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Patenschaft

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Als Patenschaft wird die freiwillige Übernahme einer Fürsorgepflicht bezeichnet. Eine Patenschaft unterscheidet sich von einer Partnerschaft (z. B. Städtepartnerschaft) darin, dass die beiden Teilnehmer nicht gleiche Rechte und Pflichten besitzen, sondern eine einseitige Fürsorgeaufgabe wahrgenommen wird.

Rechtliche und sprachliche Patenschaftsformen

Verschiedene Beispiele

Das vielleicht bekannteste Beispiel ist die Taufpatenschaft, welche besonders in früheren Jahrhunderten eine sehr wichtige soziale Rolle besaß und vielerorts noch heute besitzt. Der Begriff Patenschaft hat heute eine sehr vielseitige Bedeutung erlangt. Im kommerziellen Bereich gibt es Patenschaften, bei denen ein Kunde eine Vergütung erhält, wenn er einen Bekannten dazu überredet, beispielsweise ein Zeitungsabonnement zu bestellen oder einen Telefonvertrag abzuschließen. Sogar im kriminellen Bereich soll es Paten geben, wie der berühmte Film „Der Pate“ darlegt.

Im kulturellen und politischen Bereich gibt es Städtepatenschaften und Namenspatenschaften, im Umweltbereich gibt es finanzielle Patenschaften für neu gepflanzte Bäume oder für Tiere, die vom Aussterben bedroht sind. Besonders vielseitig sind die Formen im humanitären Bereich. Sie gruppieren sich um zwei verschiedene Konzepte:

  1. die internationale Patenschaft, wobei eine oder mehrere Personen aus der ersten Welt eine oder mehrere Personen aus ärmeren Ländern vornehmlich finanziell unterstützen;
  2. die örtliche Patenschaft, bei der ein(e) ehrenamtliche(r) Patin oder Pate eine bedürftige Person aus der weiteren Nachbarschaft regelmäßig durch einige Stunden Zuwendung unterstützt. Im Folgenden werden Beispiele aus den oben genannten Bereichen genannt.

Für eine Stiftung oder ein Projekt im weitesten Sinne können Menschen oder juristische Personen eine Patenschaft übernehmen. Viele Kinderhilfswerke bieten Menschen aus reichen Nationen (Geberländern) die Möglichkeit an, Patenschaften für Kinder aus armen Regionen (Programmländern) zu übernehmen. Die Patenschaftsbeiträge finanzieren dabei Projekte, mit denen die Lebensumstände der Kinder, deren Familien und der ganzen Gemeinde dauerhaft verbessert werden sollen. Kritiker sehen darin ein „paternalistisches“ Verhältnis zwischen Gebern und Nehmern und bevorzugen eine gleichberechtigte Partnerschaft.

Ebenso können Gebietskörperschaften wie Landkreise, Städte und Gemeinden Patenschaften für andere Gebietskörperschaften übernehmen. Häufig handelt es sich dann um Städtepatenschaften. Dies ist in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg häufig geschehen, als westdeutsche Städte, Landkreise und Bundesländer Patenschaften für die Bewohner der ehemaligen Landkreise in der DDR, im Sudetenland oder in den ehemaligen deutschen Ostgebieten übernommen haben. Manche Städte und Gemeinden legen hier die Betonung auf Patenschaft für die in ihrem neuen Wohnort lebenden Bewohner bzw. deren dortigen Kultureinrichtungen, andere auf eine Patenschaft mit der Herkunftsregion bzw. -gemeinde. Letztere Art der Patenschaft beruhte, zumindest zum Zeitpunkt der Patenschaftserklärung (Kalter Krieg), praktisch durchweg offiziell auf Einseitigkeit. Es gibt auch Patenschaften von westdeutschen Gemeinden mit Kirchengemeinden der genannten Gebiete. Einzelne Patenschaftserklärungen wurden später wieder rückgängig gemacht (1989 die Patenschaft des Wetteraukreises in Hessen über den Heimatkreis Tepl-Petschau), aus anderen Patenschaften wurden seit Ende des Kalten Krieges Städtepartnerschaften.

Nach dem verheerenden Seebeben im Indischen Ozean 2004 übernahmen einige Städte ebenfalls Patenschaften für Gemeinden in den betroffenen Regionen.

