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Pfingstrosen

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Pfingstrosen
Strauch-Pfingstrose: Blüte einer Zuchtsorte 'Yukidoro' der Paeonia suffruticosa

Strauch-Pfingstrose: Blüte einer Zuchtsorte 'Yukidoro' der Paeonia suffruticosa

Systematik
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Steinbrechartige (Saxifragales)
Familie: Pfingstrosengewächse
Gattung: Pfingstrosen
Wissenschaftlicher Name der Familie
Paeoniaceae
Raf.
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Paeonia
L.

Die Pfingstrosen (Paeonia), auch Päonien genannt, sind die einzige Pflanzengattung der Familie der Pfingstrosengewächse (Paeoniaceae). Diese Gattung umfasst 33 Arten. Die bekanntesten Sorten sind Stauden, also ausdauernde krautige Pflanzen, deren oberirdische Sprossen im Winter absterben; daneben gibt es auch verholzende Arten und Sorten, die meistens als Halbsträucher, seltener als Sträucher wachsen. Ausgangsformen unserer Kultursorten sind fast immer gärtnerische Züchtungen der Bauernpfingstrose und der Milchweißen Pfingstrose.[1] Wenige Gartenformen basieren dagegen auf intraspezifischen Hybriden.

Beschreibung

Blüten mit vielen Staubblättern der Gelben Strauch-Pfingstrose (Paeonia lutea)
Fruchtstand mit Balgfrüchten der Fremdartigen Pfingstrose (Paeonia peregrina)

Die vegetativen Pflanzenteile

Pfingstrosen sind zumeist ausdauernde krautige Pflanzen, seltener finden sich verholzende Halbsträucher, oder kleinere Sträucher.[2]

Die kleine Gruppe halbstrauchiger chinesischer Arten, bekannt als „Strauch-“ oder „Baum-Päonien“ bilden bis etwa 2,5 Meter lange Sprossachsen, die verholzen. Alle Paeonia-Arten und -Sorten sind sommergrün. Sie bilden als Überdauerungsorgane langlebige, ziemlich holzige Rhizome mit verdickten Wurzeln. Die Keimung der Samen erfolgt hypogäisch.

Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind zumeist relativ groß und gestielt. Die Blattanzahl/Segmente der unteren Blätter variieren bei den staudigen Arten zwischen 9 (Paeonia daurica),[3] 10-22 (Paeonia mascula),[3], 78-91 (Paeonia intermedia)[4] und 134-340 (Paeonia tenuifolia)[4]. Bei Paeonia intermedia und Paeonia tenuifolia sind die Blätter dabei federartig mit zahlreichen linearen Segmenten.[5] Die zusammengesetzte Blattspreite ist mit Ausnahme der vorhergehend genannten beiden Arten zumeist doppelt dreiteilig oder . Die Blattfiedern besitzen normalerweise einen gezähnt Rand oder sind gelappt. Nebenblätter sind keine vorhanden.

Blüten, Früchte und Samen

Die Blüten stehen endständig auf den Stängeln. Die Blüte stehen über ein bis sechs Hochblättern (Brakteen). Die Blüten sind groß und sehen Rosenblüten etwas ähnlich. Die zwittrigen Blüten variieren stark in der Anzahl ihrer Blütenorgane. Es sind zwei bis neun Kelchblätter und vier bis 13 Kronblätter vorhanden. In der Mitte der Blüte befinden sich viele (bis zu 230), zentrifugal vermehrte, kurze Staubblätter. Die Staubblätter verdecken beinahe die zwei bis fünf (bis acht) großen, freien Fruchtblätter, welche am Grunde eine als Nektarium dienende Scheibe, den „Diskus“, bilden.

Die Blütenhüllblätter besitzen meist Rosa- oder Rottöne, es existieren jedoch auch Arten mit weißen und gelben Blütenhüllblättern. Die Sorten der Strauch- und Baumpäonien tragen die größten und prächtigsten Blüten aller Pfingstrosen. Sie sind zumeist gefüllt, manchmal bis über 20 Zentimeter groß und besitzen gerüschte oder gekräuselte Kronblätter. Die Blüten der Pfingstrose verbreiten einen intensiven Duft.

Es werden Balgfrüchte gebildet. Die dunklen Samen sind mit einem Durchmesser von bis zu 1,3 Zentimeter relativ groß.

