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Orsoy

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Zum deutschen Theologen und Politiker siehe Goswin von Orsoy.
Orsoy
Stadt Rheinberg
Wappen der ehemaligen Stadt Orsoy
Koordinaten: 51° 31′ N, 6° 41′ O51.5244444444446.686666666666722.5Koordinaten: 51° 31′ 28″ N, 6° 41′ 12″ O
Höhe: 20–25 m ü. NN
Fläche: 14,75 km²
Einwohner: 4.177 (9. Nov. 2011)
Eingemeindung: 1. Jan. 1975
Postleitzahl: 47495
Vorwahl: 02844
Orsoy (Nordrhein-Westfalen)
Orsoy

Lage von Orsoy in Nordrhein-Westfalen

Das als Schutz vor Hochwasser 1937 vom Architekten Helmut Hentrich entworfene Rheintor
Hochwasserschutztor (Rheinansicht)

Orsoy ist ein Stadtteil der niederrheinischen Stadt Rheinberg am linken Niederrhein. Übersetzt bedeutet das Wort Orsoy (gesprochen: im Dialekt kurz und hart: Oschau oder: Orsau) in etwa „Pferdewiese“ (Rossaue). Orsoy ist wegen der Rheinpromenade, seiner Festungsmauern und seiner historischen Bebauung ein beliebter Ausflugsort, von dem man mit einer Fähre zum rechtsrheinisch gelegenen Duisburger Stadtteil Walsum übersetzen kann.

Festung Orsoy

Befestigungszeiten
Zeitraum Beschreibung
1139–1273 Befestigte Stadt (Ort mit bäuerlichen Anwesen)
1273–1438 Feste Stadt (Eine Stadt wird nach der Errichtung der Mauer und der Stadttore so genannt)
1565–1581 Festung (neuitalienisch)
1632–1640 Festung (altniederländisch)
Bastion Kuhpforte
Blick auf Graben mit Glacis vor Bastion
Südlicher Ravelin

Der Ort wird in großen Teilbereichen von einer mittelalterlichen Stadtmauer mit 4 Stadttoren umgeben (1. Befestigungsring). Das letzte der noch vorhandenen historischen Stadttore (Kuhtor) wurde im Rahmen der Kriegshandlungen 1945 zerstört. Die Tore selbst waren Doppeltoranlagen mit Vortor, Zwinger und dem Haupttor. Am Haupttor (Kuhtor) wurde schon früh eine vorgelagerte Barbakane (vgl. Abbildung: Festung Orsoy um 1650) errichtet. Das heute noch genutzte Hochwasserschutztor (Wassertor oder Rheintor) wurde erst 1937 errichtet. Außerdem gab es diverse Mauertürme, sowie 4 Ecktürme. Der heute noch vorhandene 18 Meter hohe Pulverturm (ehem. Mühlenturm – urspr. der Einzige in die Mauer integrierte Eckturm der Stadtmauer) veranschaulicht die Ausmaße der Stadtbefestigung. Vom blauen Turm sind nur noch das Fundament und Reste der Grundmauern erhalten geblieben.

Der 2. Befestigungsring – 5 Bollwerke (Bastionen), Hauptwall, Hauptgraben – ist komplett erhalten. Die fünf Bollwerke bestehen aus Erde mit einem gemauerten Fundament auf Grabenhöhe. Dieser gemauerte Sockel der Bollwerke ist von Erde und Bewuchs bedeckt, an 2 Stellen in Orsoy ist dieser Sockel jedoch freigelegt. Die fünf Bastionen und die begehbaren Kurtinen zwischen ihnen sind (im Rahmen des Wallpromenadenrings) durch Wege erschlossen. Sie heben sich immer noch deutlich von der Landschaft ab und stehen unter Denkmalschutz.

Die Festung Orsoy ist nach zwei unterschiedlichen Festungsbaumanieren errichtet worden: neuitalienisch (2.Ring) und altniederländisch (3.Ring).

