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Pegnesischer Blumenorden

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Der Pegnesische Blumenorden (P.Bl.O.; lat. Societas Florigera ad Pegnesum) ist eine 1644 gegründete Nürnberger Sprach- und Literaturgesellschaft, die ununterbrochen bis heute besteht und konfessionell nicht gebunden ist. Der Name bezieht sich auf den Nürnberg durchziehenden Fluss Pegnitz. Der Pegnesische Blumenorden ist die einzige heute noch bestehende literarische Gruppe mit barockem Ursprung.

Geschichte

Gründung

Blumenorden.jpg
Sachsen-Gotha-Altenburg, Friedrich I., 1½facher Schautaler o. J. (1683/88), wahrscheinlich durch die Aufnahme des Herzogs in den Orden der Pegnitzschäfer im Jahre 1681 veranlasst, Münzstätte Gotha

1644 gründeten der Nürnberger Patrizier Georg Philipp Harsdörffer und der Kandidat der Theologie Johann Klaj, Lehrer an der Sebalder Schule, nach dem Vorbild der Fruchtbringenden Gesellschaft des Fürsten Ludwig von Anhalt, die wiederum auf das Muster italienischer Akademien zurückgeht, ihre Gesellschaft vom „Gekrönten Blumenorden von der Pegnitz“, auch „Pegnesischer Blumenorden“ genannt. Die Mitglieder nannten sich „Pegnitzschäfer“. Als Zweck der Gesellschaft wurde angegeben:„Förderung der Verehrung Gottes und der deutschen Treue, Pflege und Verbesserung der deutschen Sprache und Dichtkunst“. Dementsprechend wurde der Blumenorden nicht nur zu einem Forum der Literaturpflege, sondern auch Sprachpfleger gehörten und gehören ihm an.[1]

Der Legende nach wurden 1644 anlässlich einer Doppelhochzeit zwei Hochzeitsgedichte bestellt, eines bei Georg Philipp Harsdörffer und ein anderes bei Johann Klaj. Der bessere sollte einen Blumenkranz erhalten, doch jeder wollte dem anderen den Vorzug gönnen. Schließlich nahm jeder nur eine Blume heraus, zu der er sich eine Devise wählte. In der Folge wurden auch andere Poeten aufgefordert, dem Bund beizutreten. Die Mitglieder wählten sich dann einen Ordens- oder „Hirtennamen“ und eine Blume als Symbol (Harsdörffer z. B. hieß Strephon und hatte die Maienblume bzw. bis 1669 die Panflöte als Emblem).

17. Jahrhundert

Harsdörffer verlor schon nach wenigen Jahren das Interesse am gemeinsamen Dichten, Klaj wurde Pfarrer in Kitzingen. Nach beider Tod (Klaj 1656, Harsdörffer 1658) war es Sigmund von Birken, Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft, der den Blumenorden wiederbelebte und bis zu seinem Tod 1681 leitete. Unter seiner Federführung wurden insgesamt fast 60 neue Mitglieder aufgenommen, darunter viele Auswärtige und prominente Autoren ihrer Zeit. Birkens besonderes Verdienst besteht darin, dass er – einzig im 17. Jahrhundert – auch Frauen, insgesamt 14, in die Vereinigung aufnahm. Sie konnten so in den gemeinsam verfassten literarischen Werken erstmals auch eine weibliche Sicht der Dinge artikulieren. Die bekannteste Dichterin im Blumenorden ist Maria Catharina Stockfleth, Autorin der Kunst- und tugendgezierten Macarie (1673).

In den 1660er und 1670er Jahren entstand eine Vielzahl von Schäferdichtungen der Pegnitzhirten, die alle zu gesellschaftlichen Anlässen verfasst wurden. Typisches Merkmal dieser gemeinsam verfassten Gelegenheitsdichtungen ist eine nach dem Vorbild von Vergil und Martin Opitz gestaltete Rahmenhandlung, innerhalb derer die einzelnen Schäfer ihre Verse vortragen. Zum Schluss singt man gemeinsam ein Lied.

Birken förderte den Dichterverein nach Kräften, aber schon bald nach seinem Tod kamen die Aktivitäten zum Erliegen. Seine Nachfolger Martin Limburger und Magnus Daniel Omeis, Professor für Rhetorik, Poesie und Moral an der Universität Altdorf, schafften es nicht, den schon bald als „schwülstig“-barock angesehenen Stil in das 18. Jahrhundert, die Zeit der Aufklärung und des „natürlichen“ Stils, hinüberzuretten.

18. Jahrhundert

„1761 schrieb der Leipziger Literaturpapst Johann Christoph Gottsched an den Altdorfer Professor und Blumengenossen Georg Andreas Will, da die Pegnesische Schäfergesellschaft ihrem Ende ziemlich nahe zu sein scheine, solle doch Wills Deutsche Gesellschaft sich den Irrhain aneignen! Will und seine Studenten wollten aber lieber dazu beitragen, daß der Orden in reformierter Gestalt weitergeführt werden konnte.“ [2]

Zu den bekannteren Mitgliedern gehörte auch Christian Conrad Nopitsch (1759–1838), evangelischer Theologe, Pfarrer zu Altenthann (heute Ortsteil von Schwarzenbruck), ein Lokalhistoriker, der Verfasser eines „Wegweisers für Fremde in Nürnberg, oder topographische Beschreibung der Reichsstadt Nürnberg. ..“, 1801, Fortführer des Nürnbergischen Gelehrten-Lexicons von Georg Andreas Will.

