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Pallottiner

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Pallottiner-Priester

Die Pallottiner sind eine Gesellschaft apostolischen Lebens in der römisch-katholischen Kirche. Der offizielle Name ist Gesellschaft des Katholischen Apostolates (lateinisch: Societas Apostolatus Catholici, Ordenskürzel SAC, früher: Pia Societas Missionum PSM).

Allgemeines

Gründer Vinzenz Pallotti (1795–1850). Gemälde von Bruno Zwiener

Sie wurde 1846 als Bestandteil der sogenannten UNIO oder UAC (Vereinigung des Katholischen Apostolates, in etwa einem Dachverband vergleichbar) von Vincenzo Pallotti in Rom gegründet; der weibliche Zweig, die Pallottinerinnen, entstand 1838.

Die Pallottiner sind kein Orden, sondern eine Gesellschaft apostolischen Lebens. Die Mitglieder (Priester und Brüder) kennen keine Gelübde gegenüber Gott (wie bei Ordensgemeinschaften allgemein üblich), sondern versprechen ihrer Gesellschaft Armut, Ehelosigkeit, Gehorsam, Beharrlichkeit in der Berufung, Gütergemeinschaft und selbstlosen Dienst.

Heute ist die Gemeinschaft auf allen Kontinenten vertreten. Sie zählt um die 2500 Mitglieder. Zu ihrer Hauptaufgabe gehört die Förderung des Laienengagements in der Kirche.

Die XX. Generalversammlung der Pallottiner hat am 4. Oktober 2010 den indischen Pater Jacob Nampudakam in Ariccia nahe Rom zum neuen Generalrektor gewählt.[1]

Pallottiner in Argentinien

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wanderten viele Iren nach Argentinien aus. Deren Bitte an den Vatikan um irische Seelsorger griffen die Pallotiner auf. 1886 kam der irische P. Patrick O'Grady und begann in der Stadt Mercedes mit der Seelsorge. Der erste einheimische Pallottiner irischer Herkunft war P. Thomas Dunleavy und wurde 1895 zum Priester geweiht. 1909 bei der Einteilung der Pallottiner in Provinzen kamen die Niederlassungen in Argentinien zur irischen Provinz und deren Provinzial hatte bis 1928 seinen Sitz in Argentinien. Der heutige (2013) irische Provinzial P. Derry Murphy war 17 Jahre u. a. als Novizenmeister in Argentinien.

In den 1920er Jahren wanderten deutschsprachige Katholiken (Deutsche, Österreicher, Schweizer, Banatschwaben, Wolgadeutsche, Luxenburger) nach Argentinien aus. 1925 ging P. Franz Xaver Zeus aus Limburg nach Buenos Aires. Damit entstand die Regio de Nuestra Senora de Luján, nach Luján, dem bedeutendsten Marienwallfahrtsort Argentiniens. Die ersten einheimischen Pallottiner deutscher Herkunft waren Marcello Becker und Andreas Kessler und wurden 1956 zu Priester geweiht.

Am 4. Juli 1976 wurden die Patres Alfredo Leaden, Alfredo Kelly, Pedro Dufau und die Seminaristen Salvador Bareito und Emilio Barletti erschossen im Pfarrhaus der Pfarre San Patricio in Buenos Aires aufgefunden. Nichts ist aufgeklärt. 2005 setzte dazu Erzbischof Bergoglio eine Kommission Ne pereant probationes – Damit die Beweise nicht verlorengehen ein.[2]

Pallottiner in Deutschland und Österreich

1892 kamen die Pallottiner erstmals nach Deutschland und bezogen dort ihr erstes Domizil, den Walderdorffer Hof in Limburg an der Lahn. Ihr Ziel war es zunächst, die ihnen 1890 übertragene Kamerun-Mission von dort aus zu leiten.[3][4] Weil das Anwesen jedoch zu klein wurde, erwarb die Gemeinschaft 1896 ein Grundstück in Limburg und errichtete, unter einer beachtlichen Eigenleistung, dort ihr Missionshaus. 1927 erbauten sie ebenfalls auf diesem Gelände die Marienkirche.

