu lassen. Ihm lag aber alles daran, darauf hinzuweisen, dass der Zielpunkt der Kosmogenese als etwas Personales verstanden wird, genauer, als ein „Hyper-Personales“. Er wollte aufzeigen, dass für ihn Geist eine historisch gewachsene, biologische, ja planetarische Größe ist, eine echte Frucht der Kosmogenese und keine außerkosmische Begleiterscheinung. Indem der Geist im Menschen personal geworden ist, muss auch das Ziel als personal verstanden werden, als das Zentrum aller zentrierten Einheiten. Die Vollendung des Menschen sah Teilhard nicht in einer weiteren Vervollkommnung der Individuen, sondern im erfüllenden Aufgehen der Individuen in der Gemeinschaft.

Das Böse als notwendiges Übel

Teilhard wurde oft der Vorwurf gemacht, dass seine Weltschau zu optimistisch sei, und dass er dem Problem des Bösen zu wenig Platz einräume. Teilhard selber hat das nicht so gesehen. In seinem Kosmos, der sich tastend vorwärts bewegt, ist das Böse stets gegenwärtig. Unter dem Bösen verstand er alles, was sich dem Weg zunehmender Konvergenz entgegenstellt. Das „Übel“ bzw. das „Böse“ ist eine zersetzende Kraft. So zeigt sich das Böse in der Kosmogenese auf mannigfache Art. Es erscheint als das Übel der Unordnung und des Misserfolgs. Auch der Zerfall im Sinne der Entropie ist ein Übel, und doch ist es notwendig zur Weiterentwicklung.

Das ist die unvermeidliche Kehrseite der ganzen Kosmogenese: sich einen gewissen Anteil an „Abfällen“ zu erlauben (wobei beide Bedeutungen des deutschen Wortes zutreffen).

„Disharmonien oder physischer Zerfall im Vorlebendigen, Leiden beim Lebenden, Sünde im Bereich der Freiheit: keine in Bildung begriffene Ordnung, die nicht auf allen Stufen Unordnung einschließt.“[36]

Teilhard war überzeugt von der Notwendigkeit des Übels, denn da das Viele dem „Spiel der Möglichkeiten“ unterworfen ist, muss das Übel unter der riesigen Zahl der Geschöpfe vorkommen. Mit dem Auftreten des Menschen wird die Kosmogenese zum großen Wagnis, da der Mensch mit Freiheit begabt ist und sein egozentrisches Streben nach Unabhängigkeit dem Ziel der Einheit entgegenläuft. Käme es zum Beispiel im Raum der Freiheit des Menschen nicht vor, so müsste man ernstlich an der Freiheit zweifeln. Das Übel ist also ein unvermeidliches Nebenprodukt einer Welt auf dem Weg zur Einswerdung, eine von der Schöpfung nicht zu trennende Mühsal.[37]

Beim Menschen zeigt sich das Böse neu im Gefühl der Einsamkeit, des Abgetrennt-Seins und der Angst, auch wegen der eigenen Sterblichkeit. Auch die Einsicht in die Unermesslichkeit des Universums kann Angst auslösen angesichts der eigenen Kleinheit.

Das Problem des Übels hatte Teilhard schon seit seinen ersten Schriften beschäftigt, und gegen Ende seines Lebens betonte er in einem Brief an seinen Freund Henri de Lubac „die immer größere Bedeutung, welche die ausdrückliche Betrachtung des Übels in meinem Denken einnimmt. […] Je mehr der Mensch Mensch wird, umso schlimmer wird das Problem des Übels, umso tiefer prägt es sich in seinem Fleisch, in seinen Nerven und in seinem Geist ein: das Böse, das wir verstehen und erleiden müssen.“[38]

Selbst am Ende der Welt kann sich das Böse nochmals entscheidend geltend machen:

„Doch es ist ebenfalls möglich, dass das Böse zugleich mit dem Guten wächst – einem Gesetz zufolge, das in der Vergangenheit ausnahmslos waltete – und dass es am Ende gleichfalls seinen Höhepunkt erreicht, und zwar auch in einer besonderen und neuen Form. […] Die universelle Liebe würde dann schließlich nur einen Teil der Noosphäre beleben und loslösen, um ihn zu vollenden – denjenigen Teil, der sich entscheiden würde, den ‚Sprung‘ aus sich selbst in den Andern zu wagen.“[39]

Seelische Wachstumsschmerzen

Für Teilhard sind die verschiedenen Formen des menschlichen Erleidens und der Ergebung eine Voraussetzung für den Eintritt in den göttlichen Bereich. Das Erleiden durchzieht unser ganzes Leben; es macht die Hälfte des menschlichen Daseins aus:

„Auf der einen Seite stehen die freundlichen und fördernden Kräfte, die unsere Anstrengungen unterstützen und uns zum Erfolg führen: Sie bewirken das Erleiden des Wachstums. Auf der anderen Seite stehen die feindlichen Mächte, die unsern Bestrebungen schmerzlich zuwiderlaufen, die unsern Aufstieg zum Mehr-Sein erschweren oder ablenken und unsere wirklichen oder scheinbaren Fähigkeiten zu weiterer Entwicklung verringern: Sie bewirken das Erleiden der Verminderung.“[40]

Auch im Wachstum der ganzen Welt ist das Leiden unvermeidlich. Wie für den Menschen das Wachstum im psychischen und geistigen Bereich mit Schmerzen verbunden ist, entsprechend ist auch der Prozess der Einswerdung der ganzen Menschheit im hohen Masse leidvoll. So beseligend die erreichte Vereinigung, so mühselig und leidvoll ist deren Vollzug. Teilhard nennt drei Gründe, die den Prozess der Einswerdung so schmerzhaft machen: Diese Entwicklung „steht auf der Grundlage der Vielheit, […] schreitet durch Differenzierung voran, […] und führt zu Metamorphosen“.[41]

Die Vielheit ist ein Übel, weil sie der vereinigenden Absicht der „Amorisation“ entgegensteht. Je ausgeprägter der Individualismus des einzelnen Menschen, desto mehr fühlen sich die anderen eingeschränkt in ihrer Freiheit. Andererseits erlebt der einzelne Mensch die Vielheit als Getrenntsein von den anderen. Damit der Mensch mit anderen eins werden kann, muss er lernen zu verzichten. Ohne die Bereitschaft zur Entsagung und zum Sich-Hinschenken ist Vereinigung nicht möglich. Sich wandeln und sich hingeben ist aber ohne Leiden nicht möglich.[42]

Im Vollziehen seines Ganzwerdens erreicht der Mensch eine Grenze, die er nur durch eine Verwandlung überschreiten kann. Die Vollendung ist mit einer Metamorphose verbunden (Teilhard verwendet hier auch den Begriff transfiguration). In dieser Umgestaltung sieht Teilhard den kritischen Punkt, über welchen die Individuen hinausgelangen müssen. Sie können sich dieser Metamorphose jedoch auch entziehen. In dieser Verweigerung sieht Teilhard das moralisch Böse, die menschliche Schuld, die Sünde im Bereich der Freiheit.[43]

Die neuen Sinne

Zum Verständnis der Weltschau Teilhards ist es wichtig, die von ihm eingeführten „innerseelischen Sinne“ zu berücksichtigen. Dass diese nicht beachtet werden, ist nach Giulio Haas ein Hauptgrund, warum Teilhard immer wieder auf Ablehnung gestoßen ist.

Physiologische Sinne sind Vermögen der Lebewesen, mit deren Hilfe die Erscheinungen der Körperwelt unmittelbar und anschaulich erfasst werden können. Teilhard knüpft an dieses physiologische Verständnis an, dehnt es aber auf das Leben der Psyche und des Geistes aus. Nach Teilhard benötigt der Mensch auch Sinne, die es ihm ermöglichen, die Erscheinungen der ganzen Wirklichkeit zu erfassen und so den Gesamthorizont des Seins erfahrbar zu machen. Teilhard spricht von einem Sinn für den unermesslichen Raum und von einem Sinn für die Tiefe der Zeit. Darunter versteht er das Bewusstsein für die Zahl, für die Proportion, die Dualität, für die Neuheit, die Bewegung und das Organische.[44] Giulio Haas bezeichnet diese Sinne als „Logos-Funktionen“ des Menschen. Ebenso wichtig sind die Sinne mit „Eros-Funktion“: der Sinn für die Evolution, der Sinn für die Art, der Sinn für die Erde sowie der Sinn für das Ganze; weiter der kosmische Sinn, der menschliche Sinn und der christische Sinn. Beide Funktionsgruppen bilden zusammen das Bewusstsein des kommenden Menschen. In seinem Alterswerk Das Herz der Materie bezeichnet Teilhard den Sinn für das Ganze, also das Gespür für die Fülle, als die treibende Kraft in seinem Leben.[45] Er ist überzeugt, dass er ohne diesen Sinn die Gesamtwirklichkeit nicht hätte erfassen können. Er ist sich damit bewusst, dass sein Weltbild nicht nur das Ergebnis objektiver Tatbestände ist, sondern auch die Frucht subjektiver, innerlicher Dynamismen. Dank der neuen Sinne ist der Mensch fähig, die Vollendung der Kosmogenese, die Fülle, das Pleroma, zu denken (vgl. Kol 2,9). Dank ihnen vermag sich der Mensch mit dem Weltganzen zu vereinen.

Unter dem kosmischen Sinn versteht Teilhard das Empfinden der Verwandtschaft der menschlichen Wirklichkeit mit dem evolutiven und letztlich personalen Universum:

„In einem personalen Universum findet […] der kosmische Sinn unmittelbar seinen natürlichen Platz: er stellt das mehr oder weniger dunkle Bewusstsein dar, das jeder von uns von der reflektierten Einheit gewinnt, in der er sich mit allen anderen zusammenschließt.“[46]

Der menschliche Sinn wiederum ist für Teilhard eine gegenseitige Anziehungskraft, die im Ganzen der Noosphäre ausgebreitet ist.[47] Am schwierigsten zu verstehen ist der christische Sinn. „Christisch“ ist eine Wortschöpfung Teilhards als Pendant zu „kosmisch“. Wie er in Das Herz der Materie darlegt, bedurfte es seines ganzen Lebens, um den christischen Sinn zu erfassen und ihn zusammen mit dem kosmischen Sinn und dem menschlichen Sinn in seine Weltschau einzubauen.

