Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Payitaht Abdülhamid

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Seriendaten
Deutscher TitelHauptstadt "Abdülhamid"
OriginaltitelPayitaht "Abdülhamid"
ProduktionslandTurkeiTürkei Türkei
OriginalspracheTürkisch
Länge150 Minuten
Episoden55 in 3 Staffeln
Besetzung

Payitaht: Abdülhamid, im englischen Sprachraum als The Last Emperor (“der letzte Imperator”) bekannt, ist ein türkisches Geschichts-Seriendrama mit Bulent Inal und Ozlem Conker in den Hauptrollen, das die historischen Ereignisse während der Herrschaft des 34. osmanischen Sultans Abdul Hamid II. darstellt.[2] Abdul Hamid war wegen der Massaker an den Armeniern als „Roter Sultan“ bekannt; in der Serie wird dieser Kritik jedoch entgegengetreten.[3]

Die beliebte Serie wird ihrerseits im Inland wie im Ausland wegen der Bedienung antisemitischer und armenierfeindlicher Verschwörungstheorien,[4] ungenauer und fehlerhafter Darstellung der Geschichte und historischer Fakten,[5][6] offensichtlicher Instrumentalisierung für Regierungspropaganda der AKP[7] und mangelnder Professionalität wie etwa dem Fehlen von Osmanischkenntnissen kritisiert.[8] Die niederländische Europaabgeordnete Kati Piri rief angesichts der Serie die türkische Politik auf, Judenfeindlichkeit nicht weiter salonfähig zu machen.[9]

Handlung

Das Geschehen findet um das Jahr 1896 statt, dem 20. Regierungsjahr von Sultan Abdulhamid. Abdulhamid kämpft gegen verschiedenen Dissidente und Oppositionelle (muhâlifler), hauptsächlich die liberalen Jungtürken, sowie gegen die “europäischen Staaten”, insbesondere Großbritannien. Sein “ehrenwertes Ziel” ist es, die Zersplitterung des Staates (bölücülük) zu verhindern und “ausländische Mächte(dış güçler) zu besiegen, um Palästina und das Heilige Land zu schützen.

Der Jude Theodor Herzl, Begründer des Zionismus, gilt als “Erzfeind” und Bösewicht der Serie. Er wird als ein Mann dargestellt, der so perfide ist, dass er seinen mittellosen Vater wegen angeblicher ideologischer Meinungsverschiedenheiten ohne das Wissen seiner Mutter gefangen hält. Die Show zeigt ihn auf dem Ersten Zionistenkongress, wo er die Ältesten von Zion beschwören will. Er plant, einen jüdischen Staat zu schaffen, der sich vom Nil bis zum Euphrat im heutigen Anatolien erstreckt. Dies ist eine beliebte antisemitische Verschwörungstheorie in türkischen Internetforen und Chaträumen und wurde in die Serie übernommen.[4]

In der Produktion werden “jüdische Verschwörungen” mit den “anderen schändlichen Verschwörungen” der katholischen Kirche, der Freimaurer, Großbritanniens und weiterer westlicher wie europäischer Mächte sowie denen der Jungtürken zu “einem übergeordneten Schema” verschmolzen.[4] Dargestellt werden in der Serie auch Geschichten um Prinz Sebahattin, Emmanuel Karasu und Fatma Pesend.

Kritik und Kontroversen

Die Serie wird unter anderem wegen eines offen demokratiefeindlichen, antisemitischen und verschwörungstheoretischen Weltbildes, das jenem des türkischen Präsidenten Erdoğan entspricht, kritisiert. Die Washington Times berichtet, dass die Serie eine „Weltanschauung fördert, das dem des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan sehr ähnelt: Eine freie Presse, Säkularismus und Demokratie seien das Werk fremder Mächte, religiöser Minderheiten und gottloser Liberaler und dienen letztlich dazu, die nationale Identität, Ehre und Stabilität zu untergraben. Von allen Schurken der Serie sind keine unheimlicher als die Juden.“[4]

Auch abstruse Erfindungen werden der Serie nahegelegt: So wird der Münzflipper des Sultans als geheimer Agent des Vatikan dargestellt, der im Auftrag von Herzl arbeitet, obwohl der Vatikan in Realität gegen die Gründung Israels war. Die Darstellung historischer Ereignisse gilt als “extrem revisionistisch”, wobei die Show für sich den Anspruch erhebt, von “echten historischen Ereignissen inspiriert” worden zu sein und der Welt “die Wahrheit” zu zeigen.[4]

Auch gilt der Tenor in der Serie als allgemein antiwestlich. Unter anderem heißt der vatikanische Abgesandte "Hiram" – ein Name, der in der Türkei mit der westlichen Freimaurerei verknüpft ist.[4]

Politische Wirkung in der Türkei

Mehrere Schauspieler, die auch in der politischen Bühne der Türkei aktiv sind, unterstützten explizit die Meinungen, die von der Serie vertreten wurden.[4]

Ein Nachkomme von Abdulhamid unterstützte die Serie und zog Parallelen zum heutigen Präsidenten Erdogan, indem er sagte: “Die Geschichte wiederholt sich… Diese penetranten Ausländer nennen unseren Präsidenten jetzt einen Diktator, so wie sie Abdulhamid früher Roter Sultan nannten.”[4][3]

Der türkische Präsident Erdogan lobte die Darstellungen in der Serie nur zwei Tage vor der Volksabstimmung 2017, und behauptete, dass “jene Schemen heute auf exakt derselben Weise ausgeführt werden … Was der Westen uns antut ist das gleiche; nur die Ära und die Schauspieler sind anders.”.[4][10] Der stellvertretende Ministerpräsident Numan Kurtulmuş lobte die Show für das “Erleuchten” des Lebens von Sultan Abdulhamid auf “objektive Weise”, und besuchte das Set persönlich.[4][11] Die investigativen Journalisten Aykan Erdemir und Oren Kessler berichten, das der Abdulhamid in der Serie dieselben politischen Schlagwörter wie der Präsident Erdogan verwendet, darunter etwa: “Wenn sie einen Plan haben, hat auch Allah einen Plan!”.[4]

Ausstrahlung im Ausland

In Griechenland heißt die Serie Ο Τελευταίος Αυτοκράτορας („Der letzte Kaiser“). Während türkische Seifenopern auf dem Balkan standardmäßig nicht nur unter den jeweiligen türkischen Minderheiten beliebt sind, kam es bei Payitaht Abdülhamid wegen offensichtlicher türkischer Regierungspropaganda zu zahlreichen Kontroversen in verschiedenen Ländern. So wurde vor allem im Kosovo die Serie kritisch aufgenommen.[7]

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Payitaht Abdülhamid aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.