Mikroskopische, Inhaltsstoffe und Chromosomenzahl

Weitere anatomische Kennzeichen der Päonien sind verstreute sekretorische Zellen im Parenchym des Sprosses, corticale Leitbündel mit Tüpfel- oder Leitergefäßen, ringförmig angeordnete Leitbündel der Blattstiele, eine Cuticula aus Wachstubuli, diese vorwiegend aus Palmiton (Keton der Palmitinsäure), und einzellige Haare (Trichome).

Die Chromosomengrundzahl beträgt x=5. Die Chromosomen weisen eine Länge von 10 bis 15 µm auf.

Inhaltsstoffe sind Iridoide, ätherische Öle, Flavone und wie bei allen Saxifragales Myricetin und Tannine.

Verbreitungskarte der Gattung Paeonia/Familie Paeoniaceae.

Vorkommen

Krim-Pfingstrose (Paeonia daurica) in Südosteuropa

Bis auf zwei an der Westküste Nordamerikas heimische stammen alle der Pfingstrosen-Arten aus den gemäßigten Klimazonen und subtropischen Klimazonen Eurasiens. Einige Arten finden sich aber auch in stärker kontinentalen Gebieten Sibiriens und Ostasiens (Paeonia anomala, Paeonia lactiflora, Paeonia obovata). Verbreitungsschwerpunkt sind aber die subtropischen Bergregionen in Südeuropa, Kleinasien, Kaukasien und Ostasien.

Um Blütenknospen ausbilden zu können, benötigen die meisten Pfingstrosen-Arten eine kalte Ruhezeit im Winter. Junge Blätter und Blütenknospen können dagegen durch Spätfröste geschädigt werden. Dies gilt insbesondere für die Strauch-Päonien, die besonders früh austreiben.

Pfingstrosen wachsen überwiegend in Bergwäldern, einige Arten kommen auch in den Steppenregionen Osteuropas sowie Asiens vor (beispielsweise Paeonia tenuifolia). Die europäischen Pfingstrosen finden sich überwiegend auf kalkhaltigen Böden und wachsen zumeist in wenig geschlossenen Wäldern und Buschwaldregionen. Die Echte Pfingstrose findet sich aber auch häufiger in subalpinen Rasengesellschaften der Südalpen.

Die Echte Pfingstrose, die aus den Bergregionen Südeuropas stammt, gilt in Bayern und zwar vor allem in Franken als stellenweise eingebürgert. Aufgrund ihrer langen Kultivierungsgeschichte in Mitteleuropa würde man sie den ethelochor verschleppten Archäophyten zurechnen.

Die meisten europäischen Pfingstrosenarten sind nur von wenigen Standorten bekannt und gehören daher zu den gefährdeten Arten. So besiedelt Paeonia clusii nur wenige Bergregionen Kretas, Paeonia cambessedessii die Gebirge an der Westküste Mallorcas,

Systematik

Äußere Systematik

Die Pfingstrosengewächse wurden im Laufe der Zeit an verschiedenen Stellen im Stammbaum der Bedecktsamer angesiedelt: Cronquist stellte sie u. a. wegen der zentrifugalen Vermehrung (Dédoublement) der Staubblätter in die basale Ordnung Dilleniales der Dilleniidae (siehe Systematik nach Schmeil-Fitschen); Tachtadschjan sah eine enge Verwandtschaft mit Glaucidium palmatum, das von APG II zu den Hahnenfußgewächsen gestellt wird, stellte Paeonia und Glaucidium jeweils in eine eigene Ordnung Paeoniales bzw. Glaucidiales und ordnete beide der Unterklasse Hahnenfußähnliche (Ranunculidae) zu[6][7] (siehe Systematik der Bedecktsamer nach Tachtadschjan).

Die Angiosperm Phylogeny Group (APG) schließlich, nach deren Systematik sich die deutschsprachige Wikipedia richtet, rechnet die Pfingstrosengewächse zur Ordnung der Steinbrechartigen (Saxifragales) (siehe Systematik der Bedecktsamer).

