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Obsoleszenz

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Alte Videokassetten auf einem Flohmarkt

Der Begriff Obsoleszenz (von lat. obsolescere‚ sich abnutzen, alt werden, aus der Mode kommen, an Ansehen, an Wert verlieren[1]) bezeichnet, dass ein Produkt auf natürliche oder künstlich beeinflusste Art veraltet ist oder altert. Das zugehörige Adjektiv obsolet im Sinne von nicht mehr gebräuchlich bzw. hinfällig bezeichnet generell Veraltetes, meist Normen, Therapien oder Gerätschaften.

Formen der Obsoleszenz

Geplante Obsoleszenz

Hauptartikel: Geplante Obsoleszenz

Bei der geplanten Obsoleszenz wird die Lebensdauer eines Produkts künstlich reduziert. Produkte verfallen also schneller als technisch möglich wäre.

Indirekter Verschleiß

In diesem Fall veraltet durch Änderungen eines Bauteiles ein anderes Bauteil schneller. So kann etwa durch Verbilligung oder Verschlechterung eines Reglers die Autobatterie schneller unbrauchbar werden.

Funktionelle Obsoleszenz

Im Fall der funktionellen Obsoleszenz dagegen bleibt das Produkt selbst zwar weiter funktionsfähig, kann aber durch neue Anforderungen, zum Beispiel neue Komplementärprodukte, letzten Endes doch nicht mehr in vollem Umfang genutzt werden.

Funktionelle Obsoleszenz findet man damit vor allem in schnellwüchsigen Branchen wie etwa der Computerbranche (z. B. Anforderungen verschiedener Computerspiele an bestimmte Versionen des Betriebssystems oder die Verfügbarkeit von sicherheitsrelevanten Fehlerkorrekturen für ältere Software). Als Konsequenz reagieren die Konsumenten meist verunsichert und überspringen z. B. eine oder mehrere Versionen (Leap Frogging). Eine weitere Ursache kann die Abkündigung bestimmter (meist elektronischer) Bauteile sein. Insbesondere langfristige Projekte und langlebige Wirtschaftsgüter sind zunehmend durch solche nur bedingt vorhersehbaren Nichtverfügbarkeiten gefährdet.

Im Softwarebereich kann die Open-Source-Bewegung als Gegenbewegung gesehen werden: Bei Softwareprodukten, die einer Freie-Software-Lizenz (z. B. GPL) unterliegen, ist ein endgültiges Auslaufen der Verfügbarkeit über die garantierte Offenlegung des Quellcodes ausgeschlossen.[2]

Im Obsoleszenz-Management werden Lösungsansätze für diese Problematik entwickelt, unter anderem:

  • rechtzeitige Information der Kunden,
  • gemeinsame Erarbeitung von Substituten oder
  • Lageraufbau für den geschätzten künftig erwarteten Gesamtbedarf.

Psychische Obsoleszenz

Im Fall der psychischen Obsoleszenz wird ein Produkt, das an sich noch voll und uneingeschränkt nutzbar wäre (z. B. ein älteres Handy, ein Röhrenfernseher, Monitor oder stationärer PC), gleichwohl nicht mehr gewünscht, weil es geplant unansehnlich geworden ist und/oder an Popularität verloren hat, also umgangssprachlich „out“ (angeblich nicht mehr modern, nicht mehr auf der Höhe der Zeit) ist.

Psychische Obsoleszenz resultiert oft aus Modetrends, aber auch technischen Entwicklungen wie etwa beim Wechsel von der Analog- zur Digitalfotografie. Die Popularität des Produkts wird dabei wesentlich durch sein Image beeinflusst, das wiederum durch geänderte up-to-date-Designs und die Vermarktung einschließlich der Bewerbung manipulierbar ist. Design ist daher ein probates Mittel, künstliche Obsoleszenz herbeizuführen, zum einen durch ein (modisches) Styling, zum anderen zum Beispiel durch eine Oberflächenbeschaffenheit, bei der das Produkt bald unansehnlich wird, weil Staub und Handschweiß gut an ihm haften bleiben und sich schlecht oder gar nicht wieder entfernen lassen.

Geplanter Mehrverbrauch

Ein Grenzfall der eigentlichen Obsoleszenz ist der geplante Mehrverbrauch. So kann man etwa durch entsprechende Gestaltung der Produktverpackung auch bei Verbrauchsgütern, die selbst keinem Verschleiß unterliegen, eine Erhöhung des Verbrauchs und/oder ein verfrühtes Unbrauchbarwerden des Produkts erreichen. Beispielsweise, wenn durch nicht vollständig entleerbare Verpackungen (Ketchupflasche) stets eine nicht nutzbare Restmenge zurückbleibt. Auch das vorzeitige Austauschen von Fahrzeugteilen während einer Inspektion fördert, weil die Teile nicht bis zum Ende ihrer möglichen Verwendungsdauer genutzt werden, ihren erhöhten Verbrauch, verringert jedoch das Risiko eines überraschenden Ausfalls.

