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Person (Grammatik)

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Dritte Person ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Zum gleichnamigen Film siehe Dritte Person (Film).

Die grammatische Kategorie der Person ist in allen Sprachen der Welt vertreten. Durch diese Kategorie wird festgelegt, ob eine sprachliche Äußerung

  • auf diejenige(n) Person(en), welche sich äußert,
  • auf diejenige(n) Person(en), an welche die Äußerung gerichtet ist, oder
  • auf Person(en), welche nicht unmittelbar an der Äußerung beteiligt sind,

Bezug nimmt.

Die Fachbegriffe für diese grammatischen Personen sind 1. Person, 2. Person und 3. Person.

Grammatischer Status

Die 1. Person wird auch gelegentlich Sprecher genannt, die 2. Person Adressat – aber das ist ein Missverständnis: Die 1. Person in einer Äußerung ist nicht identisch mit dem Selbstbezug einer Person auf sich. Dieser Unterschied wird zum Beispiel in der Sprache Thai deutlich, wo der Sprecher tatsächlich in Äußerungen zum Ausdruck gebracht wird:

Khao mā khrap. "Er/sie kommt."
Khao mā kha. "Er/sie kommt."

Beide Sätze haben die gleiche Aussage – der Unterschied besteht lediglich darin, dass der obere Satz von einem Mann geäußert wird, und der untere Satz von einer Frau. Dieser Unterschied wird durch das jeweils letzte Wort zum Ausdruck gebracht, das den Sprecher als Mann (in der Form khrap) oder als Frau (in der Form kha) ausweist. Die Aussage des Satzes jedoch bezieht sich auf eine dritte Person – deren Geschlecht übrigens aus dem Satz nicht klar wird, da das Pronomen khao sowohl "er" als auch "sie" bedeuten kann.

Semiotischer Status

Schon der französische Linguist Émile Benveniste erkannte:

„Le pronoms ne constituent pas une classe unitaire.“
– zu deutsch:
„Die Pronomina bilden keine einheitliche Klasse.“ [1]

Er bezog sich damit auf den semiotischen Unterschied zwischen:

  • den Pronomina der 1. und 2. Person einerseits, welche mittels Deixis auf Personen außerhalb eines Sprechaktes verweisen, welche zwar an diesem Sprechakt beteiligt sind;
  • den Pronomina der 3. Person, welche im Gegensatz dazu lediglich (entweder anaphorisch oder kataphorisch) auf einen Referenten innerhalb einer sprachlichen Äußerung verweisen, auf den der Sprechakt Bezug nimmt.

Morphologie

In fast allen Sprachen der Welt werden die grammatischen Personen in Form von Personalpronomen ausgedrückt. In vielen Sprachen sind sie überdies auch eine formale (morphologische) Kategorie des Verbs, d.h. die Verben werden in diesen drei Personen konjugiert. Die Markierung der grammatischen Person kann also entweder am Verb oder an einem Pronomen erfolgen, oder auch an beiden. Man vergleiche hierzu die Konjugation des Verbs mit der Bedeutung ‘tun, machen‘ in den Sprachen Dänisch, Deutsch, Russisch und Türkisch:

Dänisch Deutsch Russisch Türkisch
1 jeg gør ich mach-e (ja) dela-ju yapar-ım
2 du gør du mach-st (ty) dela-eš’ yapar-sın
3 hann/hun/det gør er/sie/es mach-t (on/ona/ono) dela-et yapar

Während im Dänischen die grammatische Person nicht am Verb, sondern nur am Pronomen markiert wird, ist es im Russischen und Türkischen umgekehrt: Am Verb wird die grammatische Person markiert, wobei die 3. Person im Türkischen sogar unmarkiert bleibt. Die Verwendung von Personalpronomina hingegen ist im Russischen optional (daher in Klammern); im Türkischen erfolgt die Verwendung von Personalpronomina nur bei besonders starker Betonung. In der deutschen Sprache wird die grammatische Person doppelt markiert: am Verb und am Personalpronomen.