Mehrere deutsche Städte haben eine Patenschaft über eine Kaserne der Bundeswehr oder ein Schiff der Bundesmarine übernommen.

Der deutsche Bundespräsident übernimmt auf Antrag die Ehrenpatenschaft für das siebente Kind einer Familie. Zum Zeitpunkt der Antragsstellung müssen einschließlich des Patenkindes mindestens sieben lebende Kinder zur Familie zählen, die von denselben Eltern, derselben Mutter oder demselben Vater abstammen. Adoptivkinder sind den leiblichen Kindern gleichgestellt. Das Patenkind muss Deutsche(r) im Sinne des Art. 116 Abs. 1 Grundgesetz (GG) sein. Die Ehrenpatenschaft hat in erster Linie symbolischen Charakter. Sie ist mit der Taufpatenschaft nicht zu vergleichen. Der Bundespräsident bringt mit der Übernahme der Ehrenpatenschaft die besondere Verpflichtung des deutschen Staates für kinderreiche Familien zum Ausdruck.[1] Seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 wurden etwa 75.100 Ehrenpatenschaften übernommen. Bundespräsident Horst Köhler hat von Juli 2004 bis Ende 2008 insgesamt 2880 Ehrenpatenschaften übernommen.[2]

Tierpatenschaften werden in der Regel von Tierschutzorganisationen vermittelt. Möglich sind Patenschaften für ein geschütztes Wildtier, für ein Heimtier oder eine sog. Flugpatenschaft. Während erstere beiden klassischen Patenschaften mit einer Verpflichtung und in der Regel mit einer finanziellen Zuwendung (z. B. für Tierarzt, Futter, Medikamente) verbunden sind, stellt die Flugpatenschaft lediglich eine kostengünstige Beförderungsmöglichkeit für ein Tier dar.

Mit dem Übernehmen von Baumpatenschaften kann das Pflanzen und die Pflege von Bäumen bzw. der Schutz von existierenden Bäumen finanziell unterstützt werden. Hier gibt es verschiedene Konzepte, die von einer einmaligen Zahlung, über einen monatlichen Beitrag bis hin zu einer Investition reichen. Anbieter dieser Baumpatenschaften sind beispielsweise Bauminvest, Forest Finance, Plantaciones Edelman, Nahow und Global Nature Fund. Durch das Konzept der Baumpatenschaft soll speziell im Regenwald ein Mittel entstehen, um den durch den hohen Ressourcenverbrauch in Industrienationen mitverursachten Schwund von Flora und Fauna nach dem Verursacherprinzip zu mindern.

Unter Patenschaften neuerer Art treten Ausbildungspatenschaften oder allgemeiner Patenschaften zur Berufsorientierung hervor. In einem Modellversuch des Landes Niedersachsen (an der BBS am Pottgraben in Osnabrück) werden Schüler und Schülerinnen allgemeinbildender Schulen in den Abschlussklassen (in den Gymnasien Klasse 10) in den Betriebspraktika von Auszubildenden sowohl im Aufenthalt in der Berufsschule als auch in den Betrieben betreut. Ohne Altersbarriere gewähren die Betreuungen verbesserte Informationschancen auf die direkten Interessen der Schüler gerichtet. Den Paten steht gleichzeitig eine Chance offen, die Kenntnisse zu vertiefen, zu erweitern und den Schülern in sprachlich zielgerichteter Form die Möglichkeiten des Übergangs von der Schule in die Ausbildung darzustellen.[3]

Namenspatenschaften

Es ist im Allgemeinen üblich, jede mit Eigennamen behafteten Sache nach bereits existierenden Bezeichnungen zu benennen oder aus diesen abzuleiten. Diese bereits existierende Bezeichnung stellt den Namenspaten für den neuen Namen dar. Der Hauptanteil der Namenspatenschaften findet sich hierbei im privaten Bereich, beispielsweise bei Kinder-, Haustier- oder Firmennamen. Bei der Assoziation zwischen dem Paten und dem neuen Namen sind meist lediglich Grenzen durch die Phantasie des Namensgebers gesetzt, was eine entsprechende Charakterisierung der typischen Name-Pate-Beziehung, gerade im Privatsektor, erschwert. Vor allem bei öffentlichen Eigennamen, also Bergen, Tälern, Straßen, Plätzen, Schulen, Sternen, Hoch- bzw. Tiefdruckgebieten, Arten, Planeten, usw., spielen Paten in Form geschichtlicher Ereignisse, geographischer Orte, Personen der Zeitgeschichte, bestimmter Benennungsregelwerke bis hin zu speziellen Codes eine große Rolle. Wer oder was für einen Namen Pate steht ist meist jedoch nicht an feste Regeln geknüpft und kann in der Regel von den für die Namensgebung verantwortlichen Behörden, Ämtern, wissenschaftlichen Institutionen oder sonstigen Einrichtungen recht frei gewählt werden. In vielen Fällen ist auch der Entdecker der zu bezeichnenden Entdeckung der zur Namensgebung Berechtigte. Er bzw. es kann dieses Recht jedoch auch abtreten.

