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Vichy-Regime

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État français
Französischer Staat
1940–1944
Flagge Frankreichs
Wappen Frankreichs
Flagge Wappen
Wahlspruch: Travail, famille, patrie
(Arbeit, Familie, Vaterland)
Amtssprache Französisch
Hauptstadt Vichy (de facto)
Paris (de jure)
Sigmaringen (im Exil 1944–1945)
Staatsform Republik
Regierungsform autoritäre Diktatur
Staatsoberhaupt Staatschef Philippe Pétain (1940–1944)
Regierungschef Premierminister Pierre Laval (1940–1941)
François Darlan (1941–1942)
Pierre Laval (1942–1944)
Währung Französischer Franc
Gründung 1940
Unabhängigkeit 1940
Nationalhymne Marseillaise
Zeitzone UTC +1
Vichy-Frankreich mit abhängigen Gebieten
Vichy-Frankreich mit abhängigen Gebieten

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Als Vichy-Regime (französisch Régime de Vichy) bezeichnet man im Rückblick die Regierung von Vichy-Frankreich (offiziell: État français ‚Französischer Staat‘), das heißt de facto der „unbesetzten Zone“ Frankreichs nach der mit dem Waffenstillstand vom 22. Juni 1940 anerkannten militärischen Niederlage gegen das Deutsche Reich und dem Ermächtigungsgesetz zur Verfassungsänderung vom 10. Juli 1940. Es löste die Dritte Französische Republik ab, bestand bis 1944 und erhielt den Namen nach seinem Regierungssitz, dem Kurort Vichy in der Auvergne.

Der Weg nach Vichy

Frankreich während der deutschen Besatzungszeit von 1940 bis 1944
  • direkt von Deutschland verwaltet (Elsass-Lothringen)
  • eingeschränkter Zugang; für deutsche Besiedelung vorgesehen
  • von Deutschland besetzte Zone
  • von Brüssel aus verwaltet
  • Küstenzone; Zugang untersagt
  • von Italien besetzte Zone
  • unbesetzte Zone (bis November 1942)
  • Am 16. Juni 1940 zeichnete sich mit der Einschließung der französischen Armeegruppen 2 und 3 der Zusammenbruch der französischen Verteidigung als Folge des erfolgreichen deutschen Westfeldzuges ab. Als Ministerpräsident Paul Reynaud im Parlament für die Fortführung des Krieges an der Seite der Alliierten und den Abschluss der von Winston Churchill vorgeschlagenen britisch-französischen Allianz plädierte, blieb er in der Minderheit und trat zurück. Der französische Staatspräsident Albert Lebrun betraute daraufhin seinen Stellvertreter, den populären Marschall Pétain („Held von Verdun“), mit der Regierungsbildung und der Einleitung von Waffenstillstandsverhandlungen. Der Waffenstillstand von Compiègne wurde am 22. Juni 1940 in Compiègne unterzeichnet. Er brachte unter anderem die De-facto-Teilung Frankreichs in einen unter deutscher Militärverwaltung stehenden Nord- und Westteil sowie einen unbesetzten Südteil (etwa 40 % der Landesfläche) mit Vichy als Sitz der französischen Regierung. Diese Regierung erhob grundsätzlich den Anspruch, weiterhin für ganz Frankreich einschließlich der Überseegebiete zuständig zu sein. Elsaß-Lothringen blieb nach dieser Auffassung staatsrechtlich ein Teil Frankreichs. Entgegen dieser Auffassung wurden diese östlichen Departements jedoch in den nächsten Tagen einem „Chef der Zivilverwaltung“ (CdZ) unterstellt; französische Proteste ignorierten die deutschen Besatzer. Es folgte eine „Eindeutschungspolitik“ zur Vorbereitung einer späteren Annexion.

    General Charles de Gaulle, im Kabinett Reynaud Staatssekretär, plädierte wie Reynaud für die Fortsetzung des Kampfes gegen das Deutsche Reich, flüchtete nach Großbritannien und richtete am 18. Juni von London aus über den französischsprachigen BBC-Sender Radio Londres einen Appell an alle Franzosen, den Kampf notfalls von den Kolonien aus fortzusetzen. Seine von ihm gegründeten Forces Françaises Libres (FFL; etwa: französische freie Streitkräfte) nahmen Ende des Juli 1940 mit einer Stärke von etwa 7.000 Mann den Kampf an der Seite der britischen Armee auf. De Gaulle wurde vom Vichy-Regime wegen Landesverrats in Abwesenheit zum Tode verurteilt; die FFL galten dem Vichy-Regime und der deutschen Besatzungsmacht als Freischärler.

    Verfassung

    Die Nationalversammlung der Dritten Republik verabschiedete am 10. Juli 1940 mit 569 gegen 80 Stimmen[1] ein Gesetz, mit dem Marschall Pétain ermächtigt wurde, in einem oder mehreren Akten eine die Rechte von Arbeit, Familie und Vaterland garantierende Verfassung für den État français (anstelle der République) zu verkünden.[2] Tags darauf verkündete Pétain daraufhin die ersten drei Konstitutionsakte, in denen er sich unter anderem selbst zum über das Weisungsrecht gegenüber der Exekutive, Legislative und Judikative verfügenden Chef d’État (= Staatschef) erklärte.[3] Mit Konstitutionsakt Nummer 4 erklärte er am 12. Juli Pierre Laval zu seinem Stellvertreter.[4]

    Formale Regierungsgewalt

    Die Standarte des Staatschefs im Vichy-Staat. Die offizielle Staatsflagge war nach wie vor die bisherige Flagge Frankreichs.

    Staatsrechtlich unterstand dem Vichy-Regime ganz Frankreich mit Ausnahme von Elsaß-Lothringen, das im Waffenstillstandsabkommen von Compiègne unter deutsche Verwaltung gestellt worden war. Des Weiteren stand ein kleines Gebiet im Südosten des Landes (u. a. Monaco und Nizza) unter italienischer Verwaltung, dessen Besetzung von der deutschen und der Vichy-Regierung lediglich geduldet wurde.

    Politik

    Tatsächliche Machtverhältnisse

    Tatsächlich erstreckte sich die Verwaltungshoheit lediglich über 40 % des Mutterlandes und die Überseegebiete. Der überwiegende Teil der Nordzone war nach der Niederlage Frankreichs dem deutschen Militärbefehlshaber in Paris unterstellt, die beiden nördlichsten Départements am Ärmelkanal, Nord und Pas-de-Calais, jenem in Brüssel. In den besetzten Gebieten bedurften alle Gesetze und Erlasse des Vichy-Regimes der Gegenzeichnung durch die deutsche Militärverwaltung.

    Philippe Pétain und Adolf Hitler am 24. Oktober 1940, in der Mitte Paul-Otto Schmidt als Dolmetscher, rechts Joachim von Ribbentrop

    Als sich nach der Landung der Alliierten in Nordafrika im November 1942 ein Angriff auf Adolf Hitlers „Festung Europa“ abzeichnete, besetzten Deutsche und Italiener am 10. und 11. November 1942 auch die bis dahin unbesetzte Südzone Frankreichs. Damit hatte das Vichy-Regime seine geringe faktische Macht weitgehend eingebüßt. Trotzdem beließen die Deutschen das Vichy-Regime im Amt. Sie entschieden, dass die französische Verwaltung erhalten bleiben solle. Hitler sprach am 18. Dezember 1942 davon, dass es klug sei, die Fiktion einer französischen Regierung mit Pétain aufrechtzuerhalten. Deshalb solle man Pétain ruhig als eine Art Gespenst beibehalten und ihn von Zeit zu Zeit etwas von Laval aufblasen lassen, wenn er etwas zu sehr zusammensinke.[5] Trotz der Besetzung des Landes und der damit verbundenen Einbuße sämtlicher Entscheidungsgewalt trat die Vichy-Regierung nicht zurück, sondern beließ es bei einem Protest gegen den Bruch des Waffenstillstandsabkommens. Nach der erfolgreichen alliierten Invasion in der Normandie wurden die Mitglieder des Vichy-Regimes im August 1944 zwangsweise in das Schloss Sigmaringen gebracht. Dort bestand das Marionettenregime des État français bis zur Kapitulation des Deutschen Reichs weiter.

    Politische Ziele

    Pétain proklamierte ein neutrales Frankreich, das zwischen den Kriegsführenden Äquidistanz halten wollte. In diesem Sinne lehnte er am 24. Oktober 1940 beim Treffen mit Hitler in Montoire eine Kriegsbeteiligung Frankreichs an der Seite des Deutschen Reiches ab. Eine Zusammenarbeit (Kollaboration) mit dem Deutschen Reich hielt Pétain jedoch für notwendig, um die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen, Art und Umfang der materiellen, personellen und industriellen Ausbeutung des Landes in Grenzen zu halten und die Rückführung der etwa zwei Millionen französischen Soldaten aus deutscher Kriegsgefangenschaft zu erreichen.

    Persönlich war Pétain überzeugt, dass die innere Zerrissenheit des Landes und der Verfall traditioneller Werte wesentlich zur militärischen Niederlage beigetragen hatten. Er wollte daher die Franzosen in einer „Révolution Nationale“ zu neuer Einheit führen. So ließ er die an allen öffentlichen Gebäuden befindliche Parole „Liberté, Égalité, Fraternité“ (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) durch den Wahlspruch „Travail, Famille, Patrie“ (Arbeit, Familie, Vaterland) ersetzen.

    Innenpolitik

    Bitte Belege für diesen Artikel bzw. den nachfolgenden Abschnitt nachreichen!

    Die Niederlage im Jahre 1940 war für die Franzosen ein schwerer Schock. Als einer der Hauptgründe wurden die tiefen Klüfte innerhalb der Gesellschaft gesehen. Pétain war von der Niederlage unbelastet. Er wurde nun aufgrund seines legendären Rufes aus dem Ersten Weltkrieg ("Held von Verdun") von der Mehrheit der Franzosen und trotz seines hohen Alters als der richtige Mann angesehen, das Land zu einen und durch die Turbulenzen der kommenden Jahre zu führen. Die Mehrheit akzeptierte auch die neue autoritäre Verfassung und war zur Neutralität und zu einer Zusammenarbeit mit den deutschen Behörden bereit, die zur Lockerung der Waffenstillstandsbedingungen führen würde. Das Vichy-Regime wurde daher zunächst mehrheitlich begrüßt. Der Historiker Henri Amouroux sprach von vierzig Millionen Pétainisten. Als jedoch die erwarteten Lockerungen nicht eintraten und sich die Kriegswende mit zusätzlichen Härten abzeichnete, verlor das Vichy-Regime an Ansehen, jenes von Pétain hielt sich – mit Einschränkungen – bis zuletzt.

    Nach der Sistierung des Parlamentes ordnen sich die Interessensgruppen neu. Die Kommunisten waren verboten, die Sozialisten aus Protest gegen die autoritäre Verfassung in der Opposition. Neben den „Konservativen“, die zwar die Regierung Pétain begrüßten, aber eine Zusammenarbeit mit den Achsenmächten ablehnten, war politisch noch die „Action française“ bedeutsam, die das republikanische System durch eine Monarchie ersetzen wollte und einer gemäßigten Kollaboration nicht negativ gegenüberstand. Die faschistisch eingestellten Kreise organisierten sich im „Parti Populaire Français“ (P.P.F.) unter Jacques Doriot und dem „Rassemblement National populaire“ (R.N.P.) unter Marcel Déat.

