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Peter Stamm

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Peter Stamm (2012)

Peter Stamm (* 18. Januar 1963 in Scherzingen, Kanton Thurgau) ist ein Schweizer Schriftsteller.

Biografie

Peter Stamm wurde als Sohn eines Buchhalters geboren und wuchs mit drei Geschwistern in Weinfelden im Kanton Thurgau auf. In der Schule sei er nach eigenen Angaben unterfordert gewesen und habe deshalb bereits früh viel Zeit in seiner Phantasiewelt verbracht. Nach Primar- und Sekundarschule absolvierte Stamm von 1979 bis 1982 eine kaufmännische Lehre und arbeitete zeitweise als Buchhalter. Auf dem zweiten Bildungsweg legte er die Matura ab.

Peter-Stamm-Weg in Weinfelden

Stamm erhielt auf seine ersten literarischen Versuche viele Absagen. Seine ersten drei Romane fanden keinen Verlag. Agnes, der vierte Roman, den er mit 29 zu schreiben begann, wurde erst sechs Jahre später veröffentlicht. Nachdem Stamm 1987 ein halbes Jahr Anglistik an der Universität Zürich studiert und anschließend ein halbes Jahr in New York gelebt hatte, wechselte er das Studienfach auf Psychologie mit Psychopathologie und Informatik als Nebenfach; daneben war er als Praktikant an verschiedenen psychiatrischen Kliniken tätig. Die Wahl des Studiums erklärt er aus literarischem Interesse: Er wollte mehr über den Menschen als Gegenstand der Literatur erfahren. Der Abbruch des Psychologiestudiums sei die bewusste Entscheidung gewesen, das Schreiben ins Zentrum seines Lebens zu stellen. Nun hatte er nur noch die Wahl zu schreiben oder wieder als Buchhalter zu arbeiten.

Nach längeren Aufenthalten in New York, Paris und Skandinavien ließ sich Peter Stamm 1990 in Winterthur nieder. Hier war er vor allem als Journalist tätig, was ihm erstmals die Publikation seiner Texte ermöglichte. Stamm arbeitete unter anderem für die Neue Zürcher Zeitung, den Tages-Anzeiger, die Weltwoche und die satirische Zeitschrift Nebelspalter. Ab 1997 gehörte er der Redaktion der Literaturzeitschrift entwürfe an. Von 1998 bis 2003 lebte er in Zürich, seither wieder in Winterthur. Nach den Erfolgen mit seinem Roman-Erstling und den folgenden Veröffentlichungen trat die journalistische Tätigkeit mehr und mehr in den Hintergrund gegenüber der Literatur, auf die er sich inzwischen konzentriert. Seit 2003 ist Stamm Mitglied des Verbandes Autorinnen und Autoren der Schweiz.[1]

Im Herbstsemester 2018 war Peter Stamm Inhaber der Friedrich Dürrenmatt Gastprofessur für Weltliteratur an der Universität Bern.[2]

Werk

Peter Stamm ist Verfasser von erzählender Prosa, von Hörspielen und Theaterstücken. Kennzeichnend ist seine distanzierte Erzählweise und sein einfacher Stil, der aus kurzen Hauptsätzen besteht und beinahe vollständig ohne schmückende Adjektive, Metaphern oder Vergleiche auskommt. Stamm beschreibt selbst, dass sein Stil stark auf einer wiederholten Reduktion des Geschriebenen basiert. Je mehr die Sprache in den Hintergrund trete, umso realer würden die gezeichneten Bilder.

Stamm schreibt nach eigenen Worten „über Menschen und über Beziehungen zwischen Menschen“. Wiederkehrende Themen seien die mannigfaltigen Möglichkeiten von Liebesbeziehungen, die Unmöglichkeit der Liebe, Distanz und Nähe sowie das Verhältnis von Bild und Wirklichkeit. Dabei stehe in seinem Werk nicht der Inhalt im Mittelpunkt, sondern die Art, wie etwas erzählt werde. Deswegen wähle er keine originellen Inhalte, die von der Qualität des Textes ablenkten.[3]

Mit seinem dritten Roman An einem Tag wie diesem wechselte Stamm vom Zürcher Arche Verlag zum S. Fischer Verlag in Frankfurt am Main. Bereits zuvor verkaufte er im Unterschied zu den meisten Schweizer Autoren seine Bücher fünfmal häufiger in Deutschland als in der Schweiz. Daniel Arnet erklärte dies mit einer „helvetismenfreien Sprache“ und „Inhalten, die geranientröglifrei sind“ und in ihrer Universalität „nicht eidgenössisch codiert“. Zu seinem Erfolg in Deutschland trug auch eine Besprechung 1999 im Literarischen Quartett bei, in der Marcel Reich-Ranicki die Erzählsammlung Blitzeis zu einem der schönsten und wichtigsten Bücher der Saison erklärte, während Hellmuth Karasek urteilte: „Dies ist ein Erzähler, der sehr viel kann, weil er auszulassen, zu konzentrieren versteht.“[4]

Mehr als 150 Übersetzungen von Peter Stamms Werken sind in 39 Sprachen erschienen,[5] in Französisch, Englisch, Spanisch, Katalanisch, Hebräisch, Italienisch, Niederländisch, Serbisch, Slowenisch, Polnisch, Brasilianisch, Portugiesisch, Russisch, Bulgarisch, Slowakisch, Georgisch, Tschechisch, Dänisch, Koreanisch, Litauisch, Chinesisch, Norwegisch, Estnisch, Kroatisch, Thai, Japanisch, Türkisch, Arabisch, Persisch, Mazedonisch, Armenisch, Schwedisch, Taiwanisch, Ungarisch, Aserbeidschanisch, Albanisch, Mongolisch, Griechisch und Ukrainisch.