Der neuitalienische Teil geht auf Johann d. Ä. Pasqualini (Sohn von Alessandro Pasqualini) zurück. Zu diesem Teil gehören auch die fünf Bollwerke. Die Verbindungen der einzelnen Bollwerke (Bastionen) untereinander nennt man Kurtine oder deutsch: den Hauptwall (z.B. Südwall). Davor liegt die Wasserfläche des ehem. Hauptgrabens. Der Hauptgraben ist heute bis auf den Bereich vor der Bastion Kuhpforte (Kuhteich – vgl. Abbildung: Historische Festungsanlagen: Befestigungsring 1 + 2) komplett trocken.

Der altniederländische Teil stellt den 3. Befestigungsring dar. Zu diesem altniederländischen Teil gehören die vier Ravelins zwischen den Bollwerken. Zur Errichtung der Ravelins wurde der Hauptgraben ausgebaut und verbreitert. Auch die „Zollinsel“ (im Rhein) vor dem Rheintor war Ravelin "ähnlich" ausgebaut, gilt aber nicht als 5. Ravelin. Das 1. Ravelin zwischen Kastells- und Henkesbollwerk ist kaum noch im Gelände erkennbar. Das 2. Ravelin befindet sich auf der Fläche des Krankenhauses, das 3. im Nahbereich des Kuhteiches. Das 4. Ravelin (Süd-Ravelin) vor dem ehemaligen Binsheimer Tor ist genau nach Süden ausgerichtet und lässt sich im offenen Gelände noch sehr gut erkennen. Letztes Verteidigungselement des 3. Ringes war der Niederwall (vor dem Hauptgraben) mit dem gedeckten Weg und dem davor liegenden Glacis.

Die Festung Orsoy selbst wird gemäß der gültigen Festungsterminologie als „Irreguläre Pentagonale Bastionärsfestung“ bezeichnet. Der Begriff "irregulär" bezieht sich auf die Anpassung der Festung an die örtliche Topographie, insbesondere an den Rhein als irregulären Teil der Festungsanlage statt des regulären künstlichen Festungsgrabens.

Geschichte

Urgeschichte und frühes Mittelalter

Erste Siedlungsspuren weisen, wie für den gesamten Niederrhein, auf ab 750 v. Chr. vordringende Germanen hin, die zunehmend die ansässigen Kelten verdrängt oder assimiliert haben dürften.

Zur Zeit der caesarischen Gallieneroberung dürften Menapier in der Gegend des heutigen Orsoy gesiedelt haben. Später wurden dann von Tiberius Cugerner, die zuvor als Sugambrer gegenüber Köln zu finden waren, zwischen Krefeld und Kleve zwangsangesiedelt. Mit dem 4. Jahrhundert dürfte sich an der Stelle des späteren Orsoy dann (neben der vorbeiführenden Römerstraße) noch zumindest eine Fährstelle und wahrscheinlich eine villa rustica gefunden haben. Dieses Gehöft könnte auch die Keimzelle einer dann schon begonnenen Besiedelung gewesen sein.

Mit den 401/402 abrückenden Römern, die nun Italien gegen die Westgoten verteidigten, gelangten zunehmend die salischen Franken zu Macht. (Köln wurde 454 erobert). Zu den Cugernern, die nun zu den Franken zählten, kamen die aus dem Ruhr-Lippe-Gebiet rheinabwärts ziehenden Hattuarier, die sich zunehmend mit jenen vermischt haben dürften.

Etwas außerhalb von Orsoy in Richtung auf Rheinberg-Eversael zu wurden 1938 nahe am Rhein neun Gräber aus dem frühen Mittelalter ergraben (ca. 500–630 n. Chr.). Darunter einige außerordentlich reiche Bestattungen ('Fürstengräber') aus der 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts, mit Beziehungen nach Skandinavien im Fundgut.[1]

Der Hof Ruberg, auf den der Ruberger Weg bis heute hinweist, ist als erste mögliche fränkische Siedlung jedoch weiterhin streitig.[2]. Um 700 dürfte der Niederrhein dann christianisiert worden sein.