    Antijüdische Politik

    Innerhalb weniger Tage nach Gründung des État Français am 11. Juli 1940 erließ das Vichy-Regime eine Reihe von Gesetzen, die sich gegen die im Lande lebenden ausländischen Juden richtete. Bereits am 17. Juli 1940 wurde bestimmt, dass eine Beschäftigung im Öffentlichen Dienst nur noch möglich sein sollte, wenn der Vater eines Betroffenen Franzose war. Mit weiteren Gesetzen am 16. August und 10. September 1940 wurde diese Regelung auf die medizinischen Berufe und die Angehörigen der Barreau, der Anwaltschaft, ausgedehnt. Daneben sollten sämtliche Einbürgerungen der Vergangenheit überprüft werden. Am 27. August 1940 wiederum wurde die Loi Marchandeau, die eine antisemitische Presseberichterstattung unter Strafe gestellt hatte, abgeschafft.[6] Einen vorläufigen Höhepunkt fand das Vorgehen gegenüber ausländischen Juden im Internierungsgesetz vom 4. Oktober 1940. Nunmehr konnte diese Personengruppe ohne Angabe von Gründen interniert werden: „Die ausländischen Staatsangehörigen jüdischer Rasse (ressortissants étrangers de race juive) können mit Verkündung des vorliegenden Gesetzes aufgrund einer Entscheidung des Präfekten des Departements, in dem sie ihren Wohnsitz haben, in besondere Lager (camps spéciaux) eingewiesen werden.“[7] Daneben arbeitete die französische Staatsführung seit Juni/Juli 1940 an einem „Judenstatut“, das eine umfassende „Säuberung“ der Verwaltung sowie der staatlich kontrollierten Berufe in den Bereichen Justiz, Medizin, Bildung und Kultur vorsah. Wie der Historiker Michael Mayer kürzlich erstmals auf Quellenbasis nachweisen konnte, war das am 3. Oktober 1940 erlassene Statut des Juifs[8] Ausdruck einer autonomen französischen „Judenpolitik“, die keinem direkten und beinahe keinem indirekten deutschen Einfluss ausgesetzt war.[9] Am 2. Juni 1941 wurde das Statut des Juifs weiter verschärft, so dass die jüdische Bevölkerung nunmehr einer umfassenden rechtlichen Diskriminierung unterworfen war.[10][11]

    Außenpolitik

    Obwohl Pétain nach der Beschießung der Flotte in Mers-el-Kébir die diplomatischen Beziehungen zu Großbritannien abgebrochen hatte, wurde die Regierung in Vichy von den Alliierten zunächst weiterhin als legitime Vertretung der Franzosen anerkannt. Es waren vor allem die USA, die über ihren Botschafter Admiral William D. Leahy enge Beziehungen zu Vichy pflegten. Präsident Franklin Roosevelt und Außenminister Cordell Hull wollten ebenso wie Churchill vermeiden, Pétain durch Isolation in die Arme Hitlers zu treiben. Dazu Churchill:[12]

    „Was auch in der Vergangenheit geschehen sein mochte, [Oran!] Frankreich war doch unser Leidensgefährte, und nichts als ein offener Krieg zwischen uns konnte es daran hindern, auch unser Gefährte im Sieg zu sein. Diese Politik war eine schwere Belastung für de Gaulle, der alles aufs Spiel gesetzt und die Fahne hochgehalten hatte, dessen Handvoll Anhänger außerhalb Frankreichs aber niemals den Anspruch erheben konnten, eine wirkliche französische Gegenregierung zu bilden.“

    Da de Gaulle – abgesehen von seinem geringen Bekanntheitsgrad – auch ein schwieriger, eigenwilliger Partner für die Alliierten war, suchten diese nach prominenteren, einfacheren Kampfgefährten. Da weder Ex-Ministerpräsident Reynaud noch General Weygand verfügbar waren, griff man auf Admiral François Darlan und nach seiner Ermordung auf General Henri Giraud zurück. De Gaulle hatte jedoch seit Mitte 1943 einen Trumpf in der Hand. Einem seiner Mitarbeiter, Jean Moulin, war es am 15. Mai gelungen, die wichtigsten Gruppierungen der Résistance zur Gründung des Conseil national de la Résistance (CNR) zu bewegen, dessen erste Deklaration die Forderung war, unverzüglich eine provisorische Regierung unter der Leitung von de Gaulle zu bilden. Dies geschah dann bereits einen Tag später mit der Gründung des „Französischen Komitee für die nationale Befreiung (CFLN)“.

    Diese Vorstufe zu einer Gegenregierung war nach der Besetzung des Vichy-Territoriums durch deutsches Militär im November 1942 (als Reaktion auf die alliierte Landung in Nordafrika) ein weiterer schwerer Schlag für die Regierung in Vichy.

    Militär

    Das Regime verfügte – abgesehen vom unbesetzten Staatsgebiet – anfangs noch über alle Kolonien sowie über ein 100.000 Mann starkes Heer und die französische Kriegsmarine. Seit Herbst 1940 existierte zusätzlich die Légion française des combattants, die Kriegsveteranenorganisation, aus der Joseph Darnand gemeinsam mit hohen Offizieren im Spätsommer 1941 enttäuschte Kämpfer rekrutierte, die im Département Alpes-Maritimes eine geheime Militärorganisation unter der Bezeichnung Service d’ordre légionaire (SOL) gründeten, die bei einer weiteren italienischen Aggression gegen französisches Territorium zum Einsatz kommen sollte. Bis zum Ende 1941 entwickelte sie sich zu einer ernstzunehmenden Streitmacht, die als zusätzlicher Schutz Frankreichs vor externer und interner Aggression im Januar 1942 den offiziellen Segen des Vichy-Regimes erhielt. Gegen Ende des Sommers 1942 rekrutierte Darnand daraus Freiwillige für die Légion volontaires français (LVF), die Légion anti-bolchévique bzw. Légion tricolore, bei denen französische Freiwillige in deutschen Uniformen gegen die Sowjetunion kämpften.

    Die Kollaboration

    Französischer Milizionär bewacht Widerstandskämpfer

    Die Zusammenarbeit der Zivilbevölkerung und der französischen Behörden mit dem Deutschen Reich ist auch heute noch ein Thema mit hoher politischer Brisanz, da es weiterhin unterschiedliche Auffassungen über Grad und Umfang einer akzeptablen Zusammenarbeit gibt. Unbestritten ist, dass es im Rahmen der Vichy-Regierung zu einer sehr weitreichenden Form der Kollaboration kam, die teilweise freiwillig, hauptsächlich jedoch aufgrund von tatsächlichen oder zugesagten Gegenleistungen oder Erpressung geleistet wurde.

    Politische Zusammenarbeit

    Die staatliche Kollaboration wurde nach dem Treffen von Marschall Pétain und Hitler in Montoire-sur-le-Loir am 24. Oktober 1940 mit dem Handschlag von Montoire öffentlichkeitswirksam eingeleitet. Dieses symbolträchtige Bild wurde der Rundfunkansprache des Generals de Gaulle über die Sender der BBC entgegengesetzt, in der dieser die Fortsetzung seines Kampfes an der Seite der Alliierten ankündigt hatte. Obwohl Pierre Laval mit führenden Nationalsozialisten (darunter Hitler selbst) zwei Tage zuvor am gleichen Ort Vorgespräche geführt hatte, erbrachte das Treffen von Montoire aber letztlich nur eine magere Erfolgsbilanz: keine Seite ließ sich auf konkrete Absprachen ein. Lediglich das Prinzip der Kollaboration wurde verkündet, wobei die deutsche Seite sorgfältig darauf achtete, den Inhalt dieser Vereinbarung nicht zu genau festzulegen.

    Marschall Pétain hoffte ebenso wie Laval, die deutsche Seite durch Zeichen guten Willens nach dem Treffen von Montoire milde zu stimmen: im Gegenzug sollte auch Deutschland Zugeständnisse machen, wie z. B. die Rückkehr der französischen Kriegsgefangenen, eine Änderung der Demarkationslinie zwischen der militärisch besetzten Nordzone und der unbesetzten Südzone oder die Rückkehr der französischen Regierung nach Versailles. Auf Grund seiner Frankreich-Feindlichkeit war Hitler jedoch nicht zu den geringsten Zugeständnissen an die unterlegene Nation bereit. Er betrachtete die Zusammenarbeit mit dem Vichy-Regime vielmehr als ein ebenso taktisch wie strategisch einzusetzendes Mittel im weiter bestehenden Konflikt mit Großbritannien und beim geplanten Einmarsch in die Sowjetunion. Letztlich ging es ihm darum, Frankreich mit geringstmöglichen Mitteln zu neutralisieren, wirtschaftlich zu kontrollieren und gleichzeitig sicher zu stellen, dass das Vichy-Regime sich jedem Versuch der Gaullisten und der Briten widersetzen würde, Nordafrika zu besetzen.[13]

    Pétain erklärte in seiner Rundfunkansprache vom 30. Oktober 1940, dass Frankreich in ein neues Zeitalter eintrete («J’entre dans la voie de la collaboration.»).[14] In der Folgezeit zeigte er sich jedoch angesichts ausbleibender konkreter Vereinbarungen und mangelnden Entgegenkommens Hitlers enttäuscht: er habe ein Nichts getroffen («rien du tout»), einen Durchschnittsmenschen, der seine historischen Lektionen nicht gelernt habe («un médiocre qui n’a pas retenu les leçons de l’histoire») und spielte die Bedeutung des Treffens von Montoire herunter, das von Anfang an als informelles Konsultationstreffen («tour d’horizon») geplant gewesen sei. Am 13. Dezember 1940 entließ Pétain seinen Stellvertreter Laval wegen zu eigenwilliger Verhandlungsführung, letztlich jedoch aus innenpolitischen Gründen.[15] Pétain zog jedoch letztlich keine Konsequenzen aus dem Fehlschlag seiner Politik. Laval und er rechneten weiterhin mit einem deutschen Endsieg und wollten aus Frankreich einen privilegierten Partner von Hitlers Europapolitik machen. Sie verkannten völlig, dass Hitler aus Frankreich nichts anderes machen wollte als einen tributpflichtigen und nach Belieben auszubeutenden Vasallen. Der einzige Unterschied zwischen den Vorstellungen der beiden Politiker von Kollaboration war ein gradueller: im Falle von Pétain spielten eher reaktionäre und nationalistische Motive eine Rolle, während Laval eher in europäischen Zusammenhängen dachte.[16]

    Um seinen guten Willen zu bezeigen, hat das Vichy-Regime häufig deutsche Forderungen vorweggenommen oder übererfüllt. Die Gegenleistungen der Besatzungsmacht waren eher begrenzt, die Kosten der Besatzung stiegen vielmehr bis zuletzt kontinuierlich an. So erreichten Pétain und Laval für die Aushebung von 600.000 bis 650.000 Arbeitskräften für den Service du travail obligatoire (STO) im Gegenzug lediglich die Rückkehr von weniger als 100.000 Kriegsgefangenen, die aus Alters- und Gesundheitsgründen wohl ohnehin zurückgeschickt worden wären.