Die endemische Mallorca-Pfingstrose (Paeonia cambessedesii)
West-Kaukasische Pfingstrose (Paeonia daurica subsp. coriifolia)
Gelbe Kaukasus-Pfingstrose (Paeonia daurica subsp. mlokosewitschii)

Arten (Auswahl)

Man unterscheidet unter anderem folgende Pfingstrosen-Arten (Paeonia):

  • Paeonia anomala L., Heimat: China, Russland (auch im europäischen Teil), Sibirien, Zentralasien, Mongolei; mit den Unterarten:
    • Paeonia anomala L. subsp. anomala
    • Veitchs Pfingstrose (Paeonia anomala subsp. veitchii (Lynch) D.Y.Hong & K.Y.Pan; Syn.: Paeonia veitchii Lynch), Heimat: China
  • Portugiesische Pfingstrose (Paeonia broteroi Boiss. & Reuter, Syn.: Paeonia lusitanica Mill.), Heimat: Spanien und Portugal
  • Kalifornische Pfingstrose (Paeonia californica Nutt.)
  • Mallorca-Pfingstrose (Paeonia cambessedesii (Willk.) Willk.), Staude, Heimat: Balearen
  • Clusius-Pfingstrose[8] (Paeonia clusii Stern), Heimat: Kreta, Karpathos und Rhodos
  • Krim-Pfingstrose (Paeonia daurica Andrews), Staude, mit sechs Unterarten; Auswahl:
    • Krim-Pfingstrose (Paeonia daurica Andrews subsp. daurica)
    • West-Kaukasische Pfingstrose (Paeonia daurica Andrews subsp. coriifolia (Rupr.) D.Y.Hong)
    • Gelbe Kaukasus-Pfingstrose (Paeonia daurica Andrews subsp. mlokosewitschii (Lomakin) D.Y.Hong, Syn: Paeonia mlokosewitschii Lomakin)
    • Wittmanns Pfingstrose (Paeonia daurica Andrews subsp. wittmanniana (Hartwiss ex Lindl.) D.Y.Hong), Heimat: Kaukasus, Türkei
  • Paeonia decomposita Hand.-Mazz., Heimat: China, mit den Unterarten:
    • Paeonia decomposita Hand.-Mazz. subsp. decomposita
    • Paeonia decomposita Hand.-Mazz. subsp. rotundiloba D.Y.Hong
  • Delavays Pfingstrose (Paeonia delavayi Franch.), China
  • Paeonia emodi Royle, China
  • Paeonia intermedia C.A.Mey. (Syn.: Paeonia anomala subsp. intermedia (C.A. Mey.) Trautv.), Heimat: China
  • Japanische Pfingstrose (Paeonia japonica (Makino) Miyabe & H.Takeda)
  • Paeonia jishanensis T.Hong & W.Z.Zhao, China
  • Milchweiße Pfingstrose[9] (Paeonia lactiflora Pall.). Ihre Hybriden werden auch als Chinesische Pfingstrose oder Edelpfingstrose bezeichnet, Verbreitung: China, (Mandschurei), Mongolei, Japan, Korea.
  • Paeonia ludlowii (Stern & G.Taylor) D.Y.Hong, Heimat: China (Südosttibet)
  • Gelbe Strauch-Pfingstrose (Paeonia lutea Delavay ex Franch.), Halbstrauch, Heimat: China, Tibet
  • Großblättrige Pfingstrose (Paeonia macrophylla (Albov) Lomakin)
  • Paeonia mairei H. Lév., Heimat: China (Yunnan)
  • Korallen-Pfingstrose (Paeonia mascula (L.) Mill.), Staude, mit mehreren Unterarten, darunter:
  • Paeonia obovata Maxim., Heimat: China, Mandschurei, Amurgebiet, Korea, Japan, Sachalin, mit den Unterarten:
    • Paeonia obovata Maxim. subsp. obovata
    • Paeonia obovata Maxim. subsp. willmottiae (Stapf) D.Y.Hong & K.Y.Pan
  • Echte Pfingstrose (Paeonia officinalis L.), Staude
  • Paeonia ostii T. Hong & J.X. Zhang, China
  • Paeonia parnassica Tzan., kommt nur in Griechenland vor
  • Fremdartige Pfingstrose (Paeonia peregrina Mill.), Staude, Heimat: Süd- und Südosteuropa, Türkei
  • Paeonia qiui Y.L.Pei & D.Y. Hong, China
  • Paeonia rockii (S.G.Haw & Lauener) T.Hong & J.J.Li ex D.Y.Hong, Heimat: China, mit den Unterarten:
    • Paeonia rockii (S.G.Haw & Lauener) T.Hong & J.J.Li ex D.Y.Hong subsp. linyanshanii (Halda) T.Hong & G.L.Osti
    • Paeonia rockii (S.G.Haw & Lauener) T.Hong & J.J.Li ex D.Y.Hong subsp. rockii
    • Paeonia rockii (S.G.Haw & Lauener) T. Hong & J.J.Li ex D.Y.Hong subsp. taibaishanica D.Y.Hong
  • Paeonia sterniana H.R.Fletcher, China
  • Strauch-Pfingstrose (Paeonia suffruticosa Andrews), Strauch, Heimat: China; mit den Unterarten:
    • Paeonia suffruticosa Andrews subsp. suffruticosa
    • Paeonia suffruticosa Andrews subsp. yinpingmudan D.Y.Hong, K.Y.Pan & Zhang W.Xie
  • Schmalblättrige Pfingstrose oder Feinblättrige Pfingstrose (Paeonia tenuifolia L.), Staude, Heimat: Südosteuropa, Südrussland.