21. Jahrhundert

2007 wirkte der Blumenorden über seine Mitglieder Werner Kügel (Präses) und Thomas Paulwitz an der Wiederbelebung der (Neuen) Fruchtbringenden Gesellschaft mit.[3]

Irrhain

Eingangstor zum Irrhain (Nov. 2011)

Als Versammlungsort des Blumenordens dient seit 1676 der bei Kraftshof nahe Nürnberg gelegene Irrhain. Zeitweilig war auch Rockenbrunn ein Hauptschauplatz der Schäferspiele des Pegnesischen Blumenordens, der den Moritzberg zu seinem Parnaß erklärt hatte.

Ordensräte

Ordensrat für die Bibliothek ist Vizepräses Günter Körner, Ordensrat für Sprachpflege und Leiter des Sprachausschusses Thomas Paulwitz, Ordensrat für den Irrhain Helge Weingärtner. Die Stelle des Ordensrats für das Archiv ist derzeit unbesetzt. Satzungsgemäßer Ordensrat des Pegnesischen Blumenordens ist der jeweilige Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg.

Ehrenkreuzträger

Zur Anerkennung von besonderen Verdiensten um die deutsche Sprache und Literatur verleiht der Blumenorden Ehrenkreuze. Bis zum Jahr 2003 wurde diese Auszeichnung 40 Mal verliehen. Ehrenkreuzträger sind unter anderem:

  • Friedrich von Herford (Präses des Blumenordens)
  • Georg Freiherr von Harsdorf (Vizepräses, Familienältester der Nachkommen Georg Philipp Harsdörfers)
  • Clara Freifrau von Scheurl (Ehefrau des Präses Eberhard von Scheurl)
  • Christoph Freiherr von Tucher (1. Ordensrat)
  • Emil Bauer (Schriftsteller)
  • Wilhelm Malter (Schriftsteller; Schatzmeister des P.Bl.O.)
  • Gustav-Adolf Gedat, 10. Februar 1963
  • Elisabeth Schnittmann-Löffler (Schriftstellerin), 4. April 1968
  • Edith Groß (Lehrerin), 4. April 1968
  • Hildegard Malter-Sturm (Schriftstellerin), 4. April 1968
  • Elisabeth Fürst (Lehrerin und Schriftstellerin), 4. April 1968
  • Thea Metzler (Lehrerin), 4. April 1968
  • Lore Köstler (Lehrerin und Irrhainpflegerin), 5. Dezember 1971
  • Siegfried Freiherr von Scheurl (Vizepräses), 1. Dezember 1978
  • Luise Fuchs (Schriftführerin des P.Bl.O.), 1. Dezember 1979
  • Käthe Kirschner, 22. September 1992
  • Kurt Fuchs (Schriftführer des P.Bl.O.), 12. Januar 1993
  • Inge Meidinger-Geise (Schriftstellerin); 16. März 1993
  • Hubert Weiler (Generaldirektor der Stadtsparkasse und IHK-Vorsitzender), 14. Juli 1994
  • Heinrich Wilhelm Laufhütte (Literaturwissenschaftler), 3. Juli 1994
  • Wolfgang Bühler (Vorsitzender der Schickedanz-Holding), 14. Juli 1994
  • Karl Platzer (Direktor der Volksbank und Schatzmeister des P.Bl.O.), 18. August 1994
  • Marie Friederich (Mitglied des Jubiläumsfestausschusses), 18. August 1994
  • Wilhelm Wolf (Ministerialbeauftragter für die Gymnasien in Mittelfranken i. R. und Mitglied des Jubiläumsfestausschusses), 18. August 1994
  • Elisabeth Wolf (Schriftstellerin), 18. August 1994
  • Ottmar Zagel (Mitglied des Jubiläumsfestausschusses), 18. August 1994
  • Annemarie Zagel (Schriftstellerin), 18. August 1994
  • Werner Kügel (Dozent für Technisches Englisch, Leiter des Festausschusses), 26. August 1994
  • John Roger Paas (Literaturwissenschaftler), 26. August 1994
  • Günther Beckstein (ehemaliger Bayerischer Innenminister), 18. November 1994
  • Johannes Geiger, 4. Dezember 1994
  • Georg Prechtel (langjährigstes Mitglied und Förderer des P.Bl.O.), 4. Dezember 1994
  • Theo Reubel-Ciani (Redakteur, Mitglied des Jubiläumsfestausschusses), 14. März 1995
  • Hans Zehetmair (ehemaliger Bayerischer Staatsminister für Kunst und Wissenschaft), 26. Juni 1995
  • Hans König (Schriftsteller), 30. September 1995
  • Walter Buckan (Arbeitsgerichtspräsident i. R. und Förderer des P.Bl.O.), 3. Dezember 1998
  • Herbert Rosendorfer (Richter und Schriftsteller), 8. Mai 1999
  • Heiko Kistner (Buchhändler), 26. März 2001
  • Eugen Schöler (Realschulkonrektor i.R., Heimatforscher, Heraldiker), 12. Februar 2003
  • Godehard Schramm (Schriftsteller), 13. September 2003
  • Manfred H. Grieb (Kunstsammler), 2. Dezember 2007