    Unter den Kollaborateuren, die den verschiedenen Regierungen des Vichy-Regimes angehörten oder diese unterstützten, ist besonders Fernand de Brinon hervorzuheben, der Generalbeauftragte Vichys in der besetzten Nordzone von 1941 bis 1944, der bereits in der Vorkriegszeit ein großer Bewunderer des Dritten Reichs gewesen war. Zu erwähnen sind außerdem Jacques Benoist-Méchin, der Haupt-Berater Darlans in den Verhandlungen mit Hitler (1941–1942); Gaston Bruneton, Sozialbeauftragter für die (teilweise freiwilligen, teilweise zwangsverpflichteten) französischen Arbeitskräfte in Deutschland, der eng mit der Deutschen Arbeitsfront (DAF) zusammenarbeitete; Jean Bichelonne, zunächst Minister für Industrieproduction, später für das Transportwesen, oder der Schriftsteller Abel Bonnard, genannt «Gestapette», der 1942 Minister für Nationalerziehung wurde. 1944 wurden die faschistischen Überzeugungstäter Joseph Darnand, Philippe Henriot und Marcel Déat auf deutschen Druck hin Regierungsmitglieder.

    Während zahlreiche Pariser Kollaborateure das Vichy-Regime offen verachteten, das ihnen zu reaktionär und zu wenig engagiert in der Zusammenarbeit mit dem Dritten Reich war, erklärten sich andere wie z. B. Darnand zu bedingungslosen Anhängern des Marschalls Pétain. Jacques Doriot, der Anführer der Parti populaire français (PPF), präsentierte sich der Öffentlichkeit bis Ende 1941 als «un homme du Maréchal» (ein Mann des Marschalls). Pierre Laval, der bedeutendste Vichy-Politiker nach Pétain, unterhielt sehr enge politische Beziehungen zu Déat und Darnand und übernahm persönlich die Leitung der Milice française, einer gewalttätigen Organisation, die die Gestapo bis zum Äußersten unterstützte.

    Wirtschaftliche Zusammenarbeit

    Der Begriff wirtschaftliche Kollaboration bedeutet in diesem Zusammenhang vor allem, dass das Vichy-Regime die ausbeuterische Politik der deutschen Besatzungsmacht umsetzte. Die formale Verpflichtung dazu ergab sich zunächst aus der Kriegsschuld, die zwar theoretisch im Waffenstillstand vom Juni 1940 festgelegt, in der Praxis aber einseitig von den Deutschen bestimmt wurde, da diese den Wechselkurs des französischen Franc zur deutschen Mark nach Belieben veränderten. Diese Kriegsschuld, ursprünglich zum Unterhalt der Besatzungstruppen gedacht, betrug durchschnittlich 400 Millionen Francs täglich, was damals etwa 4 Millionen Tageslöhnen von Arbeitern entsprach.[17] Obwohl Frankreich wirtschaftlicher Ausbeutung (in Form des Abtransportes von Rohstoffen und der Requirierung und Überführung von Eisenbahnlokomotiven, Werkzeugmaschinen, Motoren aller Art, Eisenkonstruktionshallen, Munitionsfertigungsmaschinen, Bergbauspezialgeräten, Kränen und weiteren industriellen Werten) unterworfen war, erkannte die deutsche Besatzungsmacht durchaus, dass das wirtschaftliche Leben so weit wie möglich normal gestaltet werden musste, wenn die eroberten industriellen Kapazitäten für die eigene Kriegswirtschaft nutzbar gemacht werden sollten. Aus diesem Grund wurde ein brutales Diktat vermieden und der Regierung Pétain ein bestimmtes Maß an Souveränität zugestanden.

    Im Oktober 1940 gab es in Frankreich in Folge der militärischen Niederlage eine Million Arbeitslose (wobei zu berücksichtigen ist, dass zusätzlich noch die 1,5 Millionen französischen Kriegsgefangenen dem französischen Arbeitsmarkt entzogen waren, die in Deutschland während fast der gesamten Dauer des Krieges als Arbeitskräfte eingesetzt wurden). Schon bald nach dem Waffenstillstand ermächtigte die Vichy-Regierung französische Unternehmen, Verträge mit Deutschland abzuschließen. Deutsche Aufträge wurden die Hauptantriebskraft für das Wiederaufleben der französischen Wirtschaft. Bis April 1941 buchten französische Firmen Aufträge im Wert von 1,5 Milliarden Reichsmark; bis Herbst 1942 waren es bereits über vier Milliarden Reichsmark. Frankreich wurde der wichtigste europäische Lieferant des Dritten Reichs während des 2. Weltkriegs. So konnte beispielsweise die Firma Renault ihren Umsatz von 1940 bis 1942 verfünffachen. Die französische Weinwirtschaft, die immer noch an den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise zu leiden hatte, arrangierte sich sofort mit der Besatzungsmacht und erlebte in der Folgezeit einen ungeahnten Aufschwung.[18] Die Arbeitslosenzahl fiel bis 1942 auf 125.000 und zur Zeit der Libération herrschte praktisch Vollbeschäftigung. Mit den Besatzungskosten beschäftigte die deutsche Besatzungsmacht große Teile der französischen Landwirtschaft und Industrie. Nach den Statistiken des Office central de la production industrielle produzierten 1943 100% der Luftfahrtindustrie, 100% der Schwerindustrie, 80% der Bauindustrie, 60% der Kautschukindustrie im Auftrag der Deutschen. Henry Rousso merkt dazu an, dass diese Angaben wahrscheinlich insgesamt etwas zu hoch angesetzt sind, die Größenordnungen aber weitgehend korrekt wiedergeben. Eberhard Jäckel gibt an, dass im Frühjahr 1942 170.000 Franzosen direkt für die Wehrmacht arbeiteten, 275.000 beim Bau von Flughäfen und von Befestigungen wie dem Atlantikwall und 400.000 schließlich in der Rüstungsproduktion.[19]

    Der deutschen Wirtschaftsorganisation entsprechend wurden zwölf nach Branchen und Produkten gegliederte Comités d’organisation (CO) und ein Office central de répartition des produits industriels (OCRPI) gegründet, die unter der Aufsicht des Ministeriums für Industrielle Produktion standen. Diese führten die 321 französischen Kapitalgesellschaften, koordinierten die Rohstoffzuteilungen und Lieferungen an die deutschen Stellen und lieferten darüber hinaus auch Informationen über die Rohstoffbestände in den unbesetzten Gebieten. Das Vichy-Regime nutzte sein dirigistisch ausgerichtetes Wirtschaftssystem zwar einerseits zur Bewältigung der existenziell wichtigen deutschen Produktions- und Lieferaufträge, versuchte andererseits aber auch den deutschen Einfluss auf die Wirtschaft nach Möglichkeit zu begrenzen. So wurde versucht, den unkontrollierten Zufluss deutschen Kapitals zu begrenzen; die Gründung deutsch-französischer Mischgesellschaften unter öffentlicher Kontrolle wurde jedoch ermöglicht (z. B. Francolor (51%-Beteiligung der IG Farben); France-Rayonne (Tochterfirma von Rhône-Poulenc für Textilsynthetik; 33% deutsche Beteiligung); Théraplix (Medikamente); der Industriegase-Hersteller Imbert). Deutsche Konzentrationsmaßnahmen in "arisierten" Wirtschaftsbereichen (Leder, Kleiderindustrie, Handel) konnte das Regime zwar nicht verhindern, es bemühte sich jedoch, möglichst viele der enteigneten Vermögenswerte in "französische" Hände überzuleiten.[20]

    Eine besonders unrühmliche Form der wirtschaftlichen Kollaboration des Vichy-Regimes war seine Mitwirkung an der Zwangsverpflichtung von Arbeitskräften für den Einsatz in Deutschland. Bis zum Frühjahr 1942 waren trotz Zwangsrekrutierungen von Bergleuten und Metallarbeitern in der besetzten Zone sowie der Anwerbung französischer Freiwilliger für die deutsche Rüstungsindustrie lediglich 50.000 Franzosen in Deutschland tätig. Da diese Zahlen weit unter den Hitler zugesagten lagen, wurden tausende Franzosen vom Vichy-Regime zwangsrekrutiert. Als im Februar 1942 Albert Speer in Deutschland die Kriegsproduktion drastisch erhöhte, forderte Fritz Sauckel, der Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz, am 15. Mai die Entsendung weiterer 250.000 Arbeitskräfte nach Deutschland, davon 150.000 Facharbeiter. Laval hoffte, dieses Ziel durch die Relève zu erreichen, da bei Zielerreichung die Heimkehr von 50.000 Kriegsgefangenen zugesagt worden war. Da sich jedoch die dürftige Ernährung und schlechte Behandlung der Freiwilligen herumgesprochen hatten, meldeten sich lediglich 16.800 Facharbeiter für den Dienst in Deutschland. Im Gegenzug durften auch nur 1.000 Kriegsgefangene heimkehren. Um das gewünschte Kontingent zu erfüllen, erließ Laval ein Gesetz, das Männer im Alter zwischen 18 und 50 sowie ledige Frauen zwischen 21 und 35 Jahren auch im Ausland dienstpflichtig machte. Als Sauckel bis Ende 1942 die geforderte Anzahl von 240.000 französischen Zwangsarbeitern erhalten hatte, forderte er am 2. Januar 1943 weitere 250.000 Arbeitskräfte, die auf Basis des am 16. Februar 1943 ins Leben gerufenen Service du Travail obligatoire (STO) erfüllt werden konnte. Das STO zeigte jedoch bald seine Kehrseite: junge Franzosen, denen das STO drohte, gingen verstärkt in den Untergrund. Die dritte Aktion, die ab 6. August 1943 weitere 500.000 Arbeitskräfte bringen sollte, wurde lediglich zu 20 % erfüllt. Die vierte Aktion zum Anfang des Jahres 1944 brachte nurmehr 50.000 Zwangsarbeiter ein.

