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Naturraum

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In der physischen Geographie versteht man unter Naturraum eine durch Parameter der Geofaktoren Klima, Relief, Wasserhaushalt, Boden, geologischer Bau und Bios charakterisierte Einheit des geographischen Raumes. Der sehr ähnliche geographische Begriff der Landschaft wird teils in identischer Bedeutung verwendet, teils auch differenziert, indem „Naturraum“ allein die naturgesetzlich determinierte Komponente des jeweiligen Raumausschnittes beschreibt, während „Landschaft“ weitere Komponenten wie die aktuelle Landnutzung einschließt.

Die einzelnen Naturräume können entweder als räumliche Individuen konzipiert sein, die in ihrem Gesamtcharakter sich in einzelnen oder mehreren Geofaktoren von den benachbarten Flächeneinheiten unterscheiden, oder als Typen, die eine gleichartige Merkmalskombination aufweisen. In beiden Fällen sind landschaftliche Einheiten von bestimmter Erscheinung und Standortausprägung sowie Lagequalität gegenüber benachbarten Flächen mit unterscheidbarer Charakteristik abgetrennt.

Naturräumliche Gliederung

Naturräume werden in der Regel nicht solitär ermittelt und abgegrenzt, sondern flächendeckend für mehr oder weniger ausgedehnte Ausschnitte der Landschaftssphäre. Je nach Auswahl und Kombination der betrachteten Geofaktoren ergeben sich Einheiten unterschiedlicher Größenordnung, die in hierarchischen Strukturen geordnet werden können. Dabei sollen Naturräume gleicher Ebene durch gleiche Parameter determiniert sein. Ein Wechsel in der Rangstufe, d. h. zu hierarchisch über- bzw. untergeordneten Einheiten, geht stets mit einem entsprechenden Wechsel der charakterisierenden Merkmale einher.

Die Anzahl der ausgewiesenen hierarchischen Ebenen ist variabel, desgleichen ihre Bezeichnungen. Verallgemeinernd unterscheidet die Landschaftsforschung die Maßstabsbereiche oder Dimensionsstufen topisch, chorisch, regionisch und planetarisch. Die unterste, topische Dimension wird von quasi homogenen, d. h. nicht sinnvoll weiter unterteilbaren Grundeinheiten (Physiotopen, Ökotopen) gebildet. Die chorische Dimension beinhaltet Verbände oder Mosaike von Grundeinheiten in einer für den Menschen zumeist noch überschaubaren, etwa dem umgangssprachlichen Begriff von „Landschaften“ entsprechenden Flächengröße. Die Grenze zwischen chorischer und regionischer Dimension ist nicht scharf gezogen. Die planetarische oder globale Dimension ist die oberste, ihr Gegenstand die gesamte Erdoberfläche.

Über die Frage der zweckmäßigsten Strukturierung oder naturräumlichen Gliederung wird bei Landeskundlern, Geographen, Biologen und anderen mit den räumlichen Strukturen Beschäftigten schon sehr lange (seit Mitte des 19. Jahrhunderts) intensiv diskutiert. Gegenwärtig sind zwei Verfahrensansätze etabliert, deren älterer eine Gliederung im Wortsinn ist, d. h. von großen Einheiten ausgeht und sie anhand differenzierender Merkmale fortgesetzt in immer kleinere Einheiten unterteilt. Das jüngere Verfahren der sogenannten naturräumlichen Ordnung basiert dagegen auf einer Kompletterfassung der kleinsten Grundeinheiten, um sie dann anhand gemeinsamer bzw. übergeordneter Merkmale zu immer größeren Einheiten zu aggregieren.

Naturraumerfassungen und -gliederungen erfolgen oft anwendungsorientiert, d. h. zweckgebunden. Der vorgesehene Verwendungszweck setzt der Bearbeitung inhaltliche Schwerpunkte und territoriale Begrenzungen. Für ein bestimmtes Territorium können mehrere unterschiedliche Gliederungen existieren, aneinandergrenzende Territorialgliederungen können inkompatibel sein.