Namensherkunft

Der botanische Gattungsname Paeonia ist auf das griechische Wort „paionia“ zurückzuführen, das für den Götterarzt Paian steht. Der griechischen Sage nach heilte er mit Hilfe dieser Pflanze Pluton, den Gott der Unterwelt, nachdem Herakles diesen im Krieg um Pylos verwundet hatte. Auch die antiken römischen Dichter wissen Ähnliches von der Pflanze zu berichten. Vergil sagt im 7. Gesang der Äneis, dass die Göttin Artemis den Virbios, der von den Pferden seines Vaters Theseus getötet worden war, mit Hilfe einer Pfingstrose wieder zum Leben erweckte.

Kulturformen

Von zwei Arten aus dieser Gattung werden viele Sorten in Mitteleuropa sehr häufig kultiviert: Die Echte Pfingstrose (Paeonia officinalis) wird auch als Gemeine Pfingstrose oder Bauern-Pfingstrose bezeichnet, weil sie fester Bestandteil des traditionellen Bauerngartens ist. Nach wie vor findet sich diese Art in vielen mitteleuropäischen Gärten, wo sie ab Mai mit ihren großen Blüten die Pflanzenfreunde erfreut. Als Zierpflanze für Parks und Gärten hat sie jedoch zunehmend Konkurrenz durch die züchterischen Sorten der aus Ostasien stammenden Milchweißen Pfingstrose (Paeonia lactiflora) erhalten. Insgesamt wurden 3.000 Sorten dieser Gattung gezüchtet. Strauch- oder Baumpäonien werden nur in klimatisch begünstigten Regionen kultiviert. Strauch-Pfingstrosen werfen im Herbst ihre Blätter ab. Ihre verholzten Triebe verwelken im Gegensatz zu denen der Stauden-Pfingstrosen nicht. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg gelang es Züchtern, Strauchpfingstrosen und Staudenpfingstrosen erfolgreich zu kreuzen. Die ersten 6 Sorten dieser Kreuzungen wurden nach dem Züchter Itoh-Hybriden benannt, geläufiger ist inzwischen der Begriff Intersektionelle-Pfingstrosen. Gemeinsames Merkmal dieser Hybriden sind das Laub und die Blüten (besonders die gelbe Farbe) den Strauchpfingstrosen ähneln, verbunden mit dem jährlichen Neuaustrieb als Staude.

Die Korallen-Pfingstrose (Paeonia mascula) ist eine der zwei Arten, die man bereits in der Antike als Heilpflanze schätzte.

