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Peter Scholze

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Peter Scholze (2014)

Peter Scholze (* 11. Dezember 1987 in Dresden) ist ein deutscher Mathematiker und Träger der Fields-Medaille. Er ist Hochschullehrer an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn sowie Direktor am Max-Planck-Institut für Mathematik und befasst sich mit dem Schnittfeld von Zahlentheorie und algebraischer Geometrie.

Leben

Peter Scholze wurde am 11. Dezember 1987[1] in Dresden[2] geboren. Sein Vater ist Physiker, seine Mutter Informatikerin. Er wuchs in Berlin auf und besuchte das durch ein mathematisches Profil geprägte Heinrich-Hertz-Gymnasium in Berlin-Friedrichshain.[3] Bei Internationalen Mathematik-Olympiaden gewann er dreimal Gold und einmal Silber.[4] Von seinem sechzehnten Lebensjahr an wurde er durch Professor Klaus Altmann an der Freien Universität Berlin gefördert.[5] Nach kurzer Zeit nahm er auch an Mathematikseminaren der Universität teil.[5] Von seinem achtzehnten Lebensjahr an wurde er durch Michael Rapoport gefördert.[6] Nach seinem Abitur im Jahr 2007[7] studierte er Mathematik an der Universität Bonn. Er absolvierte sein Bachelor-Studium in drei Semestern und sein Master-Studium in zwei Semestern. Von Juli 2011 bis 2016 war er für fünf Jahre Fellow des Clay Mathematics Institute in Cambridge (Massachusetts).[8] 2012 wurde er für seine Dissertation mit dem Titel Perfectoid Spaces bei Michael Rapoport in Bonn promoviert.[9][10][11]

Zum Wintersemester 2012/2013 wurde Scholze auf eine der Hausdorff-Mathematikprofessuren beim Exzellenzcluster in Bonn berufen.[12] Sein Fachgebiet ist die arithmetisch-algebraische Geometrie im Rahmen des Langlands-Programms. Aufgrund seiner außerordentlichen Leistungen wurde auf ein Habilitationsverfahren verzichtet.

Wissenschaftliche Beiträge

Scholze gab als 22-jähriger Student einen neuen Beweis der lokalen Langlandskorrespondenz (zuerst bewiesen 2000 von Henniart, Harris und Taylor). Er konnte damit den komplexen umfangreichen Beweis erheblich vereinfachen. Er führte in seiner Dissertation die neue Technik der perfektoiden Räume ein,[13][14] die es erlaubt, bei zahlentheoretischen Fragen zwischen Körpern gemischter Charakteristik und solchen positiver Charakteristik zu wechseln. Die Technik verallgemeinert einen Satz von Jean-Pierre Wintenberger und Jean-Marc Fontaine (1979) und benutzt die Konstruktion adischer Räume nach Roland Huber. Eine Anwendung ist eine allgemeinere Formulierung des Almost-Purity-Theorems von Gerd Faltings in der p-adischen Hodge-Theorie. Des Weiteren ermöglicht diese Technik bei anderen Problemen, zum Beispiel bei Shimura-Varietäten und Rapoport-Zink-Räumen, eine geometrische Interpretation. Michael Harris, der an der Columbia-Universität lehrt und einer der Experten in der arithmetischen Geometrie ist, beurteilte Scholzes Begriffsbildung der perfektoiden Räume wie folgt: „In der zeitgenössischen Mathematik gibt es selten ein so klares Beispiel für eine neue Begriffsbildung.“[15]

Auszeichnungen

Im Jahr 2013 wurde Scholze mit dem SASTRA Ramanujan Prize[16] und mit dem Prix Peccot ausgezeichnet. Gemeinsam mit Maryam Mirzakhani erhielt Scholze 2014 den Clay Research Award. Außerdem war er 2014 Eingeladener Sprecher auf dem ICM in Seoul (Perfectoid spaces and their applications). 2015 erhielt Scholze von der American Mathematical Society den Frank Nelson Cole Prize auf dem Gebiet der Algebra[17] für „seine Arbeit über perfektoide Räume, die zur Lösung eines wichtigen Spezialfalls der ‚Weight-monodromy-Vermutung‘ von Deligne führte“ (aus der Laudatio). Ebenfalls 2015 wurden ihm der Ostrowski-Preis sowie der Fermat-Preis zugesprochen. Im November 2015 lehnte er die Annahme des New Horizons in Mathematics Prize 2016 ab. Für 2016 wurden ihm ein Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis und der Akademiepreis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften zugesprochen. Er erhielt in diesem Jahr auch den EMS-Preis und hielt einen Plenarvortrag auf dem Europäischen Mathematikerkongress in Berlin (Perfectoid spaces and their applications).