    Die deutsche Seite konnte nicht nur aufgrund der Waffenstillstandsvereinbarungen Druck auf das Vichy-Regeime ausüben, sondern auch aufgrund des Verhaltens vieler französischer Wirtschaftsunternehmen. Oftmals nahmen diese direkt Kontakt mit Wirtschaftsvertretern des Dritten Reiches auf und umgingen somit die Steuerungsversuche ihrer eigenen Regierung. Unter dem Druck der eigenen Finanz- und Industriekreise musste sich das Vichy-Regime letztendlich zu fast jedem Zugeständnis bereit erklären, was im Ergebnis dazu führte, dass eher ein Überangebot an wirtschaftlicher Kollaboration herrschte.[21]

    Militärische Zusammenarbeit

    • Die Protokolle von Paris:

    Der Vize-Präsident des Vichy-Regimes nach der Entlassung Lavals, Admiral Darlan sah die Kollaboration mit Deutschland als langfristige Strategie, der zu Folge Frankreich sich unter Abkehr von seiner bisherigen diplomatischen Tradition dem Kontinentalsystem unter Führung Deutschlands anschließen sollte. Er traf am 11. und 12. Mai 1941 in Berchtesgaden mit Hitler zusammen,[22] der ihn für eine erweiterte militärische Zusammenarbeit gewinnen wollt. Darlan unterzeichnete daraufhin am 28. Mai 1941 mit Otto Abetz, dem deutschen Botschafter in Frankreich, die drei Protokolle von Paris (Protokoll I für Syrien und Libanon; Protokoll II für Bizerta und Tunesien; Protokoll III für Französisch-Westafrika und Französisch-Äquatorialafrika sowie ein Zusatzprotokoll zu den vom Vichy-Regime aufgestellten Forderungen nach mehr Mitteln für den Fall eines alliierten Angriffs). Marschall Pétain bestätigte den Wortlaut der Protokolle ausdrücklich in einem Telegramm an General Dentz, den französischen Hochkommissar für Syrien und Libanon. Deutschland wurden die Benutzung der französischen Stützpunkte in Syrien, französische Waffenlieferungen an irakische Aufständische unter Raschid Ali al-Gailani, Durchreise des deutschen Afrikakorps durch das französisch kontrollierte Tunesien sowie die Überholung von Schiffen der deutschen Kriegsmarine in Dakar zugesagt. Im Gegenzug sollte Deutschland die Besatzungsgebühren um ein Viertel reduzieren, 100.000 Kriegsgefangene freilassen und die Wiederbewaffnung einiger französischer Kriegsschiffe genehmigen.[23]

    Flagge der Milice française

    Am 21. Dezember 1941 trafen General Juin und Hermann Göring in Berlin nochmals zusammen, um eine Nutzung des französischen Marinestützpunkts in Bizerta durch das deutsche Afrikakorps zu vereinbaren. Da die von Vichy als Gegenleistung geforderte Verstärkung der französischen Truppen in Afrika sowie eine Abschwächung der Waffenstillstandsbedingungen aus dem Jahr 1940 von der deutschen Seite abgelehnt wurden, scheiterten diese Verhandlungen jedoch.[24]

    • Die Miliz:

    Die Milice française wurde am 30. Januar 1943 vom Vichy-Regime aus Mitgliedern des Service d’ordre légionaire (SOL) zusammengestellt und als Hilfstruppe der deutschen Armee eingesetzt, z. B. 1944 bei der Bekämpfung des Maquis im Vercors. Das Kommando führte nominell Laval, die eigentliche Leitung lag in den Händen von Joseph Darnand. Die Zahl der Bewaffneten in der Milice erreichte schließlich 30.000 Mann. Diese Kräfte kamen ab Januar 1944 vorwiegend in der Nordzone zum Einsatz, wo sie vom Militärbefehlshaber zumeist im Kampf gegen die Résistance eingesetzt wurden. Darnand stellte zusätzlich die Groupes mobiles de réserve (GMR) auf und schlug die Gründung einer Groupe franc de la garde unter seiner direkten Kontrolle zur Zerschlagung des Maquis des Glières (Département Haute-Savoie) vor, was von deutscher Seite jedoch abgelehnt wurde.

    Polizeiliche Zusammenarbeit

    Carl Oberg (Mitte) im Gespräch mit Pierre Laval

    Nach dem Waffenstillstand vom Juni 1940 suchten die deutschen Besatzer in den Kriegsgefangenenlagern nach spanischen Republikanern, da Hitler zu dieser Zeit Franco noch zu einem Kriegseintritt auf Seiten Deutschlands zu bewegen suchte. Das Vichy-Régime erhob keinen Einspruch dagegen, dass die Mehrzahl der so Aufgespürten in das KZ Mauthausen eingeliefert wurden. Obwohl die Bekämpfung der französischen Kommunisten bis zum Einmarsch in die Sowjetunion im Juni 1941 keinen hohen Stellenwert für die deutschen Besatzer hatte, setzte das Vichy-Regime die schon von der Regierung Daladier begonnenen Maßnahmen gegen die Kommunisten fort. Nachdem die Kommunisten sich der Résistance angeschlossen und angefangen hatten, Anschläge zu begehen, wurden von der französischen Polizei verhaftete Kommunisten an die deutsche Besatzung ausgeliefert.[25]

    René Bousquet (rechts im Pelzmantel) am 23. Januar 1943 in Marseille bei einer Lagebesprechung anlässlich der "Räumung" des Hafenviertels, mit SS-Sturmbannführer Bernhard Griese (2. v. l.)

    Nachdem General Carl-Heinrich von Stülpnagel im Februar 1942 zum Militärbefehlshaber in Frankreich ernannt worden war, forderte er für seinen Verantwortungsbereich eine klare Trennung zwischen militärischen und politischen Aufgaben.[26] Da dies den Vorstellungen von Himmler und Heydrich entgegen kam, die ihren Einflussbereich innerhalb Europas ausdehnen wollten, ernannte Hitler am 9. März 1942 den SS-General Karl Oberg zum Höheren SS- und Polizeiführer für das besetzte Frankreich. Sein Stellvertreter wurde SS-Standartenführer Helmut Knochen als Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD. Unter ihrer Aufsicht und auf ihre Anordnung hin sollte die französische Polizei Maßnahmen gegen Kriminelle, Juden sowie gegen Kommunisten durchführen. Zu dieser Zeit umfassten die deutschen Polizeikräfte in Frankreich lediglich drei Bataillone mit ca. 3.000 Männern (gegenüber gleichzeitig 5.000 im besetzten Holland). Für Verhaftungen mussten die Deutschen auf die 47.000 französischen Polizisten in der besetzten Zone zurückgreifen.[27] Zwei Monate nach der Wannseekonferenz besuchte Heydrich vom 5. bis 12. Mai 1942 erstmals Frankreich, um die polizeiliche Kooperation zu verbessern: er versprach dabei größere Unabhängigkeit für die Polizeikräfte der besetzten Zone, unter der Bedingung, dass diese konsequent alle Feinde der Besatzungstruppen unterdrücke, die ja auch die Feinde der «Révolution nationale» seien.[28]

    Im April 1942 ernannte Pierre Laval den Verwaltungsfachmann René Bousquet zum Generalsekretär der Polizei. Dieser ging von der Annahme aus, dass die Besatzungsmacht der Vichy-Regierung die Kontrolle über eine ausreichend bewaffnete Polizei in beiden Zonen anvertrauen würde, wenn es gelänge, die deutsche Seite von der vorbehaltlosen Kollaboration der französischen Polizei zu überzeugen. Diese Haltung passte gut zu den Plänen von Oberg, Knochen und ihrem Vorgesetzten Heydrich, die anders als ihre Vorgänger auf die französische Polizei setzten. Dieser mehr Autonomie und Verantwortung zu übertragen, brachte erhebliche Vorteile, ohne dabei das eigene Risiko zu erhöhen: mehr Wirksamkeit, weniger patriotische Reaktionen der französischen Bevölkerung, mehr Engagement der durch die Zusammenarbeit kompromittierten Polizisten.[29]

    Destruction du quartier du Vieux-Port janvier 1943
    Sprengung von Wohngebäuden im alten Hafenviertel von Marseille

    Die Erfassung aller Juden im Département Seine mittels der sog. «Tulard-Akten» durch die Polizeipräfektur Paris erfolgte ab Oktober 1941 auf deutsche Anordnung und wurde zur organisatorischen Grundlage für die Razzien, die ab dem Mai 1941 zunächst noch von der deutschen Besatzungsmacht und der französischen Polizei gemeinsam durchgeführt wurden. Auf Grund von Vereinbarungen zwischen Bousquet und Oberg vom Juli 1942 wurden die Razzien auf Juden nur noch durch die französische Polizei durchgeführt.[30] Französische Gendarmerie und Zollbeamte wurden auch mit der Überwachung der Zufahrtswege und der näheren Umgebung des Sammellagers Drancy beauftragt.

    Die französische Polizei sollte eigentlich alle Widerstandskämpfer verfolgen, blieb jedoch in ihren Aktionen in der zone sud bis November 1942 verhältnismäßig zurückhaltend. In dieser Phase waren im Wesentlichen die Nachrichtendienste von Marine und Waffenstillstandsarmee in der Bekämpfung der Résistance aktiv (was einige Angehörige des Heeresnachrichtendienstes jedoch nicht daran hinderte, sich heimlich der Résistance anzuschließen).[31][32] Am 25. August 1942 wurde zweihundert deutschen Polizisten gestattet, mit falschen französischen Papieren und Funkmesswagen in die Südzone einzureisen, um dort Geheimsender aufzuspüren.[33] Die polizeiliche Zusammenarbeit ging auch nach der Besetzung der Südzone durch deutsche Truppen im November 1942 weiter. Eine der letzten großen Operationen der französischen Polizei wurde die "Räumung" des Hafenviertels in Marseille vom 22. bis 24. Januar 1943. Am 24. Januar wurde das Hafenviertel von der Polizei gesprengt, die jedoch auf Grund ihrer Beziehungen zu den deutschen Machthabern auch einige Abmilderungen der ursprünglich geplanten Maßnahmen erreichen konnte.[34]

    Ab 1943 wurde der Kampf gegen die Résistance vollständig auf die Milice française unter Joseph Darnand übertragen, insbesondere der Kampf gegen die Maquis.[35][36]

    Judendeportationen

    Eine schwere Hypothek für das Regime stellt die teilweise freiwillige Bereitschaft dar, mit den deutschen Behörden bei Erfassung, Diskriminierung, Verhaftung und Deportation von Juden und anderen vom NS-Regime verfolgten ethnischen Minderheiten in die Vernichtungslager und der Beschlagnahme ihres Besitzes (Arisierung) mitzuwirken. So wurden 1942 die Judengesetze eingeführt, noch bevor dies die deutschen Behörden überhaupt gefordert hatten. Das Tragen des „Judensterns“ wurde allerdings nur im besetzten Teil obligatorisch. Das Vichy-Régime protestierte jedoch nicht gegen die Einführung des Gelben Sterns in der besetzten Zone und ließ seinerseits in Identitätspapieren den Stempel «Juif» anbringen.