Pfingstrosen in der Medizin

Bereits Theophrast, Plinius und Dioskurides verweisen auf die medizinische Wirkung der Pfingstrose, wobei sie sich sowohl auf die Korallen- als auch die Echte Pfingstrose bezogen. Allerdings gab es beim Sammeln der Pflanzen bestimmte Regeln einzuhalten, die der 1488 geborene Otto Brunfels folgendermaßen zusammenfasste:

Und spricht Plinius, desgleichen Theophrastus, wann sie diese Wurzel haben wöllen graben, so muss es bei Nacht geschehen, etlicher Gefährlichkeiten halben die sie bei Tag hätten müssen darüber bestehen, von wegen des Spechtes, Pici Martii genannt, dieser sticht nämlich bei Helligkeit dem Menschen die Augen aus. (Zitiert nach Gallwitz, S. 196f)

Der Ruf der Heilkräftigkeit der Pfingstrosen hatte sich von der Antike bis ins 19. Jahrhundert erhalten, als die Droge Radix Paeoniae im Jahre 1860 auch offiziell aus den Arzneibüchern gestrichen wurde. Im Mittelalter galt sie als wirksames Mittel gegen die Gicht, sie sollte bei Kinder- und Frauenkrankheiten helfen.

Hildegard von Bingen schrieb in ihrer Physica über die Pfingstrose;

Die Paeonie (beonia, Dactylosa) ist feuerfarben und hat gute Wirkung. Sie hilft sowohl gegen die dreitägigen wie die viertägigen Fieber... Unt wenn ein Mensch den Verstand verliert, so als ob er nichts wüßte und gleichsam in Ekstase läge, tauche Päoniensamen in Honig und lege sie auf seine Zunge, so steigen die Kräfte der Päonie in sein Gehirn empor und erregen ihn, so dass er rasch seinen Verstand wiedererlangt … Aber nimm auch Päoniensamen und tauche sie in das Blut eines Blutegels und hülle dann die übelriechenden Samen in einen Teig aus Weizenmehl, und wenn jemand durch die Fallsucht zu Fall kommt, lege sie in seinen Mund, während er so daliegt, und tue dies, so oft er durch diese Krankheit zu Fall kommt, und endlich er geheilt werden. (Zitiert nach Krausch, S. 323)

Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurde die Pfingstrose als Mittel gegen Epilepsie eingesetzt. In der Volksmedizin wurde auch der Rauch aus den Samen zur Behandlung von „Besessenen“ verwendet.

In der Volksmedizin kannte man noch eine andere Verwendung der Pfingstrose. Die Samen der Pfingstrosen wurden auf Ketten aufgereiht und zahnenden Kleinkindern zum Kauen gegeben. In Bayern nannte man die Samen deshalb auch Apolloniakörner – zu Ehren der Heiligen Apollonia, der Patronin der Zahnleidenden.

In China werden Pfingstrosen (Sorte 'Fen Dan Bai', Hybride von Paeonia ostii) großflächig zur Gewinnung des Mudan pi, einem wichtigen Stoff der chinesischen Heilkunst, angebaut. In Europa importiert die Pharmaindustrie aber auch beträchtliche Mengen Päonienwurzeln, die von Naturstandorten aus Ost-Europa und Vorderasien stammen.

Symbolik

In China gilt die Päonie als Symbol für Vornehmheit und Reichtum, aber auch für die Vagina. Als weiße Päonie bezeichnet man ein schönes und kluges junges Mädchen. Zu den zentralen Werken der chinesischen Literatur zählt das vielfach ausgeführte und bearbeitete Drama Der Päonienpavillon.

Die Geschichte der Pfingstrosen als Gartenpflanze

Pfingstrosen in China

Strauch-Pfingstrose (Paeonia suffruticosa)

Die Pfingstrosen werden in der chinesischen Gartenkunst bereits seit mehr als tausend Jahren als Zierpflanze kultiviert. Die Strauch-Pfingstrose (Paeonia suffruticosa) ist in Nordwestchina, in Tibet und in Bhutan beheimatet und wächst dort in Bambusdickichten, im Unterholz der Wälder und auf Wiesen. Chinesische Gärtner hatten aus der ursprünglich rot blühenden Art bereits eine Palette unterschiedlicher Sorten mit Blütenfarben von Weiß über Gelb bis hin zu Schwarzviolett gezüchtet, als gegen Ende des 18. Jahrhunderts Europäer die ersten lebenden Pflanzen nach England mitbrachten. Die Royal Horticultural Society sendete 1834 sogar eigens den Pflanzensammler Robert Fortune nach China, um dort weitere Pfingstrosen-Sorten zu erwerben.

