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Paradoxe Intervention

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Unter einer Paradoxen Intervention versteht man in der Regel verschiedene psychotherapeutische Methoden, die in scheinbarem Widerspruch zu therapeutischen Zielen stehen, die aber tatsächlich dafür entworfen sind, diese Ziele zu erreichen. [1] [2] Der Begriff der paradoxen Intervention ist erheblich weiter gefasst als der Begriff der paradoxen Intention nach Viktor Frankl. In vielen Klassifikationen von paradoxen Interventionen taucht aber die paradoxe Intention als eine bestimmte paradoxe Technik auf. Nach Watzlawick (1969) [3] ist die paradoxe Intention nach Frankl mit der Methode der Symptomverschreibung identisch. Nach Debord unterscheidet sich die paradoxe Intention dadurch von der Symptomverschreibung, dass die Wirkweise hier für den Klienten transparent gemacht werden kann.[4]

Paradoxe Interventionstechniken

Verschiedene Autoren zählen übereinstimmend folgende Techniken zu den paradoxen Interventionen: [5] [6] [7]

  • Symptomverschreibung
  • paradoxe Intention
  • Reframing

Symptomverschreibung

Bei der Symptomverschreibung wird das als problematisch verstandene Verhalten gefördert. So kann z. B. die therapeutische Verschreibung in einer Paartherapie, in der sie ihm vorwirft, im Haushalt nichts zu tun, in folgender Anweisung an ihn bestehen: Bis zu unserer Sitzung unterlassen Sie jede Tätigkeit im Haushalt. Das eigentliche Problem (nämlich der Gedanke, dass er dauernd etwas tun müsse) löst sich dadurch auf.

Wenn der Klient es nicht schafft der Symptomverschreibung nachzukommen und das Symptom willentlich auszuführen, dann erlebt er eine Abschwächung der Symptomatik, schafft er es das Symptom willentlich herbeizuführen, führt das zu einer erhöhten Selbstwirksamkeitserwartung.[8] Besonders wirksam kann diese Methode sein, wenn der Kampf gegen das Symptom zu seiner Aufrechterhaltung beigetragen hat.

Paradoxe Intention

Bei der paradoxen Intention ist der Patient aufgefordert, sich in paradoxer Weise genau das herbeizuwünschen, wovor er Angst hat. Dem liegt die Vorstellung zugrunde, auf diesem Weg ein Durchbrechen der bestehenden sich selbst bestätigenden Teufelskreise der Angst zu erreichen. Die paradoxe Intention ist eine Methode der Logotherapie Viktor Frankls.[9]

Reframing

Bei einem Reframing oder Umdeutung wird nach Watzlawick (1974) [S.118f] die Ersetzung von begrifflichen oder gefühlsmäßigen Hintergrundannahmen, in dem eine Sachlage erlebt und beurteilt wird, angestrebt. [10] Schlippe und Schweitzer (2003) geben das folgende Beispiel: Klient: Meine Tochter magert immer mehr ab! Therapeut: War das vor oder nach Ihrer Trennung, daß sie sich entschieden hat, nichts mehr zu essen? Hier erfolgt ein Reframing durch den Therapeuten, indem die Anorexie der Tochter als Entscheidung gedeutet wird. [11]

Ein bestimmter Subtyp des Reframing ist die positive Konnotation. Bei dieser wird ein Symptom positiv umgedeutet. [12]

Weitere paradoxe Techniken

Es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Techniken, die in der Literatur zu den paradoxen Interventionen gezählt werden. Dazu zählen unter anderem Rückfallvorhersage, Rückfallverschreibung, Ordeals, Familienrituale und das Abhalten von Veränderung. Eine konsistente Klassifikation dieser verschiedenen Methoden konnte sich bis heute noch nicht durchsetzen.

