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Orthodoxe Kirche der Ukraine

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Das St. Michaelskloster in Kiew

Die Orthodoxe Kirche der Ukraine ist eine autokephale orthodoxe Kirche in der Ukraine und ist seit dem 6. Januar 2019 eine eigenständige Teilkirche des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel (Istanbul), dem sie von 2018 bis zur Eigenständigkeit unterstand. Sie entstand durch Fusion der vorherigen Ukrainisch-orthodoxen Kirche Kiewer Patriarchats mit der Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche. Beide Kirchen waren bis dahin nicht als kanonisch anerkannt. Zu ersterer zählten sich 2016 45,7 % aller Ukrainer, zu letzterer zählten sich 2016 etwa 1,4 % der Bevölkerung.[1][2] Die Kirche ist stärker in der westlichen Ukraine vertreten. Zu ihrem ersten Oberhaupt wurde im Dezember 2018 Metropolit Epiphanius gewählt. Sein Sitz ist das St. Michaelskloster in Kiew.

Neben ihr existiert weiterhin die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche (Moskauer Patriarchat).

Geschichte

Orthodoxe Kirche in der Ukraine

Die Geschichte der orthodoxen Kirchen in der Ukraine ist vielschichtig. Um 988 war eine einheitliche russisch-orthodoxe Kirche in der Kiewer Rus gebildet worden. Diese gehörte zum Patriarchat Konstantinopel. 1586 entstand ein Patriarchat Moskau.

1596 löste sich in den Gebieten, die zu Polen-Litauen gehörten, eine ukrainische griechisch-katholische Kirche ab, die sich dem Papst in Rom unterstellte. 1795 kamen die nördlichen Gebiete der Ukraine zum Kaiserreich Russland und die dortigen Kirchen wurden wieder dem Patriarchat Moskau unterstellt. 1921 spaltete sich die Ukrainische Autonome Orthodoxe Kirche, die so genannten Autonomisten, vom Moskauer Patriarchat ab.

Ukrainisch-Orthodoxe Kirche (Kiewer Patriarchat)

Seit 1990 forderten ukrainische Bischöfe eine größere Selbständigkeit ihrer Kirche, die im Exarchat Ukraine der Russisch-Orthodoxen Kirche organisiert war.

Im April 1992 gab Metropolit Philaret von Kiew sein Ausscheiden aus der Russisch-Orthodoxen Kirche bekannt. Die ukrainische Kirche im Patriarchat von Moskau wählte daraufhin eine neue Leitung und gründete sich im Mai als Ukrainische Orthodoxe Kirche (Moskauer Patriarchat).

Am 25. und 26. Juni 1992 gründete sich in Kiew die Ukrainische Orthodoxe Kirche - Kiewer Patriarchat als Vereinigung von Klerikern und Gemeinden um Metropolit Philaret und der Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche. Oberhaupt wurde Patriarch Mstislaw (Skripnik) der Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche, der in den USA lebte, sein Stellvertreter Metropolit Philaret. Beide Kirchen behielten eigene Organisationsstrukturen bei.

1993 trennten sich nach dem Tod von Patriarch Mstislaw beide Kirchen wieder, neues Oberhaupt des Kiewer Patriarchats wurde Metropolit Wladimir (Romanjuk). 1994 wurde die unabhängige Metropolie von Aquileia und Westeuropa als autonome Teilkirche aufgenommen. 1995 wurde Metropolit Philaret neuer Leiter der Kirche nach dem plötzlichen Tod von Metropolit Wladimir. 1997 wurde er von der Russisch-Orthodoxen Kirche offiziell mit dem Kirchenbann belegt.

Die Ukrainische Orthodoxe Kirche (Kiewer Patriarchat) bemühte sich seit 2000 verstärkt um ein Zusammengehen mit der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (Moskauer Patriarchat) und mit der Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche, lange ohne Erfolg. Auf der Krim blockierte die Polizei im August 2017 den Zutritt zur Kathedrale der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (Kiewer Patriarchat) in Simferopol.[3] Im Oktober 2018 wurden die Ukrainische Orthodoxe Kirche (Kiewer Patriarchat) und die konkurrierende Ukrainische Autokephale Orthodoxe Kirche gemeinsam und gegen den Widerstand der russischen Kirche als kanonisch anerkannt [4] und dem ökumenischen Patriarchat Konstantinopel unterstellt.

Orthodoxe Kirche der Ukraine

Patriarch Bartholomeos I. bei der Unterzeichnung des Tomos (Dekret) über die Autokephalie der vereinigten Orthodoxen Kirche der Ukraine

Am 15. Dezember 2018 wurde die Gründung einer neuen ukrainisch-orthodoxen Landeskirche bei einem Konzil in Kiew beschlossen. Bei einer Zeremonie im Patriarchat in Istanbul am 5. Januar 2019 unterzeichnete Bartholomäus I. mit dem neuen ukrainischen Metropoliten Epiphanius im Beisein des ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko ein Dokument über die Autokephalie der neuen Kirche.[5] Der Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus I., überreichte am Heiligabend des orthodoxen Weihnachtsfests am 5. Januar 2019 der Kirche die Bulle (Tomos) über die Verleihung der kirchlichen Eigenständigkeit (Autokephalie).[6]

Strukturen

Diözesen

Die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche (Kiewer Patriarchat) war 2018 in 35 Eparchien mit 4807 Gemeinden organisiert.[7] Dazu gibt es Diözesen in Russland, Moldawien, Griechenland, den USA, Kanada, Australien, Europa und weiteren Ländern. Zum Dekanat Deutschland gehören Gemeinden in Bielefeld, Braunschweig, Hamburg, Hannover[8], Köln[9], Frankfurt/Main[10] und anderen Städten. In Deutschland zählen sich etwa 110.000 Gläubige zur Kirche.

