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Neun Chöre der Engel

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Mariä Aufnahme in den Himmel von Francesco Botticini (1446–1497). Maria und Jesus sind von den in drei Stufen eingeteilten neun Engelschören umgeben.
Die neun Chöre der Engel. Deckenfresko von Johann Jakob Zeiller in der Basilika Ottobeuren (1756)
Fünf (von neun) Ordnungen der Engel an der Chorschranke der Kirche St Michael and All Angels (Barton Turf), Norfolk (England): Cherubim, principatus, throni, archangeli, angeli; ganz rechts die heilige Barbara (Foto John Salmon)

Die Neun Chöre der Engel sind eine auf das Frühmittelalter zurückgehende Einteilung der himmlischen Wesen der christlichen Mythologie in neun Ordnungen.

Die erste überlieferte Erwähnung der neun Ordnungen findet sich im 6. Jahrhundert bei Pseudo-Dionysius Areopagita in seiner Schrift Über die himmlische Hierarchie (Περί τῆς οὐρανίας ἱεραρχίας, De caelesti hierarchia). Von Gregor dem Großen wurden diese neun Ordnungen übernommen.[1] In lateinischer Sprache heißen die Ordnungen: angeli, archangeli, virtutes, potestates, principatus, dominationes, throni, cherubim, seraphim. Im Deutschen werden die Bezeichnungen meist mit Engel, Erzengel, Mächte, Gewalten, Fürsten(tümer), Herrschaften, Throne, Cherubim und Seraphim wiedergegeben. Gregor beruft sich auf die Heilige Schrift: Von den Engeln und Erzengeln zeuge fast jede Seite, von den Cherubim und Seraphim die Propheten. Vier weitere zähle Paulus im Epheserbrief auf: supra omnem principatum et potestatem et virtutem et dominationem (Eph 1,21 VUL); deutsch: hoch über alle Fürsten und Gewalten, Mächte und Herrschaften (Eph 1,21 EU). Die Throne finden sich – gemeinsam mit anderen Ordnungen – im Kolosserbrief: sive throni sive dominationes sive principatus sive potestates (Kol 1,16 VUL); deutsch: Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten (Kol 1,16 EU). Pseudo-Dionysius teilt die neun Ordnungen in drei hierarchische Stufen ein: die höchste umfasst seraphim, cherubim, throni, die mittlere dominationes, virtutes, potestates und die unterste principes, archangeli, angeli. Bei Gregor und anderen Autoren finden sich leichte Abwandlungen dieser Hierarchien; die Reihenfolge und Rangordnung der Engelschöre war im Mittelalter Gegenstand gelehrter Diskussionen. Ab dem 7. Jahrhundert verbreitete sich die Lehre vor allem durch Isidor von Sevilla, der ein Kapitel seiner Etymologiae den Engeln widmet.[2]

Im 9. Jahrhundert übersetzte Johannes Scottus Eriugena die Schriften des Pseudo-Dionysius ins Lateinische und überreichte sie Karl dem Kahlen.[3] In der Folge erlangte die Lehre von den himmlischen Hierarchien eine außerordentlich große Verbreitung und wurde von zahlreichen Autoren behandelt, beispielsweise von Petrus Lombardus,[4] Hugo von Sankt Viktor, Alanus ab Insulis und Thomas von Aquin.[5] Auch in der mittelalterlichen Lyrik werden die Engelshierarchien behandelt, so bei Rabanus Maurus,[6] in den Sequenzen des Notker Balbulus[7] und bei Hildegard von Bingen.[8] Im Canto XXVIII des Paradiso in Dantes Göttlicher Komödie erläutert Beatrice die neun Ordnungen der Engel.

Im Missale Romanum werden verschiedene Engelschöre im Text der Präfationen benannt.[9]

„Zu den neun Chören der Engel“ ist ein seltenes Patrozinium katholischer Kirchen, am bekanntesten ist die Kirche am Hof in Wien.

Einzelnachweise

  1. Gregor der Große: Hom. XXXIV in Luc. 7 (= Migne, PL 76, 1246–1259, online); Moralia in Iob XXXII, xxiii (online)
  2. Isidor von Sevilla: Etymologiae VII, 5 (online)
  3. Libri Sancti Dionysii Areopagitae, quos Ioannes Eriugena transtulit de Graeco in Latinum, iubente ac postulante rege Carolo Ludovici imperatoris filio (online)
  4. Petrus Lombardus: Sententiae II, distinctio IX (online, lateinisch und englisch)
  5. Thomas von Aquin: Summa theologica I, 108 (online)
  6. Rabanus Maurus: De fide Catholica rythmo carmen compositum. In: Diese Reihe der Monumenta Germaniae Historica ist nicht bekannt
  7. Notker: Omnes sancti.
  8. Hildegard von Bingen: O vos angeli. (online)
  9. Das vollständige Römische Meßbuch lateinisch und deutsch, Verlag Herder Freiburg 1956, S. 460, 483 ff.

Literatur

  • Gunilla Iverson: “O vos angeli”. Hildegard's lyrical and visionary texts on the celestial hierarchies in the context of her time. In: „Im Angesicht Gottes suche der Mensch sich selbst“. Hildegard von Bingen (1098-1179). Herausgegeben von Rainer Berndt S.J., Akademie Verlag 2001, ISBN 978-3-05-003568-0


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