Die Christus-Visionen

Maria Hafner: Herz der Materie, 2011, 80 × 80 cm

Während des Ersten Weltkriegs, an der Front, erlebte Teilhard verschiedene numinose Visionen, in denen er den kosmischen Christus schauen durfte. Sie waren prägend für seine Weltschau. Das beschrieb er in seiner autobiografischen Schrift Das Herz der Materie ausführlich. Die Bilder, die seine Visionen auslösten, bezogen sich hauptsächlich auf katholische Symbole: das Herz Jesu, die Monstranz, die Hostie usw. Dadurch, dass sich ihm die Visionen in religiösen Symbolen anboten, wurde es ihm möglich, das Kosmische und das Christliche vereint zu erleben. Durch sie fühlte er sich aufgerufen, aktiv am Geschehen der „Vergöttlichung“ des Kosmos und der „Kosmisierung“ Gottes teilzunehmen. Für den Psychotherapeuten und Theologen Giulio Haas haben diese Visionen ihren Ursprung in Archetypen aus dem kollektiven Unbewussten (C. G. Jung), die durch die außerordentliche Situation an der Kriegsfront ausgelöst wurden.

Für Teilhard ist die Mystik „die Wissenschaft der Wissenschaften“. Sie ist die große Wissenschaft und die große Kunst, die einzige Macht, die imstande ist, die durch andere Formen menschlicher Tätigkeit gesammelten Reichtümer zu einer Synthese zu bringen. So ist die „mystische Ergriffenheit“ (la vibration mystique) in seinen Augen von der „wissenschaftlichen Ergriffenheit“ (la vibration scientifique) überhaupt nicht zu trennen.[48]

Fragen und Antworten

Bewusstsein

Haben bei Teilhard auch unbelebte Dinge ein Bewusstsein?

Teilhard bietet einen integrativen Lösungsvorschlag für das Leib-Seele-Problem an: Er geht davon aus, dass allen physischen Dingen geistige Eigenschaften innewohnen. Die Materie müsse, um Geist hervorzubringen, als Urmaterie bereits beseelt gewesen sein. Sie sei sich durch Evolution schließlich im Bewusstsein des Menschen ihrer selbst bewusst geworden. Teilhard behauptet allerdings nicht, dass unbelebte Dinge Bewusstsein haben und zum Beispiel Schmerzen erleben können. Vielmehr postuliert er, dass bei den Lebewesen abgestufte Formen bewusster Geistigkeit anzutreffen sind. Nur dann, wenn ein Wesen in physischer Hinsicht ausreichend komplex ist, kann auch die entsprechende geistige Seite komplexe Züge annehmen.[49]

Der "göttliche Bereich"

Was versteht Teilhard unter dem „göttlichen Bereich“?

Teilhard unterscheidet die gefallene, irdische Welt von der „Übernatur“ (oder dem „göttlicher Bereich“). Der göttliche Bereich ist der nur dem gläubigen Bewusstsein zugängliche Strahlungsbereich der göttlichen Allgegenwart in der Welt, die für Teilhard „eine Allgegenwart der Christwerdung“ darstellt. Dieser Strahlungsbereich ist sowohl Zentrum, der „die Wesen inmitten seiner selbst vereinigt und vollendet“, als auch ein „Feld“ (milieu), in das die Gegenwart Christi ausstrahlt, „in dem wir leben, uns bewegen und sind“. Die Welt wird durch den göttlichen Bereich transparent auf Gott und Christus hin, und die Dinge, Ereignisse, menschlichen Beziehungen gewinnen einen „sakramentalen“ Charakter. Der göttliche Bereich gleicht dem Reich Gottes des Evangeliums und bringt scheinbar widersprüchliche Eigenschaften zum Einklang: Universalität und Personalität, Immanenz und Transzendenz, unvergleichliche Nähe und ungreifbare Unendlichkeit.[50]

Das Pleroma

Woher stammt der Begriff „Pleroma“?

Teilhard wurde auch als ‚verkappter Gnostiker‘ bezeichnet, zum Beispiel wegen seines „Sinnes für das Pleroma“. Dieser Begriff hatte in der christlichen Gnosis Bedeutung erlangt, vor allem bei den Valentianern, wo er die vollkommene Welt des Geistes als Ursprung und Ziel der Schöpfung bedeutete. Nach dem Neuen Theologischen Wörterbuch von Herbert Vorgrimler ist jedoch Pleroma „ein dunkler Begriff wohl nicht gnostischer Herkunft, der die ‚Fülle‘ des Wesens Gottes oder seiner Gnade bezeichnet und der auch christologisch und kosmisch-ekklesiologisch verwendet wird.“ (vgl. Kol 1,19; 2,9; Eph 1,23; 3,19; 4,13)

Auferstehung

Was bedeutet für Teilhard die Auferstehung Christi?

Die Auferstehung ist bei Teilhard in zweifacher Hinsicht ein wichtiges Thema:

  1. Die Auferstehung Jesu als heilsgeschichtliche Tatsache: Für Teilhard ist der Osterglaube eine zentrale Wahrheit. Die Überwindung des Todes bedeutet den Beginn der Endzeit: in und durch Christus beginnt eine neue Menschheit, ja eine neue Schöpfung (vgl. Röm 6, 3-14). Teilhard verwendet dafür auch die Begriffe „Umgestaltung“, „Neugestaltung“, „Transformation“ oder „Transfiguration“: „Christus hat den Tod überwunden, indem er nicht nur dessen Missetaten Einhalt gebot, sondern seinen Stachel umkehrte. Kraft der Auferstehung führt nichts mehr unausweichlich zum Tode.“ (Der Göttliche Bereich, S. 81)
  2. Andererseits kommt der Auferstehung Christi in Teilhards theologischer Schau eine besondere Bedeutung zu. Sie gewinnt eine kosmische und gesamtmenschliche Dimension: Die Auferstehung führt zur Vollendung des Heilsplanes Gottes mit Welt und Menschheit. Alles, was bis zum Punkt Omega noch geschieht, ist Durchführung und Enthüllung des in der Auferstehung Begonnenen. Der auferstandene Christus wird so zum universalen Zentrum des gesamten kosmisch-menschheitlichen Geschehens. Er wirkt im Zentrum und auf dem Gipfel der Schöpfung und führt sie zu ihrer Vollendung. (vgl. das Kapitel „Die Beseelung der Welt durch den Christus-Universalis“, in Mein Universum, S. 45 ff.)

Pantheismus

Kann man Teilhard als Pantheisten bezeichnen?

Das Wirken Gottes in der Schöpfung sieht Teilhard eher pan-en-theistisch = Gott ist der Welt immanent und zugleich zu ihr transzendent, wobei die Welt ihrerseits Gott immanent, in Gott oder von Gott umfasst ist“ (1 Kor 15,28). Der Pantheismus hingegen betrachtet Gott als eins mit dem Kosmos und der Natur. Ein personhafter, allmächtiger Gott ist in diesem Gottesbild nicht vorhanden.

Das Ziel der Evolution

Theodor Frey: Vom offenen Geheimnis, 2005

Man bekommt bei Teilhard den Eindruck, als ob die Evolution notwendig und gesetzmäßig zum Punkt Omega hinlaufen würde. Gibt es für Teilhard dafür eine Garantie? Hängt es nicht auch vom Gebrauch ab, den die Menschen von ihrer Freiheit machen?

Zwar meint Teilhard: „Der Mensch ist unersetzbar. Trotz der Unwahrscheinlichkeit seiner Aussichten muss er ans Ziel gelangen; gewiss nicht notwendig, aber unfehlbar.“ Doch kennt er auch die Gefahr der Entmutigung und der Verzweiflung. Die Entmutigung ist das große Risiko der menschlichen Evolution, die grundlegende Versuchung. Teilhard hat sie oft und stark beschworen. Er hat selber ihren Stachel verspürt und sie mit großer Mühe immer wieder zu bannen versucht: „Kein Druck von außen, sei er auch noch so groß, wird den Menschen hindern können zu streiken, […] wenn er unglücklicherweise an der Bewegung, die ihn nach vorne ruft, das Interesse verlöre oder verzweifelte.“[51]

Wirkung

Teilhards weltgeschichtlicher Optimismus stieß in den 1960er Jahren auf große Resonanz. Der Philosoph, Theologe und Teilhard-Übersetzer Karl Schmitz-Moormann schrieb 1964:

„Kaum ein Autor hat im 20. Jahrhundert eine derart weltweite Begeisterung ausgelöst und gleichzeitig auch einen derart erbitterten Widerstand gefunden wie Pierre Teilhard de Chardin. Sein erstes veröffentlichtes Werk Der Mensch im Kosmos ist ein Bestseller geworden. Dabei ist es alles andere als einfach zu lesen.“[52]

Diese Resonanz über alle weltanschaulichen Grenzen hinaus sah Schmitz-Moormann in Teilhards Versuch, den christlichen Glauben mit der (damals) in breiten Volkskreisen neuen evolutionären Sicht von Kosmos und Welt zusammenzudenken.[53]

Interpretationsunterschiede

Der Konzilstheologe Henri de Lubac setzte sich vehement für die freie Erörterung der Ideen Teilhards ein. Nach de Lubac versuchte Teilhard niemals, seine Visionen samt und sonders für maßgeblich oder auch nur für vertretbar zu erklären. Strenggenommen entziehe sich die von Teilhard vorgetragene Weltschau einer präzisen theologischen Beurteilung. Daher konnten aus dem Gesamtwerk auch nicht einzelne Lehren entnommen und verurteilt werden. Vor einer allzu leichtgläubigen Teilhard-Rezeption habe die oberste Dogmenbehörde der römischen Kurie, die Kongregation des Heiligen Offiziums, allerdings zu recht gewarnt.[54]

Nach einer anderen Interpretation war das Bemühen Teilhards „der großangelegte Versuch, die naturwissenschaftliche Evolutionstheorie mit den Dogmen der Kirche auszusöhnen, um dem Vatikan eine neue spektakuläre Niederlage zu ersparen, wie Rom sie im Streit gegen Kopernikus und Galilei hinnehmen musste.“[55] Es gab in den 60er Jahren auch Theologen, die Teilhard verantwortlich machten für die damalige Krise des Christentums. (Siehe dazu Theologische Kritikpunkte)

Zwanzig Jahre später stellte der Theologe Thomas Becker fest:

„Glühende Verehrung, aber auch schroffe Ablehnung waren die vorherrschenden Haltungen in der ersten Phase der Teilhard-Rezeption (ca. 1955-1965). Besonderes Interesse fand das Geist-Materie-Denken. Es gehört zu den umstrittensten Themen des Werkes Teilhards, das ab 1955 posthum herausgegeben wurde. […] Die Einseitigkeiten und Voreiligkeiten der Interpretation des ersten Jahrzehnts ließen in dieser Zeit wenige abwägend vermittelnde Arbeiten entstehen. Ganz unterschiedliche Vorgehensweisen brachten eine große Differenz in der Qualität dieser Darstellungen hervor.“

Gerade bei der Bestimmung dessen, was Geist und Materie unterscheide und verbinde, ergebe sich wegen der Unbestimmtheit dieser allgemeinen, von jedem Denker mit anderen Inhalten gefüllten Begriffe die Notwendigkeit, alle Facetten der in ihnen ausgesagten Wirklichkeit bei einem Denker gründlich zu studieren. Es sei ein nie abschließbarer Verstehensprozess, sagt Becker.[56]