2017 wurde Scholze zum Mitglied der Leopoldina gewählt[18] und sowohl in die Akademie der Wissenschaften und der Literatur (AdW-Mainz)[19] als auch in die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften[20] aufgenommen. 2018 wurde Scholze in die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste gewählt und zu einem der Direktoren des Max-Planck-Instituts für Mathematik ernannt.[21]

Für den Internationalen Mathematikerkongress 2018 in Rio de Janeiro wurde Scholze für einen Plenarvortrag ausgewählt (p-adic geometry).[22] Er erhielt dort für die „Umwälzung der arithmetischen algebraischen Geometrie über p-adischen Körpern durch die Einführung perfektoider Räume mit Anwendung auf Galoisdarstellungen und für die Entwicklung neuer Kohomologie-Theorien“[23] die Fields-Medaille.[24] Diese bekam Peter Scholze als zweiter Deutscher nach Gerd Faltings.[6]

Schriften

Weblinks

 Commons: Peter Scholze – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Prof. Dr. Peter Scholze. Hausdorff-Zentrum für Mathematik der Universität Bonn, 26. April 2017, abgerufen am 1. August 2018.
  2. Peter Scholze. In: Katalog der Deutschen Nationalbibliothek. Abgerufen am 1. August 2018.
  3. Jens Thomas: Mit ihm kann man rechnen. Bei: tagesspiegel.de. 3. August 2005, abgerufen am 24. September 2015.
  4. Peter Scholze. Bei: IMO-official.org. Website der Internationalen Mathematik-Olympiade (IMO).
  5. 5,0 5,1 Holger Dambeck: Professor über Peter Scholze als Schüler: "So jemanden habe ich noch nie erlebt". In: Spiegel Online. 2018-08-01 (http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/peter-scholze-gewinnt-fields-medaille-so-jemanden-habe-ich-noch-nie-erlebt-a-1214439.html).
  6. 6,0 6,1 Christoph Drösser: Peter Scholze erhält Fields-Medaille 2018: „Mathe-Nobelpreis“ für den 30-jährigen Deutschen. In: swr.online. 2018-08-01 (https://www.swr.de/swr2/wissen/fields-medaille-2018-an-peter-scholze/-/id=661224/did=22169678/nid=661224/u5i657/index.html).
  7. Mathematikunterricht am Heinrich-Hertz-Gymnasium – unsere Ziele. (Memento vom 29. Mai 2016 im Internet Archive). Bei: hhgym.de. Website des Heinrich-Hertz-Gymnasiums. Abgerufen im Juli 2013.
  8. Peter Scholze. Bei: claymath.org.
  9. Peter Scholze: Perfectoid spaces. Bonn 2012 (http://hss.ulb.uni-bonn.de/2012/2772/2772.htm).
  10. Peter Scholze im Mathematics Genealogy Project (englisch)
  11. Mathematiker Peter Scholze (24) nimmt Ruf nach Bonn an – als jüngster deutscher W3-Professor. Bei: idw-online.de. 15. Oktober 2012.
  12. Das ist Deutschlands jüngster Mathe-Professor. Bei: tz-online.de. 15. Oktober 2012.
  13. Bhargav Bhatt: What is … a Perfectoid Space? (PDF; 172 kB). Notices of the AMS. Band 61, Nr. 9.
  14. Erklärung von Perfectoid Spaces von Scholze in mathoverflow, 2011
  15. Christoph Drösser: "Nobelpreis" für Mathematik – Der Bonner Mathematiker Peter Scholze bekommt die Fields-Medaille. 2018-08-01 (https://www.deutschlandfunk.de/nobelpreis-fuer-mathematik-der-bonner-mathematiker-peter.676.de.html?dram:article_id=424398).
  16. German professor chosen for SASTRA Ramanujan Prize. Bei: TheHindu.com. 2. Oktober 2013, abgerufen am 3. Oktober 2013.
  17. Peter Scholze to Receive 2015 AMS Cole Prize in Algebra. Bei: AMS.org. 4. Dezember 2014.
  18. Mitgliedseintrag von Prof. Dr. Peter Scholze bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 16. Mai 2017.
  19. Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz: Peter Scholze als jüngstes Mitglied in die Akademie aufgenommen. Abgerufen am 30. Juli 2018.
  20. Gisela Lerch: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften wählt vier neue Mitglieder. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Pressemitteilung vom 9. Juni 2017 beim Informationsdienst Wissenschaft (idw-online.de), abgerufen am 10. Juni 2017.
  21. Peter Scholze ist neuer Direktor am Max-Planck-Institut für Mathematik. Abgerufen am 20. Juli 2018.
  22. ICM in Rio de Janeiro (Englisch) Abgerufen am 14. Dezember 2017.
  23. Laudatio: For transforming arithmetic algebraic geometry over p-adic fields through his introduction of perfectoid spaces, with application to Galois representations, and for the development of new cohomology theories.
  24. Spiegel Online vom 1. August 2018: Peter Scholze bekommt weltweit höchste Auszeichnung für Mathematiker
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