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Perikope (Liturgie)

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Perikopenbuch Heinrichs II., der hl. Petrus empfängt die Schlüssel

Perikopen (gr. περικοπή perikopé „rings umhauenes Stück“), in der Sprache des lateinischen Mittelalters Capitula genannt, sind die Abschnitte aus der Bibel, die für die Lesung im Gottesdienst bestimmt sind.

Entstehung

In der Liturgie der katholischen Kirche üblichen Unterscheidung unterscheidet man bei den Perikopen zwischen den seit dem 12. Jahrhundert sogenannten Episteln (Epistolae) für die Lesungen und den Evangelien.

Die Schriftlesung, welche aus der Synagoge in die christliche Kirche überging, war in der alten Kirche zuerst eine durchgehende Lesung des Bibeltextes (lectio continua), seit dem 5. Jahrhundert im Zusammenhang mit der Idee des Kirchenjahrs dann zunehmend eine Lesung ausgewählter Abschnitte (lectio selecta). Um die Auswahl zu fixieren und die Auffindung der Abschnitte in den biblischen Volltexten zu ermöglichen, wurden zunächst Perikopenverzeichnisse nach der Ordnung der Feste des Kirchenjahres erstellt und den biblischen Volltexten, aus denen gelesen wurde, beigefügt. Solche Verzeichnisse werden capitularia (Kapitularien) oder Liber comitis (mit comitis als adjektivischer Bildung zu comma „Einschnitt, Abschnitt, Perikope“) und durch Umdeutung dieses offenbar unverständlich gewordenen Ausdrucks dann auch Comes („Begleiter“) genannt. Indem solche Stellenverzeichnisse als eigene Bücher angelegt und dort für jede Stelle auch der zu lesende Textabschnitt ausgeschrieben wurde, entstanden aus den Perikopenverzeichnissen spätestens seit dem 7. Jahrhundert die Lektionare und ersetzten dann als Vorlage der Lesung zunehmend die biblischen Volltexte.

Ein vollständiges Lektionar (Lectionarium) enthält ein Epistolar (Epistolarium „Sammlung der Episteln“) und ein Evangelistar (Evangelistarium, auch „Perikopenbuch“ im engeren Sinn genannt, Sammlung der Evangelienperikopen), die beide auch als separate Bücher bestehen können und dann in der Literatur manchmal ebenfalls als Lektionar bezeichnet werden. Seit dem 8. Jahrhundert wurde das Lektionar oft mit anderen liturgischen Büchern, besonders mit dem Sakramentar und später dem Graduale, zu einem Missale (Meßbuch) vereint, welches das Lektionar im Spätmittelalter weitgehend verdrängte. Zu den berühmtesten Perikopenbüchern gehört das Heinrichs II., das seit 2003 zum Weltdokumentenerbe der UNESCO gehört.

Der Entwicklung bis zur Zeit Karls des Großen verdankt sich in der Hauptsache schon der Bestand der für alle Sonn- und Festtage im Kirchenjahr der katholischen Kirche vorgeschriebenen Evangelienperikopen und Episteln, die Martin Luther mit einigen Abänderungen beibehielt, während Ulrich Zwingli gleich bei seinem ersten reformatorischen Auftreten 1519 das Matthäusevangelium durchpredigte und die reformierte Kirche ihren Predigern freie Wahl ließ. Auch in der evangelisch-lutherischen Kirche hat man es in neuerer Zeit mit neugewählten Reihenfolgen biblischer Abschnitte versucht, und faktisch ist der sogenannte Perikopenzwang, demgemäß der Prediger bloß über die Perikopen predigen durfte, fast überall ermäßigt.

Perikopen in der römisch-katholischen Kirche

Nach der Leseordnung der katholischen Kirche für die Sonntage werden die wichtigsten Textstellen der Bibel in einem dreijährigen Turnus vorgetragen. Für die Wochentage gibt es eine eigene Leseordnung, die, abgesehen von den geprägten Zeiten Advent und Fastenzeit und manchen Heiligengedenktagen, für die erste Lesung zwei Lesejahre vorsieht, zu denen jeweils dasselbe Evangelium gehört.

Perikopen in der evangelischen Kirche

In der evangelischen Kirche sind seit dem 1. Advent 1978 sechs Perikopenreihen in Gebrauch (meist als I bis VI notiert). Eine Reihe ist für ein Kirchenjahr, also vom 1. Advent bis zum Ewigkeitssonntag, in Gebrauch. Sie ordnet nach dem Prinzip der Konsonanz (des Zusammenklangs) jedem Sonn- und Feiertag die Lesungen für Evangelium (immer aus Perikopenreihe I), Epistel (immer aus Perikopenreihe II) und AT, sowie den Predigttext (aus der jeweils aktuellen Perikopenreihe) zu. Während der Geltung von Perikopenreihe I sind also der Evangelientext und der Predigttext identisch; während der Geltung von Perikopenreihe II der Episteltext und der Predigttext. Nach sechs Jahren beginnt der Zyklus von vorn. Vom 1. Advent 2012 bis zum Ewigkeitssonntag 2013 gilt beispielsweise die Perikopenreihe V.

Literatur

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Perikope (Liturgie) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.