Auch eine zweite Art, die Milchweiße Pfingstrose (Paeonia lactiflora) wird seit über 1.000 Jahren in China als Zierpflanze geschätzt. Bereits zur Zeit der Song-Dynastie (961 bis 1278) hatte man aus der Art 39 verschiedene Sorten gezüchtet, die sich vor allem durch dicht gefüllte, ballähnliche Blüten auszeichneten.

Pfingstrosen in Europa

Bereits in der europäischen Antike war die Pfingstrose als Gartenpflanze bekannt. Zwei der Arten, die im Mittelmeergebiet heimisch sind, die Korallen-Pfingstrose und die Echte Pfingstrose, wurden im Mittelmeerraum bereits in der Antike gepflegt. Beide Arten standen in dem Ruf, Heilpflanzen zu sein. Es sind vor allem die Benediktinermönche gewesen, die die Echte Pfingstrose von jenseits der Alpen nach Mitteleuropa brachten, um sie als Heilpflanze in ihren Klöstern zu kultivieren. Gelegentlich bezeichnete man daher die Echte Pfingstrose auch als Benediktinerrose. Von den Klostergärten aus gelangte sie in die Bauerngärten, wo sie neben ihrer Heilwirkung auch wegen ihrer Anspruchslosigkeit und Langlebigkeit geschätzt wurde.

Die Tatsache, dass die Pfingstrosen auf dem um 1410 entstandenen Gemälde „Paradiesgärtlein“ auftauchen, wird von Autoren wie etwa Heinz-Dieter Krausch dahin gehend interpretiert, dass sie bereits im ausgehenden Mittelalter nicht nur als Heilpflanze, sondern bereits auch als Zierpflanze angesehen wurden. Auch auf einem 1473 entstandenen Gemälde von Martin Schongauer, dem Bild Maria im Rosenhag, ist eine Pfingstrose zu entdecken, genauso wie auf dem Bild der Stuppacher Madonna von Matthias Grünewald (1514-1516). Im 16. Jahrhundert waren Pfingstrosen in den Gärten bereits weit verbreitet, die Pfingstrose galt als „Königsblume“. Die zwei aus dem Mittelmeerraum nach Mitteleuropa gelangten Pfingstrosenarten wurden von damaligen Botanikern jedoch aus heutiger Sicht kurios eingeteilt. Die Echte Pfingstrose galt als weibliche Blume, die Korallen-Pfingstrose als die männliche Pflanze. 1561 erwähnt der Zürcher Arzt und Naturforscher Conrad Gesner erstmals gefüllte Pfingstrosen der Art Paeonia officinalis. Diese fanden so schnell Verbreitung, dass bereits im frühen 19. Jahrhundert Friedrich Gottlob Hayne festhalten konnte, dass man die ungefüllte Art nur noch selten in den Gärten fände. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde mit Paeonia peregrina mindestens eine weitere Päonienart kultiviert. Der Hortus Eystettensis kannte von den drei Arten insgesamt elf verschiedene Sorten.

Die Schmalblättrige Pfingstrose (Paeonia tenuifolia) zählt bis heute in Mitteleuropa nicht zu den häufigen Gartenpflanzen.

1757 erwähnte der Botanische Garten in Göttingen erstmals die Feinblättrige Pfingstrose, die man offenbar über den Botanischen Garten in Sankt Petersburg erhalten hatte. Sie wurde von Göttingen aus an andere Botanische Gärten abgegeben und bereits 1779 auch von einer Hamburger Gärtnerei als Zierpflanze angeboten. Sie ist bis heute eine in Gärten selten gepflegte Pflanze geblieben, da sie kälteempfindlicher als ihre Schwesterarten ist.

In Lorsch entsteht im Rahmen der 1250 Jahr Feier der Abtei-Lorsch und in Anbetracht des im Jahre 795 erschienenen Lorscher Arzneibuches 2014 ein öffentlicher Päoniengarten (Lorscher Pfingstrosenpark). In der Stadt soll zudem ein alljährlich stattfindender Pfingstrosen-Markt eingerichtet werden.[10]

Pfingstrosen im Garten

Verschiedene Blütenstadien bei der Sorte 'Coral Charm'.