Es ist auch möglich, Namenspatenschaften dieser Art an Privatpersonen zu veräußern, diesen also gegen die Zahlung eines bestimmten Betrages das Namensgebungsrecht für einen öffentlichen Eigennamen vollständig oder geknüpft an bestimmte Bedingungen zuzusprechen. Anstatt aufwendiger und teuer Namengebungskommissionen können auf diese Weise sogar Gelder eingenommen werden und in den meisten Fällen werden diese auch für gemeinnützige Zwecke verwandt bzw. im Sinne der für die Namensvergabe zuständigen meist öffentlichen Institution eingesetzt, was jedoch meist ebenso der Gemeinnützigkeit entspricht. Da Namenspatenschaften gerade im Übergangsbereich zwischen öffentlichen und privaten Eigennamen kaum reglementierte Dienstleistungen darstellen, sollte man sich über den Träger und dessen Seriosität bzw. die Anerkennung des Rechtes auf Namensgebung durch eine bestimmte Organisation immer vergewissern. Ein bekanntes Beispiel für diese Art Patenschaft sind die nach Firmen benannten Sportstadien. Manche naturwissenschaftliche Sammlung ermöglicht es heute sogar Privatpersonen, gegen Zahlung einer Spende ein Objekt in der Sammlung, z. B. eine Tier- oder Pflanzenart, nach sich zu benennen.

Internationale Spender-Kinderpatenschaften

Verschiedene Non-Profit-Organisationen und Hilfswerke in den Industrieländern werben um Spendengelder, in dem sie Patenschaften für Kinder im Ausland vermitteln. Die Paten überweisen hierbei jährlich Beträge von ca. 30–400 Euro (zum Teil auch mehr), mit denen ein einzelnes Kind – teilweise auch dessen Familie oder die Dorfgemeinschaft – unterstützt wird, Schulbildung, Gesundheitsversorgung etc. erhält. Diese Förderung verläuft im Prinzip über mehrere Jahre. In der Regel wird ein (schriftlicher) Kontakt zwischen Pate und Kind hergestellt, über die Entwicklung des Kindes wird bei einigen Hilfswerken regelmäßig informiert. Damit erhalten Hilfsprojekte eine persönliche Komponente. Deshalb und wegen der jahrelangen Bindung handelt es sich um eine besonders werbewirksame Form des Spendensammelns.

Das schnelle Wachstum vieler Organisationen für Kinderpatenschaften hat auf dem deutschen Spendenmarkt einen Verdrängungswettbewerb ausgelöst: Nach Angaben des DZI (Spenden-Almanach 2010/11) stiegen zwischen 2002 und 2009

Hilfswerke, die Kinderpatenschaften ablehnen, verzeichneten Einbußen, zum Beispiel Misereor, Adveniat und Die Sternsinger[4] Zitat: Wichtig ist uns, die Bevorzugung eines einzelnen Kindes zu vermeiden. Die Kinderpatenschaftsprogramme werden in Zusammenarbeit mit Einrichtungen verwirklicht, in denen alle Kinder gefördert werden. Durch die Unterstützung der gesamten Einrichtung soll das Kind lernen, in seiner Umwelt – in der Gemeinschaft seiner Freunde, seiner Familie, seines Dorfes – zu leben. Einige traditionelle Hilfswerke werfen Konkurrenten unseriöse Werbung vor: „Dem Paten wird etwas vorgespiegelt, denn das Geld kommt ja nicht direkt zum Kind“ (Helga Kuhn von Unicef). Misereor-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon kritisierte, durch Patenschaften entstünden „Inseln der Glückseligkeit“. Hilfsorganisationen sollten stattdessen die Gemeinschaft stärken.[5]

Diskussion um internationale Kinderpatenschaften

Kritiker von Einzelkinderpatenschaften meinen, dass solche Programme den betreffenden Kindern langfristig bisweilen mehr schaden als nützen und dass es sich allgemein um eine ineffiziente Form von Entwicklungszusammenarbeit handelt.