Hoch-/Spätmittelalter (1139–1579)

Die Stadtmauer am Pulverturm
Der Pulverturm
Die evangelische Kirche stammt aus dem 15. Jahrhundert

Erst ab dem 12. Jahrhundert lässt sich Orsoy dann als Gemeinde oder Stadt ausmachen und belegen. Die früheste Erwähnung findet sich in einer Urkunde der Abtei Hamborn, die 1139 ihren Besitz in „Hersougen“ benannte.[3] Schon hier scheint jedoch von einer entwickelten Gemeinde ausgegangen zu werden.

1225 beurkundete auch das 1123 gegründete Kloster Kamp seine Besitztümer in „Orsoie“. Daneben hielten im Laufe der Zeit auch das Kloster Werden und das Kloster Siegburg (Benediktiner), dann das Kloster Bedburg bei Kleve und das Kloster Fürstenberg bei Xanten (Nonnen) sowie die Damenstifte Sankt Maria im Kapitol bei Köln und Gerresheim bei Düsseldorf und das Ordenshaus der Johanniter in Duisburg und deren Kommende in Walsum Besitztümer in und um Orsoy.

1233 erwähnte dann eine Urkunde des Grafen Dietrich IV. von Kleve vom 19. Mai Orsoy als gräflichen Fronhof (curtis Orsoie), dessen Einkünfte dieser seiner Schwiegertochter Elisabeth, der Tochter des Herzogs von Brabant, in der für diese Zeit üblichen Weise zur freien Verwendung überschrieb. Von 1238 bis 1240 ist Orsoy dann als (Rhein)Zoll-Station für Kleve belegt. Über den Beginn dieser Privilegierung fehlt jedoch jede Nachricht. Von Dietrich V. von Kleve, der 1260 bis 1275 herrschte, dürfte Orsoy dann zur Stadt erhoben worden sein (vgl. Kastner, 42, der 1263 für möglich, aber frühesten 1270 für wahrscheinlich hält), um eine südliche Befestigung gegen den Kölner Erzbischof, der in Rheinberg präsent war, aufzubauen. Dietrich VII. begründete auch die Städte Dinslaken, Büderich und Huissen bei Arnheim.

Die Stadt Orsoy dürfte jedoch im 14. Jahrhundert kaum hinreichend von den Zollrechten (sofern es sie noch innehatte) profitiert haben, da sich die Stadt in zunehmender, von einem Brand 1347 und/oder 1351 beschleunigter Verarmung fand. Dennoch bestätigte am 1. September 1347 Kaiser Ludwig IV., genannt „der Bayer“, noch einmal die Stadternennung. Dass diese zweite Stadtwerdung nötig war, mag die rechtliche Unsicherheit erklären, in der die durchaus nicht zur Blüte gereifte Stadt sich fand. Auch nach dem Brand 1351 privilegierte Graf Johann von Kleve die Stadt erneut.

Dass Orsoy jedoch nie das Marktprivileg verliehen worden zu sein scheint, mag diese zurückhaltende Entwicklung der Stadt erklären, wenngleich dieser Mangel unter der ansonsten reichlichen Privilegierung ein Kuriosum bleibt, für das eine schlüssige Erklärung bis heute fehlt.

Die Verwaltung der Gemeinde (universitas) erfolgte anfänglich noch durch sieben Schöffen (scepen, scabini), die aus den Vornehmen heraus sich selbst kooptativ ergänzten, und einem Richter (judex), den der Klever Graf ernannte. Der Übergang zur Ratsverwaltung dürfte Ende des 13. Jahrhunderts vollzogen worden sein (Wesel 1271, Duisburg 1274), ist aber erst für 1351 bezeugt. Für 1364 findet sich dann erstmals ein Amtmann belegt. Nachdem der judex zunehmend auf die Rechtsprechung beschränkt worden war, trat dann Ende des 14. Jahrhunderts ein Bürgermeister an die Spitze der Stadt. Ende des 15. Jahrhunderts ist dann der Übergang von der Oligarchie zu einer Honoratioren-Demokratie vollzogen:

Zu den sieben Schöffen und dem Bürgermeister traten die Geschworenen (Gemeinleute, Ratsfreunde), die aus vier Vierteln, in die die Stadt hierzu unterteilt worden war, gewählt wurden. Im Gegensatz zu dem üblichen Verfahren in größeren Städten, das auf ein Viertel drei oder vier Geschworene kommen ließ und zu deren Wahl wiederum zehn Wahlmänner pro Viertel aus dem Volk wählen ließ, sind für Orsoy jedoch nur vier „Ratsfreunde“ gewählt worden.

