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Philip Friedman

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Philip Friedman, auch Filip (geb. 27. April 1901 in Lemberg, Österreich-Ungarn; gest. 7. Februar 1960 in New York City) war ein polnisch-amerikanischer Historiker und Überlebender des Holocaust.

Leben

Philip Friedman besuchte in Lemberg das Gymnasium und studierte Geschichte bei Salo Wittmayer Baron am Jüdischen Pädagogium Wien und bei Alfred Francis Přibram an der Universität Wien, wo er 1925 über die Geschichte der galizischen Juden promovierte. Einige der von ihm verwandten Archivalien wurden beim Brand des Wiener Justizpalastes 1927 vernichtet. Zwischen 1925 und 1939 arbeitete er als Lehrer an einem jüdischen Gymnasium in Łódź, 1935 am YIVO in Wilna, sowie 1938/39 in Warschau. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges hatte er eine Liste von 144 Veröffentlichungen in Hebräisch, Jiddisch, Deutsch und Polnisch, darunter zwei größere Werke zur Geschichte der Juden in Lodz und einen Aufsatz über Josef Perl. Für Lodz erstellte er 1938 ein Register der Grabmale des Alten Jüdischen Friedhofs, kurze Zeit später vernichteten die Deutschen die Grabsteine.[1]

Nach der deutschen Eroberung Polens zog er 1939 zurück nach Lemberg, das aufgrund des Hitler-Stalin-Paktes von der Sowjetunion annektiert und in die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik eingegliedert worden war. Dort arbeitete er für die Akademie der Wissenschaften der Ukraine. Zu Beginn des Deutsch-Sowjetischen Krieges wurde Lemberg 1941 von den Deutschen besetzt und es begann dort die Judenvernichtung. Friedman musste sich von 1941 bis 1944 vier Jahre lang verstecken, was ihm zuletzt im nichtjüdischen Wohnbezirk Lembergs (vgl. Ghetto Lemberg) gelang. Seine Frau und eine Tochter wurden von den Deutschen ermordet.

Als nach der Befreiung Lembergs durch die Rote Armee im April 1944 Ostgalizien erneut an die sowjetische Ukraine fiel, wurde die polnische Bevölkerung umgesiedelt, und Friedman ging an die Universität Łódź. Er veröffentlichte dort die Aufzeichnungen von Leon Weliczker über die Leichenverbrennungen des Sonderkommandos 1005: Brygada śmierci, Łódź 1946.[2] Friedman organisierte die Sammlung von Berichten und Dokumenten über den Holocaust und legte 1945 die erste Schrift über das Vernichtungslager Auschwitz vor: To jest Oświęcim (Warschau 1945; This Is Oswięcim 1946).

Friedman wurde in Deutschland bei den Ermittlungen zum Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher befragt. Angesichts der Nachkriegspogrome in Krakau und Kielce ging Friedman nicht mehr zurück nach Polen, sondern leitete in München die Pädagogische Abteilung des Joint Distribution Committee für die Displaced Persons in den DP-Lagern der Amerikanischen Besatzungszone. Im Jahr 1948 wanderte er von dort mit seiner zweiten Frau Adolphine (Ada) June Obler in die Vereinigten Staaten aus. Unter seinem ehemaligen Hochschullehrer Salo W. Baron wurde er Dozent an der Columbia University, systematisierte maßgeblich die Erforschung des Holocaust und verfasste Studien zur Geschichte des Ostjudentums.

Schriften

  • Zagłada Żydów lwowskich, 1945
  • Dzieje Żydów w Łodzi od początków osadnictwa Żydów do r. 1863 : stosunki ludnościowe : życie gospodarcze : stosunki społeczne, 1936
  • Ludność żydowska Łodzi do roku 1863 w świetle liczb, 1934
  • Die galizischen Juden im Kampfe um ihre Gleichberechtigung (1848-1868), Frankfurt am Main : J. Kauffmann Verlag, 1929. Veröffentlichungen der A.S. Bettelheim-Stiftung in Wien, Bd. 3.
  • mit Jacob Robinson: Guide to Jewish history under Nazi impact, Jerusalem : Yad Washem Martyrs' and Heroes' Memorial Authority, 1960
  • The Jewish Ghettos of the Nazi era, New York : Conference on Jewish Relations, 1954
  • Das andere Deutschland : Die Kirchen, Übertr. aus d. Amerikan. von Iris von Stryk, Berlin-Grunewald : arani Verl.-Ges., 1960
  • Martyrs and fighters; the epic of the Warsaw ghetto, New York, F.A. Praeger, 1954.
  • Their brothers' keepers, New York, Crown Publishers [1957]
  • Ada June Friedman, Roads to extinction : essays on the Holocaust, New York : Conference on Jewish Social Studies : Jewish Publication Society of America, 1980.
  • mit H. G. Adler und Ada June Friedman: Ukrainian-Jewish relations during the Nazi occupation, New York : Yivo Institute for Jewish Research, 1959.

Literatur

  • Salo W. Baron, Philip Friedman in : Proceedings of the American Academy for Jewish Research Vol. 29 (1960): S. 1–7 (Obituary) jstor
  • Lemma Friedman, Philip in: Encyclopaedia Judaica, Vol. 7 1973, Sp. 188–189
  • Writings of Philip Friedman; a bibliography, New York, 1955 bei worldcat

Weblinks

  • Friedman, Philip 1901-1960 bei worldcat
  • Antony Polonsky: Friedman, Filip bei yivo

Einzelnachweise

  1. The Lodz Chevra Kadisha Indexing Project bei jewishgen
  2. Leon W. Wells: Ein Sohn Hiobs, Übers. aus d. Engl. von H. Th. Asbeck. München : C. Hanser 1963, S. 311.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Philip Friedman aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.