Über die Nachhaltigkeit der Bedeutung Teilhards gingen die Ansichten in der ersten Phase der Rezeption stark auseinander. Die einen waren der Auffassung, das Phänomen Teilhard sei bloß eine unbedeutende Episode gewesen:

„Nach Abklingen der gigantischen ‚Teilhard-Welle‘ wandte sich die seriöse Theologie seit den 1970er Jahren wieder ihren eigenen Aufgaben zu.“[57]

Andere sahen in Teilhard ein Jahrhundertereignis mit einer ähnlichen Wirkung wie Thomas von Aquin. So kündigte die Hamburger Tageszeitung DIE WELT 1960 das erste Hauptwerk Teilhards mit den folgenden Worten an:

„Das Werk ist von der Größenordnung jener Bücher, die nur einmal in einem Jahrhundert geschrieben werden. Die Zeit wird kommen – wir wagen es zu prophezeien –, wo man Teilhard de Chardin im gleichen Atemzug nennen wird mit Descartes, Hegel, Kant, Darwin und Einstein.“[58]

Teilhard-Resonanz in der New Age-Bewegung

Eine Art Teilhard-Revival lösten die führenden Autoren der New Age-Bewegung aus, nachdem Marilyn Ferguson (The Aquarian Conspiracy, 1980) und Fritjof Capra (Wendezeit, 1982) Teilhard als wichtigsten Zeugen einer humanen, planetaren „Verschwörung“ benannt hatten. Tatsächlich lassen sich wesentliche Übereinstimmungen feststellen:

  • eine spirituelle „Weltanschauung“, die Erde und Kosmos in ihren unabgrenzbaren Wechselwirkungen systemtheoretisch („holistisch“) deuten will;
  • die Prognose eines heraufziehenden „planetaren Bewusstseins“, dessen positive Kräfte die Gemeinschaft der Menschen und aller Lebewesen zu einem Einigungsprozess zu bewegen vermag;
  • eine neue, positive Bewertung der weiblichen Dimension des menschlichen Geistes.

Es gibt aber auch erhebliche Differenzen zu Teilhards Weltbild. Diese haben Thomas Broch und Josef Sudbrack herausgearbeitet, die Teilhard vor einer unberechtigten Vereinnahmung in Schutz nehmen (genaueres im Teilhard-Forum von Ludwig Ebersberger, siehe Weblink).

Neuere Rezeption

Zur neueren Rezeption Teilhards im deutschen Sprachraum gehören zwei Werke des Teilhardkenners Ludwig Ebersberger. Im ersten Buch: Der Mensch und seine Zukunft von 1990 gibt Ebersberger einen Überblick über den langen Weg der Emanzipation des menschlichen Denkens über die verschiedenen Bewusstseinsstufen bis zu den großen Durchbrüchen des 20. Jahrhunderts. Diese wurden eingeleitet durch die neuen Naturwissenschaften und führten zu einem neuen Weltbild. Nach Eberbergers Auffassung gibt es keinen effektiveren Weg in das kommende Zeitalter, als Teilhards Erkenntnisse zu würdigen, „mit denen er nicht nur seiner, sondern auch unserer Zeit weit voraus gewesen ist und die ihn zum ersten Bürger des kommenden Äons machten.“[59]

Auch Eberbergers zweites Buch: Glaubenskrise und Menschheitskrise (2001) geht von der Spiritualität Teilhards aus. Es beinhaltet die zur Bewältigung der Zukunft erforderlichen radikalen Umorientierungen hinsichtlich unseres Welt- und Daseinsverständnisses in allen Wissens- und Lebensbereichen. Ebersberger ist auch der Auffassung, dass man Teilhard völlig grundlos lebenslang unter das Veröffentlichungsverbot stellte. Teilhard habe gezeigt, dass die Übertragung des überlieferten Glaubensgutes in die neuen Denk- und Aussageformen möglich sei, „ohne davon auch nur ein Jota preiszugeben – man war nicht in der Lage, ihm auch nur einen einzigen Satz als ‚häretisch‘ nachzuweisen.“[60]

Ein Umsetzungsversuch

Ein Beitrag zur Weiterentwicklung und Umsetzung von Ideen Teilhards stammt von der katholischen Ordensfrau und Zen-Meisterin Pia Gyger. Zusammen mit Maria-Christina Eggers hat sie einen „christlichen Einweihungsweg für unsere Zeit“ konzipiert.[61]

Bereits Ende der Siebziger Jahre hat Pia Gyger das Katharina-Werk in Basel, eine ökumenische, interreligiöse Gemeinschaft, auf die Spiritualität Teilhards ausgerichtet. Die Theologin Ursula King beschreibt diese Gemeinschaft 1993 wie folgt: „Hier erlebte ich ganz konkret, wie der christliche Glaube heute schöpferisch gelebt und gestaltet werden kann. Hier spürte ich, wie das dynamische und mystische Christusverständnis des französischen Denkers Teilhard de Chardin mit bedeutenden Einsichten östlicher Zen-Meditation in gelungene Verbindung gebracht worden ist […] eine Spiritualität, die sich im persönlichen wie gesellschaftlichen wie politischen Leben fruchtbar auswirkt – ein Geist der Versöhnung, Einheit und Liebe […]“[62]

Zu einem weiteren Buch von Pia Gyger schreibt der bekannte Philosoph und Mitglied des Club of Rome, Ervin Laszlo: „Es gibt Bücher, die Ausdruck zeitloser Weisheit sind und gerade damit zu hochaktuellem Handeln motivieren. Pia Gyger hat ein solches Buch geschrieben. Ihre Grundaussage ist einfach, tief und aktuell: Wir stehen vor einer kosmischen Wandlung und wir sind gefragt, unser Bestes zu geben.“[63]

(Eine ausführliche Arbeit über die Teilhard-Resonanz im deutschen Sprachraum aus theologischer Sicht hat Gerhard H. Sitzmann auf der Seite der deutschen Gesellschaft Teilhard de Chardin verfasst, siehe Weblink)

Andere Einflüsse und Ehrungen

Das Werk Teilhards zeitigt bis heute vielfältige wissenschaftliche, kulturelle und künstlerische Wirkungen. So gibt es in Frankreich Dutzende von Straßen, Plätzen usw., die den Namen Teilhards tragen. Auch Gymnasien und Vorlesungssäle wurden nach ihm benannt. Auch im deutschen Saarland gibt es eine Teilhard de Chardin-Allee.

Teilhard-Organisationen

  • 1965 wurde in Paris die Fondation Teilhard de Chardin gegründet mit Sitz im Musée national d'histoire naturelle.
  • In verschiedenen Ländern gibt es Teilhard de Chardin-Gesellschaften. Die deutsche Teilhard-Gesellschaft in München hat unter anderem die Acta Teilhardiana herausgegeben. (Siehe Weblink)
  • Immer noch sehr aktiv mit Veranstaltungen und Publikationen ist The American Teilhard Association ATA, gegründet 1967. (Siehe Weblink)
  • Viele Lesegruppen und Vereinigungen trugen und tragen Teilhards Namen.
  • Teilhard-Spezialisten wie P. Richard Brüchsel SJ haben während Jahrzehnten in Kursen Hunderte von Teilnehmern in die Spiritualität Teilhards eingeführt.

Wissenschaft

  • Theodosius Dobzhansky, einer der bedeutendsten Evolutionsbiologen des 20. Jahrhunderts und Mitbegründer der modernen synthetischen Evolutionstheorie, widmete Teilhard den Essai Nichts in der Biologie macht Sinn, außer im Lichte der Evolution.
  • Zu erwähnen ist auch, dass sieben ausgestorbene Primatenarten, die im Eozän in Nordamerika, Europa und Asien verbreitet waren, den Gattungsnamen Teilhardina tragen.

Literatur

  • Der Bestseller von Morris West: In den Schuhen des Fischers (1963) wurde 1968 verfilmt mit Oskar Werner in der Rolle des zweifelnden Pater David Télémond alias Teilhard.
  • Der Titel der Kurzgeschichten-Sammlung Alles, was wächst, muss zusammenfließen von Flannery O'Connor von 1965 ist ein Verweis auf Teilhards Arbeit.
  • In mehreren Science-Fiction-Romanen finden sich Anleihen an Teilhard, so in Die Blutmusik von Greg Bear (1985/88), in Le successeur de pierre von Jean-Michel Truong (1999), in Das Licht ferner Tage von Arthur C. Clarke und Stephen Baxter (2001).
  • Im 1400-seitigen Doppelroman Die Hyperion-Gesänge (1989-1997, dt. 2002) von Dan Simmons wird Teilhard in ferner Zukunft heiliggesprochen. Ein von ihm inspirierter Priester und Anthropologe, Paul Duré, wird später Papst und nimmt „Teilhard“ als Papstnamen an.
  • Teilhard wurde im Theaterstück Fake von Eric Simonson und in einem 2009 präsentierten Stück der Chicagoer Steppenwolf Theatre Company thematisiert.
  • Robert Wright übernahm in seinem Buch Nonzero: Die Logik des menschlichen Schicksals (2001) Teilhards These, dass die biologische und kulturelle Evolution möglicherweise zielgerichtet ist.
  • Der amerikanische Schriftsteller Don DeLillo 2010 lieh sich im Roman Punkt Omega den Titel und einige andere Ideen von Teilhard de Chardin.

Kunst

Maria Hafner: Aufbrechen, 2003, 80 × 80 cm
  • Der italo-amerikanische Architekt Paolo Soleri (Arcosanti, gegründet 1970) wurde stark von Pierre Teilhard de Chardin beeinflusst.
  • Wie dem englischsprachigen Wikipedia-Artikel zu entnehmen ist, hat Teilhard vor allem amerikanische Bildhauer/innen zu Werken inspiriert, die Teilhard selbst oder eine seiner Ideen wiedergeben. An erster Stelle ist seine langjährige Brieffreundin Lucile Swan zu nennen.
  • Aus dem deutschen Sprachraum ist die Kunstmalerin Maria Hafner[64] zu erwähnen, die mehrere Bildreihen zu Motiven Teilhards geschaffen hat.
  • Auch sind mehrere Musikstücke als Hommage an Teilhard entstanden, so die Sinfonie Nr. 8 von Edmund Rubbra (1968) und die Musik-CD Le Coeur de la matière von Matthias Müller. Als weitere Musiker mit Bezügen zu Teilhard sind zu nennen: André Jolivet, Tina Davidson, Georges Lentz.

Genaueres dazu findet man auf der Website von Theodor Frey > Teilhardkunst, siehe Weblinks.

Kritik

Dieses Kapitel beleuchtet die negative Resonanz auf das Werk von Pierre Teilhard de Chardin.

