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Pedro Pablo Kuczynski

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Pedro Pablo Kuczynski am 28. Juli 2016 nach seiner Amtseinführung

Pedro Pablo Kuczynski Godard (* 3. Oktober 1938 in Lima, Peru) ist ein peruanischer Politiker und Ökonom. Im Juni 2016 wurde er zum Staatspräsidenten seines Landes gewählt und am 28. Juli 2016 vereidigt. Er ist dem wirtschaftsliberalen politischen Lager zuzurechnen.[1][2] In der peruanischen Öffentlichkeit wird er oft nur mit seinen Initialen PPK bezeichnet, die auch das Kürzel seiner Partei Peruanos Por el Kambio sind.[3]

Leben

Herkunft

Pedro Pablo Kuczynski ist der Sohn des in Berlin geborenen deutschen Mediziners Max Kuczynski und dessen schweizerischen Ehefrau Madeleine Godard, einer Lehrerin und Tante Jean-Luc Godards. Sein Vater litt nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wegen seiner jüdischen Herkunft unter Repressalien und floh im Sommer 1933 aus dem Deutschen Reich nach Peru.[4][5]

Ausbildung

Seine Schulausbildung erhielt Kuczynski am Markham College in Lima sowie an der Rossall School im britischen Lancashire. Sein Studium an der Royal Academy of Music in London mit den Instrumenten Querflöte und Klavier schloss er nicht ab.[6] Sein Studium in Philosophy, Politics and Economics (PPE) absolvierte er am Exeter College der University of Oxford in Großbritannien bis 1960 und machte danach seinen Master an der Princeton University in den USA. Es folgte 1961 eine Tätigkeit bei der Weltbank.

Karriere in der Wirtschaft

1967 kehrte Kuczynski nach Peru zurück und arbeitete während der Regierung von Präsident Fernando Belaúnde Terry bei der Banco Central de Reserva del Peru, der Zentralbank des Landes. Nach dem Militärputsch 1968 durch Juan Velasco Alvarado ging er ins Exil in die USA und arbeitete erneut für die Weltbank. 1973 bis 1975 war er Partner der US-amerikanischen Investmentbank Kuhn, Loeb & Co. in New York. 1975 wurde er Chefökonom der Internationalen Finanz-Corporation (IFC) in Washington. Anschließend wurde er zum Präsidenten von Halco Mining (Harvey Aluminium Company) mit Sitz in Pittsburgh ernannt, einem internationalen Konsortium von Bergbauunternehmen wie Alcoa und der Rio Tinto Group mit Betrieben in Guinea.

Pedro Pablo Kuczynski (2010)

1983 bis 1992 war er stellvertretender Vorsitzender der 1978 gegründeten First Boston Corporation in New York, einer internationalen Investmentbank, die von der Schweizerischen Kreditanstalt (SKA) in Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen First National Bank of Boston gegründet wurde.

Im Juni 1988 nahm er an der Bilderberg-Konferenz in Telfs in Österreich teil.

1992 gründete Kuczynski mit sechs Partnern den Latin American Enterprise Fund (LAEF) mit Sitz in Miami. Die Beteiligungsgesellschaft konzentriert sich auf Investitionen in Mexiko, Mittel- und Südamerika. 1995 beteiligte sich die Internationale Finanz-Corporation (IFC) mit 13 Prozent an dem Fonds. Zu den institutionellen Investoren gehören mehr als 15 der größten Universitätsstiftungen und Stiftungen der Welt sowie Pensionskassen. Daneben ist Kuczynski Direktor von verschiedenen Unternehmen in Peru und außerhalb. Eingetragener Mitbesitzer im Bundesstaat Florida ist er auch von Westfield Capital, einem Betreiber von Einkaufszentren. Er war zudem Vorstandsmitglied in verschiedenen Unternehmen:[7]

