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Otto Reckstat

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Otto Reckstat (geb. 11. September 1898 auf Gut Ramberg in Ostpreußen; gest. 22. Juni 1983 in Bremen) war ein deutscher Gewerkschaftsführer. Er war die Symbolfigur der Arbeitererhebung am 17. Juni 1953 in Nordhausen.

Leben

Otto Reckstat wurde als Sohn eines Kutschers auf dem Gut Ramberg in Ostpreußen geboren und besuchte die Schule in Berlin. Von 1913 bis 1919 diente er in der Kaiserlichen Marine. Reckstat arbeite danach als Kabellöter in Sondershausen und wurde Betriebsrat; später zog er nach Nordhausen, wo er 1933 Stadtverordneter wude.

Reckstat war seit 1921 Mitglied der SPD, seit 1923 beim Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und seit 1931 Mitglied Eiserne Front. Im März 1933 wurde er in Schutzhaft genommen und war mit kurzer Unterbrechung bis Dezember 1933 im Konzentrationslager Esterwegen im Emsland.

Danach war er erwebslos und arbeitete später als Inspektor bei der Herold Versicherungsgruppe und später bei einer Elektrofirma, wo er 1940 die Meisterprüfung ablegte. Am 3. August 1940 wurde er zur Wehrmacht einberufen und diente bei der Kriegsmarine. 1944 geriet er in englische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1947 frei kam.

Reckstat trat Ende der 1940er Jahre der SED bei, wurde jedoch im Juli 1950 wegen „Nichtunterzeichnung zur Ächtung der Atombombe“ ausgeschlossen. Seit 1952 war er Gewerkschaftsvertrauensmann. Während des Arbeiteraufstandes im Juni 1953 wurde Reckstat zum Streikführer in Nordhausen gewählt und legte am 8. Juli ein 16-Punkte-Programm vor, das von der SED-Führung abgelehnt wurde und zu seiner Verhaftung führte.[1] Am 17. Juli berichtete das Neue Deustchland ausführlich zum „Provokateur“ Reckstat und seinen „Taten“; Reckstat sei ein „Renegat“ und „Mann [Kurt] Schumachers“, der die Arbeiterklasse in den Dienst des „faschistischen Putsches“ stellen wollte.[2]

Das Bezirksgericht Erfurt veruteilte Reckstat im Oktober 1953 als „imperialistischen Agenten“ wegen Kriegs- und Boykotthetze zu acht Jahren Zuchthaus sowie zu fünf Jahren Sühnemaßnahmen nach der Kontrollrats-Direktive 38. Auf Gesuch seiner in England lebenden Tochter Herta Simpson an Staatspräsident Wilhelm Pieck wurde er nach vier Jahren vorzeitig entlassen und die Reststrafe zur Bewährung ausgesetzt. Reckstat durfte Nordhausen nicht verlassen und fand Anfang Februar 1957 eine Anstellung als Elektriker. Nachdem er seinen pflegebedürftigen Vater zu seiner Schwester nach Ost-Berlin gebracht hatte, wurde er vom Ministerium für Staatssicherheit verstärkt überwacht; ein Antrag auf Erteilung eines Interzonenpasses wurde abgelehnt. Als an seiner Arbeitsstätte ein E-Motor ausbrannte, befürchtete Reckstat, der Sabotage angeklagt zu werden und flüchtete am 30. November 1957 zusammen mit seiner Frau nach West-Berlin. Ein Jahr später folgte der Umzug nach Bremen, wo er ebenfalls als Elektriker arbeitete. Einige Jahre war er dort Vorsitzender der Betriebsgruppe der SPD.

1963 ging er in den Ruhestand und verstarb am 22. Juni 1983 in Bremen.

Reckstat war seit 1921 mit Berta Bollmann († 1946) verheiratet, mit der er zwei Kinder hatte. Im März 1949 heiratete er erneut.

Literatur

  • Rainer Hellberg, Fritz Schmalz: Der 17. Juni 1953 in Nordhausen. le Petit, Nordhausen 2007, ISBN 978-3-9812078-0-4.
  • Nordhäuser Persönlichkeiten aus elf Jahrhunderten. Geiger, Horb am Neckar 2009, ISBN 978-3-86595-336-0.
  • Anna Kaminsky (Hrsg.): Orte des Erinnerns: Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR. Bundeszentrale für Politische Bildung, Bonn 2004, ISBN 3-89331-528-4.
  • Der Freiheit verpflichtet: Gedenkbuch der deutschen Sozialdemokratie im 20. Jahrhundert. Vorwärts-Buch, Bonn 2013, ISBN 978-3-86602-250-8.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Peter Kuhlbrodt (Hrsg.): Chronik der Stadt Nordhausen: 1802 bis 1989. Geiger, Horb am Neckar 2003, S. 453.
  2. Rainer Hellberg, Fritz Schmalz: Der 17. Juni 1953 in Nordhausen. le Petit, Nordhausen 2007, S. 89.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Otto Reckstat aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.