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Neuweltaffen

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Neuweltaffen
Weißschulterkapuziner (Cebus capucinus)

Weißschulterkapuziner (Cebus capucinus)

Systematik
Überordnung: Euarchontoglires
ohne Rang: Euarchonta
Ordnung: Primaten (Primates)
Unterordnung: Trockennasenprimaten (Haplorrhini)
Teilordnung: Affen (Anthropoidea)
ohne Rang: Neuweltaffen
Wissenschaftlicher Name
Platyrrhini
É. Geoffroy Saint-Hilaire, 1812
Nur bei den Neuweltaffen ist es bei einigen Arten zur Entwicklung eines Greifschwanzes gekommen – hier ein Klammeraffe.

Die Neuweltaffen oder Breitnasenaffen (Platyrrhini) sind eine Verwandtschaftsgruppe der Primaten. Sie fassen alle ursprünglichen Primaten des amerikanischen Kontinents zusammen. Gemeinsam mit den Altweltaffen bilden sie die Gruppe der Affen.

Merkmale

Neuweltaffen sind im Schnitt etwas kleiner als Altweltaffen, ihr Gewicht reicht von 100 Gramm (Zwergseidenäffchen) bis zu 15 Kilogramm (Spinnenaffen). Die meisten Arten sind an eine baumbewohnende Lebensweise angepasst, die Hinterbeine sind etwas länger als die Vorderbeine. Extreme Gliedmaßenproportionen, wie sie bei anderen Primatentaxa vorkommen, sind bei ihnen nicht bekannt. Der Schwanz ist mit Ausnahme der Uakaris relativ lang, Neuweltaffen sind die einzigen Primaten, bei denen einige Vertreter (insbesondere die Klammerschwanzaffen) einen Greifschwanz entwickelt haben. Die Daumen sind in den meisten Fällen nicht opponierbar.

Neuweltaffen haben eine breite Nase, deren Löcher nach außen gerichtet sind. Im Gegensatz zu den Altweltaffen haben sie keinen knöchernen Gehörgang und es sind noch drei Prämolaren vorhanden. Die meisten Vertreter haben auch drei Molaren, nur bei den meisten Krallenaffen ist die Zahl der Molaren in Zusammenhang mit der Verzwergung reduziert. Daraus ergibt sich folgende Zahnformel: ICPM2/3, insgesamt also 32 oder 36 Zähne.

Verbreitung und Lebensweise

Das Verbreitungsgebiet der Neuweltaffen erstreckt sich vom südlichen Mexiko bis ins nördliche Argentinien. Die größte Artenvielfalt erreichen sie im nördlichen und mittleren Südamerika, insbesondere im Amazonasbecken. Die Tiere auf den karibischen Inseln, die Antillenaffen, sind ausgestorben.

Neuweltaffen weisen eine geringere ökologische Bandbreite als die Altweltaffen auf. Alle Arten sind Waldbewohner, die sich die meiste Zeit auf den Bäumen aufhalten und sehr selten auf den Boden kommen. Die meisten Arten sind tagaktiv, lediglich bei den Nachtaffen hat sich eine nachtaktive Lebensweise entwickelt.

Das Sozialverhalten ist sehr variabel. Es gibt Neuweltaffen, die in monogamen Familiengruppen leben (Nachtaffen, Springaffen), Arten in komplexen Gruppen mit vielen Männchen und Weibchen, Arten mit Weibchendominanz (Totenkopfaffen) und schließlich die polyandrischen Krallenaffen.

Auch die Ernährung ist variabel, die größeren Arten sind häufig reine Pflanzenfresser, die kleineren nehmen auch Insekten und andere Kleintiere zu sich.

Entwicklungsgeschichte und Systematik

Die Krallenaffen (hier der Weißkopf-Büschelaffe) weichen in einigen Merkmalen wie den Krallen, den Zähnen und der Fortpflanzung von den übrigen Neuweltaffen ab.

Entwicklungsgeschichtlich stellen die Altweltaffen das Schwestertaxon der Neuweltaffen dar. Wie die Vorfahren dieser Tiere nach Amerika gekommen sind, ist nicht restlos geklärt. Möglicherweise sind sie auf pflanzenbestandenen schwimmenden Inseln, die sich von Mangroven gelöst haben, über den damals viel schmaleren Atlantik getrieben worden. Dieser Vorgang fand vermutlich im Eozän statt. Der älteste Fund von fossilem Material von Neuweltaffen ist 36 Millionen Jahre alt, besteht nur aus einzelnen Zähnen und wurde unter dem Gattungsnamen Perupithecus beschrieben.[1] Das zweitälteste Neuweltaffenfossil (Branisella) ist 10 Millionen Jahre jünger und wird in das obere Oligozän datiert. Wiederum deutlich jünger sind Nachweise der Neuweltaffen aus dem nördlichen Teil des heutigen Doppelkontinents. Zu den ältesten Funden gehören einige Einzelzähne von Panamacebus aus der Las-Cascadas-Formation im Becken des Panama-Kanals, deren Ablagerungen in das Untere Miozän vor 20,9 Millionen Jahren datieren. Es handelt sich um einen kleineren Vertreter der Neuweltaffen mit einem Gewicht von rund 2,7 kg, der in einem engeren Verwandtschaftsverhältnis zu den heutigen Kapuzineraffen steht. Auch hier ist eine Ausbreitung über den Seeweg anzunehmen, Nord- und Südamerika waren zu jener Zeit durch eine enge Meeresstraße getrennt.[2]