Am 22. Januar 2007 vereinigten sich die beiden deutschen Provinzen und die österreichische Regio zur deutschsprachigen Herz-Jesu-Provinz mit Sitz in Friedberg in Bayern. Über 500 Patres und Brüder gehören zur Herz-Jesu-Provinz in Deutschland, Österreich und den von Deutschland aus betreuten Delegaturen (Kamerun, Kanada, Kroatien, Spanien und Südafrika). Sie unterhalten an ungefähr 25 Orten Einrichtungen wie Schulen, Jugendhilfeeinrichtungen, eine philosophisch-theologische Hochschule in Vallendar, Exerzitienhäuser, betreuen Pfarreien und sind in etlichen weiteren Bereichen tätig. Erster Provinzial der vereinigten Provinz wurde Pater Hans-Peter Becker, er wurde 2010 für eine zweite Amtszeit wiedergewählt. Das Noviziat befindet sich in Friedberg.

Zu den Arbeitsgebieten in Deutschland zählen: Familienseelsorge, Missionsarbeit, Pfarrseelsorge, Bildungsarbeit, Zeitschriftenapostolat, Urlaubsseelsorge, Fördererpastoral, Seelsorge für Gläubige anderer Muttersprachen, Kirche im sozialen Brennpunkt, Altenseelsorge, Krankenseelsorge, Schule, Schulseelsorge, Wallfahrtsseelsorge, Jugendbildung, Jugendhilfe, soziale Freiwilligenarbeit, Jugendarbeit, Exerzitien, geistliche Betreuung anderer religiöser Gemeinschaften, Meditation, Behindertenarbeit, Kinderpastoral, Wissenschaft, Studierendenseelsorge, Hochschule, Pilgerfahrten, wissenschaftliche und religiöse Weiterbildung, geistliche Begleitung, Polizeiseelsorge, Soldatenseelsorge, Flughafenseelsorge.

Von Deutschland aus werden Missions-Niederlassungen und Delegaturen in Kanada, Afrika (Kamerun, Ruanda, Südafrika), in Südamerika (Argentinien, Bolivien, Brasilien, Uruguay), in Indien sowie in Australien unterstützt.

Generalrektor

  • Francesco Maria Vaccari (1850 – 20. Januar 1856)
  • Raffaele Melia (1856–1862)
  • Ignazio Auconi (1862–1869)
  • Giuseppe Faà di Bruno (1869 – 18. April 1889)
    • Carlo Maria Orlandi (1889–1890) (Generalvikar)
    • Joseph Bannin (1890–1895) (Generalvikar)
    • Scipio Tofini (1895–1896) (Generalvikar)
  • William Whitmee (1896–1903)
  • Maximilian Kugelmann (1903–1909)
  • Karl Gissler (1909–1919)
  • Giacinto Cardi (1919–1925)
  • Peter Resch (1925–1931)
  • Jacek Cardi (1931–1937)
  • Karl Hoffmann (1937–1947)
  • Wojciech Turowski (1947–1953)
  • Wilhelm Möhler (1953–1971)
  • Nicholas Gorman (1971–1977)
  • Ludwik Münz (1977–1983)
  • Martin Juritsch (1983–1992)
  • Séamus Freeman (1992–2004)
  • Friedrich Kretz (7. Oktober 2004 – 4. Oktober 2010)
  • Jacob Nampudakam (seit 2010)