Während die Personenmarkierung des Verbs in den meisten indoeuropäischen Sprachen nach dem Verbstamm erfolgt (also mittels Suffixen), kann sie in anderen Sprachen auch davor (also mittels Präfixen) erfolgen, zum Beispiel in Swahili. Hier die Konjugation des Verbs -soma ‘lesen‘:

Swahili: Personale Präfixe des Verbs
Singular Plural
1 na-soma twa-soma
2 wa-soma mwa-soma
3 a-soma wa-soma

Die Konjugation des Verbs erfolgt im Swahili also vor dem Verbstamm, nicht danach. Ein grammatisches Geschlecht (wie Deutsch in der 3. Person er/sie/es) unterscheidet Swahili übrigens nicht.

Besonderheiten der grammatischen Person

Die Höflichkeitsform „Sie“ zählt von ihrer Bedeutung her zur 2. Person (entweder Singular oder Plural), fällt aber formal – abgesehen von der Großschreibung – mit der 3. Person Plural zusammen.[2]

Die Unterscheidung des grammatischen Geschlechts (Genus: er – maskulin, sie – feminin, es – neutrum) bei der 3. Person Singular kommt nur in einem Teil der Sprachen der Welt vor. Sie kann je nach Sprache auch bei der 1. und 2. Person auftreten, auch im Plural.

Mehrdeutige Personenbezeichnung

Eine Reihe von Sprachen kann am Verb nicht nur die Person des Subjekts (wie das Deutsche), sondern auch die des Objekts kennzeichnen (Polypersonalität). Als Beispiel dient wiederum Swahili:

Singular
  • mimi ninakupenda (Subjekt 1. Person, Objekt 2. Person, also „ich liebe dich“)
  • mimi ninampenda (Subjekt 1. Person, Objekt 3. Person, also „ich liebe ihn/sie“)
  • wewe unanipenda (Subjekt 2. Person, Objekt 1. Person, also „du liebst mich“)
  • wewe unampenda (Subjekt 2. Person, Objekt 3. Person, also „du liebst ihn/sie“)
  • yeye ananipenda (Subjekt 3. Person, Objekt 1. Person, also „er/sie liebt mich“)
  • yeye anakupenda (Subjekt 3. Person, Objekt 2. Person, also „er/sie liebt dich“)
  • yeye anampenda (Subjekt 3. Person, Objekt 3. Person, also „er/sie liebt ihn/sie“)
Plural
  • sisi tunawapenda (Subjekt 1. Person, Objekt 2./3. Person, also „wir lieben euch/sie“)
  • ninyi mnatupenda (Subjekt 2. Person, Objekt 1. Person, also „ihr liebt uns“)
  • ninyi mnawapenda (Subjekt 2. Person, Objekt 3. Person, also „ihr liebt sie“)
  • wao wanatupenda (Subjekt 3. Person, Objekt 1. Person, also „sie lieben uns“)
  • wao wanawapenda (Subjekt 3. Person, Objekt 2./3. Person, also „sie lieben euch“)

Die 2. und 3. Person Plural werden zwar als Subjekt am Verb unterschieden, aber nicht als Objekt.

Sonderformen

Es gibt in vielen Sprachen auch verschiedene Wir-Formen, bei denen die Angesprochenen mit einbezogen werden oder nicht (inklusives und exklusives Wir), zum Beispiel im Indonesischen:

  • kita „wir zusammen mit dir/euch“ (1. Person Plural inklusiv)
  • kami „wir ohne dich/euch“ (1. Person Plural exklusiv)

Neben der inklusiven oder exklusiven Wirform gibt es in einigen Sprachen noch die unpersönliche Form „man“, eine Dual-, seltener eine Trial- oder Quadral-Form, die ebenfalls zwischen einen „mit“ oder „ohne“ den Betrachter oder den Sprecher unterscheiden. Solche Personenbeziehungen werden häufig durch spezielle Pronomen wie beispielsweise Dualpronomen ausgedrückt.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Émile Benveniste: La nature des pronoms. In: For Roman Jakobson, Den Haag 1956.
  2. Person auf hypermedia.ids-mannheim.de
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Person (Grammatik) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.