    Französische Polizei überprüft angekommene Juden im Internierungslager Pithiviers

    Organisiert wurden die Deportationen von dem im September 1940 eingerichteten Judenreferat in Paris unter Theodor Dannecker, der dem Reichssicherheitshauptamt (RSHA) der SS unterstand und mit Helmut Knochen, dem Leiter der Sicherheitspolizei (Sipo), sowie Carl-Albrecht (Karl) Oberg, dem Höheren SS- und Polizeiführer, zusammenarbeitete. Im März 1941 ernannte die französische Regierung auf Betreiben der Deutschen einen „Generalkommissar für Judenfragen“ (commissaire géneral aux questions juives). Bis 1942 war dies Xavier Vallat. Er erhielt gesetzliche Vollmachten, in Judenfragen bei anderen Ministerien zu intervenieren und sogar Polizeikräfte einzusetzen. Die Deutschen waren mit Vallats Leitung bei der Judenverfolgung nicht zufrieden und sorgten für seine Ablösung ab 6. Mai 1942 durch Louis Darquier de Pellepoix. Auf Grund der Oberg-Bousquet-Vereinbarungen vom Mai 1942 beteiligte sich die französische Polizei am 16. und 17. Juli 1942 am Rafle du Vélodrome d’Hiver in Paris. Die festgenommenen Personen wurden auf verschiedene Lager verteilt, darunter das Sammellager Drancy. Am 26. August 1942 organisierte René Bousquet eine Razzia in der zone libre und die anschließende Deportation von 10.000 nichtfranzösischen Juden. Insgesamt wurden schließlich 130.000 ausländische und 70.000 französische Juden aus der Südzone über das Sammellager Drancy in die Vernichtungslager des von Deutschen besetzten Ostens von Europa verbracht. Insgesamt wurden 76.000 französische Juden nach Auschwitz deportiert, 40% davon wurden durch die französische Polizei verhaftet. Die Milice française war an der Verhaftung von 25.000 deportierten französischen Juden beteiligt.[37]

    Als die Abtransporte begannen, begründete dies die deutsche Militärverwaltung lediglich mit der Notwendigkeit der „Evakuierung der Juden nach dem Osten“, mit „Arbeitseinsatz“ und „Zwangsarbeit“. Ab dem siebten Transport im Juli 1942 wurde die Bestimmung, dass nur arbeitsfähige Männer deportiert werden sollten, aufgeweicht und später dann ganz fallen gelassen. Als dann auch alte Menschen, Frauen und (seit August 1942) selbst Kinder jeden Alters deportiert wurden, war klar, dass es nicht mehr allein um Arbeitseinsätze gehen konnte. An die Verabredung mit der Vichy-Regierung, keine französischen Juden zu deportieren, hielt sich die Besatzungsmacht immer weniger, ab Mitte 1943 gar nicht mehr. Zuletzt fahndete das Sonderkommando Alois Brunner auch im unbesetzten Süden Frankreichs nach den letzten versteckten Juden.

    Schnittstellen der Kollaboration

    Die deutschen Behörden verfügten über drei Schnittstellen zu ihren französischen Mitarbeitern:

    • Der Militärbefehlshaber für das besetzte Frankreich (MBF) mit seinem Stab aus Wehrmachtspersonal und zivilen Experten residierte im Pariser Hotel Majestic. Er war dem Oberkommando des Heeres (OKH) unterstellt und hatte neben militärischen und wirtschaftlichen zunächst auch sicherheitspolitische Aufgaben wahrzunehmen. Als Leiter der Abteilung Verwaltung war Werner Best dort bis 1942 der faktische „Über-Innenminister Frankreichs“.[38]
    • Vorwiegend politische Fragen wurden vom Botschafter Otto Abetz behandelt, der dem deutschen Auswärtigen Amt und damit Außenminister Joachim von Ribbentrop unterstand. Er residierte im Palais Beauharnais. Zu seinen Mitarbeitern gehörte Ernst Achenbach (Leiter der politischen Abteilung),[39] SS-Brigadeführer Werner Gerlach (Leiter des Kulturreferats), Karl Epting (kulturelle Angelegenheiten),[40] der Jurist Friedrich Grimm und Botschaftsrat Friedrich Sieburg (ehemaliger Korrespondent der Frankfurter Zeitung), die bereits über Erfahrungen im Vorkriegs-Frankreich verfügten. „Judenreferent“ war Carltheo Zeitschel, SS-Sturmbannführer und Legationsrat, der einer der Motoren der „Endlösung in Frankreich“, also des Abtransports und der Ermordung der Juden, wurde.[41] In der Botschaft waren etwa 25 Personen mit den Judenfragen beschäftigt – auch Ernst Achenbach[42]
    • Der dritte Machtbereich auf deutscher Seite unterstand Heinrich Himmler: die Angehörigen der Ordnungs- und Sicherheitspolizeikräfte sowie des SD, die für die Sammlung von Nachrichten, für die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung in Zusammenarbeit mit den französischen Behörden sowie die Erfassung und Deportation von Juden und anderen unerwünschten ethnischen Gruppierungen zuständig waren.

    Zwischen diesen drei deutschen Machtbereichen – insbesondere zwischen Botschaft und SS – kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen, die durch mangelhafte Kompetenzabgrenzung gefördert wurde. Abetz und die Botschaft favorisierten Laval und den Gründer des Rassemblement national populaire (RNP), Marcel Déat, während die SS Jacques Doriot, den Chef der Parti populaire français (PPF), förderte. Gemeinsam war den deutschen Besatzungsbehörden, dass sie Pétains Ziel, einen Einparteienstaat nach deutschem oder italienischem Vorbild aufzubauen, skeptisch gegenüberstanden und bestrebt waren, die latenten parteipolitischen, religiösen, regionalen und sonstigen innerfranzösischen Gegensätze zu fördern, um die Bildung einer antideutschen Einheitsfront zu verhindern.

    Widerstand

    Mit dem Abschluss des Waffenstillstandes 1940 kam es zu einer Spaltung in der öffentlichen Meinung. Ein Teil sympathisierte bereits frühzeitig mit dem Freien Frankreich unter de Gaulle. Der überwiegende Teil der Bevölkerung verhielt sich abwartend bzw. befürwortete eine französisch-deutsche Kollaboration. Zu diesen Befürwortern zählten auch die Mitglieder der verbotenen Kommunistischen Partei, deren Repräsentanten unter Führung von Jacques Duclos am 15. Juni 1940 kurz nach den deutschen Truppen aus Belgien kommend in Paris eintrafen. Am 27. Juni 1940 legten Maurice Tréand (verantwortlich für die Untergrundaktivitäten der PCF) und Maître Fossin (Anwalt der sowjetischen Botschaft) dem deutschen Botschafter Abetz ein Memorandum zur Kooperation vor:

    1. Unterstützung aller Maßnahmen, um Frankreich aus dem Krieg herauszuhalten
    2. Unterstützung der Kolonialvölker im Kampf um ihre Freiheit
    3. Abschluss eines Freundschaftsvertrages Vichy-UdSSR[43]

    Nach Rücksprache mit Hitler lehnte Abetz das Angebot ab, worauf Tréand und Fossin von Moskau fallengelassen wurden, obwohl Duclos ihre Unschuld betonte.[44]

    Die verunsicherten Kommunisten verhielten sich in der Folge weitgehend neutral. Der ernsthafte aktive Widerstand im Land begann mit Hitlers Krieg gegen die Sowjetunion. Die verschiedenen Widerstandsbewegungen der Résistance wurden am 27. Mai 1943 von Jean Moulin, einem Abgesandten de Gaulles, im „Conseil National de la Résistance“ zusammengefasst.

    Zeittafel

    1940

    • 20. Juni: Frankreich billigt die Entsendung japanischer Truppen nach Indochina.
    • 3. Juli: Beschuss eines französischen Flottenverbandes durch ein britisches Geschwader unter Admiral Somerville bei Oran. Ergebnis: etwa 1200 tote französische Marinesoldaten sowie antibritische Ressentiments in der Bevölkerung. Vichy bricht die diplomatischen Beziehungen zu Großbritannien ab, der Kontakt wird jedoch weiterhin über den amerikanischen Botschafter aufrechterhalten.
    • 8. Juli: Das Schlachtschiff Richelieu wird im Hafen von Dakar durch britische Flugzeuge außer Gefecht gesetzt.
    • 10. Juli: Mit großer Mehrheit ermächtigt das Parlament Pétain zur Verkündigung einer die Rechte von Arbeit, Familie und Vaterland garantierenden neuen Verfassung.
    • 11. Juli: Pétain verkündet die ersten drei der den État français schaffenden Verfassungsakte.
    • 12. Juli: Pétain erklärt Laval, einen Befürworter enger Beziehungen zu Deutschland, zu seinem Stellvertreter.
    • 23. September: Bei Dakar scheitert ein alliierter Landungsversuch unter Teilnahme von Frei-Franzosen am Widerstand der Vichy-Truppen.
    • 24. Oktober: Pétain lehnt Hitlers Vorschlag zur Beteiligung am Krieg gegen Großbritannien ab.
    • 30. Oktober: Pétain erklärt, dass Frankreich durch eine Zusammenarbeit mit Deutschland an der Neuordnung Europas teilnehmen müsse.
    • 13. Dezember: Pétain enthebt Laval seines Amtes als Ministerpräsident und stellt ihn unter Hausarrest. Grund: Forderungen von Laval zur weitreichenden Annäherung an das Deutsche Reich.

    1941

    • Februar: Admiral François Darlan wird Ministerpräsident.
    • 8. Juni: Alliierte Truppen unter Teilnahme von Frei-Franzosen marschieren in Syrien ein. Nach schweren Kämpfen wird am 11. Juli ein Waffenstillstand unterzeichnet, der die Kontrolle über den Libanon und Syrien den Frei-Franzosen überträgt. Der spätere libanesische Staatspräsident General Fouad Chehab stellt nun arabische Freiwilligenverbände mit mehreren tausend Mann auf, die neben senegalesischen Eliteeinheiten einen Kern der „Armee des Freien Frankreichs“ bilden, in Nordafrika (Schlacht von Bir Hakeim) kämpfen und an der Befreiung Italiens beteiligt sind. Bei der Befreiung des Libanon wurden auch jüdische Freiwillige der Palmach aus Palästina eingesetzt; der spätere israelische General Moshe Dayan verlor bei diesen Kämpfen ein Auge.
    • Juli: Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion schwenkt die Kommunistische Internationale von Kriegsgegnerschaft auf Unterstützung der Alliierten um. Die kommunistischen Mitglieder der Résistance beginnen, eine führende Rolle im Widerstand einzunehmen, der nun aktiver geführt wird. Durch die deutschen Repressionen sowie die unbefriedigende Situation der Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter verliert das Regime laufend an Rückhalt in der Bevölkerung.
    • Oktober: Pétain lässt die ehemaligen Ministerpräsidenten Édouard Daladier und Léon Blum verhaften und wegen des Verdachts, maßgeblich an der Niederlage Frankreichs beteiligt gewesen zu sein, vor Gericht stellen. Der Prozess wird wegen Unpopularität vorläufig eingestellt.

    1942

    • April: Auf deutschen Druck wird Laval statt Darlan als Ministerpräsident eingesetzt. Laval organisiert sowohl die Deportation von Juden in die Vernichtungslager als auch die verstärkte Gestellung von Zwangsarbeitern.
    • Die Briten greifen mit Unterstützung südafrikanischer Einheiten die französische Kolonie Madagaskar an, um zu verhindern, dass die Japaner von Madagaskar aus den Handel im Indischen Ozean stören. (Operation Ironclad)
    • 8. November: Alliierte Truppen landen in Marokko und Algerien die sogenannte Operation Torch. Der zufällig anwesende Oberbefehlshaber der Vichy-Streitkräfte, Admiral Darlan, muss in Algier kapitulieren, lässt allerdings erst drei Tage später auch das Feuer in Marokko und bei Oran einstellen. Er wird daraufhin von Vichy seines Amtes enthoben.
    • 11. November: Als Reaktion besetzen deutsche Truppen am 10. und 11. November den unbesetzten Teil Frankreichs (Unternehmen Anton), die französische Flotte versenkt sich in Toulon selbst. Italienische Truppen rücken nach Westen vor und besetzen eine Zone von Italien bis etwa zur Linie Toulon-Lyon.
    • Am 12. November proklamiert Darlan mit Unterstützung Eisenhowers das „Hochkommissariat von Frankreich in Afrika“ und sich selbst als „Hochkommissar“. Seine Legitimation leitet er von seiner Eigenschaft als verfassungsmäßiger Stellvertreter Pétains ab, der durch die Deutschen an der Führung der Staatsgeschäfte gehindert sei. Am 14. November nimmt er den Kampf gegen Deutschland wieder auf.
    • 24. Dezember: Darlan wird ermordet, sein Nachfolger wird General Giraud.