Insbesondere die Echte Pfingstrose ist eine verhältnismäßig robuste Gartenpflanze und das gilt auch für viele der Zuchtsorten der Chinesischen Pfingstrose. Die anderen Arten stellen an ihren Standort höhere Anforderungen und können vor allem durch Spätfröste Schaden an Blättern und Trieben nehmen. Sinnvoll ist es, Pfingstrosen möglichst lange an einem Standort stehen zu lassen, da der Blütenansatz von Jahr zu Jahr zunimmt. Pfingstrosen können über Jahrzehnte am selben Ort gedeihen, ohne dass sie je ausgegraben und geteilt werden müssen. Empfehlenswert ist es, die Pflanzen im Frühjahr vor dem Austrieb sowie nach der Blüte im Sommer mit organischem Dünger wie Knochenmehl oder Hornspänen zu versorgen, damit die Pflanzen ihre Blühwilligkeit behalten. Auf mineralischen Dünger reagieren Pfingstrosen gelegentlich mit gelben Blättern und dürftigem Wachstum. Der Blühfähigkeit der Pflanze dient es auch, wenn verblühte Blüten abgeschnitten werden, da die Samenbildung die Pflanze viel Kraft kostet, die zu Lasten des Blütenansatzes im nächsten Jahr geht.

Pfingstrosen gedeihen an besten an einem etwas windgeschützten Standort in vollem oder leicht gefiltertem Sonnenlicht. Pfingstrosen gedeihen am besten in nährstoffreichem, durchlässigem Gartenboden wie beispielsweise einem lockeren Lehmboden. Pfingstrosen sind sogenannte Starkzehrer, das heißt, sie benötigen einen nährstoffreichen Boden. Bei den meisten Gärtnern hat es sich bewährt, sie nach dem Austrieb zu mulchen und mit gut verrottetem Mist zu düngen.

Staudenpfingstrosen werden so tief gepflanzt, dass ihr Wurzelstock etwa drei bis vier Zentimeter unter der Erdoberfläche liegt. Die ideale Pflanzzeit ist in der Regel der Herbst, wenn die Sortenauswahl im Gartenfachhandel in der Regel auch am größten ist. Die beste Pflanzzeit für Strauch-Pfingstrosen fällt gleichfalls in diese Zeit. Sie werden jedoch so tief gepflanzt, dass die Veredelungsstelle etwa 10 bis 15 Zentimeter unterhalb der Oberfläche liegt. Der Pflanzabstand sollte 80–100 cm betragen.

Strauch-Pfingstrosen stehen am besten allein oder in Gesellschaft mit anderen Sträuchern. Ideale Begleitpflanzen der Stauden-Pfingstrosen sind beispielsweise Frauenmantel, Katzenminze oder die Arten und Sorten der Storchschnäbel.

Symbolik

Aufgrund ihrer langen Kultivierungsgeschichte wird den Päonien ein hoher symbolischer Gehalt zugewiesen. Pfingstrosen tauchen in den mittelalterlichen Tafelgemälden bereits auf, da sie in der christlichen Symbolsprache Reichtum, Heil, Heilung und Schönheit symbolisierten.

In der chinesischen Gartenkunst symbolisiert die Päonie Reichtum, Liebespfand, ein in Liebe erfülltes Frauenleben und die Sanftmut Buddhas.

Ein japanisches Sprichwort sagt:

立てば芍薬、座れば牡丹、歩く姿は百合の花
tateba shakuyaku, suwareba botan, aruku sugata wa yuru no hana
Im Stehen wie eine Chinesische Pfingstrose, im Sitzen wie eine Strauch-Pfingstrose, und die Art, wie sie läuft, die Blüte einer Lilie.

Das Sprichwort beschreibt die drei unterschiedlichen Schönheitsideale, denen eine Frau entsprechen soll: Wenn sie steht, soll sie einer chinesischen Pfingstrose gleichen, mit ihrem kräftigen Stängel und der vollen Blüte. Wenn sie sitzt, soll sie dagegen zerbrechlich wirken wie die Strauch-Pfingstrose. Und wenn sie geht, soll sie anmutig sein wie eine Lilie.

