Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Paul Dienstag

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Paul Dienstag (* 17. Mai 1885 in Berlin; † 27. Januar 1945 in Bergen-Belsen) war ein deutscher Rechtswissenschaftler und Rechtsanwalt.

Leben

Dienstag wurde am 17. Mai 1885 als Sohn eines Rechtsanwalts und Notars in Berlin geboren. Sein Abitur legte er 1907 ab und studierte danach Rechtswissenschaften und Staatswissenschaften in Berlin, Straßburg und Heidelberg. Mit einer Dissertation zur Zwangsvollstreckung nach dem römischen Recht bei Ernst Immanuel Bekker wurde er 1908 an der Universität Heidelberg zum Dr. iur. promoviert.

Neben seiner Tätigkeit als Rechtsanwalt in Berlin war Dienstag in der Rechtswissenschaft aktiv. Einerseits publizierte er zahlreiche Fachbeiträge zum Recht des Films und des Theaterrechts. Zeitgenössisch wurde er auf diesen Gebieten als „Kenner und Könner“ bezeichnet.[1] Im Bereich des Filmrechts hat er zu den Pionieren in der deutschen Rechtswissenschaft gehört. Andererseits war er als einer von drei Schriftleitern des 1928 gegründeten „Archivs für Urheber- Film- und Theaterrecht“ (UFITA)[2] bis einschließlich 1932 mitverantwortlich für die Betreuung einer der bedeutendsten Fachzeitschriften auf dem Gebiet des Immaterialgüterrechts im deutschsprachigen Raum. Dienstag selbst bezeichnete sich als „Gründer“ der UFITA.

Infolge der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Dienstag aufgrund seiner „jüdischen“ Herkunft von seiner Tätigkeit bei der UFITA abberufen.[3] Von den ursprünglichen drei Schriftleitern blieb nur der Leipziger Rechtsanwalt und Urheberrechtler Willy Hoffmann übrig. Dienstag emigrierte in die Niederlande, wo er ab 1935 daran arbeitete, die Zeitschrift Geistiges Eigentum zu Wege zu bringen. Auch wenn diese kommerziell wenig erfolgreich war, erschienen 5 Jahrgänge, die aufgrund ihrer sehr internationalen Ausrichtung und ihrer politischen Neutralität auch heute noch interessant sind.

Nach dem Einmarsch der Wehrmacht in die Niederlande 1940 wurde Dienstag ein Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung. Ledig und kinderlos starb er am 27. Januar 1945 im KZ Bergen-Belsen, wohin er am 11. Januar 1944 vom Lager Westerbork aus deportiert worden war.

1953 erschien der erste Band einer vierbändigen Enzyklopädie des „Welturheberrechts“ in englischer Sprache, die Dienstag gemeinsam mit dem ebenfalls aus Deutschland geflohenen Juristen H. L. Pinner herauszugeben geplant hatte. Letzterer trieb das Projekt nach dem Krieg voran und veröffentlichte das Werk. Auf dem Titelblatt des Buches findet sich die Zeile „Founded by H. L. Pinner and the late P. M. Dienstag“.[4]

Werke (Auswahl)

  • Die rechtliche Natur des pignus in causa iudicati captum. Ein Beitrag zur Lehre von der Zwangsvollstreckung nach römischem Rechte, München 1908 (Dissertation).
  • Kinematographisches Urheberrecht und unlauterer Wettbewerb, in: Markenschutz und Wettbewerb (MuW) 27/28 (1927/1928), 325-330.
  • Der Arbeitsvertrag des Filmschauspielers und Filmregisseurs, Berlin 1929.
  • Widerruf und ortspolizeiliches Verbot eines Bildstreifens, in: UFITA 4 (1931), 139-158.
  • Handbuch des Deutschen Theater-, Film-, Musik- und Artistenrechts, Berlin 1932 (gemeinsam mit Alexander Elster).

Literatur

  • Simon Apel, Matthias Wießner: Paul Dienstag (1885-1945). In: Simon Apel, Louis Pahlow, Matthias Wießner (Hrsg.): Biographisches Handbuch des Geistigen Eigentums, Mohr Siebeck, Tübingen 2017, S. 75–77.
  • Manfred Rehbinder, Urheber- und medienrechtliche Literatur in der Emigration. Über Wirken und Schicksal von Paul Dienstag, in: UFITA 2008/II, 465-478.

Einzelnachweise

  1. Bruno Marwitz, Dienstag, Paul und Alexander Elster: Handbuch des deutschen Theater-, Film-, Musik- und Artistenrechts [Rezension], in: UFITA 5 (1932), 232.
  2. Heute „Archiv für Urheber- und Medienrecht“, s. Manfred Rehbinder, Ergebnisse einer Umfrage zur UFITA im Jahre 2000, in: UFITA 2000/I, 5.
  3. Vgl. auch Horst Göppinger, Juristen jüdischer Abstammung im "Dritten Reich". Entrechtung und Verfolgung, 2. Aufl., München 1990, S. 382.
  4. Pinner (Hrsg.), World Copyright. An Encyclopedia in Four Volumes. Vol. I, A-Ci, Leyden 1953.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Paul Dienstag aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.