Bedeutende Mitglieder

  • Bischof Heinrich Vieter (1853–1914) aus Selm-Cappenberg in Westfalen, seit 1886 Mitglied der Pallottiner, 1887 zum Priester geweiht, ging mit der ersten Gruppe von Missionaren in die damalige deutsche Kolonie Kamerun. Er wurde am 22. Januar 1905 zum ersten Bischof von Kamerun geweiht. Er wird in Kamerun bis heute als „Vater des Glaubens“ verehrt. Im Januar 2005 wurde in Yaoundé der Seligsprechungsprozess eröffnet.
  • Josef Kentenich (1885–1968), Priester, Pädagoge und Gründer der katholischen Schönstatt-Bewegung.
  • Richard Henkes (1900–1945) aus Ruppach im Westerwald, 1925 zum Priester geweiht, seit 1921 Mitglied der Pallottiner, am 8. April 1943 durch die Gestapo verhaftet und im KZ Dachau inhaftiert. Dort starb er am 22. Februar 1945 nach dem er sich während des freiwilligen Dienstes in der Typhusbaracke selbst infiziert hatte. Er wird als „Märtyrer der Nächstenliebe“ verehrt. Sein Seligsprechungsverfahren wurde 2003 im Bistum Limburg durch Bischof Franz Kamphaus eröffnet. Am 23. Januar 2007 wurde der diözesane Teil des Seligsprechungsverfahrens abgeschlossen und die Akten an die Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen in Rom übergeben.
  • Franz Reinisch (1903–1942) aus Feldkirch (Vorarlberg), 1928 zum Priester geweiht, seit 1930 Mitglied der Pallottiner, am 1. März 1942 zur Wehrmacht einberufen, wegen Verweigerung des Fahneneides am 7. Juli vom Reichsgericht zum Tode verurteilt und am 21. August im Zuchthaus Brandenburg-Görden mit dem Fallbeil hingerichtet.
  • Pater Józef Jankowski (1910–1941) aus Pommern, 1936 zum Priester geweiht, während der deutschen Besatzung Militärseelsorger und Leiter des Priesterseminars von Ołtarzew, am 16. Mai 1941 von der Gestapo verhaftet und nach Auschwitz gebracht, dort infolge der Entbehrungen und Misshandlungen am 16. Oktober 1941 verstorben. 1999 von Johannes Paul II. seliggesprochen.
  • Józef Stanek (1916–1944) aus Łapsze Niżne in Spisz (Zips), 1941 zum Priester geweiht, während der deutschen Besatzung Student am Institut für Soziologie der Universität Krakau, das damals im Untergrund arbeitete, im August 1944 zum Kaplan der Untergrundarmee ernannt, am 23. September von SS-Einheiten festgenommen und erhängt. 1999 von Johannes Paul II. seliggesprochen.

Literatur

  • Heinrich Vieter, bearbeitet von Norbert Hannappel: Die Jugend ist unsere Zukunft. Chronik der katholischen Mission Kamerun 1890–1913, Band 1.1. Pallotti-Verlag, Friedberg 2011, ISBN 978-3876140759.
  • Heinrich Vieter, bearbeitet von Norbert Hannappel: Die Jugend ist unsere Zukunft. Chronik der katholischen Mission Kamerun 1890–1913, Band 1.2. Pallotti-Verlag, Friedberg 2011, ISBN 978-3876140766.
  • Hermann Skolaster P.S.M.: Die Pallottiner in Kamerun. 25 Jahre Missionsarbeit. Kongregation der Pallottiner, Limburg/Lahn 1924.
  • Pallottinergemeinschaft Sankt Josef (Hrsg.): Hersberg.1929/30 – 2005. Schloss, Seminar, Aufbaugymnasium, Bildungshaus. Die Pallottiner in Immenstaad am Bodensee. Eppe Verlag, Bergatreute 2005, ISBN 3-89089-404-6.
  • Antonia Leugers: Eine geistliche Unternehmensgeschichte: Die Limburger Pallottiner-Provinz (1892–1932). EOS Verlag, St. Ottilien 2004, ISBN 978-3830671954.

Weblinks

 Commons: Pallottines – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Artikel: Pallottiner wählen ersten Nicht-Europäer zum Generalrektor vom 4. Oktober 2010 auf ORDEN online abgerufen am 4. Oktober 2010
  2. hz: Seit 1886 gibt es Pallottiner in Argentinien. Pallottis Werk, 2/2013, ISSN 1439-6580
  3. Christoph Waldecker: Limburg an der Lahn. 2. erw. Aufl. Regensburg 2011. (Großer Kunstreiseführer 251), S. 48; ISBN 978-3-7954-2559-3
  4. Unsere Geschichte, abgerufen am 6. Dezember
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Pallottiner aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.