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Orthodoxer jüdischer Feminismus

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Orthodoxer jüdischer Feminismus ist eine Richtung innerhalb des orthodoxen Judentums, die danach strebt, ein höheres Maß an Gleichheit von Mann und Frau hinsichtlich religiöser Praxis im Rahmen des jüdischen Religionsgesetzes zu fördern.[1] Die wichtigsten Verbände dieser Bewegung sind die Jewish Orthodox Feminist Alliance (JOFA) in den USA und „Women of the Wall“ (WOW) mit ihren Ablegern in Israel und anderen Teilen der Welt, die auch unter der Abkürzung ICWOW – The International Committee for Women of the Wall bekannt sind. In Israel ist „Kolech“ die wichtigste Institution der Frauenbewegung. Ihre Gründerin ist Hannah Kehat.

Die Bewegung der Förderung der religiösen Rechte der Frauen beruft sich auf eine liberale Interpretation des jüdischen Gesetzes, die von modernen, aber auch klassischen rabbinischen Gelehrten vertreten wird. Diese Interpretationsmöglichkeiten bieten sich an, da es keinen allgemeinen Konsens unter den Rabbinern gibt.

Merkmale

Orthodoxe Feministinnen benutzen historische Präzedenzfälle und die oben erwähnten liberalen Interpretationen, um zu rechtfertigen, dass Frauen an religiösen Ritualen teilnehmen, die traditionellere oder konservativere Auslegungen des Gesetzes allein den Männern vorbehalten wollen. Viele dieser von Frauen beanspruchten Rechte werden kontrovers diskutiert, da sie den überkommenen Traditionen und alltäglichen Gewohnheiten der meisten orthodoxen Juden widersprechen.[2] Die folgenden Sachverhalte sind von besonderer Bedeutung:

Recht auf Scheidung

„Agunot“ („Gefesselte“) werden Frauen genannt, die eine Scheidung herbeiführen möchten oder von ihren Ehemännern verlassen wurden, denen die Ehemänner aber den Scheidungsbrief („get“) verweigern. Widerstrebende Ehemänner werden oft gesellschaftlich unter Druck gesetzt, damit sie ihren Frauen die Scheidung gestatten. Frauen ohne dieses Dokument können nicht wieder heiraten und sind somit in einem rechtlichen Schwebezustand.

Orthodoxe Feministinnen verfolgen das Recht auf Scheidung als eines ihrer Hauptanliegen im Interesse der „Agunot“ und angesichts einer „Aguna-Krise“.[3] Viele setzen sich in den Organisationen in erster Linie dafür ein und einige kämpfen auch unabhängig von einem institutionellen Rahmen dafür. Dabei erfahren sie auch viel Unterstützung durch viele orthodoxe Rabbiner.

Bezüge zur Tora

Das "Küssen" der Torarolle während der Sabbat- oder Yom-Tob-Feierlichkeiten mit einem siddur (Gebetbuch), der Hand, oder mit den Lippen ist in den meisten modernen orthodoxen Gemeinden ein traditioneller Brauch. Obwohl es für viele ein selbstverständlicher Teil des Gottesdienstes ist, wird es von den haredischen oder chassidischen Gemeinden nicht praktiziert. Mit der Tora zu tanzen und Hakafoth (Kreisprozessionen) um das Heiligtum durchzuführen (an Simhath Torath) ist ein anderer Brauch vieler orthodoxer Juden im Umgang mit der Tora. Diesen Ritualen wird in feministischen Kreisen besondere Bedeutung zugemessen.[4]

Teilnahme an den „Zimmunim“

Eine der wichtigsten und vielleicht am wenigsten kontroversen Praktiken orthodoxer Feministinnen und anderer Frauen außerhalb der feministischen Bewegung ist die Teilnahme an einem Zimmun der Frauen. Dieser Gebetsaufruf findet statt, wenn weniger als drei Männer oder aber drei oder mehr Frauen gemeinsam gegessen haben. Der formelle Aufruf zum Gebet bezieht sich auf die Rezitation des Birkath Hamazon. Eine der Formeln des Gebetsaufrufs ist mit der der Männer identisch, aber das Wort „chaverot“ (hebräisch:Freundinnen) wird statt des Wortes „rabotai“ (hebräisch: Herren) zu Beginn des Aufrufs verwandt, womit er einen weiblichen Charakter bekommt.

Gebetsschal

Im orthodoxen Feminismus wird das Anlegen des Gebetsschals Taleth nicht als Tragen eines männlichen Kleidungsstücks betrachtet, ebensowenig als anstößiges Verhalten gegenüber der Gemeinde. Historische Präzedenzfälle wie das Anlegen der Taletoth durch Rashis Töchter in der Volkslegende und die Erlaubnis durch Rabbi Moshe Feinstein und andere haben das Tragen des Gebetsschals in orthodoxen feministschen Kreise zur Gewohnheit werden lassen.[5]

Gebrauch der Tefillin

Orthodoxe Feministinnen erlauben das Anlegen der Tefillin und berufen sich dabei auf den Talmud und spätere Quellen.

Aktivitäten

Feministinnen der Orthodoxie nehmen an einer Vielzahl von Aktivitäten teil, die teils informeller Art sind, teils organisierte Formen annehmen. Bei allen Aktivitäten ist ihnen wichtig, zugleich den orthodoxen Charakter ihrer Werte wie ihre feministischen Überzeugungen zu betonen.

Rabbinat

Blu Greenberg befürwortet, dass Frauen das orthodoxe Rabbinat ausüben dürfen.[6] Mimi Feigelson, Studentin von Shlomo Carlebach, wurde nach dessen Tod ordiniert, benutzte aber aus Repekt für die orthodoxe Gemeinschaftsordnung nie den Titel Rabbi[7]

Literatur

  • Tova Hartman: Feminism Encounters Traditional Judaism: Resistance and Accommodation. Brandeis, Lebanon, New Hampshire 2008.

Weblinks

Einzelnachweise

Siehe auch

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Orthodoxer jüdischer Feminismus aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.