Globale Dimension

Die Landschaftsformen oder physiographischen Regionen der Erde – ihre naturräumlichen Einheiten – werden vor allem in der angloamerikanischen Literatur nach Nevin Fenneman (1916) unterteilt.[1][2][3][4] In der deutschen Geographie, die sich teilweise von dieser fast rein auf Geomorphologie, beziehungsweise der Kombination aus geologischen Verhältnissen und Topographie gestützten Betrachtungsweise unterscheidet, brachte unter anderem Ernst Neef[5] diese Übersicht näher.

Die Grobeinteilung erfolgt in Kontinente, wobei es zwischen den einzelnen Kontinentalblöcken durchaus wegen gemeinschaftlicher Vergangenheit oder ähnlicher Genese Verbindungen gibt. Unterhalb der Kontinente als oberstes Gliederungskriterium folgen in diesem Schema Divisions, Provinces (Provinzen) und Sections (Sektionen), entsprechend der Nomenklatur des USGS.

Regionische und chorische Dimension

Deutschland

Naturräumliche Großregionen nach der Bundesanstalt für Landeskunde.
Die Grenzen der Haupteinheitengruppen entsprechen, von der Zusammenlegung einiger alter Gruppen abgesehen, noch der Kartierung von 1960 des Handbuchs der naturräumlichen Gliederung Deutschlands und sind daher im Einzelfall randständig nicht mit den erst später ausgewiesenen Großregionen 1. und 2. Ordnung kompatibel.

In Deutschland stellt seit den 1950er-Jahren das Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands mit seinen Fortschreibungen das gebräuchlichste Gliederungsmodell dar, das in den meisten Bundesländern als Planungs- und Beobachtungsgrundlage dient, auch in leicht abgewandelter Form zum Beispiel vom Deutschen Wetterdienst bei seinen phänologischen Untersuchungen herangezogen wird. Es sieht sieben hierarchische Ebenen vor. Deutschlands Festland hat demnach Anteil an fünf[6] Einheiten der obersten Ebene, die als Naturräumliche Großregionen 1. Ordnung [7] bezeichnet werden und sich nach aktuellem Stand jeweils in Naturräumliche Großregionen 2. Ordnung (vorangestellter Pfeil „→“) aufspalten:[8]

Otto Klausing bezeichnet die zweite Ordnungsstufe der naturräumlichen Einheiten als Region.[12]

Naturräumliche Großregionen 3. Ordnung entsprechen im Regelfalle den Haupteinheitengruppen, sofern diese nicht bereits Großregionen 2. Ordnung darstellen (z. B. Harz und Oberrheingraben). Jedoch wurden sehr viel Raum einnehmende Einheiten 3. Ordnung oftmals auf zwei oder mehr Gruppen aufgeteilt, im Schichtstufenland etwa die Schwäbisch-Fränkischen Gäue (12/13), Keuper-Lias-Länder (10/11) und Alben (08/09) – im vorliegenden Falle auch aus kulturräumlichen Aspekten heraus. Das Rheinische Schiefergebirge stellt, trotz seiner Aufspaltung in immerhin 8 Haupteinheitengruppen, gleichzeitig eine Einheit zweiter und dritter Ordnung dar.

Die weiteren Untergliederungen – chorische Dimension:

4. Ordnung: Haupteinheit (dreistellige Kennziffer)
5. Ordnung: Untereinheit (dreistellige Kennziffer mit einer Nachkommastelle)
6. Ordnung: Teileinheit (dreistellige Kennziffer mit zwei Nachkommastellen)

topische Dimension (noch kaum ausgearbeitet):

7. Ordnung: Grundeinheit („Fliese“; dreistellige Kennziffer mit drei Nachkommastellen)
Singularität/Einzelform („Fliese“; meistens ohne Kennziffer)

In einzelnen Bundesländern werden alternative Gliederungen erarbeitet und angewendet. Das System der Naturräume in Sachsen beruht konsequent auf dem Prinzip der naturräumlichen Ordnung (von unten nach oben). Die Naturräume Thüringens sind auf chorischer Ebene zu Typen abstrahiert und dadurch nicht ohne weiteres mit den auf naturräumliche Individuen orientierten Gliederungen der benachbarten Territorien kompatibel.