  • von 1992 bis 1996 bei der Bank Credit Suisse First Boston (CSFB),
  • von 1992 bis 1995 beim Eisen- und Stahlunternehmen Compañía de Acero del Pacífico (CAP) in Chile,
  • von 1995 bis 1996 beim US-amerikanischen Kupferproduzenten Magma Copper Company,
  • von 1996 bis 1999 bei Edelnor S.A. (Empresa Electrica Del Norte Grande) in Chile, einem Energieversorgungstochterunternehmen der französischen GDF Suez,
  • von 1996 bis 2001 bei dem japanischen Automobilhersteller Toyota Motor Corporation
  • von 1996 bis 2001 beim argentinischen Stahlunternehmen Siderúrgica Argentina (Somisa)
  • von 1983 bis 2001 beim US-Investmentunternehmen R.O.C. Taiwan Fund (heute: Taiwan Greater China Fund)
  • von 2003 bis 2004 bei dem luxemburgischen Montanunternehmen Tenaris S.A.[8]
  • von 2003 bis 2004 bei dem Bergbauunternehmen Southern Peru Copper Corporation, das 2004 an die Grupo México ging.
  • von 2007 bis 2016 beim argentinischen Stahlunternehmen Ternium.

Politische Karriere

Nach dem Ende der Militärherrschaft in Peru war Kuczynski von 1980 bis 1982 während der zweiten Präsidentschaft Fernando Belaúnde Terrys Minister für Energie und Bergbau.

Nach den Wahlen in Peru 2001 wurde Kuczynski von Alejandro Toledo in dessen Kabinett aufgenommen. Ihm wurde das Amt des Wirtschafts- und Finanzministers übergeben.[9] Während seiner Amtszeit verzeichneten die peruanischen Brady Bonds ihren stärksten Kursanstieg seit 1998 und die peruanische Börse reagierte mit einem massiven Sprung nach oben.[10] Unter Toledo war Kuczynski dann vom 14. August 2005 bis zum 28. Juli 2006 Premierminister von Peru und initiierte ein striktes Sparprogramm.[11]

Er trat bei den Wahlen in Peru 2011 als parteiloser Kandidat des Mitte-rechts-Bündnisses Alianza por el Gran Cambio für das Präsidentenamt an. Dabei kündigte er an, im Falle seiner Wahl auf seine US-Staatsbürgerschaft zu verzichten.[12] Er erhielt jedoch mit knapp 20 Prozent nur den drittgrößten Stimmenanteil und war deshalb nicht für die Stichwahl qualifiziert.

Bei den Präsidentschaftswahlen 2016 kandidierte er erneut. Diesmal trat er für die neugegründete liberal-konservative Partei Peruanos Por el Kambio („Peruaner für den Wandel“; das Wort „cambio“ wird bewusst falsch geschrieben, damit die Partei die gleichen Initialen wie ihr Kandidat hat) an. In der ersten Runde landete er mit 21 % hinter Keiko Fujimori, aber noch vor Verónika Mendoza auf dem zweiten Platz. Bei der Stichwahl am 5. Juni 2016 setzte er sich mit 50,12 Prozent der Stimmen gegen Keiko Fujimori durch.[3] Kurz vor dem zweiten Wahlgang hatten sich Vertreter der politischen Linken wie Mendoza – trotz inhaltlicher Gegensätze – für Kuczynski als gegenüber Fujimori „kleineres Übel“ ausgesprochen.[13][14] Er trat sein Amt am 28. Juli an. Eines seiner Hauptanliegen ist der Kampf gegen die Korruption. Dazu erließ er zahlreiche Antikorruptions-Dekrete.[15]

Schon Mitte September 2017 entzog das Parlament im Streit um die Entlassung des Erziehungsministers der Regierung das Vertrauen. Kuczynski musste dem Parlament innerhalb von 3 Tagen eine neue Regierung präsentieren.[16] Am 15. Dezember 2017 leitete das Parlament wegen des Vorwurfes, Kuczynski habe sich in seiner Amtszeit als Wirtschaftsminister vom Odebrecht-Konzern bestechen lassen, ein Verfahren gegen den Präsidenten ein, dass zu dessen Amtsenthebung (Feststellung der „vacancia presidencial“, der Vakanz des Präsidentenamtes) führen könnte.[17] Bei einer ersten Abstimmung am 21. Dezember 2017 stimmten 78 Abgeordnete dafür, Kuczynski abzusetzen. Damit wurde die erforderliche Zweidrittelmehrheit der Abgeordneten (87 Stimmen bei 130 Mitgliedern des Kongresses) verfehlt.[18] Einige Tage später verkündete Kuczynski, den wegen Menschenrechtsverletzungen und Korruption verurteilten früheren Staatschef Alberto Fujimori aus humanitären Gründen zu begnadigen und damit vorzeitig aus der Haft zu entlassen. Daraufhin wurden Spekulationen laut, die Kuczynski einen ausgehandelten Deal mit der Fujimori-Familie unterstellten. Alberto Fujimoris Sohn Kenji hatte zu den zehn oppositionellen Abgeordneten gehört, die sich im Parlament der Stimme enthalten hatten.[19]