Basierend auf der Kurzgeschichte Der Lauf der Dinge von Peter Stamm entstand 2019 der Spielfilm Was wir wollten von Ulrike Kofler.[6]

Auszeichnungen

Werke

Prosa

Theaterstücke

Hörspiele

  • Ich und die anderen. Zürich 1991.
  • Die Nacht der Gewohnheiten. Zürich 1993.
  • In Vitro. Zürich 1994.
  • Der letzte Autofahrer. Basel 1995.
  • Bildnis eines Knaben mit Peitsche. Basel 1995.
  • Ableben. Köln 1997 (= Hörspielversion von Fremd gehen).
  • Agnes. Bremen 1997.
  • Nachtkampf oder die Kunst des Tee-Wegs. Basel 1999.
  • Werum mer vor de Schtadt wohned. Zürich 1999 (Schweizer Hörspielpreis 2000).
  • Passion. SWR 2000.
  • Was wir können. Köln 2000.
  • Blitzeis. Köln 2001.
  • Das Schweigen der Blumen. Basel 2004.
  • Der Kuss des Kohaku. Baden-Baden 2005.
  • Treibgut. Berlin 2005.

Hörbücher

Herausgeberschaft

  • Diensttage. Schweizer Schriftsteller und ihr Militär. Nagel & Kimche, München 2003, ISBN 3-312-00330-X.

Übersetzungen

Literatur

  • Olga O. Kasaty: Entgrenzungen. Vierzehn Autorengespräche. edition text + kritik, München 2007, ISBN 978-3-88377-867-9, S. 395–430.
  • Kathrin Wimmer: Angst vor dem Tod und Sehnsucht nach der Spur. Schnee, Schrift und Fotografie als paradoxe Erinnerungsstrategien in Peter Stamms „Agnes“, „Ungefähre Landschaft“ und „An einem Tag wie diesem“. In: Transitkunst (PDF; 7,3 MB). Studien zur Literatur 1890–2010. Hg. v. Andrea Bartl und Annika Klinge. Bamberg 2012 (= Bamberger Studien zu Literatur, Kultur und Medien, Bd. 5), S. 301–327. ISBN 978-3-86309-092-0.
  • Christina Rossi: Peter Stamms Erzählungen: Narrative Strategie und existenzielle Inhalte. Grin, München 2012, ISBN 978-3-656-21631-5.
  • Andrea Bartl und Kathrin Wimmer (Hrsg.): Sprechen am Rande des Schweigens. Annäherungen an das Werk Peter Stamms. Wallstein, Göttingen 2016, ISBN 978-3-8353-1829-8.
  • Simon Hansen: ›Ungefähres Erzählen‹ in den Romanen von Peter Stamm. Eine Bestimmung am Beispiel von Weit über das Land (2016). In: Tendenzen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Narrative Verfahren und Traditionen in erzählender Literatur ab 2010. Hrsg. von Simon Hansen und Jill Thielsen. Frankfurt am Main 2018, S. 17–36.

Weblinks

 Commons: Peter Stamm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zum Abschnitt: Kasaty: Entgrenzungen. 2007, S. 412–417, 487.
  2. Peter Stamm. 7. April 2018, abgerufen am 3. August 2020.
  3. Zum Abschnitt: Kasaty: Entgrenzungen. 2007, S. 395–396, 420–421.
  4. Daniel Arnet: Sein erster Sonnenuntergang. In: Facts 26/2006, S. 56–57.
  5. Suchergebnis zu Peter Stamm in der Zentralbibliothek Zürich zu den dort vorliegenden Sprachen.
  6. Was wir wollten. In: Österreichisches Filminstitut. Abgerufen am 9. Oktober 2020.
  7. Literaturpreis von ZDF, 3sat und der Stadt Mainz. Peter Stamm bezieht Stadtschreiberwohnung in Mainz, boersenblatt.net vom 2. Nov. 2012 (Online-Ausgabe des Börsenblatts, Wochenmagazin für den Deutschen Buchhandel)
  8. Peter Stamm (Memento vom 15. September 2013 im Internet Archive) auf der Website des Wettbewerbs Booker Prize, abgerufen am 22. Mai 2013.
  9. Hohe Ehre für den Thurgauer Schriftsteller Peter Stamm. Zur Verleihung des Friedrich-Hölderlin-Preises der Stadt Bad Homburg 2014. SRF, 25. März 2014, aufgerufen am 17. Juli 2015.
  10. Peter Stamm erhält ZKB Schillerpreis 2017. Aargauer Zeitung, 8. Mai 2017, abgerufen am 8. Mai 2017.
  11. Peter Stamm liest aus Seerücken, 2011
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Peter Stamm aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.