Die frühere Zweiteilung in Krallenaffen (Callitrichidae) und „Nicht-Krallenaffen“ (Cebidae) hat sich als inkorrekt herausgestellt, da einige Vertreter der Nicht-Krallenaffen näher mit den Krallenaffen verwandt sind als untereinander. Heute werden die Neuweltaffen in bis zu fünf Familien unterteilt (die folgende Liste gibt die Systematik bis zur Gattungsebene wider):

Die ersten drei Gruppen bilden eine gut belegte gemeinsame Abstammungslinie. Manchmal werden dementsprechend Krallen- und/oder Nachtaffen in die Kapuzinerartigen (Cebidae) eingefügt. Die genauen verwandtschaftlichen Beziehungen zeigt das folgende Kladogramm:[3]


 Neuweltaffen 


 Cebidae i.w.S. 

 Callitrichidae 
 Tamarine 

 Leontocebus


     

 Saguinus



     

 Marmosetten 


 Zwergseidenäffchen (Cebuella)


     

 Seidenäffchen (Mico)



     

 Büschelaffen (Callithrix)



     

 Springtamarin (Callimico)



     

 Löwenäffchen (Leontopithecus)





 Cebidae i.e.S. 

 Totenkopfaffen (Saimiri)


 Kapuzineraffen 

 Ungehaubte Kapuziner (Cebus)


     

 Gehaubte Kapuziner (Sapajus)





 Aotidae 

 Nachtaffen (Aotus)



 Atelidae 
 Alouattinae 

 Brüllaffen (Alouatta)


 Atelinae 


 Wollaffen (Lagothrix)


     

 Spinnenaffen (Brachyteles)



     

 Klammeraffen (Ateles)





 Pitheciidae 
 Springaffen [4] 

 Cheracebus


     

 Callicebus


     

 Plecturocebus




 Pitheciinae 


 Bartsakis (Chiropotes)


     

 Uakaris (Cacajao)



     

 Sakis (Pithecia)





Literatur

  • Thomas Geissmann: Vergleichende Primatologie. Springer-Verlag, Berlin u. a. 2003, ISBN 3-540-43645-6.
  • Don E. Wilson, DeeAnn M. Reeder (Hrsg.): Mammal Species of the World. A taxonomic and geographic Reference. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD 2005, ISBN 0-8018-8221-4.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Mariano Bond, Marcelo F. Tejedor, Kenneth E. Campbell, Laura Chornogubsky, Nelson Novo, Francisco Goin: Eocene primates of South America and the African origins of New World monkeys. In: Nature. Band 520, Nr. 7548, 2015, S. 538–541, DOI:10.1038/nature14120
  2. Jonathan I. Bloch, Emily D. Woodruff, Aaron R. Wood, Aldo F. Rincon, Arianna R. Harrington, Gary S. Morgan, David A. Foster, Camilo Montes, Carlos A. Jaramillo, Nathan A. Jud, Douglas S. Jones und Bruce J. MacFadden: First North American fossil monkey and early Miocene tropical biotic interchange. In: Nature. Band 533, Nr. 7602, 2016, doi:10.1038/nature17415
  3. Horacio Schneider, Iracilda Sampaio (2013). The systematics and evolution of New World primates – A review. Molecular Phylogenetics and Evolution, 4 November 2013, doi:10.1016/j.ympev.2013.10.017
  4. Hazel Byrne, Anthony B. Rylands, Jeferson C. Carneiro, Jessica W. Lynch Alfaro, Fabricio Bertuol, Maria N. F. da Silva, Mariluce Messias, Colin P. Groves, Russell A. Mittermeier, Izeni Farias, Tomas Hrbek, Horacio Schneider, Iracilda Sampaio and Jean P. Boubli: Phylogenetic relationships of the New World titi monkeys (Callicebus): first appraisal of taxonomy based on molecular evidence. Frontiers in Zoology, 201613:10, DOI: 10.1186/s12983-016-0142-4
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