Listen nach Bundesländern:

Eine nur geringfügig unter biogeographischen Aspekten modifizierte Variante dieser Gliederung verwendet das Bundesamt für Naturschutz als Planungsgrundlage für das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. Deutlichere Abweichungen entsprechend der speziellen Schwerpunktsetzung weist die Waldökologische Naturraumgliederung Deutschlands auf.

Österreich

Traditionelle wissenschaftliche Gliederung:

Siehe Großlandschaften Österreichs

Schweiz

In der Schweiz ist die geographische Gliederung historisch dreiteilig:[13][14]

Die biogeographischen Regionen der Schweiz:[15]

Die Zuteilung erfolgt auf Gemeindeebene. Da es sich um eine Gliederung zu statistischen Zwecken handelt, wurde keine feinere Gliederung vorgenommen.

Literatur

  • Institut für angewandte Geodäsie (Hrsg.): Landschaften - Namen und Abgrenzungen, Bad Godesberg

Weblinks

  • Die Kulturlandschaft und ihre Bestandsaufnahme – Begriffsbestimmungen sowie Überblicksdarstellung der Landschafts- und Naturraumerfassung in Vergangenheit und Gegenwart, In- und Ausland, mit Beispielen und Karten (PDF 5,43 MB, abgerufen am 29. Juli 2012)

Einzelnachweise

  1. Physiographic divisions of the conterminous U. S.. U.S. Geological Survey. Abgerufen am 6. Dezember 2007.
  2. Physiographic & Landform – World, U.S.. Indiana University of Pennsylvania. Abgerufen am 7. Dezember 2007.
  3. The Atlas of Canada – Physiographic Regions. Abgerufen am 7. Dezember 2007.
  4. Defining Physiographic Realms and Regions: The Spatial Variation of Landscapes. Oxford University Press. Abgerufen am 7. Dezember 2007.
  5. Ernst Neef: Das Gesicht der Erde. Brockhaus DDR 1956
  6. Bis 1979 gliederte das Institut für Landeskunde noch in vier Großregionen 1. Ordnung.
  7. Emil Meynen (Hrsg.): Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands. Selbstverlag der Bundesanstalt für Landeskunde, Remagen/Bad Godesberg 1953-1962
  8. Die Grenzziehung der Großregionen 1. und 2. Ordnung stammt in der Hauptsache aus den Einzelblättern beiliegenden Übersichten (hier jene von Blatt Arnsberg 1968, die Grenzziehung auf Blatt Coburg von 1987 ist identisch), in Sachsen Grenzziehung nach Naturräume in Sachsen; Übersicht mit Haupteinheitengruppen.
  9. 9,0 9,1 9,2 9,3 9,4 9,5 9,6 Genauer Name der Großregion 2. Ordnung nicht bekannt bzw. nicht vergeben.
  10. Der geläufige Begriff Mittelgebirgsschwelle fasst die jüngeren Bruchschollentafelländer und die älteren Grundgebirgsschollenländer zwischen Rheinischem Schiefergebirge und Böhmischer Masse zusammen. Die Erstgenannten bilden eine einfach zusammenhängende Mittelgebirgslandschaft, während die Grundgebirgsschollenländer in 3 Segmente geteilt werden, deren kleinstes und nördlich-mittleres der Harz darstellt.
  11. In der Haupteinheitengruppe Westhessisches Bergland zählt der Kellerwald nicht zum Bruchschollentafelland, sondern als West-Ausläufer des Rheinischen Schiefergebirges zum Grundgebirgsschollenland.
  12. Zur Systematik der naturräumlichen GliederungDie Naturräume Hessens (Otto Klausing 1974/1988), Nachdruck im Umweltatlas Hessen
  13. Jürg Früh: Geographie der Schweiz. Die Einzellandschaften der Schweiz. Band III (1938)
  14. René Ch. Schilter: Versuch einer Landschaftsgliederung und -typologie der Schweiz. Zürich 1977
  15. Yves Gonseth, Thomas Wohlgemuth, Bertrand Sansonnens, Alexandre Buttler: Die biogeographischen Regionen der Schweiz, UM-137-D, BAFU (2001)
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