Teilhards Denkaufbruch stieß bei konservativ eingestellten Kirchenleuten und Wissenschaftlern auf Widerstand. Aus Teilhards Lebenslauf geht hervor, wie er unter Verweisen und Veröffentlichungsverboten, Ausgrenzung und Verbannung zu leiden hatte. Doch die hauptsächlichen Angriffe erfolgten erst nach seinem Tod, als seine Schriften veröffentlicht werden konnten, und umfassten nicht nur theologische Kriterien, sondern auch philosophische, naturwissenschaftliche und sprachliche. Teilhards Einführung neuer Sinne wie der „Sinn fürs Ganze“ brachte ihm zum Beispiel seitens der Naturwissenschaft den Vorwurf ein, zu unsachlich zu sein, zu unwissenschaftlich, und die traditionelle Theologie verurteilte ihn wegen seines Einheitsdenkens von Schöpfung und Evolution als verkappten Pantheisten und versteckten Gnostiker.

Theologische Kritikpunkte

Schon während seines Theologiestudiums bekam Teilhard Probleme mit der Kirche wegen seiner Auffassung von der Entstehung des Menschen (siehe dazu Evolution und Schöpfung). Noch Papst Pius XII. hatte in seiner Enzyklika Humani generis (Über die Entstehung des Menschen) 1950 ausdrücklich die biblische Legende als unantastbar bezeichnet, wonach die Menschheit von Adam, dem sündig gewordenen Urvater, abstamme. Entgegen dieser biblischen Abstammungslegende behauptete der naturwissenschaftlich geschulte Teilhard: „In den Augen der Wissenschaft, die – aus der Ferne – nur Gesamtheiten erfasst, ist der erste Mensch eine Menge und kann nichts anderes sein.“ Auch war für Teilhard die Anthropogenese noch nicht abgeschlossen. Dadurch verstieß er gegen die kirchliche Lehre der Erbsünde, da diese „aus der wirklich begangenen Sünde Adams hervorgehe, die durch die Geburt auf alle überging und jedem einzelnen zu eigen ist.“[65]

Das Monitum

Nach wiederholten Ermahnungen zu Teilhards Lebzeiten durch seine Ordensoberen erschien als höchste Sanktion am 30. Juni 1962, sieben Jahre nach dem Tode Teilhards, ein Monitum des Heiligen Offiziums unter Johannes XXIII. mit folgendem Wortlaut:

„Gewisse Werke des Paters Teilhard de Chardin werden posthum veröffentlicht und finden eine Anerkennung, die man nicht unbeachtet lassen kann. Unabhängig von jedem Urteil, das den positiven, wissenschaftlichen Teil dieses Werkes angeht, zeigt sich auf dem Gebiet der Philosophie und Theologie klar, dass diese Werke derartige Doppeldeutigkeiten enthalten, und darüber hinaus so schwere Irrtümer, dass sie die katholische Lehre verletzen. Die oberste Kongregation des heiligen Offiziums fordert deshalb alle Ordinarien sowie Oberen religiöser Gemeinschaften, Seminarleiter und Universitätsrektoren auf, die Geister – namentlich die junger Menschen – vor den in den Werken Pater Teilhard de Chardins und seiner Anhänger enthaltenen Gefahren zu schützen.“[66]

Im selben Jahr untersagte ein Dekret der römischen Kongegration für die Seminarien und Hochschulen die Lektüre der Werke Teilhards. Und ein Jahr später verordnete das Vikariat der Diözese Rom im Namen von Papst Paul VI., dass die im Umlauf befindlichen Schriften Teilhards eingezogen werden müssen, da sie gefährliche Lehren begünstigten. Außerdem wurde in einem Schreiben der Kongregation vom Heiligen Offizium vom November 1967 angeordnet, dass die Werke Teilhards aus den katholischen Buchhandlungen und aus den Bibliotheken religiöser Institute entfernt werden. (Zur selben Zeit, von 1962 bis 1965, fand das Zweite Vatikanische Konzil statt.)

Fundierte Kritik

Einer der wenigen Theologen, die sich vertieft mit den Schriften Teilhards auseinandergesetzt hatten, war der christliche Philosoph und Konvertit Hans-Eduard Hengstenberg. In seinem ersten Buch Evolution und Schöpfung von 1963 warf er Teilhard noch „die Konfundierung aller Selbstände und Prinzipien“ vor und resümierte: „Solche Sätze hätten im abendländischen Raum nie geschrieben werden dürfen.“[67]

Zwei Jahre später, in seinem zweiten Buch Mensch und Materie, urteilte Hengstenberg differenzierter:

„Es ist nicht zu bezweifeln, dass bei Teilhard de Chardin wertvolle Gedanken, besonders in religiös-aszetischer Hinsicht, zu finden sind. Man wird sein Buch Der Göttliche Bereich nicht ohne Ergriffenheit lesen. Aber diese positiven Momente lassen sich erst gewinnen und fruchtbar machen, wenn man sie aus dem System Teilhards und seinen die Wirklichkeit verzerrenden evolutionistischen Kategorien befreit.“[68]

An anderer Stelle schreibt Hengstenberg:

„Wohlgemerkt, wir werfen Teilhard natürlich nicht vor, dass er Gott überhaupt als Schöpfer bei der ontologischen Interpretation der Evolution heranzieht (darin sind wir mit ihm einig), sondern dass er ihn als Lückenbüßer, als ‚deus ex machina‘ heranzieht, dass er ihn zur ‚Kategorie Omega‘ reduziert.“[69]

„Auch kann nicht bestritten werden, dass Teilhard die Christologie so abändert, dass sie in das Schema der Evolution, der fortschreitenden Komplexion und kosmischen Vergeistigung hineinpasst. […] Es ist wirklich nicht aus der Luft gegriffen, wenn Hans Urs von Balthasar sagt: ‚Das Unerträgliche an Teilhards Entwurf ist nun aber, dass er dieses Mysterium der sich vernichtigenden Liebe Gottes in seine biologische totale Krafthaushaltslehre (Energetik) hinein zu verrechnen unternimmt.‘“[70]

Auch bezüglich der menschlichen Freiheit war Hengstenbergs Kritik vernichtend:

„Von den Konflikten, in die der transformistische Evolutionismus mit der Wirklichkeit gerät, ist der Konflikt mit der Entscheidungsfreiheit besonders einleuchtend. Das ist am System Teilhard de Chardins zu sehen. […] Entweder muss man an der Irreversibilität der Evolution und ihres Transformismus festhalten und auf die in ihrem Wesen fehlbare Freiheit der Entscheidung verzichten, oder aber auf der indeterministischen ‚Wahl‘ beharren und die Irreversibilität des transformistischen Aufstiegs fallen lassen. In beiden Fällen stürzt aber das System Teilhards im Ganzen zusammen.“[71]

Für den Philosophen Dietrich von Hildebrand (siehe auch unter Philosophische Kritikpunkte) war Teilhard das „trojanische Pferd in der Stadt Gottes“ (1968), ein „Erzoberhäresiarch“ (1972); er wünschte sich, „dass das große Wort <anathema sit> wieder ertöne“ (= „verflucht sei er!“ – das war die gängige Formel der katholischen Inquisitoren für Ketzer und zog die Exkommunikation mit sich).[72]

Teilhardismus und andere –ismen

Andere theologische Gegner warfen Teilhard Eklektizismus (Vermischung von Theorien) und Titanismus (Widerstand gegen die Macht der Römischen Kirche) vor. Wieder andere bezichtigten ihn des Progressimus, des Neomodernismus, des Panevolutionismus, des Pantheismus, des Relativismus, aber auch der Überheblichkeit und Anmaßung sowie des Wunschdenkens bezüglich der Zukunft.

Unter diesen Kritikern stach der Theologe und Völkerkundler Albert Drexel hervor. Er beklagte in seiner Analyse einer Ideologie von 1969 den Glaubenszerfall nach dem II. Vatikanischen Konzil und sah im "Teilhardismus" eine Hauptursache für die damalige innerchristliche Geistesverwirrung und Glaubenserschütterung. Er fand es „hoch an der Zeit und bitternotwendig, dass endlich in aller Klarheit die hauptsächlichen Punkte und Hypothesen im Weltbild dieses Naturforschers herausgestellt und in ihrer Fragwürdigkeit und irreführenden Auswirkung dargelegt werden.“[73]

Zur großen Anerkennung Teilhards hat nach Drexel „nicht zuletzt die zum größten Teil progressistische katholische Tagespresse beigetragen, von den Massenmedien ganz abgesehen.“ Als „Erklärungsgründe für das Umsichgreifen teilhard'scher Ansichten und eines mehr oder weniger deutlichen Teilhardismus“ nannte Drexel die folgenden, dem Credo der katholischen Kirche entgegengesetzten Anschauungen, Annahmen und Behauptungen Teilhards:

  • Abwertung und Ausschaltung des Übernatürlichen
  • Leugnung der Erbsünde
  • Ausschaltung des Erlösungswerkes, der Inkarnation und der Passion Jesu
  • Verfälschung der Begriffe „Sünde“ und „Religion“
  • Auflösung der persönlichen jenseitig-ewigen Anschauung Gottes
  • Eintauchen des individuellen Bewusstseins in das allgemeine Bewusstsein der „Übermenschheit“
  • Abwertung der christlichen Aszese, insbesondere des Heiligenbildes der Vergangenheit
  • Ausrichtung des Lebens auf das Diesseits und seine Einordnung in den natürlichen Prozess einer universalen und vergotteten Panevolution
  • die gravierende Umdeutung des Gottesbegriffes („Immanentismus“) mit der zwangsläufigen Verschweigung und Übergehung des fundamentalen und umfassenden Geheimnisses der Dreipersönlichkeit Gottes (Trinität).