  • Das Patenschaftsgeld diene oft nur einem einzelnen Kind. Das dadurch „privilegierte“ Kind könnte unter dem Neid anderer, nicht derart geförderter Kinder und Familien, leiden und sozial isoliert werden.
  • Die Kinder würden für die Spendensammlung „instrumentalisiert“.
  • Entgegen dem Eindruck, es werde besonders direkt und unbürokratisch geholfen, sei der Verwaltungsaufwand – etwa für die Aufrechterhaltung des Kontakts zwischen Pate und Kind – bei solchen Programmen besonders hoch.
  • Über den Verwaltungsaufwand, die Auswahl der begünstigten Kinder oder die Miteinbeziehung des sozialen Umfeldes werde oft kaum oder nur lückenhaft informiert.
  • Es sei ineffizient, wenige einzelne Kinder besonders zu fördern. Die Gesamtsituation des Dorfes, des Landes etc. werde nicht verbessert.

Die schweizerische Kontrollstelle für Spendenorganisationen ZEWO betrachtet vor allem die Werbung für Kinderpatenschaften als ethisch bedenklich und zertifiziert deshalb keine Organisationen mit Einzelkinderpatenschaften.[6] ZEWO ist allerdings weltweit die einzige Spendenzertifizierungsbehörde mit dieser Haltung, andere sogenannte "watchdog"-Organisationen ("BBB Wise Giving Alliance", "ECFA", "Charity Navigator") akzeptieren Kinderpatenschaften ohne Vorbehalte als Spendenform. Auch in Österreich können Patenschaftsorganisationen das Österreichische Spendengütesiegel beantragen.

Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) schreibt zu Kinderpatenschaften:

„Die Dauerspende, sei es in Form von einer Patenschaft, Partnerschaft oder auch ganz ohne besondere Zweckbindung, hat gegenüber Einzelspenden den Vorteil, dass nicht für jeden einzelnen Spendenvorgang gesondert und kostenträchtig geworben werden muss.“

Das DZI weist aber auch darauf hin, dass Patenschaften einen höheren Verwaltungsaufwand erfordern und dass es unterschiedliche Formen von Patenschaften gibt. Das DZI empfiehlt die Form, bei der mit den Patenschaftsbeiträgen Projekte finanziert werden, „die der ganzen Gemeinschaft, in der das Kind lebt, zukommen“. Laut DZI können Spender „der Werbung der jeweiligen Organisation entnehmen …, in welcher Form ihre Patenschaftsbeiträge Verwendung finden.“[7]

Die Stiftung Warentest verglich 2004 die Verwaltungskosten unterschiedlicher Organisationen und kam zu dem Ergebnis, dass diese bei einzelnen Organisationen bis zu einem Drittel der Gesamtausgaben ausmachten.[8]

In einer Untersuchung hat Annette Scheunpflug die Werbung von deutschen Organisationen (CCF Kinderhilfswerk, Plan International Deutschland, der Kindernothilfe, den SOS-Kinderdörfern/Hermann Gmeiner Fonds und von World Vision Deutschland[9]) untersucht, die Kinderpatenschaften vermitteln. Darin kommt sie zu dem Ergebnis, „dass die Darstellung von Kinderpatenschaften in der Öffentlichkeitsarbeit die Spannung zwischen der Kommunikation von Pate zum Kind und einer fachlich angemessenen Kommunikation über Entwicklungszusammenarbeit ausbalancieren muss. Diese Herausforderung gelingt den untersuchten Organisationen unterschiedlich.“[10]

Scheunpflug untersuchte vor allem die Werbung der Organisationen und urteilte: „Einige Materialien vermitteln den Eindruck, dass sich die Spender Wunschkinder aussuchen könnten.“ Die Studie stellt aber die Legitimität von Kinderpatenschaften nicht grundsätzlich in Frage. Kritisch anzumerken ist in diesem Zusammenhang, dass die Studie von Annette Scheunpflug von "Terre des Hommes" und der „Deutschen Welthungerhilfe“ finanziert wurde,[11] also von Mitbewerbern, die selbst keine Kinderpatenschaften vermitteln.