Die Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche war 2018 in 14 Eparchien mit 1048 Gemeinden organisiert.[7]

Klöster

Die Kirche besitzt 74 Klöster mit Mönchen und Nonnen.

Kirchenrechtliche Situation

Die ehemals Ukrainisch-Orthodoxe Kirche - Kiewer Patriarchat wurde bis 2019 von den meisten anderen orthodoxen Kirchen nicht als kanonisch anerkannt. Das bedeutete, dass die Taufe, Priesterweihe und andere Sakramente von den meisten orthodoxen Kirchen nicht anerkannt wurden. Mitglieder der Kirche waren so auch von der Eucharistie in anderen Kirchen ausgeschlossen. Die Kirche war in keinem übergeordneten orthodoxen Gremium vertreten, auch nicht in der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland oder dem Ökumenischen Rat der Kirchen.

Die Kirche unter Metropolit Philaret bemühte sich sehr intensiv um eine kanonische Anerkennung durch das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel, bereits vier Tage nach der Gründung reiste Metropolit Philaret 1992 erstmals nach Istanbul. 2016 forderte das ukrainische Parlament den Ökumenischen Patriarchen auf, die Kirche anzuerkennen. Auch 2017 fanden Gespräche beider Kirchen in Istanbul darüber statt.[11]

Eine kirchenrechtliche Anerkennung war nur möglich, nachdem es einen Zusammenschluss mit der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (Moskauer Patriarchat) gab, da es in einem Land nur eine kanonische orthodoxe Kirche geben kann. Diese kann dann autokephal (unabhängig) werden. Im Sommer 2018 deuteten alle Anzeichen auf eine Anerkennung der Autokephalie der ukrainischen Kirche durch Konstantinopel im Oktober 2018 hin.[12] Dass der Druck aus dem Kreml nicht ausgereicht hatte, diesen Schritt zu verhindern, führte zu scharfen Reaktionen der Russisch-Orthodoxen Kirche, welche sich in einer Verliererrolle sah. Der russische Journalist Alexander Soldatow schrieb in einem Artikel der regierungskritischen Zeitung Nowaja Gaseta, dass die russisch-orthodoxe Kirche sich in dieser Frage am außenpolitischen Kurs der Regierung unter Putin orientiere.[13]

Am 10. Oktober 2018 verkündete Bartholomeos I. anlässlich einer Bischofskonferenz in Istanbul, dass sich die Ukrainischen Kirchen selbständig organisieren können.[14]

Am 15. Dezember 2018 wurde im Rahmen einer Synode die Fusion der Ukrainisch-orthodoxen Kirche des Kiewer Patriarchats mit der Ukrainischen autokephalen orthodoxen Kirche beschlossen.

Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel hat am 6. Januar 2019 das Dekret über die Anerkennung der neuen Orthodoxen Kirche der Ukraine an deren Oberhaupt, den Kiewer Metropoliten Epiphanius, übergeben. Patriarch Bartholomäus I. überreichte das Tomos genannte Dokument bei einem Gottesdienst zum orthodoxen Weihnachtsfest in der Sankt-Georgs-Kirche in Istanbul. Am Samstag hatten er und Epiphanius das Dokument unterzeichnet.

Literatur

  • Thomas Bremer: Die orthodoxen Kirchen mit nicht-kanonischem Status (Ukraine). In: Die orthodoxen Kirchen der byzantinischen Tradition. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2013, ISBN 978-3-534-23816-3, S. 115–120.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Repräsentative Befragung des Instituts für Soziologie der Ukrainischen Akademie der Wissenschaften, 2016, (ukrainisch)
  2. Religious Self-Identification and Prayer in Ukraine, Olena Bogdan, Kiev International Institute of Sociology, 2016, pdf (englische Fassung)
  3. Katholische Nachrichtenagentur, 1. September 2017.
  4. Ukrainisch-orthodoxe Kirche vor Unabhängigkeit. In: religion.orf.at. 12. Oktober 2018, abgerufen am 18. November 2018.
  5. Patriarch erkennt ukrainische Kirche an. In: n-tv.de. 5. Januar 2019, abgerufen am 5. Januar 2019.
  6. Orthodoxe Kirche in Ukraine eigenständig. In: faz.net. 6. Januar 2019, abgerufen am 6. Januar 2019.
  7. 7,0 7,1 Angaben der Staatlichen Abteilung für Religions- und Nationalitätenangelegenheiten vom 1. Januar 2018 (ukrainisch)
  8. Ukrainisch-orthodoxe Gemeinde St. Wolodymir in Hannover-Misburg, Erzpriester betreut Gemeinden in Bielefeld-Senne, Braunschweig und Hamburg mit
  9. Ukrainische orthodoxe Kirchengemeinde der Verklärung des Herrn in Köln, Website
  10. Ukrainisch-Orthodoxe Kirchengemeinde zu Ehren der heiligen Apostelfürsten Petrus und Paulus in Frankfurt, Website
  11. Gespräche in Istanbul Radio Vaticana nach Informationen des Religiosen Informationsdienstes der Ukraine vom 17. Januar 2017
  12. "Die Entscheidung ist gefallen: Die ukrainische Kirche wird autokephal sein!", Nowaja Gaseta, 31. August 2018
  13. Die Patriarchate beginnen einen großen Krieg, Nowaja Gaseta, 10. September 2018
  14. Nachrichten 06:00h Radio SRF 1, 11. Oktober 2018

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