Wirksamkeit

Shoham-Salomon und Rosenthal konnten 1987 in einer Meta-Analyse nachweisen, dass paradoxe Interventionen (Symptomverschreibungen und Reframings) ebenso wirksam wie die traditionellen Interventionen waren, bei ernsthaften Fällen waren die paradoxen Interventionen sogar wirksamer. [13]

Literatur

  • Viktor Frankl: Ärztliche Seelsorge. Grundlagen der Logotherapie und Existenzanalyse, Deuticke Zsolnay, 11., überarb. Neuaufl., Wien 2005(1946), ISBN 3-552-06001-4.
  • Mara Selvini Palazzoli, Luigi Boscolo, Gianfranco Cecchin, Guiliana Prata: Paradoxon und Gegenparadoxon. Ein neues Therapiemodell für die Familie mit schizophrener Störung. 2. Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 1978, ISBN 978-3-608-95375-6.
  • Seltzer, L. F. (1986). Paradoxical strategies in psychotherapy: A comprehensive overview and guidebook. John Wiley & Sons.
  • Shoham, V., & Rohrbaugh, M.J. (2001). Paradoxical Intervention. In W.E. Craighead & C.B. Nemeroff (Eds.), The Corsini Encyclopedia of Psychology and Behavioral Science, Vol. III, 3rd edition (pp. 1129-1132). New York: Wiley & Sons.
  • Paul Watzlawick, Janet H. Beawin, Don D. Jackson: Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien. 6. Auflage. Huber Verlag, Bern – Stuttgart – Wien 1982, ISBN 978-3-456-83457-3.
  • Paul Watzlawick, John H. Weakland, Richard Fisch: Lösungen. Zur Theorie und Praxis menschlichen Wandels. Huber Verlag, Bern 2001, ISBN 978-3-456-83566-2.
  • Weeks, G. R., L'Abate, L., & Brandt, K. (1985). Paradoxe Psychotherapie: Theorie und Praxis in der Einzel-, Paar- und Familientherapie. Enke, Stuttgart.

Einzelnachweise

  1. Rohrbaugh, M.; Tennen, H.; Press, S. & White, L.(1981): Compliance, defiance, and therapeutic paradox: Guidelines for strategic use of paradoxical interventions. American Journal of Orthopsychiatry, Vol 51(3), 454-467.
  2. Shoham, V., & Rohrbaugh, M.J. (2001). Paradoxical Intervention. In W.E. Craighead & C.B. Nemeroff (Eds.), The Corsini Encyclopedia of Psychology and Behavioral Science, Vol. III, 3rd edition (pp. 1129-1132). New York: Wiley & Sons.
  3. Paul Watzlawick, Janet H. Beawin, Don D. Jackson (1969): Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien.Huber Verlag, Bern – Stuttgart – Wien
  4. DeBord, J. B. (1989). Paradoxical interventions: A review of the recent literature. Journal of Counseling & Development, 67(7), 394-398.
  5. Shoham, V., & Rohrbaugh, M.J. (2001). Paradoxical Intervention. In W.E. Craighead & C.B. Nemeroff (Eds.), The Corsini Encyclopedia of Psychology and Behavioral Science, Vol. III, 3rd edition (pp. 1129-1132). New York: Wiley & Sons.
  6. Seltzer, L. F. (1986). Paradoxical strategies in psychotherapy: A comprehensive overview and guidebook. John Wiley & Sons.
  7. DeBord, J. B. (1989). Paradoxical interventions: A review of the recent literature. Journal of Counseling & Development, 67(7), 394-398.
  8. Shoham-Salomon, V., Avner, R., & Neeman, R. (1989). You're changed if you do and changed if you don't: Mechanisms underlying paradoxical interventions. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 57(5), 590.
  9. Vgl. Frankl 2005(1946): S. 243-263.
  10. Watzlawick, P. Weakland, J. F. , Fisch, R.(1974): Lösungen. Zur Theorie und Praxis menschlichen Wandels. Huber Verlag, Bern
  11. Schlippe, A. von & Schweitzer, J.(2003): Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
  12. Seltzer, L. F. (1986). Paradoxical strategies in psychotherapy: A comprehensive overview and guidebook. John Wiley & Sons.
  13. Shoham-Salomon, V., & Rosenthal, R. (1987). Paradoxical interventions: a meta-analysis. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 55(1), 22.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Paradoxe Intervention aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.