Der Blumenorden im Urteil von Zeitgenossen

So urteilte der deutsche Lyriker Karl Bröger 1935: „Wenn auch die Pflege der in jener barocken Zeit sehr beliebten süßlichen Schäferpoesie manchmal das Streben nach Reinhaltung der deutschen Sprache überschattet, sind die Verdienste der Gesellschaft hoch anzuerkennen.“ [4]

Literatur

  • Johann Klaj: Redeoratorien und <Lobrede der teutschen Poeterey>. Nürnberg: Endter 1644. Reprint. Herausgegeben von Conrad Wiedemann. Niemeyer, Tübingen 1965.
  • Die betrübte Pegnesis. Mit einem Nachwort von Dietrich Jöns. Nachdruck der Ausgabe Nürnberg Froberg, 1684. Olms, Hildesheim u. a. 1993, ISBN 3-487-09708-7, (Emblematisches Cabinet), (in Fraktur).
    • Werner Wilhelm Schnabel: Buchbesprechung Die betrübte Pegnesis. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 81, 1994, ISSN 0083-5579, S. 295–296, online.
  • Johann Herdegen: Historische Nachricht von deß löblichen Hirten- und Blumen-Ordens an der Pegnitz Anfang und Fortgang. Riegel, Nürnberg 1744.
  • Leo Beyer: Willibald Pirckheimer, die Pegnitzschäfer und Neunhof bei Lauf. In: Die Fundgrube 12, 1936, 1, S. 1–3.
  • Irmtraud Andrian-Werburg, Eberhard Slenczka: 350 Jahre Pegnesischer Blumenorden. 1644–1994. Begleitheft zur Ausstellung. Verlag des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg 1994, ISBN 3-926982-36-5, (Ausstellungskatalog des Germanischen Nationalmuseums), (Ausstellung: Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, 19. August – 20. November 1994).
  • Renate Jürgensen: Utile cum dulci = Mit Nutzen erfreulich. Die Blütezeit des Pegnesischen Blumenordens in Nürnberg 1644 bis 1744. Harrassowitz, Wiesbaden 1994, ISBN 3-447-03578-1.
  • Pegnesischer Blumenorden (Hrg.): Pegnesischer Blumenorden in Nürnberg. Festschrift zum 350jährigen Jubiläum. Mit einem Grußwort von Hans Zehetmair. Tümmel, Nürnberg 1994, ISBN 3-921590-23-X.
  • Heiko Michael Hartmann: Der pegnesische Blumenorden. Berliner Handpresse, Berlin 1998, (Berliner Handpresse, Druck 99).
  • Wilhelm Kühlmann: Balde, Klaj und die Nürnberger Pegnitzschäfer. Zur Interferenz und Rivalität jesuitischer und deutsch-patriotischer Literaturkonzeptionen. In: Thorsten Burkard u. a. (Hrsg.): Jacob Balde im kulturellen Kontext seiner Epoche. Zur 400. Wiederkehr seines Geburtstages. Schnell & Steiner, Regensburg 2006, ISBN 3-7954-1812-7, (Jesuitica 9), S. 93–113, (Auch in: Wilhelm Kühlmann: Vom Humanismus zur Spätaufklärung. Ästhetische und kulturgeschichtliche Dimensionen der frühneuzeitlichen Lyrik und Verspublizistik in Deutschland. Herausgegeben von Joachim Telle, Friedrich Vollhardt und Hermann Wiegand. Niemeyer, Tübingen 2006, ISBN 3-484-10869-X, S. 554–574).
  • Renate Jürgensen: Melos conspirant singoli in unum. Repertorium bio-bibliographicum zur Geschichte des Pegnesischen Blumenordens in Nurnberg (1644-1744). Harrassowitz, Wiesbaden 2006, ISBN 3-447-05358-5, (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen 50).

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Pegnesischer Blumenorden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Institut Deutsche Adelsforschung: Edelleute im Pegnesischen Blumenorden
  2. Werner Kügel: Der P.Bl.O. -- Ein Beitrag zur Kulturtradition Nürnbergs
  3. Matthias Bartl: Köthen als Brücke und Dach.Neue Fruchtbringende Gesellschaft will für die deutsche Sprache gute Kräfte bündeln, in: Mitteldeutsche Zeitung (Köthener Ausgabe), 20. Januar 2007, Seite 10
  4. Karl Bröger: Nürnberg, der Roman einer Stadt, Berlin, 1935, S. 274
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