    1943

    • 15. Mai: Jean Moulin gründet als Mann de Gaulles mit dem Conseil National de la Résistance (CNR) einen Dachverband der wichtigsten Fraktionen der Résistance. Der CNR fordert die Bildung einer Exilregierung unter de Gaulle mit Giraud als zweitem Mann. Giraud ist damit einverstanden; es kommt zur Gründung des CFLN (Comité Français de la Liberation nationale), das den Status einer Exilregierung erhält.

    1944

    • Juni: De Gaulles CFLN erhielt nun den Status einer „Gouvernement provisoire de la république française“ (GPRF; Provisorischen Regierung).
    • August: Nach der alliierten Landung in der Normandie am 6. Juni wurde die Vichy-Regierung am 20. August durch Führerbefehl ins hohenzollerische Schloss Sigmaringen nach Deutschland verlegt. Von Oktober 1944 bis 21. April 1945 ist Sigmaringen Regierungssitz der Vichy-Regierung (offiziell: „État français“) unter Marschall Pétain und Ministerpräsident Pierre Laval. Untergebracht waren im Sigmaringer Schloss auch die Botschaften Deutschlands, Japans und Italiens beim Vichy-Regime[45] – das Schloss war in dieser Zeit exterritoriales Gebiet. Neben den 6000 Einwohnern befanden sich nun 500 Milizionäre und 700 französische Soldaten sowie mehrere tausend Flüchtlinge in Sigmaringen. Der französische Schriftsteller Louis-Ferdinand Céline, der mit der Vichy-Regierung nach Sigmaringen geflohen war, beschreibt in seinem Roman D’un château à l’autre, 1957 (deutsch: „Von einem Schloss zum anderen“) das Ende des Vichy-Regimes und das „Elend“ in Sigmaringen.
    • 25. August: De Gaulle rückt als Sieger in Paris ein und proklamiert die Wiedererrichtung der Republik.

    1945

    • Mai 1945: Nach dem Kriegsende kehrt Pétain nach Frankreich zurück und wird gemeinsam mit den übrigen Regierungsmitgliedern verhaftet und wegen Verdachts des Hochverrates und Kollaboration von der provisorischen Regierung de Gaulle vor Gericht gestellt.
    • 15. August: Pétain wird zum Tode verurteilt. De Gaulle wandelt das Urteil in eine lebenslange Haftstrafe um. Pétain stirbt 1951.

    Nachkriegszeit

    Pétain und Laval wurden 1945 beide von einem französischen Gericht zum Tode verurteilt, wobei Pétains Strafe später durch General de Gaulle in lebenslange Haft umgewandelt wurde. Dem zum Tode verurteilten Laval, dem die Einnahme von Zyankali gelungen war, wurde der Magen ausgepumpt, bevor er vor ein Exekutionskommando gestellt wurde.

    Der Kollaboration beschuldigte Französinnen in Paris (Sommer 1944)

    Nach der Befreiung fand von Anhängern der Résistance und anderen Personen eine Jagd auf vermeintliche und tatsächliche Kollaborateure und Anhänger des Vichy-Regimes statt, die als Épuration (= „Säuberung“) bezeichnet wurde. Schätzungen gehen von maximal 9.000 Tötungen während der „wilden Épuration“ und 6.763 Todesurteilen durch die Commission d’Épuration aus, wovon nur 767 Todesurteile vollstreckt wurden (weniger als beispielsweise in Belgien). Die Zahl der französischen Frauen, die wegen tatsächlicher oder vermeintlicher sexueller Beziehungen zu Besatzungssoldaten kahlgeschoren und nackt auf öffentlichen Plätzen „an den Pranger gestellt“ wurden, war erheblich höher. Diese von Kommunisten und Gaullisten getrennt organisierten Säuberungen sollten eine nationale Katharsis bewirken und die Spaltung der Nachkriegsgesellschaft überwinden, erreichten jedoch vielfach das Gegenteil. Die offenen Wunden wurden durch den politischen Mythos vom glorreichen Frankreich zugedeckt, der insbesondere von de Gaulle gepflegt wurde. Unter dieser Decke schien die Nation geeint, wozu auch das Konstrukt beitrug, der État français habe keinen französischen Rechtscharakter gehabt, sei also genaugenommen eine Besatzungsbehörde gewesen (diese Ansicht vertrat die französische Politik bis Mitte der 1990er-Jahre). Den Anhängern des Vichy-Regimes wurde die Akzeptanz dieses Konstrukts durch Amnestien erleichtert.

    Eine Mitverantwortung von Franzosen an Deportationen und Völkermord wurde erst in jüngerer Zeit (Juli 1995) durch eine Erklärung von Staatspräsident Jacques Chirac eingeräumt, wenn auch nur für Angehörige der Milice française und der Gendarmerie. Auf Basis dieses Eingeständnisses verurteilte das Oberste Verwaltungsgericht (Conseil d’État) den Staat am 12. April 2002 dazu, die Hälfte der Strafe zu zahlen, die der an Kriegsverbrechen für schuldig befundene Maurice Papon für seine Tätigkeit in der Präfektur Bordeaux zu leisten hatte. Das Geld sollen Deportationsopfer erhalten. Damit ist eine Mitverantwortung des französischen Staates für Kriegsverbrechen seiner Bürger nun auch rechtlich fixiert. Ebenso muss der Staat zwei Drittel jener Strafe tragen, die der Eisenbahngesellschaft SNCF im Juni 2006 wegen Beteiligung an den Deportationen auferlegt wurde.

