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Paneriai

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Vorlage:Infobox Stadtteil von Vilnius

Polnische Gedenkstätte im Wald bei Paneriai
Siehe auch: Paneriai (Jonava) (Stadtteil)

Paneriai (polnisch Ponary, deutsch Ponar) ist ein Stadtteil von Vilnius. Unterschieden wird zwischen Aukštieji Paneriai 'Ober-' und Žemieji Paneriai 'Unterpaneriai'. Der Ort befindet sich im Südwesten von Vilnius und liegt, wie dem litauischen Namen zu entnehmen ist „An der Neris“ . Daher war der Ort früher ein bekannter und beliebter Ausflugsort der Stadtbevölkerung.

Im Sommer 1941 wurde der Wald bei Aukštieji Paneriai zum Schauplatz einer Massenexekution von baltischen Juden. Die Sowjets hatten dort große Gruben ausgehoben, in denen Treibstoff gelagert werden sollte. Diese Gruben benutzten die deutschen Besatzungsbehörden als Massengräber für zehntausende Juden, sowjetische Kriegsgefangene und auch litauische und polnische politische Häftlinge.[1] Anfang Juli 1941 zog das Einsatzkommando 9 der Einsatzgruppe B in Vilnius ein und machte sich sogleich an die „Arbeit“. Bis Ende Dezember 1941 wurden drei Viertel der Juden von Vilnius ermordet. An dem Massaker beteiligt waren Einheiten der Wehrmacht, SS, Einsatzkommandos und litauische Milizen (Ypatingasis Būrys, seltenere Schreibweise auch Ypatingas bursis; deutsch etwa: Sonderabteilungen). Am Ende des Jahres 1941 betrug die Zahl der ermordeten Menschen 47.447. In den Jahren 1941 bis 1944 ermordeten die Deutschen mit Hilfe des freiwilligen litauischen Sonderkommando des Sicherheitsdienstes SD ungefähr 56.000 bis 70.000 Juden, 17.000 bis 20.000 Polen (hauptsächlich Mitglieder der Wilnaer Intelligenz und der Polnischen Heimatarmee), bis 6.000 Russen sowie zahlreiche Sinti und Roma und Kommunisten. Zeuge dieses Verbrechens war der polnische Schriftsteller Józef Mackiewicz, der 1945 den Text „Ponary-Baza“ publizierte sowie der Journalist Kazimierz Sakowicz.

Die Erschießungen wurden bis Ende 1943, der Auflösung des Wilnaer Ghettos, weitergeführt. Damit erhöhte sich die Zahl der Ermordeten auf über 70.000. Die Koordinatoren dieses Massenmordes waren Franz Murer („Der Schlächter von Wilna“), Bruno Kittel und Martin Weiss.

Im Dezember 1943 wurden unter dem Befehl von Franz Murer im Rahmen der Sonderaktion 1005 die Massengräber geöffnet und die Leichen verbrannt, um die Spuren zu vernichten. Am 14. August 1946 wurde beim Nürnberger Prozess aus der Zeugenvernehmung des Szloma Gol [2] verlesen:

„Diese Arbeit, die im Öffnen der Gräber und Aufbauen der Scheiterhaufen bestand, wurde von etwa 80 Wachmannschaften überwacht...Im Verlaufe dieser Arbeit wurden die litauischen Wächter selbst erschossen, wahrscheinlich, damit sie nicht ausplaudern konnten, was gemacht worden war. Der Befehlshaber des gesamten Platzes war der SA-Führer Murer, (der Sachbearbeiter der jüdischen Fragen).“
„Unsere Arbeit bestand darin, Massengräber zu öffnen und Leichen herauszubefördern, um sie dann zu verbrennen. Ich war damit beschäftigt, diese Leichen auszugraben. Mein Freund Belic war mit Sägen und Zurechtmachen von Holz beschäftigt.“
„Wir haben insgesamt 80000 Leichen ausgegraben. Ich weiß dieses daher, weil zwei Juden, die mit uns in der Grube lebten, von den Deutschen dazu angestellt worden waren, diese Leichen zu zählen. Das war die einzige Aufgabe dieser beiden. Die Leichen bestanden aus einem Gemisch von Juden, polnischen Priestern und russischen Kriegsgefangenen.“

Im Rahmen eines Wettbewerbs, den der Wilnaer Judenrat ausgeschrieben hatte, entstand 1943 das Lied von Ponar. Es wurde vom damals 11-jährigen Alek Wolkowisky komponiert, Shmerke Kaczerginski verfasste den Text dazu.

Am Ort der Massenerschießung befindet sich eine polnische Gedenkstätte, die am Ort selbst nicht ausgeschildert ist.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Nach polnischen Schätzungen, bis zu 20.000 Polen, z.T. aus der polnischen Intellektuellen-Schicht von Wilna – siehe: Ponary: miejsce ludzkiej rzeźni. Instytut Pamięci Narodowej. S. 26. 2011. Abgerufen am 25. Dezember 2012.
  2. Nürnberger Prozesse, Affidavit D-964, Bd. 21, S.178 ff
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Paneriai aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.