Persönliches

Kuczynski ist in zweiter Ehe verheiratet und hat drei Töchter sowie einen Sohn. Seine Tochter Alexandra Louise „Alex“ Kuczynski (* 1967) ist Redakteurin bei der New York Times.[13]

Weblinks

 Commons: Pedro Pablo Kuczynski – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Tjerk Brühwiller: Kuczynski gewinnt Stichwahl in Peru. Neue Zürcher Zeitung (Online), 10. Juni 2016.
  2. Victoria Eglau: Perus neuer Präsident – Ein ermutigendes Zeichen für die Demokratie. Deutschlandfunk, Kommentare und Themen der Woche, 11. Juni 2016.
  3. 3,0 3,1 Victoria Eglau: Perus neuer Präsident – Sie nennen ihn PPK, Deutschlandfunk, Informationen am Morgen, 11. Juni 2016.
  4. Zuño Burstein A: Maxime Kuczynski - Godard, un pionero de la salud pública. Revista Peruana de Medicina Experimental y Salud Publica, 2003, abgerufen am 7. Juni 2011 (spanisch).
  5. Hans H. Lembke: Die Schwarzen Schafe bei den Gradenwitz und Kuczynski. Zwei Berliner Familien im 19. und 20. Jahrhundert. Trafo, Berlin 2008, ISBN 978-3-89626-728-3,
  6. FAZ, 13. Juni 2016, S. 10.
  7. Pedro Pablo Kuczynski: Los negocios ocultos del candidato. losandes.com.pe, 5. Mai 2015, abgerufen am 11. Juni 2016 (español).
  8. Tenaris Announces its New Board of Directors, Luxemburg, 16. Dezember 2002.
  9. Peru – die Regierung von Alejandro Toledo, Cosmopolis.ch, 29. Juli 2001.
  10. Kuczynski wird Wirtschaftsminister – Perus neue Regierung auf neoliberalem Kurs. In: Neue Zürcher Zeitung, 6. Juni 2001.
  11. Rolf Schröder: Im Westen nichts Neues – Entgegen dem Trend in Südamerika bleibt Peru auf stramm neoliberalem Kurs. In: Lateinamerika-Nachrichten, Nr. 378, Dezember 2005.
  12. Robert Kozak: Peru Candidate Offers to Give Up U.S. Citizenship (englisch). The Wall Street Journal. Abgerufen am 17. April 2011.
  13. 13,0 13,1 Jon Lee Anderson: A Surprising Coalition Brings A New Leader To Peru. In: The New Yorker, 10. Juni 2016.
  14. Neoliberaler Kuczynski gewinnt Präsidenten-Stichwahl in Peru. In: derStandard.at, 10. Juni 2016.
  15. Sebastian Grundberger, Flora Hallmann: Ein schwieriges erstes Jahr für Präsident Kuczynski. Länderbericht der Konrad-Adenauer-Stiftung, August 2017, S. 2.
  16. Peruanische Regierung muss nach Misstrauensvotum zurücktreten, Die Zeit, 15. September 2017
  17. BBC, spanischsprachiger Dienst: El Congreso de Perú inicia proceso para destituir al presidente Pedro Pablo Kuczynski, 16. Dezember 2017, abgerufen am 21. Dezember 2017.
  18. Deutsche Welle: Perus Präsident Kuczynski entgeht seiner Absetzung knapp, 22. Dezember 2017, abgerufen am 22. Dezember 2017.
  19. „Perus Ex-Präsident Fujimori begnadigt“. tagesschau.de. Zugegriffen 25. Dezember 2017.
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