    Mit dem Vichy-Regime verbundene Personen

    Siehe auch

    Literatur

    Sachbücher

    • Eberhard Jäckel: Frankreich in Hitlers Europa: die deutsche Frankreichpolitik im 2. Weltkrieg. Stuttgart 1966.
    • Henri Amouroux: La grande histoire des Français sous l’occupation. S. 1978 ff. (Gesamtwerk, auch einzelne Jahrgangsbände 1939; TB-Ausgabe), deutsch in Auszügen: Der Spiegel, Serie, Nr. 20/1990 bis 23/1990.
    • Serge Klarsfeld, Ahlrich Meyer (Übers.): Vichy – Auschwitz: die Zusammenarbeit der deutschen und französischen Behörden bei der Endlösung der Judenfrage in Frankreich. Greno, Nördlingen 1989, ISBN 3-89190-958-6; u.d.T. Vichy – Auschwitz. Die „Endlösung der Judenfrage“ in Frankreich. WBG, Darmstadt 2007; korrigierte und in der umfangreichen Literaturliste und im Register aktualisierte Ausgabe. In: Forschungsstelle Ludwigsburg FSL, Bd. 10, ISBN 3-534-20793-9. (Standardwerk)
    • Claude Carlier, Stefan Martens (Hrsg.): La France et l’Allemagne en Guerre (Septembre 1939 – Novembre 1942) / Deutschland und Frankreich im Krieg (September 1939–November 1942). Paris 1990
    • Gerhard Hirschfeld, Patrick Marsh (Hrsg.): Kollaboration in Frankreich, Politik, Wirtschaft und Kultur während der nationalsozialistischen Besatzung 1940–1944. S. Fischer, Frankfurt/M. 1991, ISBN 3-10-030407-1
    • Bernd Kasten: „Gute Franzosen“. Die französische Polizei und die deutsche Besatzungsmacht im besetzten Frankreich 1940–1944. Thorbecke, Sigmaringen 1993 (auch: Kieler historische Studien, Bd. 37, Diss. Univ. Kiel 1990), ISBN 3-7995-5937-X
    • Eckard Michels: Das Deutsche Institut in Paris 1940–1944. Ein Beitrag zu den deutsch-französischen Kulturbeziehungen und zur auswärtigen Kulturpolitik des Dritten Reiches. In: Studien zur modernen Geschichte, 46, Steiner, Stuttgart 1993, ISBN 3-515-06381-1
    • Bernd Zielinski: Staatskollaboration. Vichy und der Arbeitskräfteeinsatz im „Dritten Reich“. Westfälisches Dampfboot, Münster 1995, ISBN 3-929586-43-6
    • Wolfgang Drost u. a. (Hrsg.): Paris sous l’Occupation. Paris unter deutscher Besatzung. Vorträge des 3. Kolloquiums der Universitäten Orléans und Siegen. Winter, Heidelberg 1995, ISBN 3-8253-0246-6 (Schwerpunkt: Geistesgeschichte)
    • Jürg Altwegg: Die langen Schatten von Vichy. Frankreich, Deutschland und die Rückkehr des Verdrängten. Hanser, München 1998, ISBN 3-446-19474-6
    • Wolfgang Geiger: L’image de la France dans l’Allemagne nazie 1933–1945 PUR, Rennes 1999, ISBN 2-86847-374-1 (Rezension: hsozkult.geschichte.hu-berlin.de)
    • Rita Thalmann: Gleichschaltung in Frankreich: 1940–1944. aus dem Franz.: Eva Groepler. EVA, Hamburg 1999 (OT: La mise au pas), ISBN 3-434-50062-6
    • Regina M. Delacor: Attentate und Repressionen. Ausgewählte Dokumente zur zyklischen Eskalation des NS-Terrors im besetzten Frankreich 1941/42. In: Instrumenta, 4, Thorbecke, Stuttgart 2000, ISBN 3-7995-7268-6
    • Marc Olivier Baruch: Das Vichy-Regime: Frankreich 1940–1944. Aus dem Franz. übers. von Birgit Martens-Schöne. Für die dt. Ausg. bearb. von Stefan Martens, Stuttgart 2000, Reclams Universalbibliothek, ISBN 3-15-017021-4
    • Christian Eggers: Die Lager des Vichy-Regimes. Die Internierung jüdischer Flüchtlinge in Frankreich 1940–1944. Campus, Frankfurt 2000, ISBN 3-593-36628-2
    • Ahlrich Meyer: Die deutsche Besatzung in Frankreich 1940–1944. Widerstandsbekämpfung und Judenverfolgung. WBG, Darmstadt 2000, ISBN 3-534-14966-1; Franz.: L’occupation allemande en France, aus dem Dt.: Pascale Hervieux. Edition Privat, Toulouse 2002, ISBN 2-7089-5693-0.
    • Stefan Martens, Maurice Vaïsse (Hrsg.): Frankreich und Deutschland im Krieg (November 1942 – Herbst 1944). Okkupation, Kollaboration, Résistance. Akten des deutsch-französischen Kolloquiums. La France et l’Allemagne en Guerre (novembre 1942 – automne 1944). Occupation, Collaboration, Résistance. Deutsches Historisches Institut Paris und Centre d’Études d’Histoire de la Défense, Vincennes in Zusammenarbeit mit dem Institut für Zeitgeschichte, München und dem Institut d’Histoire du Temps Présent (Tagung: Paris-Cachan, 22./23. März 1999), Bouvier, Bonn 2000
    • Jacques Cantier: L’Algérie sous le régime de Vichy. Odile Jacob, Paris 2002, ISBN 2-7381-1057-6
    • Jean-Marc Dreyfus: Eine nie verheilende narzisstische Wunde? Die Kollaboration im französischen Gedächtnis. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Grenzenlose Vorurteile, Jahrbuch 2002 zur Geschichte und Wirkung des Holocaust, S. 167–188, Campus, Frankfurt 2002, ISBN 3-593-37019-0
    • Insa Meinen: Wehrmacht und Prostitution im besetzten Frankreich. Temmen, Bremen 2002, ISBN 3-86108-789-8. In: Wehrmacht et prostitution sous l’Occupation (1940–1945). Payot, 2006, ISBN 2-228-90074-5
    • Michael Curtis: Verdict on Vichy. Power and prejudice in the Vichy France regime. Arcade, New York 2003, ISBN 1-55970-689-9.
    • Bernhard Brunner: Der Frankreich-Komplex. Die nationalsozialistischen Verbrechen in Frankreich und die Justiz der Bundesrepublik Deutschland. In: Moderne Zeit, 6, Wallstein, Göttingen 2004, ISBN 3-89244-693-8 (Rezension; als TB 2007).
    • Claudia Moisel: Frankreich und die deutschen Kriegsverbrecher. Die strafrechtliche Verfolgung der deutschen Kriegs- und NS-Verbrechen nach 1945. Wallstein, Göttingen 2004, ISBN 3-89244-749-7 (Rezension (engl.)).
    • Albrecht Betz, Stefan Martens: Les intellectuels et l’Occupation, 1940–1944: Collaborer, partir, résister, Autrement (Coll. „Mémoires“), Paris 2004 ISBN 2-7467-0540-0 (Rez. in: Zs. „Dokumente“, Heft 2/2005, S. 97 von Dieter Tiemann).
    • Ahlrich Meyer: Täter im Verhör. Die „Endlösung der Judenfrage“ in Frankreich 1940–1944 WBG, Darmstadt 2005, ISBN 3-534-17564-6 (Rezension von Rudolf Walther in Die Zeit 2005-50; bei Weblinks, Tagung Dez. 2006).
    • Philippe Burrin: Vichy. Die Anti-Republik. In: Pierre Nora (Hrsg.): Erinnerungsorte Frankreichs. Aus dem Französischen von Michael Bayer, Enrico Heinemann, Elsbeth Ranke, Ursel Schäfer, Hans Thill und Reinhard Tiffert, Beck, München 2005, ISBN 978-3-406-52207-9.
    • Laurent Douzou: La Résistance française. Une histoire périlleuse. Éd. du Seuil, Paris 2005. (erster Überblick über die Betrachtung des Vichy-Regimes und des Widerstands in der gesamten Nachkriegszeit)
    • Alain Chatriot, Dieter Gosewinkel (Hrsg.): Figurationen des Staates in Deutschland und Frankreich. 1870–1945 (= Les figures de l’État en Allemagne et en France). In: Pariser historische Studien, Bd. 72, Oldenbourg, München 2006, ISBN 978-3-486-57671-9 (einige Aufsätze in Dt., andere in Franz.), ISBN 3-486-57671-2, darin: Die „gelenkte Wirtschaft“ in Frankreich 1940–1944.
    • Peter Lieb: Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg? Kriegführung und Partisanenbekämpfung in Frankreich 1943/44. In: Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, 69, Oldenbourg, München 2006, ISBN 978-3-486-57992-5, ISBN 3-486-57992-4 (zugl. Diss. Univ. München, 2005)
    • Lorent Joly: Vichy dans la solution finale. Histoire du Commissariat Général aux Questions Juives 1941–1944. Grasset, Paris 2006, ISBN 2-9519438-5-7. (Kurzbespr. in Mittelweg 36, Hrsg. Hamburger Edition, Jg. 15, H. 6, Dez. 2006, S. 44, im Schwerpunkt „Franz. Literatur zu Genozid und Massenverbrechen“)
    • Martin Jungius: Der verwaltete Raub. Die „Arisierung“ der Wirtschaft in Frankreich 1940–1944. Thorbecke, Ostfildern 2008, Beiheft der Francia (Zeitschrift) Nr. 67, Hrsg. Deutsches Historisches Institut Paris
    • Henry Rousso: Vichy. Frankreich unter deutscher Besatzung 1940–1944. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-58454-1 (zuerst Le régime de Vichy. PUF, Paris 2007)
    • Henry Rousso: Frankreich und die »dunklen Jahre«. Das Regime von Vichy in Geschichte und Gegenwart. Wallstein, Göttingen 2010 ISBN 3-8353-0756-8
    • Michael Mayer: Staaten als Täter. Ministerialbürokratie und „Judenpolitik“ in NS-Deutschland und Vichy-Frankreich. Ein Vergleich. Vorwort von Horst Möller und Georges-Henri Soutou. In: Studien zur Zeitgeschichte, 80, Oldenbourg, München 2010, ISBN 978-3-486-58945-0 (zugl. Diss. München 2007)[46]
    • Jan Wiegandt, Kolja Naumann: Vichy vor dem französischen Staatsrat. Staatshaftungsrecht als Mittel der Vergangenheitsbewältigung? In: Europäische Grundrechte-Zeitschrift (EuGRZ) 2010, ISSN 0341-9800, S. 156–167

    Belletristik, Zeitgenössisches

    (Siehe auch unter Weblinks den Artikel von Mona Körte)

    Übergreifend
    • Karl Kohut (Hrsg.): Literatur der Résistance und Kollaboration in Frankreich (Reihe: Schwerpunkte Romanistik Bd. 18 bis 20), ISSN 0170-6284.
    • Helga Bories-Sawala u. a.: La France occupée et la Résistance. Textausgabe (Reihe: Einfach Französisch, Textausgaben). Schöningh, Paderborn 2008, ISBN 3-14-046262-X (frz., z. T. deutsch). (Für den Unterricht in der Sekundarstufe 2. Auch für sonstige erste Unterrichtung geeignet, sehr viele Abb. & Original-Dokumente, Karten. Zusätzliche Audio-CD, ISBN 978-3-14-062412-1. Ferner zusätzlich verlegt: Lehrerhandbuch; Unterrichtsmodell.)
    Autoren
    • Didier Daeninckx: La mort n’oublie personne. Denoe, Paris 1989, ISBN 2-207-23539-4. (nur in Frz.) Als Film: Regie Laurent Heynemann; Erstauff. 5. Mai 2009 La mort n’oublie personne in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
    • Romain Gary: Der Tanz des Dschingis Cohn. Piper Verlag, München 1969, wieder dtv, 1970 u. ö. (zur Kürzung gegenüber dem Original siehe Bezugsartikel Gary)
      • ders.: Les cerfs-volants; dt. Gedächtnis mit Flügeln. 1989. (Die Besatzung mit den Augen eines Jugendlichen, die Gratwanderung zwischen Kollaboration und Résistance, Gemeinsamkeiten zwischen Ost- (Polen) und West-Europa unter den Deutschen.)
    • Leslie Kaplan: Fever. 2005 (dt. 2006, TB 2008),
    • Jonathan Littell: Les Bienveillantes. 2006, deutsch, Berlin 2008, ISBN 3-8270-0738-0.
    • Louis Malle, Patrick Modiano: Lacombe Lucien, Drehbuch (auch als Film, DVD). Gallimard, Paris 1974, ISBN 2-07-028989-3 u. ö.
    • Patrick Modiano: Dora Bruder (sowie weitere Werke, siehe Bezugsartikel). (Was man seine „Trilogie der Occupation“ nennen könnte; enthält Place d’étoile (bisher nicht übersetzt) sowie La ronde de nuit und Les boulevards de ceintures, diese beiden auf Deutsch in der Pariser Trilogie zu lesen.)
      • (Zu: La ronde de nuit:) Brigitta Coenen-Mennemeier: Analysen und Dokumente zur Literatur der Résistance und Kollaboration in Frankreich. Diesterweg, Frankfurt 1988, ISBN 3-425-04875-9 (Reihe: D.s neusprachliche Bibliothek. Materialien und didaktische Analysen zum Verständnis der französischen Literatur).
    • Brian Moore: Hetzjagd. Diogenes, Zürich 1997 (in Anlehnung an die Geschichte des Kriegsverbrechers Paul Touvier).
    • Irène Némirovsky: Suite française Deutsch von Eva Moldenhauer. erstmals Knaus, München 2005, ISBN 3-8135-0260-0 (gleicher Titel wie im frz. Orig.); TB: btb, München 2009, ISBN 978-3-442-73963-9
    • Georges Perec: W ou le souvenir d’enfance; dt.: W oder die Kindheitserinnerung, Übers. Eugen Helmlé. Suhrkamp, Frankfurt 1982, ISBN 3-518-01780-2. (Weitere Übers. u. d. T. W oder die Erinnerung an die Kindheit, Übers. Thorgerd Schücker. Volk und Welt, Berlin (DDR) 1978; die Übersetzungen sind recht unterschiedlich, im Prinzip gleichwertig. So bietet sich auch eine Vergleichsmöglichkeit für die Tätigkeit eines Übersetzers.)
    • Jean-Paul Sartre: Paris unter der Besatzung. Artikel, Aufsätze und Reportagen 1944–1945. Rowohlt TB, Reinbek 1997, ISBN 3-499-14593-6
    • Joseph Joffo: Ein Sack voll Murmeln. Ullstein TB, 1996, ISBN 3-548-23727-4. Französisches Original: Un sac de billes. Librairie Generale Française, ISBN 2-253-02949-1
    • Tatiana de Rosnay: Sarahs Schlüssel. Roman. Übers. Angelika Kaps. Bloomsbury, Berlin 2007, häufige Neuaufl., auch als Hörbuch. Orig. Sarah’s key Interview m.d. Autorin (PDF)
    • Anne Wiazemsky: Mon enfant de Berlin. Roman. Gallimard, Paris 2009, ISBN 2-07-078409-6 (eine sehr junge frz. Rotkreuz-Schwester in den letzten Kriegsmonaten; noch nicht in Deutsch)
    • Marie-Odile Beauvais: Le secret Gretl. Roman. Fayard, Paris 2009, ISBN 2-213-64447-0 (Eine 30-Jährige von deutsch-französischer Herkunft im besetzten Paris, zwischen Kollaboration und Verweigerung; noch nicht in Deutsch)
    Nur im Leihverkehr
    • Didier Léautey: Hitlerdeutschland, Kollaboration und Résistance als Thema des französischen Gegenwartsromans 1980. Hochschulschrift: Univ. Münster (Westf.) Diss. phil. A, 1981.