Ab 1419 lag der klevische Rheinzoll wieder in Orsoy. Bis 1438 hatte Herzog Adolf von Kleve eine zweite Burg, das so genannte „große Schloss“ in Orsoy errichtet. Für 1452 findet erstmals ein Lehrer (Schulmeister) in der Stadt Erwähnung. 1461 war der große Rheindeich („Egerdeich“) fertig gestellt.

Neuzeit (Beginn etwa ab 1580)

Die neuzeitliche Festung Orsoy entstand in den Jahren 1565-1581. Festungsbaumeister war der Italiener Johann Pasqualini d.Ä. (Verantwortlich für den Bau des 2. Befestigungsrings). Die Befestigung entstand im Rahmen eines ehrgeizigen Bauprogramms des Landesherren Herzog Wilhelms des Reichen als Hauptwaffenplatz im Herzogtum Kleve, während Düsseldorf und Jülich als Hauptwaffenplätze für die Herzogtümer Jülich und Berg ähnlich verstärkt wurden.

1586 erobern die Spanier Orsoy und zerstören die Stadt bis auf die Grundfesten.

Ab 1609 – brandenburgische Verwaltung.

1632-1640 Niederländische Besatzung. Die Festung wird im altniederländischen Stil ausgebaut und um den 3. Befestigungsring erweitert.

1666 kommt Orsoy erneut unter brandenburgische Verwaltung.

Ab 1672 steht die Stadt Orsoy für einige Jahre unter französischer Herrschaft. Bei der Einnahme Orsoys durch Ludwig XIV. erfolgte die Schleifung großer Teile der vorhandenen Festungsanlagen. Auch die vom Herzog von Kleve am Nordwall errichtete große Burg mit 3 Türmen (Grundfläche 100 x 70 Meter) wurde durch französische Truppen gesprengt. Erhalten blieben nur Teile der äußeren Umfassungsmauern.

1685 wird der erste Rheinhafen in Orsoy angelegt.

Um 1750 erfolgt das Ende der militärischen Nutzung der noch erhaltenen Festungsteile. (vgl. Klöffler 2005: Festungs-Inventar)

Im 18. Jahrhundert gibt es in Orsoy eine bedeutende Tuchindustrie. Um 1700 wurde vor Ort die erste Tuchmanufaktur gegründet, der weitere folgten, so das Mitte des 18. Jahrhunderts die Stadt die führende Stellung im klevischen Tuchgewerbe einnahm, bis ein Großfeuer 1818 fast die gesamte Tuchindustrie vor Ort vernichtet. Wirtschaftliche Rückschläge erfuhr Orsoy außerdem infolge des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) und der Verlegung des Rheinzolls nach Homberg im Jahre 1805.

Ein Großteil der Orsoyer Bürger lebte fast 100 Jahre lang von der Zigarrenproduktion. Aus Havanna, Java oder Sumatra kamen Tabakwaren per Schiff nach Holland, von dort über den Rhein nach Orsoy. Nachdem 1818 ein Großfeuer den Niedergang der florierenden Tuchindustrie eingeleitet und die Stadt in große wirtschaftliche Not gestürzt hatte, begann ab 1851 mit der Zigarrenproduktion eine Zeit wirtschaftlichen Aufschwungs. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam das Aus für die Orsoyer Tabakindustrie. Die Gründe waren fehlende Vorräte, im Krieg zerstörte Produktionsstätten und Lagerräume sowie zunehmender Konkurrenzdruck aus anderen Regionen. Zahlreiche Bürgerhäuser erinnern heute noch an die industrielle Blütezeit der Stadt.

