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Olga Hirsch

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Olga Anna Henriette Hirsch, geb. Ladenburg (geb. 26. März 1889; gest. 18. Juni 1968[1] in Cambridge), war eine Buntpapierexpertin und Begründerin der Olga Hirsch Collection of Decorated Papers.

Leben

Olga Hirsch war Tochter des aus Mannheim stammenden Bankiers Ernst Ladenburg[2] und seiner Ehefrau Sophie Ladenburg, geb. Schramm. Sie war seit 1911 mit dem Kaufmann Paul Hirsch (1881–1951) verheiratet und hatte mit diesem zwei Söhne und zwei Töchter, die zwischen 1911 und 1920 geboren wurden.[3] Paul Hirsch war ein ausgesprochener Musikliebhaber und bedeutender Sammler von Musikalien. Seit 1909 war die Musikbibliothek von Paul Hirsch der Öffentlichkeit zugänglich.[4] Um die Bucheinbände und Umschläge der Sammlungsstücke besser pflegen zu können, erlernte sie in der Frankfurter Buchbinderei Ludwig das Buchbinderhandwerk. Er war 1922 Mitbegründer der Frankfurter Bibliophilen-Gesellschaft und wirkte von 1922 bis 1934 als deren Vorsitzender. Olga Hirsch war ebenfalls Mitglied dieser exklusiven Gesellschaft. Dem wachsenden Druck der nationalsozialistischen Machtverhältnisse ausgesetzt, bereitete das Ehepaar die Verlegung des Wohnsitzes mit der kompletten Sammlung ins englische Exil vor. Nachdem Paul Hirsch bereits im Mai 1936 unbemerkt ausgereist war, konnten wesentliche Teile der Musikbibliothek am 12. August 1936 nach England verbracht werden. Zu in den Lagerräumen der Spedition Fermont beschlagnahmten Sammlungsteilen gehörte die komplette Bucheinbandsammlung von Olga Hirsch. Die Bestände konnten nach langwierigen Verhandlungen ausgelöst werden, nachdem die Stadt Frankfurt am Main die „geschenkweise“ Überlassung von sieben Bänden durchgesetzt hatte.[5] Die Musikaliensammlung wurde per Vertrag als Leihgabe an die Universitätsbibliothek Cambridge übergeben und 1946 an das British Museum in London verkauft. Ihr Schwager Carl (Karl) Sigmund Hirsch (* 22. Aug. 1875) wurde im Zuge des Novemberpogroms 1938 in Frankfurt am Main verhaftet und zwischen dem 10. und 14. Nov. 1938 in das KZ Buchenwald deportiert, wo er am 25. Nov. 1938 starb.[6] Der Ehemann Paul Hirsch wurde 1938 vom Deutschen Reich ausgebürgert[7] und – obwohl er den Status eines „friendly alien“ hatte – 1940 nach Kriegsausbruch kurzzeitig interniert. Die 1953 mit der Stadt Frankfurt am Main abgeschlossenen Restitutionsverhandlungen erlebte ihr zwei Jahre zuvor gestorbener Gatte nicht mehr.[8]

Sammlung

Fasziniert von der Schönheit der Buntpapiere erwarb sie im Januar 1916 von dem Antiquar Jacques Rosenthal (1854–1937) in München eine 2000 Stücke umfassende Sammlung von marmorierten, bedruckten oder geprägten Buntpapieren.[9] Diese Sammlung ergänzte sie in den folgenden Jahrzehnten durch weitere Erwerbungen, zu denen auch wertvolle Bucheinbände gehörten. Ein halbes Jahrhundert lang korrespondierte sie mit Museen, Buchhändlern, Buchbindern und Restauratoren und trug auf Reisen und aus dem weiten Freundeskreis ganze Bogen und auch Buntpapierabschnitte zusammen.[10] Diese Sammlung und ihre reichhaltige Fachbibliothek erlaubten es Albert Haemmerle, in Zusammenarbeit mit ihr innerhalb von zwei Jahren aus Anlass des 150-jährigen Jubiläums der Buntpapierfabrik Aschaffenburg AG ein international anerkanntes Grundlagenwerk zur Geschichte des Buntpapiers zu veröffentlichen.[11] Als sie 1968 starb, hinterließ sie die Sammlung dem British Museum. Sie ist jetzt die Olga Hirsch Collection of Decorated Papers der British Library.[12] Die ästhetische Reichhaltigkeit der Sammlung kommt durch eine Publikation von P. J. M. Marks aus dem Jahr 2015 zum Ausdruck.[13]