Weiter schrieb Drexel, durch Teilhards Ablehnung der Mysterien des katholischen Glaubens, der Wunder, der Gnade und des Kreuzes sowie durch die Neuinterpretation der Schöpfung, der Auferstehung usw. sei die Bekenntniskrise innerhalb des Christentums wie insbesondere die zunehmende Unsicherheit und Verwirrung unter den Gläubigen der römisch-katholischen Kirche weitgehend dem Einfluss des Teilhardismus zuzuschreiben: „Die ganzen den Modernismus und Neomodernismus kennzeichnenden Verschwommenheiten, Umdeutungen und den Glauben zersetzenden Formulierungen gehen weithin und zum Teil bewusst und ausdrücklich auf Teilhard de Chardin zurück.“

So gesehen sei die Ideologie Teilhards nicht nur nicht heilbringend, sondern in ihrem Fazit und in ihrer Auswirkung für das biblisch-geschichtliche Christentum im Allgemeinen, für das Glaubensgut und das Glaubensleben der Kirche Roms im Besondern zersetzend und verwirrend: „Hat er geahnt, wie faszinierend seine Hypothese auf weite Kreise der Halbgebildeten und Glaubensschwachen, aber auch der dogmamüden, glaubensunsicheren und dem Übernatürlichen abgeneigten Theologen und Intellektuellen wirken würden? Hat er gewusst oder sich irgendwie denken können, dass seine Lehren und Ansichten einmal bis in den Katechismus hinein die Gläubigen verwirren und ihnen Wahrheit und Klarheit bedrohen, zerstören, ja vielfach nehmen werden?“[74]

Kritische Stimmen aus neuerer Zeit

Jahrzehnte später äußerten sich andere Theologen viel moderater und bezogen sich nur auf einzelne Fragestellungen, so der bereits erwähnte Giulio Haas, der der Auffassung war, Teilhard habe das Problem des Bösen in einer Beziehung nicht gelöst:

Teilhards Grab in New York, im Januar 2000

„Es handelt sich um das individuelle Böse. Teilhards Weltschau versucht zwar verständlich zu machen, warum das Böse in der Welt unvermeidlich ist und den Schöpfergott dadurch nicht desavouiert. Doch seine Schau beantwortet die Frage nicht, warum das Böse, das Leiden, gerade diesen bestimmten Menschen und auf diese besondere Weise befällt. Hier scheint die Schwäche Teilhards am sichtbarsten, nämlich sein mangelndes Interesse für den konkreten Einzelfall. Wie sorgfältig er auch als Paläontologe den einzelnen Fundgegenstand untersuchte und beschrieb – was ihn vor allem interessierte, war, das Einzelne in ein größeres Ganzes einzuordnen, und nicht das Einzelne in seiner jeweiligen Einmaligkeit.“[75]

Prominente moderne Theologen wie zum Beispiel Hans Küng zeigten sich skeptisch gegenüber Teilhards Versuch, ein theologisches Konzept wie den Endzustand Omega mit naturwissenschaftlichen Argumenten beweisen zu können. Küng hatte sogar einmal Teilhards Grab in New York aufgesucht und fast nicht gefunden, da es dermaßen überwuchert war. Er bezeichnete Teilhard als einen der bedeutendsten Theologen seiner Zeit und bedauerte sehr, dass er die meiste Zeit seines Lebens im Exil verbringen musste, als von seiner Kirche verkannter und angefeindeter Ketzer. Für sich selber nahm er in Anspruch, „ohne Harmonisierung oder Vermischung wissenschaftlicher Daten mit den Ergebnissen der Bibelexegese auf den Sinn des Schöpfungsglaubens zu kommen, der nicht im Widerspruch zu den Ergebnissen der naturwissenschaftlichen Evolutionstheorie zu stehen braucht.“[76]

Eugen Drewermann äußerte ähnliche Bedenken, wenn Teilhard wachsende Komplexität der Evolution als gerichtetes Werden deutet. Eine solche Interpretation des Evolutionsgeschehens sei mit den Tatsachen nicht vereinbar.[77]

Rehabilitationsversuche

Es gab immer wieder kirchliche Versuche, Teilhard zu rehabilitieren oder zu würdigen:

  • Die französische Bischofskonferenz hat 1959 in Marseille eine Gedenkminute abgehalten, um „das größte religiöse Genie des Jahrhunderts“ zu ehren.[78]
  • Als einer der ersten begann sich der nachmalige Kardinal Henri de Lubac in den 1960er Jahren mit Teilhards theologischen Kritikern auseinanderzusetzen. Er gab zu, dass Teilhard in einigen seiner Konzepten nicht sehr präzise war, betonte aber seine kirchengetreue Auffassung. Nach Henri de Lubac stammen viele kritische Schriften über Teilhard aus partiellen Kenntnissen oder aus einer Voreingenommenheit: „Übergehen wir schweigend eine Anzahl emotional geblendeter Autoren, die man nur als Verleumder bezeichnen kann.“ Andere würden Teilhard höchste Bewunderung zollen, aber sein Denken unter einem Blickwinkel darstellen, aus dem heraus es höchst missverständlich werde.[79]
  • Gerhard H. Sitzmann von der Deutschen Teilhard-Gesellschaft sprach von einem vatikanischen Kurswechsel ab 1981:

„Mit der Einsetzung des Münchner Erzbischofs Josef Kardinal Ratzinger zum Leiter der Glaubenskongregation (25. November 1981) begann eine neue Epoche der kirchlichen Kommunikation mit der Moderne, die kurialen Maßnahmen gegen Teilhard hörten schlagartig auf, ein diskursiver Stil im Umgang mit der weltweiten Fülle einander widersprechender intellektueller Konzepte gewann die Oberhand, die Stellungnahme der Glaubenskongregation (der Nachfolge-Institution des Hl. Offiziums) erfolgte nunmehr selbst auf fachlicher bzw. wissenschaftlicher Ebene, und auch die katholischen Intellektuellen konnten sich in der kirchlichen Spitze endlich repräsentiert fühlen.“[80]

(Nach Kathpedia muss jedoch noch die Enzyklika Fides et ratio von 1998 als implizite Ablehnung wesentlicher teilhard'scher Prämissen beachtet werden.)
  • Im Laufe der nächsten Jahrzehnte schrieben prominente Theologen und Kirchenführer, auch Papst Johannes Paul II., anerkennend von Teilhards Ideen. Eine vollständige Rehabilitation erfolgte jedoch nicht.
  • Zum 40. Todesjahr Teilhards 1995 fand der Generalsuperior der Jesuiten, Peter-Hans Kolvenbach SJ, die folgenden Worte:

„Fragt man, worin die große Bedeutung von Teilhards Werk besteht, so ist die Antwort nicht in der bloßen Bejahung der Evolution und der Welt, auch nicht in seinem Bemühen, Wissen und Glauben widerspruchslos zu vereinigen, sondern tiefer zu suchen: in der Erkenntnis, dass Christus der Mittelpunkt des Kosmos ist, der sich evolutiv auf Ihn hin vollendet.“[81]

  • Kardinal Christoph Schönborn schrieb im Jahr 2007: „Kaum jemand sonst hat versucht, das Wissen über Christus und die Idee der Evolution in eine Synthese zu bringen.“[82]
  • In seinem Buch Geist der Liturgie von 2009 bezeichnete Papst Benedikt XVI. Teilhards Vision als Prüfstein für die katholische Messe. (Dieser Papst hatte sich schon als junger Theologe Joseph Ratzinger begeistert von Teilhards Christologie gezeigt.)[83]
  • Der neueste Rehabilitationsversuch stammt von Maurizio Gronchi, Professor für Christologie an der Theologischen Fakultät der Päpstlichen Universität in Rom und Consultor der Glaubenskongregation. Er wurde am 29. Dezember 2013 im Osservatore Romano veröffentlicht unter dem Titel: „Ich studiere die Materie und finde den Geist“. Nach Gronchi ist das Denken Teilhards nicht häretisch, sondern weist lediglich „einige Schwächen und Schwierigkeiten“ auf. Von „gefährlichen Zweideutigkeiten und schwerwiegenden Irrtümern“ ist laut Gronchi keine Rede. Das Monitum von 1962 bezeichnet er als „schmerzlich und umstritten“.

Philosophische Kritikpunkte

  • Dietrich von Hildebrand, ein katholischer Philosoph und „Kirchenlehrer des 20. Jahrhunderts“ (wie ihn Papst Pius XII. nannte) lernte Teilhard 1951 in New York kennen, wo dieser einen Vortrag hielt. Er schrieb über diese Begegnung:

„Die Vorlesung war eine große Enttäuschung, denn sie bewies äußerste philosophische Verwirrung, besonders was Teilhards Auffassung von der menschlichen Person anging. Ich war damals aber noch mehr über seine theologische Primitivität erregt, da er den entscheidenden Unterschied zwischen Natur und Übernatur völlig ignorierte. […] Aber erst nach dem Lesen einiger Werke Teilhards wurde ich mir der katastrophalen Konsequenzen seiner philosophischen Ideen und der absoluten Unverträglichkeit seiner Theologie-Fiktion […] mit der christlichen Offenbarung und der Lehre der Kirche völlig bewusst.“[84]

  • Weiter meinte von Hildebrand: „Teilhard ist ein Autor, der ‚fasziniert‘. Das ist für die Sachlichkeit nicht gut. Der Beurteiler Teilhards gerät leicht in einen ‚Wirbel‘, der ihm die Orientierung raubt.“[85] Er sagte aber auch:

„Die Teilhardkritik ist bisher auch in der Hinsicht mangelhaft, dass das wirklich Positive bei Teilhard wenig herausgearbeitet wird. Gewiss gibt es schwärmerische Verherrlichung. Aber damit ist keinem gedient. Was fehlt, ist die saubere Analyse.[86]

Und:

„Es ist kein Leichtes, über Teilhard zu schreiben. Ich kenne keinen Denker, der so künstlich von einer Position in eine andere entgegengesetzte überspringt, ohne diesen Sprung auch nur zu bemerken oder sich dadurch beirren zu lassen.[87]

  • Etwas milder urteilte der holländische Philosoph Bernard Delfgaauw:

„Somit muss man sagen, dass Teilhards Evolutionstheorie wohl logisch stringent ist, sie ist jedoch mit den heute zur Verfügung stehenden Mitteln in den Wissenschaften nicht falsifizierbar. Man kann weder beweisen, noch widerlegen, dass in der Materie, wenn auch rudimentär, eine Bewusstheit ist. Somit kann Teilhards Theorie aus heutiger Sicht nicht als wissenschaftliche Theorie betrachtet werden.“[88]

Naturwissenschaftliche Kritikpunkte

Die meisten bekannten Naturwissenschaftler äußerten sich vorsichtig bis sehr kritisch über Teilhards Werk:

  • Der Nobelpreisträger Sir Peter Medawar war gar nicht angetan von Teilhard. Er schrieb ihm geistige Verwirrung und eine übertriebene Ausdrucksweise zu, die auf Hysterie schließen lasse. Er sagte von Der Mensch im Kosmos, dieses Werk sei in seiner ganzen Vorgehensweise unwissenschaftlich:

„Teilhard praktiziert eine unexakte Wissenschaft und hat darin eine gewisse Geschicklichkeit erreicht. Er hat keine Ahnung, was ein logisches Argument ist und was ein Beweis. Er wahrt nicht einmal die herkömmlichen Formen wissenschaftlicher Schriftstellerei, obgleich er sein Buch ausdrücklich als wissenschaftliche Abhandlung bezeichnet. […] Ich habe Teilhards Buch mit wirklicher Pein, um nicht zu sagen, mit Verzweiflung gelesen und durchgearbeitet. Anstatt über die Lage des Menschen im Allgemeinen die Hände zu ringen, sollten wir lieber unsere Aufmerksamkeit dem zuwenden, was reparabel ist: vor allem der Leichtgläubigkeit, mit der die Leser ein solches Täuschungsmanöver hinnehmen. Wenn es sich dabei nur um eine naive, passive Leichtgläubigkeit handelte, wäre sie noch zu entschuldigen, aber es ist allzu deutlich, dass die Menschen betrogen werden wollen.“[89]