Eine weitere Studie über das Patenschaftskonzept verfassten Angelika Hagen und Ernst Gehmacher 2004. In einer breit angelegten Sozialkapitalstudie bei Paten von World Vision Österreich zur „Erforschung von Glück und Zufriedenheit“ im Rahmen des Programms der OECD „Measuring Social Capital“ (Messung von Sozialkapital) kamen die Autoren zu dem Ergebnis, dass die meisten Patenschaften durch persönliche Gespräche zustande kommen. In einem Interview betont Gehmacher zudem: „… an Patenschaften ist – sofern sie so achtsam betrieben werden wie die durchgeführte Studie zeigt – nichts Ausbeuterisches, Unethisches; und die Unterstützung kommt nachhaltig der gesamten Gemeinschaft zugute“.[12]

Örtliche Patenschaften

Örtliche Patenschaften (auch als 'Aktivpatenschaften' bekannt) haben sich in Deutschland seit etwa 15 Jahren durch lokale Initiativen verschiedenster Art entwickelt. Mehr als 1500 in über 1000 großen und kleinen Städten Deutschlands gibt es zur Zeit. In den letzten Jahren lässt sich ein Boom verzeichnen: Vielerorts gründen sich neue Patenschaftsprogramme.

Immer erforderlich ist für die Realisierung einer Aktivpatenschaft ein Vermittlungsbüro, das eine(n) ehrenamtliche(n) Patin/Paten findet und sie/ihn mit einem dazu passenden Patenkind oder auch mit einer ganzen Patenfamilie zusammenbringt. Ein Drittel der örtlichen Vermittlungsbüros sind Lokalbüros der großen Wohlfahrtsorganisationen wie Caritas, Diakonie, AWO, Deutscher Kinderschutzbund oder sie gehören zu den Netzwerken der Freiwilligenagenturen und Seniorenbüros. Die übrigen entstanden durch reine Privatinitiativen oder wurden von lokalen Institutionen (Gemeindeverwaltungen usw.) ins Leben gerufen.

Weltweit gesehen fanden die ersten Initiativen für örtliche Patenschaften vor 100 Jahren in den USA statt. Einige Bürger in den jungen Industriestädten der Ostküste nahmen sich der Straßenkinder an, um sie vor Kriminalität und Ausgrenzung zu bewahren. Inzwischen ist daraus eine bundesweite Organisation mit über 400 örtlichen Vermittlungsbüros geworden unter dem Namen 'Big Brothers Big Sisters of America' (BBBS). Andere amerikanische Wohlfahrtsorganisationen haben die Idee auch übernommen und dabei in ihrer Form und Ausrichtung auf verschiedene Zielgruppen variiert. In Europa hat die 'Patenschaftsbewegung' zuerst im Vereinigten Königreich Fuß gefasst, bevor sie sich in den letzten 20 Jahren auch in etwa 20 anderen europäischen Ländern ausbreitete.Big Brothers Big Sisters gibt es seit 2006 auch in Deutschland; seit 2001 wurde ein Patenschaftsprogramm nach dem Vorbild von BBBS unter dem Namen 'biffy – Big Friends for Youngsters’ von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung aufgebaut.

Örtliche Kinderpatenschaft

Die örtliche Kinderpatenschaft wird in Deutschland am ehesten verständlich durch das Stichwort „Leihoma“. Ihr männlicher Kollege, der „Leihopa“, wurde wahrscheinlich zuerst erfunden und zwar von den Autoren einer Fernsehserie aus den 1980er Jahren. In Wirklichkeit ist er eine große Rarität im Vergleich zu den mehreren tausend Leihomas, die es bereits in Deutschland gibt. Im Gegensatz zu den angelsächsischen Ländern mangelt es in Deutschland auch an jüngeren Patinnen und Paten.

Manche Vermittlungsbüros benutzen statt „Leihoma“ den Ausdruck „Patenoma“. Er ist immer dann angebracht, wenn die Leih- oder Patenoma sich völlig ehrenamtlich zur Verfügung stellt für einige Stunden pro Woche oder Monat. Es kommt auch vor, dass Eltern den Damen die Fahrtkosten ersetzen und / oder ein Entgelt von 3 bis 5 Euro pro Stunde zahlen. Es gibt zurzeit in Deutschland ca. 100 Vermittlungsbüros für örtliche Kinderpatenschaften.