Veröffentlichungen

  • Some Articles and Catalogues written or published by Paul Hirsch. In: The Music Review XII, 1951.[14] [6](Zugriff am 13. März 2021)]
  • Alte Buntpapiere. In: Archiv für Buchgewerbe und Gebrauchsgraphik 69 (1932), Nr. 4, S. 8–13.
  • Decorated Papers. In: The Penrose Annual 51 (1957), S. 48–53, 8 S. Abb.
  • Alte Buntpapiere. Vortrag vor der Bibliophilengesellschaft in Köln. In: Allgemeiner Anzeiger für Buchbindereien 72 (1959), Nr. 4, S. 186–194.
  • Albert Haemmerle: Buntpapier. Herkommen, Geschichte, Techniken, Beziehungen zur Kunst. Unter Mitarbeit von Olga Hirsch. Callwey, München 1961; Veränd. u. erw. Nachdruck. Callwey, München 1977. ISBN 3-7667-0388-9.

Literatur

  • Albert Haemmerle: Die Buntpapiersammlung Olga Hirsch. In: Philobiblon 10 (1966), Nr. 2, S. 104–109.
  • Mirjam M. Foot: The Olga Hirsch Collection of Decorated Papers. In: British Library Journal 7 (1981), no. 1, p. 12–38.[7] (Zugriff am 7. März 2021).
  • Kurt Londenberg: Hirsch, Olga. 1889–1968. In: Lexikon des gesamten Buchwesens. Bd. 3 (1991), S. 478.
  • P. J. M. Marks: Decorated papers. The Olga Hirsch Collection. British Library, London 2007. ISBN 978-0-7123-0950-9.

Einzelnachweise

  1. abweichendes Sterbejahr 1969 in Hessische Biografie: Ladenburg, Wilhelm Heinrich Ernst [ID = 13200] [1] (Zugriff am 7. März 2021).
  2. Sabine Hock: Hirsch, Paul. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), [2] (Zugriff am 7. März 2021).
  3. Kathrin Massar: Paul Hirsch. In: Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit, Claudia Maurer Zenck, Peter Petersen (Hg.), Hamburg: Universität Hamburg, 2007 [3]
  4. Kathrin Massar: Die Musikbibliothek Paul Hirsch und der Versuch ihrer Beschlagnahmung.[[4]](Letzter Zugriff am 13. März 2021)
  5. Vgl. Kathrin Massar: Paul Hirsch, a. a. O.
  6. Kathrin Massar: Paul Hirsch, a. a. O.
  7. Personenakte zum Ausbürgerungsverfahren Paul Hirsch (Sign.: R 99699) laut Kathrin Massar, a. a. O. im Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes Berlin
  8. Zu den Restitutionsverhandlungen vgl. Kathrin Massar: Paul Hirsch, a. a. O.
  9. Mirjam M. Foot: The Olga Hirsch Collection of Decorated Papers in the British Library.In: International Association of Paper Historians: IPH yearbook vol. 4 (1983/84), S. 183–206, hier S. 183.
  10. Mirjam M. Foot, a. a. O., S. 193
  11. Albert Haemmerle: Wie das Buch Buntpapier entstanden ist. In: Imprimatur, N.F. 3, 1961/62, S. 270.
  12. British Library, Help for researchers. [5] (Zugriff am 11. März 2021)
  13. P. J. M. Marks: An anthology of decorated papers. A sourcebook for designers. Thames & Hudson Ltd., Farnborough 2015, ISBN 978-0-500-51812-0.
  14. vgl. Karl Vötterle: "Hirsch, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 218 f. (Online-Version)
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