„Dass er ein großer christlicher Mystiker war, ist sicher wahr, aber es ist vielleicht nicht fair, ihn nur als zweitklassigen Naturwissenschaftler abzustempeln, denn er war einer der führenden Geologen und Paläontologen seiner Zeit.“

Doch dann stellte Dodson auch fest, dass Teilhard in seiner Forschung nicht genügend Datenmaterial vorgelegt habe, auf dem seine Generalisierungen basierten; und dass seine Überlegungen manchmal induktiv, sein Schreibstil sehr poetisch und daher irreführend oder unverständlich sei für jene, die seine Schriften als wissenschaftliche Schriften lesen. Er kommt zum Schluss, dass es einen Rest des Werks gebe, der aus wissenschaftlicher Sicht nicht unterstützt werden könne, nämlich das „Innere“, das „Kollektive“ sowie den „Punkt Omega“.
  • Der französische Biologe und Philosoph Jean Rostand hat über Teilhards Werke gesagt:

„Teilhard ist kein Biologe; er hat weder die Ausbildung, noch die Kenntnisse, noch den Geist eines Biologen. Er ignoriert systematisch die Embryologie […].“

„Teilhard verlässt zu schnell den Boden der Tatsachen naturwissenschaftlicher Forschung. Unmerklich wechselt er vom Wissen zum Glauben über.“[90]

  • Der Wissenschaftstheoretiker und Biologe Franz M. Wuketits bezeichnete Teilhard als „Evolutionsmystiker“:

„Glaubt man, aus naturwissenschaftlichen Aussagen religiöse Wahrheiten ableiten zu können, dann hat man […] zwei fundamental verschiedene Denkebenen miteinander verwechselt. Das Ergebnis ist dann ein eigenartiges Gemisch aus wissenschaftlicher Theorie und Mystik und jedenfalls für einen in halbwegs klaren Linien denkenden Menschen schwer zu verdauen.“[91]

„Eines macht die Auseinandersetzung mit dem Werk Teilhards besonders schwer. Es ist die innige Verbindung, die in allen Schriften das Ergebnis der Feldarbeit des Paläontologen mit der mystischen Versenkung in das Wunder des Lebens zur Einheit geformt hat. […] Die schärfste Grenze gegenüber den Aussagen Teilhard de Chardins ziehe ich dort, wo ihn seine prophetische Schau zwingt, das Kommende als eine klare Konsequenz des Wissens darzustellen.“[92]

  • In diesem Zusammenhang ist die Piltdown-Affäre zu erwähnen, in die Teilhard in jungen Jahren hineingezogen wurde, und in deren Verlauf der sogenannte Piltdown-Mensch als wissenschaftliche Fälschung entlarvt wurde. Diese Angelegenheit wird bis in die neueste Zeit immer wieder kolportiert und dabei mehrmals uminterpretiert, sodass Teilhard schließlich als „ganz ordinärer Betrüger“ bezeichnet wird. Karl Schmitz-Moormann soll jedoch bereits 1983 nachgewiesen haben, dass Teilhard unmöglich der Fälscher gewesen sein kann.[93]

Sprachprobleme

Nicht wegzudeuteln ist nach Thomas Becker die schwierige Sprache Teilhards, die eigenwillige Sprachgestalt seiner Texte, die infolge der Schwerfälligkeit der meisten Übersetzungen das Verständnis nicht gerade erleichtert. „Dazu kommt, dass man den Eindruck hat, dass Teilhard manchmal absichtlich verschlüsselte Aussagen macht oder dass der ursprüngliche Text durch die Zensur so verstümmelt wurde, dass seine Aussage nicht mehr verständlich ist.“[94]

Der Theologe und Religionswissenschaftler Ernst Benz erläuterte bereits 1965, was den Zugang zu Teilhard im deutschen Sprachraum besonders erschwert: Zum Einen habe er eine eigene Begriffssprache geschaffen, die sehr eigenwillig sei. Er habe in die Theologie eine Menge von naturwissenschaftlichen Kategorien hereingebracht, die bei ihm einen ganz neuen spirituellen Sinn erhalten. Daneben habe er eine Reihe von überraschenden Wortschöpfungen eingeführt, wie zum Beispiel „planetisation“, „hominisation“ „amorisation“ (von amour).[95]

Teilhard selber beurteilte manche Abhandlungen über ihn als „konfus“, weil in ihr zu viele Zitate aus Schriften unterschiedlicher Lebensabschnitte angehäuft wären.[96]

Ein Übersetzungsbeispiel

  • Als abschreckendes Beispiel führt der erwähnte Albert Drexel folgendes Zitat ohne Quellenangabe an:

„Anbeten hieß einst, Gott den Dingen vorzuziehen […] Anbeten wird heute dazu, Leib und Seele dem schöpferischen Akte zu widmen, indem man sich ihm anschließt, um die Welt zu vollenden durch den Einsatz und die Forschung.“[97]

  • Das Originalzitat findet sich im Buch Mein Glaube, S. 112. In der autorisierten deutschen Übersetzung heißt die Stelle:

„Anbeten hieß früher, Gott den Dingen vorziehen, indem man sie mit ihm verglich und indem man sie ihm opferte. Anbeten heißt jetzt, sich mit Leib und Seele dem Schöpferakt weihen, indem man sich mit ihm verbindet, um die Welt durch Anstrengung und Forschung zu vollenden.“

  • In der französischen Originalversion Comment je crois, S. 111, lautet der Satz:

„Adorer, autrefois, c'était préférer Dieu aux choses, en les lui référant et en les lui sacrifiant. Adorer, maintenant, cela devient se vouer corps et âme à l'acte créateur, en s'associant à lui pour achever le Monde par l'effort et la recherche.“

  • Der Theologe Josef Vital Kopp beurteilte die Übersetzungen von Teilhards Werken ins Deutsche als nicht immer quellengerecht. In obigem Fall schlug er folgende Fassung vor:

„Nachfolge Christi ist demnach nicht Flucht aus der Welt, sondern Hingabe an die Welt. Anbeten heißt nicht, Gott den Dingen vorziehen, sondern Gott in den Dingen und durch die Dinge suchen, sich mit Körper und Seele dem im Gang befindlichen Schöpfungsakt widmen, sich ihm zuordnen, um die Welt durch Arbeit und Forschung […] im Punkt Omega zur Vollendung zu bringen.“[98]

  • Etwas vereinfacht, aber immer noch wortgetreu ließe sich diese Stelle auch so übersetzen:

„Anbeten hieß früher, Gott den Dingen vorziehen, indem man sie auf ihn bezog und indem man sie ihm opferte. Anbeten heißt jetzt, sich mit Leib und Seele dem schöpferischen Akt hingeben und sich mit ihm verbinden, um so die Welt durch strebendes Bemühen zu vollenden.“[99]

Ausblick

Als einer der wenigen ernstzunehmenden Kritiker Teilhards stieß Hans-Eduard Hengstenberg in den 1960er-Jahren erstmals zu tieferen Fragestellungen vor, die andeuten, in welche Richtung eine künftige Teilhard-Forschung gehen könnte. Zur selben Zeit kam Ernst Benz zum Schluss: „Was bisher an Arbeiten deutscher Autoren über Teilhard erschienen ist, geht in vielen Fällen über eine oberflächliche Information und eine kurzschlüssige Kritik nicht hinaus und beruht häufig auf einer völligen Unkenntnis der französischen Quellen.“[100]

Bis heute gibt es wenig Anzeichen für eine vertiefte Auseinandersetzung mit Teilhards Weltanschauung. Zwar haben in den letzten Jahrzehnten etliche Publikationen Themen Teilhards aufgegriffen und weiterentwickelt. Auch sind manche seiner Erkenntnisse inzwischen von der Wissenschaft bestätigt worden, und seine verheißungsvolle Vision lebt in vielen Menschen weiter. Doch dürfte es nach Ansicht von Karl Schmitz-Moormann noch lange dauern, bis sein evolutives Weltbild zur allgemeinen Denkform wird.

Siehe auch

Bibliografie

Bücher

Sonderausgaben

  • Der Mensch im Kosmos. Beck, München 1959, Neuauflage 2010: ISBN 3-406-60274-6 (Le Phénomène Humain, 1955).
  • Die Entstehung des Menschen. Beck, München 1961. Ergänzungsband zu Der Mensch im Kosmos, neu 2006 als TB: ISBN 978-3-406-54742-3 (La Place de l'Homme dans la Nature. Le Groupe Zoologique Humain, 1956).

Die neun Bände der Oltner Werkausgabe

  • Der Göttliche Bereich. Ein Entwurf des inneren Lebens. Walter, Olten 1962 (Le Milieu Divin, 1957).
    • Das göttliche Milieu (Neuübersetzung, ppb-Ausgabe 2000 Patmos Düsseldorf/Benziger Zürich, ISBN 3-545-70014-3).
  • Die Zukunft des Menschen. Walter, Olten 1963 (L'Avenir de l'Homme, 1959).
  • Das Auftreten des Menschen. Walter, Olten 1964 (L'Apparition de l'Homme, 1956).
  • Die Schau in die Vergangenheit. Walter, Olten 1965 (La Vision du Passé, 1957).
  • Die menschliche Energie. Walter, Olten 1966 (L'Énergie Humaine, 1962).
  • Die lebendige Macht der Evolution. Walter, Olten 1967 (L'Activation de l'Énergie, 1963).
  • Wissenschaft und Christus. Walter, Olten 1970 (Science et Christ, 1965).
  • Mein Glaube. Walter, Olten 1972 (Comment je crois, 1969).
  • Das Herz der Materie. Kernstück einer genialen Weltsicht. Walter, Olten 1990, mit Anhang aus Lobgesang des Alls, ISBN 3-530-87379-9 (Le Cœur de la Matière, 1976).
    • Das Herz der Materie und Das Christische in der Evolution (Neuübersetzung). Patmos, Ostfildern 2014, ISBN 3-8436-0529-7.

