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Phrygische Sprache

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Die phrygische Sprache gehört zu den indogermanischen Sprachen. Sie wurde in der Antike vom Volk der Phryger gesprochen. Das Verbreitungsgebiet war im nördlichen West-Kleinasien in der historischen Region Phrygien und vielleicht noch in einigen angrenzenden Gebieten.

Midas-Monument, Midasstadt

Die ältesten bekannten Inschriften wurden in Gordion gefunden und stammen aus dem 8. Jahrhundert v. Chr. Die Phryger verwendeten dazu ein eigenes Alphabet, das auf dem griechischen Alphabet basiert und um einige Zeichen erweitert wurde. Diese erste Phase des phrygischen Schrifttums, die durch etwa 250 Inschriften dokumentiert ist, endet im 4. Jahrhundert v. Chr. Weitere Beispiele der phrygischen Schrift finden sich am Midas-Monument in Midasstadt und an der Kultfassade Maltaş.

Phrygische Inschrift

Aus der Zeit hauptsächlich zwischen dem 1. und 3. Jahrhundert n. Chr. sind etwa 120 weitere phrygische Inschriften bekannt,[1] die nun aber im griechischen Alphabet verfasst sind. Für das 5. Jahrhundert ist das Phrygische noch als gesprochene Sprache bezeugt, spätestens im 7. Jahrhundert n. Chr. ist es ausgestorben.

Klassifizierung innerhalb des Indogermanischen

Die fragmentarische Überlieferung des Phrygischen hat die Einordnung dieser Sprache innerhalb der indogermanischen Sprachfamilie erschwert. Die frühere Annahme einer näheren Beziehung zur ebenfalls nur fragmentarisch überlieferten thrakischen Sprache konnte auch aus diesem Grund bisher nicht erhärtet werden.

Jedoch wird die phrygische Sprache heute zusammen mit dem Griechischen und dem erst spät überlieferten Armenischen zur Gruppe der balkanindogermanischen Sprachen zusammengefasst. Die Theorie, das Phrygische repräsentiere einen völlig eigenständigen Zweig der indogermanischen Sprachfamilie, gilt hingegen als überholt.

Besonders viele auffällige Ähnlichkeiten verbinden das Phrygische mit dem Griechischen, was schon in der Antike beobachtet wurde, so materiell beispielsweise das Adjektiv κακός kakós, das dem phrygischen kakoioi/kakuioi bzw. neuphrygisch κακ- kak- gegenübersteht[2].

Jedoch lassen sich an der phrygischen Wortform addaketor „tut an“ oder „macht (für sich selbst)“ zwei Übereinstimmungen mit dem Italischen feststellen: einerseits die durch -k- erweiterte Variante *dʰeh₁k- „machen, herstellen“ (die ansonsten nur noch in den italischen Sprachen und dem vermutlich hierzu gehörigen Venetischen belegt ist) der Wurzel *dʰeh₁- (vgl. urgerm. *dō- „tun, machen“, altgriech. τίθημι „setzen, legen“, altphryg. e-da-es „hat hergestellt“ mit Augment e-), andererseits die Mediumendung *-tor (die ansonsten im Italischen, Keltischen, Tocharischen und Anatolischen belegt ist), vgl. lat. afficitur „wird versehen, ausgestattet; wird hart angegangen, geschwächt“ aus urital. *ad-faketor.

Anekdote

Herodot berichtet,[3] dass Pharao Psammetich I. die Ursprache des Menschen herausfinden wollte. Aus diesem Anlass ließ er von einem Schäfer zwei Kinder aufziehen, mit denen niemand sprechen durfte. Nach etwa zwei Jahren streckten die Kinder bittend die Hände aus und sagten „bekos“. Dies hieß in der Sprache der Phryger „Brot“. Somit wurde angenommen, Phrygisch sei die älteste Sprache.

Literatur

  • Otto Haas: Die phrygischen Sprachdenkmäler. Sofia 1966.
  • Claude Brixhe, Michel Lejeune: Corpus des inscriptions paléo-phrygiennes. Paris 1984. ISBN 2-86538-089-0.
  • Günter Neumann: Phrygisch und griechisch. (Sitzungsberichte / Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse 499). Wien 1988. ISBN 3-7001-1304-8.
  • Vladimir E. Orel: The Language of the Phrygians. Caravan, Delmar/NY 1997. ISBN 0-88206-089-9
  • Wojciech Sowa: Studien zum Phrygischen. Cuvillier, Göttingen 2008. ISBN 978-3-86727-815-7

Fußnoten und Einzelnachweise

  1. Claude Brixhe: Prolégomènes au corpus néo-phrygien. In: Bulletin de la Société de Linguistique de Paris. Nr. 94, 1999, S. 285–315.
  2. Michael Meier-Brügger: Griechische Sprachwissenschaft. Band 1. Verlag De Gruyter (Sammlung Göschen), Berlin 1992, S. 65 (abgerufen über De Gruyter Online).
  3. Herodot: Historien. Buch II. 2
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