1935/36 wird das Hafenbecken neben der heutigen Grundschule im Zuge der Erhöhung des Rheindeiches zugeschüttet. Ab 1938 wurden auch Orsoyer Juden aus ihrer Heimatstadt vertrieben und später deportiert. Die alteingesessene und bis zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten sehr respektierte Familie Friedemann wurde von ihren Mitbürgern gemieden und denunziert, andere Orsoyer, Sozialdemokraten und Kommunisten, im SA-Heim in der Rheinstraße verprügelt. Die als „wohlhabend“ angesehene jüdische Familie Friedemann war vor allem durch ihr großes soziales Engagement im Ort bekannt.

Rheinbefliegung, Orsoy mit Hafen, 1953

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, im März 1945, wurde Orsoy durch Truppen der US Army besetzt. Während der Kampfhandlungen zwischen den Alliierten und der deutschen Wehrmacht wurde der Kirchturm der katholischen Kirche durch deutsche Truppen beschossen. Der Beschuss erfolgte vom gegenüberliegenden (rechten) Rheinufer. Durch eine Zerstörung des Turmes sollte eine mögliche Nutzung durch die gegnerische Feindaufklärung unterbunden werden.

Geschichte nach Ende des Zweiten Weltkrieges

Ab 1956 lebte in Orsoy der Raketenkonstrukteur Berthold Seliger. Er besaß in Orsoy eine Mopedwerkstatt und baute hier auch die Raketen, die er von 1962 bis 1964 im Wattengebiet von Cuxhaven startete. Von 1961 bis 1972 hatte der General a.D. und ehemaliger wehrpolitischer Berater der FDP Gerhard Graf von Schwerin in Orsoy am Rheindamm einen Wohnsitz, den er jedoch nicht ganzjährig bewohnte.

Die einstmals florierende Tabakverarbeitung ist nicht mehr existent. Eine große ehemalige Tabakfabrik am Südwall wurde in den 1990ern zu Wohnraum umgebaut. Die wichtigsten Nahversorgungseinrichtungen sind über die Jahre in Orsoy erhalten geblieben. Es gibt eine Grundschule, zwei Kindergärten, mehrere Ärzte, ein Alten- und Pflegeheim, ein Krankenhaus (Marienhospital mit geriatrischem Schwerpunkt), zwei Bäckereien, eine Konditorei, eine Sparkasse sowie diverse kleinere Läden. Das Gastronomieangebot kann besonders von den Wochenendgästen profitieren. Orsoy wird in den nächsten Jahren weitere Einwohner durch Ausbau von zwei neuen Wohngebieten bekommen.

Eingemeindungen

Am 1. Januar 1972 wurde die einwohnerschwache Gemeinde Orsoy-Land in die Stadt Rheinberg eingegliedert. Die Stadt Orsoy kam am 1. Januar 1975 hinzu.[4]

Politik

Wappen

Blasonierung: Über einer zinnenbewehrten silbernen (weißen) Stadtmauer mit rotem Tor im Schildfuß, drei silberne (weiße) Pferdeköpfe im grünen Schild. Bedeutung: Es handelt sich hier um ein sogenanntes "redendes Wappen" – die Pferde in der Aue = Orsoy. Die Stadtmauer steht für die Stadt Orsoy, die die Stadtrechte bereits im 13. Jahrhundert erhielt. Das älteste bekannte Stadtsiegel zeigt die gleichen Symbole.[5]