    Filme

    • Die Finsternis, Literaturverfilmung mit dokumentarischem Material von Thomas Tielsch. Der Film beschreibt die Zeit kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges, als die Vichy-Regierung von den Nationalsozialisten nach Sigmaringen verpflanzt wurde. Nach dem Roman Von einem Schloss zum anderen von Louis-Ferdinand Céline.
    • Folgendes Buch beschreibt 5 Filme zum Thema: Pia Bowinkelmann: Schattenwelt. Die Vernichtung der Juden, dargestellt im französischen Dokumentarfilm. Offizin, Hannover 2008, ISBN 3-930345-62-5 (dort thematisierte Filmemacher: Resnais Nacht und Nebel; Frédéric Rossif & Madeleine Chapsal: Le Temps du ghetto, 1961; Marcel Ophüls: Das Haus nebenan. Chronik einer französischen Stadt im Kriege (OT: Le chagrin et la pitié) 1969; Claude Lanzmann, Shoah und Claude Chabrol: L’œil de Vichy, 1993)

    Weblinks

     Commons: Vichy-Regime – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Einzelnachweise und Anmerkungen

    1. Namentliches Abstimmungsergebnis im Protokoll auf der Website der Französischen Nationalversammlung (PDF; 3,1 MB)
    2. Loi constitutionnelle du 10 juillet 1940 (Digithèque MJP)
    3. Vgl. Acte constitutionnel n° 1 und Acte constitutionnel n° 2 du 11 juillet 1940 (Digithèque MJP)
    4. Vgl. Acte constitutionnel n° 4 du 12 juillet 1940 (Digithèque MJP)
    5. s. Eberhard Jäckel: Frankreich in Hitlers Europa: die deutsche Frankreichpolitik im 2. Weltkrieg. Stuttgart 1966, S. 260 f.
    6. Loi concernant l’accès aux emplois dans les administrations publiques vom 17. Juli 1940, in: Journal officiel de la République Française (JO) vom 18. Juli 1940, S. 4537; Loi concernant l’exercice de la médicine vom 16. August 1940, in: JO vom 19. August 1940, S. 4735f.; Loi réglementant l’accès au barreau vom 10. September 1940, in: JO vom 11. September 1940, S. 4958 und Loi portant abrogation du décret-loi du 21 avril 1939 (loi Marchandeau) vom 27. August 1940, in: JO vom 30. August 940, S. 4844. Vgl. hierzu: Michael Mayer: Staaten als Täter. Ministerialbürokratie und „Judenpolitik“ in NS-Deutschland und Vichy-Frankreich. Ein Vergleich. Mit einem Vorwort von Horst Möller und Georges-Henri Soutou. In: Studien zur Zeitgeschichte, 80, Oldenbourg, München 2010, ISBN 978-3-486-58945-0 (zugl. Diss. München 2007), S. 28–30
    7. So Art. 1 der Loi sur les ressortissants étrangers de race juive, in: JO vom 18. Oktober 1940, S. 5324. Vgl. Mayer: Staaten als Täter, S. 30 f.
    8. Loi portant statut des juifs vom 3. Oktober 1940, in: JO vom 18. Oktober 1940, S. 5323.
    9. Mayer: Staaten als Täter, S. 47–68.
    10. Mayer: Staaten als Täter, S. 122–166.
    11. Disclosed: the zealous way Marshal Pétain enforced Nazi anti-Semitic laws. In: The Guardian, 3. Oktober 2010 (letzter Zugriff 3. October 2010)
    12. Winston Churchill: Der Zweite Weltkrieg (Bern 1954)
    13. François Marcot, Bruno Leroux: Dictionnaire Historique de la Resistance. Robert Laffont, Paris 2006, ISBN 978-2-221-09997-1, S. 600, Stichwort „Montoire“.
    14. Pétain, Philippe: Ansprache zur „Kollaboration“ (30. Oktober 1940) Clio online. Themenportal Europäische Geschichte (zuletzt geprüft am 16. Oktober 2011)
    15. Marc Ferro: Questions sur la Deuxième Guerre mondiale. Editions Complexe, Brüssel 2007, ISBN 978-2-8048-0126-7. Henry Rousso: Vichy. Frankreich unter französischer Besatzung 1940–1944. C.H.Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-58454-1, S. 48.
    16. Jean-Pierre Azéma, Olivier Wieviorka: Vichy 1940–1944. Perrin, Paris 2009, ISBN 978-2-262-02229-7, « Le temps des profiteurs », S. 71 und S. 78.
    17. Robert O. Paxton: La collaboration d’État. In: J.-P. Azéma, F. Bédarida (Hrsg.): La France des années noires, tome 1: De la défaite à Vichy. Le Seuil, Paris 2001. ISBN 978-2-02-018306-2. Zur wirtschaftlichen Kollaboration S. 357
    18. SPIEGEL Special: Hitlers Krieg. Sechs Jahre, die die Welt erschütterten., Nr. 2/2005, S. 34–36. ISSN 1612-6017
    19. Eberhard Jäckel: La France dans l’Europe de Hitler. Éditions Fayard, Paris 1968, S. 320 (Dt. Originalausgabe E. Jäckel: Frankreich in Hitlers Europa – Die deutsche Frankreichpolitik im Zweiten Weltkrieg. Deutsche Verlag-Anstalt, Stuttgart 1966
    20. Henry Rousso: Vichy. Frankreich unter deutscher Besatzung 1940–1944, S.63. C.H. Beck, München 2009. ISBN 978-3-406-58454-1
    21. Bertram M. Gordon: Collaborationism in France During the Second World War, S. 43–66. Cornell University Press 1980. ISBN 0-8014-1263-3
    22. André Kaspi, Ralph Schor: La Deuxième guerre mondiale: chronologie commentée, S. 195. Éditions Complexe, 1995. ISBN 2-87027-591-9.
    23. Henry Rousso: Vichy. Frankreich unter deutscher Besatzung 1940–1944, S.49. C.H. Beck, München 2009. ISBN 978-3-406-58454-1
    24. Georges-Henri Soutou: Vichy, l’URSS et l’Allemagne de 1940 à 1941. In: Ilja Mieck, Pierre Guillen (Hrsg.): Deutschland – Frankreich – Rußland / La France et l’Allemagne face à la Russie: Begegnungen und Konfrontationen. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2000, ISBN 978-3-486-56419-8, S. 303.
    25. Denis Peschanski, Pierre Azéma: Vichy, état policier. In: La France des années noires, Bd. 2. Éditions du Seuil, Paris S. 358–359
    26. Eberhard Jäckel: La France dans l’Europe de Hitler, S. 280–284
    27. Raul Hilberg: La Destruction des Juifs d’Europe. Band 2. Éditions Gallimard, Paris 2006, ISBN 978-2-07-030984-9, S. 1177.
    28. Asher Cohen: Persécutions et sauvetages. Juifs et Français sous l’Occupation et sous Vichy. Éditions du Cerf, Paris 1993, S. 257. ISBN 978-2-204-04491-2
    29. Marc Olivier Baruch: Das Vichy-Regime. Frankreich 1940–1944. Reclam, Ditzingen 1999, ISBN 3-15-017021-4, S. 103–107. Jean-Marc Berlière: Les Policiers français sous l’occupation. Perrin, Paris 2001, S. 32–35
    30. Jean-Marc Berlière, Laurent Chabrun: Les Policiers français sous l’occupation. D’après les archives inédites de l’épuration. Éditions Perrin, Paris 2001, ISBN 978-2-262-01626-5, S. 224–225.
    31. Olivier Forcade: Services spéciaux militaires. In: Dictionnaire historique de la Résistance, Éditions Robert Laffont, 2006, S. 211–213
    32. Zum wenig nachdrücklichen polizeilichen Fahndungsdruck in der nichtbesetzten Zone gegenüber der nichtkommunistischen Résistance vor 1942 siehe besonders: J.M. Berlière: Les Policiers français sous l’occupation, Éditions Perrin, Paris 2001, S. 35; D.Veillon/O.Wieviorka: La Résistance. In: La France des années noires, Bd. 2, S. 89; D. Peschanski: Répression de la Résistance par Vichy. In: Dictionnaire historique de la Résistance, Éditions Robert Laffont, 2006, S. 789. Peschanski hebt hervor, dass die Repressionsmaßnahmen der Polizei sich vor allem gegen Kommunisten richteten, sowohl vor als auch nach ihrem Eintritt in die Résistance. Alle Autoren betonen, dass vor 1942 ein großer Teil der nichtkommunistischen Résistance dem Marschall Pétain gegenüber relativ wohlwollend eingestellt war, während ein Teil der eigentlich mit der Bekämpfung der Résistance beauftragten Dienste wie des Bureau des Menées Antinationales (BMA) ihrer Aufgabe nur sehr eingachränkt nachgingen. Zahlreiche nichtkommunistische Résistance-Führer wurden zwar verhaftet, kamen jedoch wieder frei: Chevance-Bertin, Bertie Albrecht, François de Menthon, Marie-Madeleine Fourcade, Bertrande d’Astier de la Vigerie (Nichte von Emmanuel d’Astier de la Vigerie), Serge Ravanel.
    33. Robert Aron: Histoire de Vichy. Éditions Fayard, Paris 1954, S. 536–537
    34. Eberhard Jäckel: La France dans l’Europe de Hitler, S. 387
    35. Ahlrich Meyer: Répression de la Résistance par les Allemands. In: Dictionnaire historique de la Résistance, Éditions Robert Laffont, Paris 2006, S. 785–788.
    36. Denis Peschanski: Répression de la Résistance par Vichy. In: Dictionnaire historique de la Résistance. Éditions Robert Laffont, Paris 2006, S. 789–790
    37. Asher Cohen: Persécutions et sauvetages juifs et français sous l occupation et sous vichy. Éditions du Cerf, Paris 1993. ISBN 978-2-204-04491-2
    38. Ulrich Herbert: Best. Biographische Studien über Radikalismus, Weltanschauung und Vernunft. 1903–1989. 3. Auflage. Dietz, Bonn 1996, S. 254/232.
    39. Bernhard Brunner: Der Frankreichkomplex: Die nationalsozialistischen Verbrechen in Frankreich und die Justiz in der Bundesrepublik Deutschland. Frankfurt 2008, S. 44
    40. Besitzer einer Buchhandlung namens Rive Gauche, auf die ein Anschlag verübt wurde, ab September 1940 gleichzeitig Leiter des deutschen Instituts in Paris, nach dem Krieg Oberstudiendirektor in Heilbronn und zeitweise Leiter des Verlages Grabert Verlag; vgl. Bernhard Brunner: Der Frankreichkomplex: Die nationalsozialistischen Verbrechen in Frankreich und die Justiz in der Bundesrepublik Deutschland. Frankfurt a.M. 2008, S. 121
    41. Bernhard Brunner: Der Frankreichkomplex: Die nationalsozialistischen Verbrechen in Frankreich und die Justiz in der Bundesrepublik Deutschland. Frankfurt 2008, S. 42 f.
    42. Bernhard Brunner: a.a.O., S. 43
    43. Thierry Wolton: Rot-Braun. Der Pakt gegen die Demokratie von 1939 bis heute. Hamburg 2000, S. 36
    44. Stéphane Courtois: Un été 1940. Les négociations entre le PCF et l’occupant allemand à la lumière des archives de l’Internationale communiste. In: Communisme Nr. 32, 33, 34, 4. Quartal 1992, 1. und 2. Quartal 1993, Seiten 85–127
    45. www.dradio.de
    46. in seinem Lemma ausführliche Darstellung des Buches. Es ist auch online lesbar in Google Books
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