Weitere Ausgaben

  • Lobgesang des Alls. Die Messe über die Welt – Christus in der Materie – Die geistige Potenz der Materie. Walter, Olten 1964 (L'Hymne de l'Univers, 1961).
  • Mein Universum. Walter, Olten 1973 (Mon Univers, 1965).
  • Vom Glück des Daseins. Walter, Olten 1969 (Sur le Bonheur, 1966).
  • Auswahl aus dem Werk. Mit einem Nachwort von Karl Schmitz-Moormann. Walter, Olten 1964/Fischer TB 1967.
  • Frühe Schriften. Alber, Freiburg/München 1968 (Écrits du temps de la guerre, 1965).
  • Hymne an das Ewig Weibliche. Johannes, Einsiedeln 1969.
  • Mein Weltbild. Eine wissenschaftlich fundierte Weltdeutung vom Ende des Universums und vom Sinn der Schöpfung. Walter, Olten 1973.
  • Aufstieg zur Einheit – Die Zukunft der menschlichen Evolution. Walter, Olten und Freiburg im Breisgau 1974.
  • Das Tor in die Zukunft – Ausgewählte Texte zu Fragen der Zeit. Kösel, München 1984, ISBN 3-466-20250-7.
  • Das Teilhard de Chardin Lesebuch. Herausgegeben von Günther Schiwy, Walter, Olten 1987.
  • Punkt Omega – das göttliche Ziel der Evolution. Das Teilhard de Chardin Lesebuch. Patmos, Ostfildern 2013, ISBN 3-8436-0171-2.

Briefbände

  • Geheimnis und Verheissung der Erde. Reisebriefe 1923–1939. Alber, Freiburg im Breisgau/München 1958.
  • Pilger der Zukunft. Neue Reisebriefe 1939–1955. Alber, Freiburg im Breisgau/München 1959.
  • Entwurf und Entfaltung. Briefe aus den Jahren 1914–1919. Alber, Freiburg im Breisgau/München 1963.
  • Briefe aus Ägypten. 1905–1908. Alber, Freiburg im Breisgau/München 1965.
  • Briefwechsel mit Maurice Blondel. Alber, Freiburg im Breisgau/München 1967.
  • Briefe an Leontine Zanta. Herder, Freiburg im Breisgau 1967.
  • Briefe an eine Nichtchristin. Walter, Olten 1971.
  • Briefe an eine Marxistin. Walter, Olten 1971.
  • Briefe an Frauen. Ausgewählt und erläutert von Günther Schiwy. Herder, Freiburg im Breisgau 1988.
  • The Letters of Teilhard de Chardin and Lucile Swan. Editor Th. King and M. W. Gilbert, Georgetown Univ. Press, Washington 1993/2005, ISBN 9780940866966.

Tagebücher

  • Tagebücher I. Notizen und Entwürfe – 26. August 1915 bis 22. September 1916. Walter, Olten 1974, ISBN 3-530-87372-1.
  • Tagebücher II. Notizen und Entwürfe – 2. Dezember 1916 bis 13. Mai 1918. Olten 1975, ISBN 3-530-87373-X.
  • Tagebücher III. Notizen und Entwürfe – 14. Mai 1918 bis 25. Februar 1920. Olten 1977, ISBN 3-530-87374-8.

Literatur

  • Madeleine Barthélemy-Madaule: Bergson und Teilhard de Chardin: Die Anfänge einer neuen Welterkenntnis, Walter, Olten 1970 (Französisches Original Paris 1963).
  • Thomas Becker: Geist und Materie in den ersten Schriften Pierre Teilhard de Chardins. In: Freiburger Theologische Studien. Band 134, Herder, Freiburg im Breisgau, Basel, Wien 1987, ISBN 3-451-20982-9.
  • Ernst Benz: Schöpfungsglaube und Endzeiterwartung – Antwort auf Teilhard de Chardins Theologie der Evolution. Nymphenburger, München 1965.
  • Peter Gotthard Bieri (Hrsg.): Pierre Teilhard de Chardin. Sinn und Ziel der Evolution. Shaker Media, Aachen 2010, ISBN 978-3-86858-521-6 (Ausgewählte und bearbeitete Kapitel aus Die Zukunft des Menschen).
  • Thomas Broch: Das Problem der Freiheit im Werk Pierre Teilhard de Chardins. Matthias-Grünewald, Mainz 1977.
  • Thomas Broch: Pierre Teilhard de Chardin. Wegbereiter des New Age?. Matthias-Grünewald/Quell, Mainz, Stuttgart 1989.
  • Thomas Broch: Denker der Krise – Vermittler von Hoffnung. Pierre Teilhard de Chardin. Echter (topos plus), Würzburg 2000, ISBN 3-7867-8324-1.
  • Bernard Delfgaauw: Teilhard de Chardin und das Evolutionsproblem. C.H. Beck, München 1971.
  • Ludwig Ebersberger: Der Mensch und seine Zukunft – Natur- und Humanwissenschaften nähern sich dem Weltverständnis von Teilhard de Chardin. Walter, Olten 1990.
  • Ludwig Ebersberger: Glaubenskrise und Menschheitskrise. Die neue Aktualität Pierre Teilhards de Chardin. LIT, Münster 2001, ISBN 3-8258-4612-1.
  • Maria-Christina Eggers/Pia Gyger: Aufstieg ins Licht – Der Kreuzweg als Weg meiner Verwandlung. Kösel, München 2009, ISBN 978-3-466-36823-5.
  • Ida Friederike Görres: Sohn der Erde: Der Mensch Teilhard de Chardin. Drei Versuche. Josef Knecht, Frankfurt 1971.
  • Pia Gyger: Mensch verbinde Erde und Himmel – Christliche Elemente einer kosmischen Spiritualität. Rex, Luzern 1993, ISBN 3-466-36726-3.
  • Adolf Haas: Teilhard de Chardin-Lexikon. Grundbegriffe, Erläuterungen, Texte. 2 Bände, Herder, Freiburg im Breisgau 1984.
  • Giulio Haas: Die Weltsicht von Teilhard und Jung. Walter, Olten 1991, ISBN 3-530-30130-2.
  • Maria Hafner: Nichts als das Ganze. Bilder und Texte zu "Das Herz der Materie" von Pierre Teilhard de Chardin. Rex, Luzern 2005, ISBN 3-7252-0791-7.
  • Johannes Hemleben: Teilhard de Chardin in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt (rm 116), Reinbek 1966.
  • Hans-Eduard Hengstenberg: Evolution und Schöpfung. Eine Antwort auf den Evolutionismus Teilhard de Chardins. A. Pustet, München 1963.
  • Hans-Eduard Hengstenberg: Mensch und Materie. zur Problematik Teilhard de Chardins. Kohlhammer, Stuttgart 1965.
  • Josef Vital Kopp: Entstehung und Zukunft des Menschen. Pierre Teilhard de Chardin und sein Weltbild. Rex, Luzern 1970.
  • Rupert Lay: Die Ketzer – Von Roger Bacon bis Teilhard de Chardin. Georg Müller, München, Wien 1981, ISBN 3-7844-1888-0.
  • Erik Lehnert: Finalität als Naturdetermination. Zur Naturteleologie bei Teilhard de Chardin. Ibidem, Stuttgart 2002, ISBN 3-89821-173-8.
  • Henri de Lubac: Der Glaube des Teilhard de Chardin. Herold, Wien/München 1968.
  • Henri de Lubac: Teilhard de Chardins religiöse Welt. Herder, Freiburg 1969.
  • Christian Modemann: Omegapunkt. Christologische Eschatologie bei Teilhard de Chardin und ihre Rezeption durch F. Capra, J. Ratzinger und F. Tipler. LIT, Münster 2004, ISBN 3-8258-7306-4.
  • Adolf Portmann: Der Pfeil des Humanen. Über P. Teilhard de Chardin. Alber, Freiburg im Breisgau/München 1960.
  • Olivier A. Rabut: Gespräch mit Teilhard de Chardin. Naturwissenschaftliche, philosophische und theologische Diskussion seines Werkes. Herder, Freiburg im Breisgau 1981.
  • Günther Schiwy: Teilhard de Chardin. Sein Leben und seine Zeit. 2 Bände, Kösel, München 1981/90, ISBN 3-466-20211-6 (Band 1), ISBN 3-466-20212-4 (Band 2).
  • Günther Schiwy: Ein Gott im Wandel. Teilhard de Chardin und sein Bild der Evolution. Patmos, Düsseldorf 2001.
  • Günther Schiwy: Eine heimliche Liebe. Lucile Swan und Teilhard de Chardin. Herder, Freiburg im Breisgau 2005.
  • Karl Schmitz-Moormann: Das Weltbild Teilhard de Chardins. Physik, Ultraphysik, Metaphysik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 1966, ISBN 3-663-04068-2.
  • Karl Schmitz-Moormann: Teilhard de Chardin in der Diskussion. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1986.
  • Karl Schmitz-Moormann: Pierre Teilhard de Chardin: Evolution – die Schöpfung Gottes. Matthias-Grünewald, 1996, ISBN 3-7867-1901-2.
  • Christoph Schönborn: Ziel oder Zufall? Schöpfung und Evolution aus der Sicht eines vernünftigen Glaubens. Herder, 2007, ISBN 978-3-451-29389-4.
  • Helmut de Terra: Mein Weg mit Teilhard de Chardin. Forschungen und Erlebnisse, Beck, München 1962.
  • Helmut de Terra (Hrsg.): Perspektiven Teilhard de Chardins. Acht Beiträge von Ernst Benz, Madeleine Barthelemy-Madaule, F. G. Elliot, Lama Anagarika Govinda, Fritz Paepcke, Max Knoll, Adolf Remane. Beck (BSR 43), München 1966.
  • Mathias Trennert-Helwig: Die Urkraft des Kosmos. Dimensionen der Liebe im Werk Pierre Teilhards de Chardin. Herder, Freiburg 1993.
  • Francois-Albert Viallet: Zwischen Alpha und Omega. Das Weltbild Teilhards de Chardin. Glock und Lutz, Nürnberg 1958.
    • 2. verbesserte Auflage 1963, dazu (als 2. Band): Zwischen Ja und Nein. Dialog – Dokumente – Kritik. Nürnberg 1963.
  • Franz M. Wuketits: Evolutionstheorien – Historische Voraussetzungen, Positionen, Kritik. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1988.

Weblinks

 Commons: Teilhard de Chardin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Teilhardina – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Die deutsche Gesellschaft Teilhard de Chardin präsentiert umfassend Kommentare zu Teilhard aus deutschsprachigen Zeitschriften und Zeitungen sowie nennenswerte Bezugnahmen auf Teilhard in Publikationen, die nach ihrem Veröffentlichungstitel nicht ausschließlich Teilhard-Bezüge aufweisen.