Örtliche Familienpatenschaft

Bei einer Familienpatenschaft kümmert sich die Patin oder der Pate regelmäßig um eine junge Familie mit kleinen Kindern. Aus den verschiedensten Gründen haben es diese Familien besonders schwer, mit dem täglichen Leben und der Kindererziehung zurechtzukommen. Die Idee kommt aus England. Dort hat eine private Wohlfahrtsorganisation mit Hilfe der Regierung in den letzten 30 Jahren über 300 lokale Büros eingerichtet oder gefunden, die Familienpatenschaften vermitteln. Filialnetze in Norwegen, Ungarn und den Niederlanden bestehen auch schon. In Deutschland ist die Idee in den letzten Jahren von über 10 örtlichen Vermittlungsstellen aufgegriffen worden.

Örtliche Jobpatenschaft

Jobpatinnen und -paten ermuntern und unterstützen Jugendliche in der letzten Hauptschulklasse, den 'Quali' zu schaffen. Anschließend helfen sie den jungen Menschen bei der Suche nach einem Job oder einer Lehrstelle. Öfter tritt der Pate auch erst nach Schulabschluss in Erscheinung.

Das Modell kommt aus Frankreich. Dort gibt es schon seit langem ein öffentlich finanziertes Netzwerk von ca. 600 Beratungs- und Informationsbüros für jugendliche Arbeitsuchende. Etwa die Hälfte unter ihnen rekrutiert ehrenamtliche Jobpatinnen und -paten. Laut einer ministeriellen Verlautbarung soll es dort zurzeit über 8000 Jobpatinnen und -paten geben. Sie übernehmen das Jobpatenkind so lange bis es einen Job gefunden hat und den Anschein erweckt, dass es ihn auch behalten will und kann.

In Deutschland gibt es zurzeit ca. 90 lokale Vermittlungsbüros.

Siehe auch

Literatur

  • Zu internationalen Kinderpatenschaften
    • Verschiedene Modelle von Kinderpatenschaften. In: Fundraising-Akademie: Fundraising: Handbuch für Grundlagen, Strategien und Methoden. Gabler Verlag, 2008, ISBN 3-8349-0820-7, ISBN 978-3-8349-0820-9, S. 339 ff.

Zu Ausbildungspatenschaften

  • Beinke, Lothar, 2009, Das Patenschafts-Projekt, in: Wirtschaft und Erziehung, Heft 7-8/2009, S. 231 - 235
  • Beinke, Lothar/Frerichs, Cornelia/Szewczyk, Michael, 2007, Von der Handelsschule zum IT-Kompetenz-Zentrum, Peter Lang, Frankfurt/Main u.a.

Einzelnachweise

  1. Cornelia Hoyer: Ehrenpatenschaft. In: Südkurier, 5. März 2009
  2. bundespraesident.de: Jubiläen und Ehrenpatenschaften. Stand: 5. März 2009.
  3. Lothar Beinke: Das Patenschafts-Projekt, in: Wirtschaft und Berufserziehung, (2009), Seite 231 - 235
  4. sternsinger.org
  5. Kinderpatenschaften verdrängen traditionelle Hilfe. In: Zeit Online, 8. Dezember 2010
  6. Merkblatt der ZEWO zu Patenschaften im Ausland (PDF)
  7. 7,0 7,1 DZI: Spendertips zu Patenschaften (PDF)
  8. Stiftung Warentest: Spenden: Gib uns dein Geld! In: Finanztest 12/2004, S. 37-39.
  9. presse.uni-erlangen.de (PDF)
  10. Annette Scheunpflug (Uni Erlangen-Nürnberg): Studie zur Werbung für Kinderpatenschaften
  11. vgl. Annette Scheunpflug (Uni Erlangen-Nürnberg): Studie zur Werbung für Kinderpatenschaften, S. 4
  12. Sigrid Kroismayr: „Arme Hascherl“ oder Zukunft für Kinder: Wer profitiert von einer Patenschaft? (PDF; 28kB) Interview mit Angelika Hagen und Ernst Gehmacher, März 2006.
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