Geplante Systemvariationen

Eine weitere Form geplanter Obsoleszenz ist die Ausstattung von Produktneuheiten mit neuen Zubehörvarianten, die nicht mehr mit dem bisherigen Zubehör kompatibel sind, so dass der modeorientierte Verbraucher außer der Neuheit selbst auch meist das komplette Zubehör neu kaufen muss. Bekannteste Beispiele dürften digitale Kompaktkameras und Handys sein, bei denen es zu fast jedem neuen Modell auch wieder ein neues Design, ein neuer Akku usw. gibt, während man bei sogen. Systemkameras, z. B. Spiegelreflexkameras, genau umgekehrt darauf bedacht ist, die Kompatibilität des Zubehörs (Objektive, Blitzgeräte, Stativanschlüsse usw.) auch über mehrere Produktgenerationen hin zu gewährleisten.

Erschwerte Reparatur

Bei einigen Produkten wird von Verbraucherschützern moniert, dass bei Produkten absichtlich die Reparatur erschwert werde. Dies sei beispielsweise der Fall bei der iPhone-Serie von Apple, wo die Akkus fest eingebaut werden. Die Reparatur sei nur noch in Fachgeschäften oder gar nicht möglich.[3] Einige Unternehmen schränken die Verfügbarkeit von Reparaturanleitungen ein. So zwang die das Unternehmen Toshiba im November 2012 mit Urheberrechtsklagen einen Blogger, alle 300 Toshiba Service Manuals von seiner Website zu nehmen, auf der er kostenlos Reparaturhandbücher für Laptops zur Verfügung stellt.[4][5] Andere Unternehmen sorgen mit überhöhten Reparaturkostenpauschalen dafür, dass sich eine Instandsetzung selbst bei kleinen Schäden nicht mehr lohnt.[6]

Obsoleszenz in der Rechtswissenschaft

Ein häufiger Grund für Obsoleszenz in rechtlicher Hinsicht ist die grundlegende Änderung der verfassungsrechtlichen Verhältnisse. So sind verschiedene Rechtsnormen aus der Zeit des Nationalsozialismus nicht außer Kraft getreten, werden aber nicht mehr angewendet und so als obsolet betrachtet. Ein Beispiel hierfür ist, dass der Stiftungserlass für Orden noch rechtsgültig ist, der deutsche Bundespräsident als zuständiges Staatsorgan diese Orden aber nicht mehr verleiht. Das Kennzeichen der Obsoleszenz ist hier die Staatspraxis. Sie wird als Grund für die Beendigung von völkerrechtlichen Verträgen anerkannt. So erklärte Österreich infolge der neuen Situation in Europa um 1990 die militärischen Bestimmungen des Staatsvertrages von Wien 1955 als obsolet.

Ursachen

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  • Marktsättigungserscheinung (in der Regel mit Absatzstockungen verbunden). Beispiel: Die US-Automobilindustrie hatte Ende der 1950er Jahre Überkapazitäten, die französische Autoindustrie Unterkapazitäten, die Haltbarkeit der französischen Autos betrug damals ein Mehrfaches der Haltbarkeit der US-Autos[7]
  • Absprache der Konkurrenten (besonders bei oligopolisierten Märkten, Beispiel Phoebuskartell)
  • Prestigekonsum (führt in der Regel zu vorzeitigem Produktneukauf etwa als Zeichen beruflicher Leistungsfähigkeit)
  • Aufwandskonkurrenz und Konsumpassivismus
  • hohes (freies) verfügbares Einkommen
  • beschränkte Markttransparenz (verhindert, dass der Verbraucher Produkte findet, die weniger der geplanten Obsoleszenz unterliegen). Hierzu trägt auch Werbung bei.

Siehe auch

Literatur

Dokumentarfilme

Weblinks

Wiktionary: Obsoleszenz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Georges: Lat.-Dt. Hand- und Schulwörterbuch, s.v.
  2. Fernando Cassia: Open Source, the only weapon against "planned obsolescence" (englisch) theinquirer.net. 28. März 2007. Abgerufen am 15. Januar 2012.
  3. Geplante Obsoleszenz: „Tests zeigen keine Sollbruchstellen“. test.de, 20. März 2013, abgerufen am 24. Juni 2013.
  4. Kyle Wiens: The Shady World of Repair Manuals: Copyrighting for Planned Obsolescence. In: Wired. Condé Nast Publications / Advance Publications. 11. Dezember 2012. Abgerufen am 25. August 2013.
  5. Toshiba laptop service manuals and the sorry state of copyright law, Blog Future Proof, 10. November 2012
  6. Georg Schnurer: Pauschal verärgert – Wahnsinnspreise für kleine Notebook-Reparaturen (deutsch) heise.de. 1. Januar 2002. Abgerufen am 3. Januar 2013.
  7. Vance Packard: The Waste Makers, 1960, Neuauflage 2011, S. 109.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Obsoleszenz aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.