Einzelnachweise

  1. Vgl. Günther Schiwy: Eine heimliche Liebe.
  2. Vgl. Weblinks: Spiegel Online Wissenschaft, 12. März 2009
  3. Henri de Lubac: Teilhard de Chardins religiöse Welt (fr. La pensée religieuse du Père Teilhard de Chardin, 1962), 1. Kapitel
  4. ,Henri de Lubac: Teilhard de Chardins religiöse Welt, S. 15.
  5. Le phénomène humain, Paris 1955. Die deutsche Übersetzung erschien 1959 bei Beck in München unter dem Titel: Der Mensch im Kosmos.
  6. Nach Pia Gyger und Peter Gotthard Bieri, vgl. Pierre Teilhard de Chardin: Sinn und Ziel der Evolution, Hrsg. P. G. Bieri, S. 193 ff.
  7. Henri de Lubac: Teilhard de Chardins religiöse Welt, S. 11.
  8. Pierre Teilhard de Chardin: Das göttliche Milieu, S. 59 (Neuübersetzung von: Der Göttliche Bereich).
  9. Henri de Lubac: Teilhard de Chardins religiöse Welt, S. 44.
  10. Josef Vital Kopp: Entstehung und Zukunft des Menschen – Pierre Teilhard de Chardin und sein Weltbild, S. 75.
  11. Josef Vital Kopp: Entstehung und Zukunft des Menschen – Pierre Teilhard de Chardin und sein Weltbild, S. 18.
  12. Entwurf und Entfaltung, Briefe aus den Jahren 1914-1919. S. 49 f.
  13. Henri de Lubac: Teilhard de Chardins religiöse Welt, S. 12 ff.
  14. Henri de Lubac: Teilhard de Chardins religiöse Welt, S. 20.
  15. Henri de Lubac: Teilhard de Chardins religiöse Welt, S. 16.
  16. Adolf Portmann: Der Pfeil des Humanen, S. 48.
  17. Henry de Lubac: Teilhard de Chardins religiöse Welt, S. 16.
  18. Henri de Lubac: Teilhard de Chardins religiöse Welt, S. 19.
  19. Spiegel Online, 17. Februar 1960, s. Weblinks
  20. Helmut de Terra: Mein Weg mit Teilhard de Chardin, S. 62, 89, 63.
  21. Henri de Lubac: Teilhard de Chardins religiöse Welt, S. 15.
  22. Dieses Kapitel besteht aus einer bearbeiteten und ergänzten Zusammenfassung der Kapitel 1-3 aus dem Buch von Giulio Haas: „Die Weltsicht von Teilhard und Jung – Gegensätze, die sich vereinen.“
  23. Giulio Haas: Die Weltsicht von Teilhard und Jung, S. 39.
  24. Thomas Broch: Das Problem der Freiheit im Werk Pierre Teilhard de Chardins, S. 31.
  25. Pierre Teilhard de Chardin, in: Mein Glaube. Peking 1934, S. 116.
  26. Nach Henri de Lubac: Teilhard de Chardins religiöse Welt, S. 19/22.
  27. Nach Gunter Schiwy, Teilhard de Chardin (Anm. 2) Bd. 2, S. 144.
  28. Pierre Teilhard de Chardin, Der Mensch im Kosmos, S. 272.
  29. Giulio Haas: Die Weltsicht von Teilhard und Jung, S. 17.
  30. Giulio Haas: Die Weltsicht von Teilhard und Jung, S. 257 ff.
  31. Giulio Haas: Die Weltsicht von Teilhard und Jung, S. 14.
  32. Vgl. Pierre Teilhard de Chardin: Das Herz der Materie, S. 64.
  33. Pierre Teilhard de Chardin: Der Mensch im Kosmos, S. 279.
  34. Pierre Teilhard de Chardin: Der Mensch im Kosmos, S. 305.
  35. Pierre Teilhard de Chardin: Mein Universum, S. 40.
  36. Pierre Teilhard de Chardin: Mein Universum, S. 212 f.
  37. Pierre Teilhard de Chardin: Das göttliche Milieu, S. 84.
  38. Pierre Teilhard de Chardin: Die lebendige Macht der Evolution, S. 255.
  39. Pierre Teilhard de Chardin: Der Mensch im Kosmos, S. 299.
  40. Pierre Teilhard de Chardin: Das göttliche Milieu, S. 70, und Mein Universum, S. 62 ff.
  41. Pierre Teilhard de Chardin: Die menschliche Energie, S. 113.
  42. Pierre Teilhard de Chardin: Die menschliche Energie, S. 116.
  43. Pierre Teilhard de Chardin: Das göttliche Milieu, S. 70, und Mein Universum, S. 62 ff.
  44. Pierre Teilhard de Chardin: Der Mensch im Kosmos. S. 20.
  45. Pierre Teilhard de Chardin: Das Herz der Materie. S. 29 f.
  46. Pierre Teilhard de Chardin: Die menschliche Energie. S. 109 f.
  47. Pierre Teilhard de Chardin: Die menschliche Energie, S. 104.
  48. Henri de Lubac: Teilhard de Chardins religiöse Welt. S. 13.
  49. Henri de Lubac: Teilhard de Chardins religiöse Welt. S. 15.
  50. Adolf Haas: Teilhard de Chardin-Lexikon, Bd. 1, S. 257.
  51. Pierre Teilhard de Chardin: Der Mensch im Kosmos, S. 185 und 282.
  52. Karl Schmitz-Moormann: Das Weltbild Teilhard de Chardins, S. 273.
  53. Pierre Teilhard de Chardin: Der Mensch im Kosmos, S. 305.
  54. Henri de Lubac: Teilhard de Chardins religiöse Welt, 1. Kapitel.
  55. Spiegel Online, s. Weblink
  56. Thomas Becker: Geist und Materie in den ersten Schriften Pierre Teilhard de Chardins, S. 11 und 228.
  57. Nach Kathpedia
  58. Nach Adolf Portmann: Der Pfeil des Humanen, S. 63.
  59. Ludwig Ebersberger: Der Mensch und seine Zukunft. Natur- und Humanwissenschaften nähern sich dem Weltverständnis von Teilhard de Chardin
  60. Ludwig Ebersberger: Glaubenskrise und Menschheitskrise. Die neue Aktualität Pierre Teilhards de Chardin, S. 14 f.
  61. Maria-Christina Eggers/Pia Gyger: Aufstieg ins Licht – Der Kreuzweg als Weg meiner Verwandlung
  62. Aus dem Vorwort zum Buch von Pia Gyger: Mensch verbinde Erde und Himmel – Christliche Elemente einer kosmischen Spiritualität
  63. Pia Gyger: Hört die Stimme des Herzens – Werdet Priesterinnen und Priester der kosmischen Wandlung
  64. mariahafner.ch
  65. Quellen: Spiegel Online vom 17. Februar 1960, s. Weblinks, S. 2, und Adolf Haas: Teilhard de Chardin-Lexikon, Bd. 1.
  66. Osservatore Romano vom 30. Juni 1962 (Acta Apostolicae Sedis 54 1962, 526).
  67. Hans-Eduard Hengstenberg: Evolution und Schöpfung – Eine Antwort auf den Evolutionismus Teilhard de Chardins, S. 127 und 139.
  68. Hans-Eduard Hengstenberg: Mensch und Materie, Quelle: Teilhard-Forum, s. Weblinks
  69. Hans-Eduard Hengstenberg: Mensch und Materie – zur Problematik Teilhard de Chardins, S. 168
  70. Hans-Eduard Hengstenberg: Mensch und Materie, S. 169.
  71. Hans-Eduard Hengstenberg: Mensch und Materie, S. 118 f.
  72. Quelle: www.theodor-frey.de >teilhardbeziehungen
  73. Albert Drexel: Teilhard de Chardin – ein neuer Prophet. Akademie-Verlag, Egg/Zürich 1969/72, Schutztitel.
  74. Albert Drexel: Teilhard de Chardin – ein neuer Prophet, S. 13 f.
  75. Giulio Haas: Die Weltsicht von Teilhard und Jung, S. 29.
  76. Hans Küng: Ewiges Leben? Piper, München 1982, S. 287 und: Erlebte Menschlichkeit – Erinnerungen". Piper, München 2013, S. 165, ISBN 978-3-492-05601-4.
  77. Eugen Drewermann: … und es geschah so – Die moderne Biologie und die Frage nach Gott. Walter, Zürich 1999, S. 421, ISBN 3-530-16899-8.
  78. nach Spiegel Online, s. Weblinks
  79. Henri de Lubac: Teilhard de Chardins religiöse Welt, S. 11 ff.
  80. Teilhard-Kommentare von Gerhard H. Sitzmann, s. Weblinks
  81. Teilhard-Kommentare von Gerhard H. Sitzmann, s. Weblink.
  82. Christoph Schönborn: Ziel oder Zufall? Schöpfung und Evolution aus der Sicht eines vernünftigen Glaubens, S. 148 f.
  83. Joseph Ratzinger: Einführung in das Christentum. München 1968, ISBN 3-466-20089-X.
  84. Dietrich von Hildebrand: Das trojanische Pferd in der Stadt Gottes, Anhang: Teilhard de Chardins neue Religion, auf: www.kathtube.com > Hildebrand, S. 339.
  85. Dietrich von Hildebrand: Das trojanische Pferd in der Stadt Gottes, Anhang: Teilhard de Chardins neue Religion, S. 6.
  86. Dietrich von Hildebrand: Das trojanische Pferd in der Stadt Gottes, Anhang: Teilhard de Chardins neue Religion, S. 176.
  87. Dietrich von Hildebrand: Das trojanische Pferd in der Stadt Gottes, Anhang: Teilhard de Chardins neue Religion, S. 342.
  88. Bernard Delfgaauw: Teilhard de Chardin und das Evolutionsproblem.
  89. P. B. Medawar: Jahrbuch für kritische Aufklärung. Club Voltaire. Szezesny, München 1963, zitiert nach Dietrich von Hildebrand, a. a. O. S. 341.
  90. Vera Haag: Pierre Teilhard de Chardin: Visionär oder Evolutionsmystiker. 2006, S. 10, s. Weblink.
  91. Franz M. Wuketits: Evolutionstheorien – Historische Voraussetzungen, Positionen, Kritik.
  92. Adolf Portmann: Der Pfeil des Humanen. S. 21, 45.
  93. Thomas Becker: Geist und Materie in den ersten Schriften Pierre Teilhard de Chardins. S. 131.
  94. Thomas Becker: Geist und Materie in den ersten Schriften Pierre Teilhard de Chardins, S. 21, 205.
  95. Ernst Benz: Schöpfungsglaube und Endzeiterwartung – Antwort auf Teilhard de Chardins Theologie der Evolution, S. 230 ff.
  96. Thomas Becker: Geist und Materie in den ersten Schriften Pierre Teilhard de Chardins, S. 19.
  97. Albert Drexel: Teilhard de Chardin – ein neuer Prophet, Schutztitel; Zitat ohne Quellenangabe.
  98. Josef Vital Kopp: Entstehung und Zukunft des Menschen. Pierre Teilhard de Chardin und sein Weltbild, 1970, S. 62.
  99. Peter Gotthard Bieri (Hrsg.): Pierre Teilhard de Chardin: Sinn und Ziel der Evolution, Anhang.
  100. Ernst Benz: Schöpfungsglaube und Endzeiterwartung, S. 233.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Pierre Teilhard de Chardin aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.