Édouard Manet, Weiße Pfingstrosen

Pfingstrosen in der Kunst

Die Pfingstrose wird in der chinesischen Kunst sehr häufig dargestellt, aber auch in der europäischen Kunst spielt sie eine große Rolle. Eines der ersten Gemälde, auf denen Pfingstrosen zu entdecken sind, ist „Das Paradiesgärtlein“, das um 1410 von einem unbekannten oberrheinischen Meister geschaffen wurde. Dieses Bild gehört heute zu einem der Hauptwerke im Besitz des Museums Städel in Frankfurt. Die sogenannte „Marienblume“, wie man die Pfingstrose auch nannte, ist auf diesem Bild in der Mitte des unteren Bilddrittels abgebildet. Nicht unweit davon liegt tot der kleine Drache, der das Unheil symbolisiert und damit das Gegenstück zu dieser Blume bildet, die das Heil symbolisiert.

Zu den Künstlern der jüngeren Geschichte, die die Pfingstrose zum Motiv wählten, zählen Édouard Manet, Auguste Delacroix und Pierre-Auguste Renoir.

Die Pfingstrose in der Literatur

Der Dichter Ferdinand von Saar hat der Pfingstrose ein Gedicht gewidmet, das auch den Titel „Pfingstrose“ trägt.

Gefüllte Blüte einer Sorte der Echten Pfingstrose, die auch Bauernpfingstrose genannt wird
Pfingstrose
Verhaucht sein stärkstes Düften
Hat rings der bunte Flor,
Und leiser in den Lüften
Erschallt der Vögel Chor.
Des Frühlings reichstes Prangen
Fast ist es schon verblüht –
Die zeitig aufgegangen,
Die Rosen sind verblüht.
Doch leuchtend will entfalten
Päonie ihre Pracht,
Von hehren Pfingstgewalten
Im tiefsten angefacht.
Gleich einer späten Liebe,
Die lang in sich geruht,
Bricht sie mit mächtgem Triebe
Jetzt aus in Purpurglut.

Eichendorff

Der alte Garten
Kaiserkron und Päonien rot,
Die müssen verzaubert sein,
Denn Vater und Mutter sind lange tot,
Was blühn sie hier so allein?
Der Springbrunnen plaudert noch immerfort
von der alten schönen Zeit,
eine Frau sitzt eingeschlafen dort,
ihre Locken bedecken ihr Kleid.
Sie hat eine Laute in der Hand,
als ob sie im Schlafe spricht,
mir ist, als hätt ich sie sonst gekannt
still geh vorbei und weck sie nicht!
Und wenn es dunkelt das Tal entlang,
streift sie die Saiten sacht,
da gibt's einen wunderbaren Klang
durch den Garten die ganze Nacht.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Michel Rivière: Prachtvolle Päonien.. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1995, ISBN 3-8001-6560-0, S. 12 ff, S. 98 ff.
  2. Armen Takhtajan, 2009: Flowering Plants. Springer. ISBN: 978-1-4020-9608-2. S. 94 Armen Takhtajan 2009 Flowering Plants
  3. 3,0 3,1 DE-YUAN HONG, XIAO-QUAN WANG, DA-MING ZHANG, S. TUGRUL KORUKLU, 2007:Paeonia daurica Andrews or P. mascula ssp. triternata (Pall. ex DC.) Stearn & P. H. Davis (Paeoniaceae)? In: Botanical Journal of the Linnean Society , 2007, 154, 1-11. S. 6
  4. 4,0 4,1 D.-Y. Hong, S.-L. Zhou: Paeonia (Paeoniaceae) in the Caucasus. In: Botanical Journal of the Linnean Society, October 2003, vol. 143, no. 2, pp. 135–150(16).
  5. Oleg Polunin, 1997: Flowers of Greece and the Balkans - a field guide. Oxford University Press, Oxford. S. 243
  6. A. L. Takhtajan: Evolutionary trends in flowering plants. Columbia University Press, New York 1991, ISBN 0-231-07328-3.
  7. A. L. Takhtajan: Diversity and Classification of Flowering Plants. Columbia University Press, New York 1997, ISBN 0-231-10098-1.
  8. Wilhelm Schacht: Blumen Europas: ein Naturführer für Blumenfreunde. Paul Parey, Hamburg, Berlin 1976, ISBN 3-489-77222-9 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  9. Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen, Springer, Spektrum Akademischer Verlag, Berlin/Heidelberg, ISBN 978-3-8274-0918-8, S. 216.
  10. Paeonien Konzept der Stadt Lorsch

Weblinks

 Commons: Pfingstrosen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Pfingstrose – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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