Bauwerke

Stadtmauer am blauen Turm
Katholische Kirche St. Nikolaus
Orsoyer Rathaus
Rheinhafen Orsoy
Anlegesteg für Ausflugsschiffe
  • Pulverturm (Mühlenturm) – der im Volksmund Pulverturm genannte 18 Meter hohe Eckturm der alten Stadtmauer ist um 1550 erbaut worden (Wandstärke bis zu 2 Meter). Seit dem 17. Jh. diente er bis 1865 als Mühlenturm für eine Windmühle. Teile der restaurierten Stadtmauer grenzen direkt an den Turm, d.h. der Pulverturm war der einzige der vier Ecktürme, der direkt in die Stadtmauer integriert war.
  • Stadtmauer – erste Ringmauer um 1438 entstanden. Höhe bis zu 8 Meter (Stärke 1,25 Meter), in der maximalen Ausbaustufe waren bis zu elf Türme sowie vier Stadttore an der Mauer vorhanden. Die Stadtmauer ist etwa zur Hälfte erhalten und wurde von 1974-1976 restauriert.
  • Katholische St. Nikolaus-Kirche (dreischiffige neugotische Hallenkirche), 1843 bis 1847 erbaut, schwer beschädigt im März 1945 und ohne Turmhelm wieder aufgebaut im Jahre 1951. Endgültige Restaurierung erfolgte von 1971 bis 1974. Bedeutend sind der altniederländische Hochaltar und vier Altarflügel von Colijn de Coter, beide um 1500 entstanden. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges im März 1945 wurde der Turm der Kirche durch Beschuss von der anderen Rheinseite zerstört. Die deutschen Einheiten der Wehrmacht vermuteten eine Nutzung des Turmes durch vorrückende Artilleriebeobachter und Funker der US-Army.
  • Evangelische Kirche Orsoy, um 1450 als Um- und Erweiterungsbau einer älteren Anlage entstanden. Stufenhallenkirche als Backsteinbau im spätgotischen Stil. Ursprünglich dem St. Nikolaus geweiht, wird die Kirche unter niederländischer Besetzung 1632 den Reformierten zugewiesen und ist seitdem protestantisches Gotteshaus. Sehenswert: Älteste evangelische Kanzel am Niederrhein (1551). Umfangreiche Sanierungsmaßnahmen zwischen Frühjahr 2010 und Herbst 2012. Wiedereröffnung am 16. Dezember 2012.
  • Ehemalige Synagoge – die Jahrzehnte überdauert hat auch die ehemalige Synagoge auf der Seilerbahn. Im Jahre 1866 erbaute die Orsoyer jüdische Gemeinde diese Synagoge mit Schulhaus. Sie hat das Dritte Reich – und damit die Novemberpogrome – wahrscheinlich nur deshalb überstanden, weil sie bereits 1938 als Wohnhaus diente. Die Wohnnutzung besteht bis heute.
  • Ehemalige Akzise-Wegezollstelle der Stadt Orsoy am Hafendamm (Nähe Egertor). Erbaut Anfang des 18. Jahrhunderts (um 1710). Das Gebäude wurde 1980 (durch private Spendengelder) von Grund auf vorbildlich restauriert.
  • Rathaus, nach der vollständigen Zerstörung Orsoys durch die Spanier 1586 wird auch das Orsoyer Rathaus um 1600 neu aufgebaut. Im Gebäude befindet sich noch eine begehbare alte Gefängniszelle.
  • Ehemalige Tabakfabrik (am Südwall) – nach Kriegsende jahrzehntelang Ruine und inoffizieller Abenteuerspielplatz. Wurde in den 1990ern aufwändig saniert und zu Wohnraum umgebaut.
  • An der Rheinpromenade verfügt Orsoy über einen eigenen Schiffsanleger. Während der Sommermonate halten hier regelmäßig Passagierschiffe (z.B. Riverlady, Rheinkönigin) auf dem Weg nach Duisburg oder in Richtung Holland.
  • Hochwasserschutztor – erbaut im Jahre 1937 im Rahmen der damals durchgeführten massiven Erhöhung und Verstärkung der Rheindeiche am Niederrhein. Das Tor ist in Anlehnung an die historischen Festungstore der Stadt Orsoy gestaltet worden und vermittelt so auch einen Eindruck über die Dimension einer historischen Toranlage. Die Anlage wurde Ende der 1990er komplett saniert, auf der Rheinseite befinden sich diverse Hochwasserstandsmarken. Der Bürgerschützenverein Orsoy übernimmt seit Jahren die ehrenamtliche Pflege dieses charakteristischen Gebäudes; bei Hochwasser wird das Tor durch die Freiwillige Feuerwehr Orsoy verschlossen.
  • In der Nähe von Orsoy überquert eine zweikreisige 380-kV-Leitung den Rhein an zwei je 105 Meter hohen Freileitungsmasten; die Spannweite zwischen den beiden Masten beträgt 545 Meter.
  • Nördlich des Ortes liegt der Rheinhafen Orsoy der NIAG.

Hochwasserschutz

Der Raum Orsoy ist durch die höchsten Flussdeiche Europas gegen Rheinhochwasser geschützt. Die Verantwortung trägt der Deichverband Orsoy. Leiter des Deichverbandes ist der „Deichgräf“.

Die Bedeutung des Orsoyer Rheinbogens für die Tier- und Pflanzenwelt kommt durch die fast völlige Unterschutzstellung als Landschaftsschutzgebiet bzw. insbesondere des Rheinvorlandes als Naturschutzgebiet zum Ausdruck. In den ausgekiesten Gebieten des Rheinvorlands wurden Gewässer in Form alter Rheinarme angelegt und es soll in den nächsten Jahren wieder ein Auenwald in diesem Bereich entstehen.

Söhne und Töchter

  • Max Friedemann, genannt Mäcki (* 1905; † 1986), deutsch-jüdischer kommunistischer Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, Interbrigadist, Kämpfer in der Résistance, Mitglied der Deutschen Wirtschaftskommission (DWK), Betriebsleiter des VEB Stahl- und Walzwerke Riesa und Handelsrat in Peking

Literatur

  • Heinz van de Linde: Die unendlich lange Egerstraße. Erinnerungen an die kleine Stadt Orsoy, Books on Demand, 2005, ISBN 383343838X.
  • Dieter Kastner: Rheinischer Städteatlas Lfg. IX. Nr 51. Orsoy, Habelt, R. 1989, ISBN 379271048X.
  • Heinz Janssen: Orsoy in alten Ansichten, Verlag Europäische Bibliothek Zaltbommel (Niederlande) 1985, ISBN 90-288-3128-2 / CIP.
  • Dieter Kastner, Gerhard Köhnen: Orsoy. Geschichte einer kleinen Stadt, Braun, Duisburg 1981, ISBN 3-87096-160-0.
  • Otto Ottsen: Alt-Orsoy. Beiträge zur Geschichte der Stadt und des Amtes (der Drostei) Orsoy, Steiger, Moers 1980, ISBN 3-921564-16-6 (Repr. d. Aus. Orsoy 1934).
  • Gerhard Köhnen: Chronik der Gemeinde Budberg, Kreis Moers, Gemeindeverwaltung, Budberg 1971.
  • Karl Heck: Geschichte der Stadt und Festung Orsoy am Niederrhein; Typoskr. (Stadtarchiv Rheinberg), Essen 1944.
  • Gottfried B. Mertens: Geschichte der Stadt Orsoy und ihrer Umgebung nebst geschichtlichen Urkunden, Wallmann, Leipzig 1921.
  • Emil Stein: Geschichtliches über die evangelisch-reformierte Gemeinde Orsoy, Spaarmann, Moers 1893.
  • Johann H. Schürmann: Altes und Neues aus Orsoy, Selbstverlag, Orsoy 1849.

Weblinks

 Commons: Orsoy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kurt Böhner, Die fränkischen Gräber von Orsoy, Kreis Mörs. Bonner Jahrbücher 149, 1949, S. 146-196. – Jochen Giesler, Frühmittelalterliche Funde aus Niederkassel, Rhein-Sieg-Kreis. Bonner Jahrbücher 183, 1983, S. 475-590, hier: 513 ff. mit Abb. 20. – Frank Siegmund, Merowingerzeit am Niederrhein. Rheinische Ausgrabungen 34. Rheinland-Verlag 34, Köln 1998, S. 85 und 348-355, Taf. 128-137. ISBN 3-7927-1247-4
  2. Vgl. Kastner, 28f.
  3. Theodor Josef Lacomblet: Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins. Düsseldorf 1840-1858, Band I, S. 222ff Nr. 333
  4. Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz, ISBN 3-17-003263-1, S. 296.
  5. Wappenbeschreibungauf der Seite "Heraldry in the World

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