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Tauschhandel

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Barter ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Zum deutschen Rechtswissenschaftler siehe Johann Barter.
Tauschzentrale in der sowjetischen Besatzungszone: Eine Mutter tauscht die zu klein gewordenen Schuhe ihres Sohnes gegen größere
1947 in Berlin: Tausch von Kartoffelschalen gegen Brennholz
Tauschhandel auf einem lokalen Markt in Pátzcuaro, Michoacán, Mexiko
Tauschhandel im 17. Jahrhundert vor Groß Friedrichsburg, heutiges Ghana

Der Tauschhandel ist eine Form des Handels, bei der Waren oder Dienstleistungen direkt gegen andere Waren oder Dienstleistungen getauscht werden ohne die Verwendung einer Währung.

In wirtschaftlichen Krisenzeiten tritt Tauschhandel wieder auf, da meist durch Rationierung bzw. Verbote und Gesetze in die Vertragsfreiheit eingegriffen wurde. Dieser Eingriff verhindert den Ausgleich von Angebot und Nachfrage durch Preisänderungen. Meist liegen die (festgelegten) Angebotspreise deutlich unter dem realen Nachfragepreis. Dies führt dazu, dass gewöhnliche Zahlungsmittel wie Geld an Bedeutung bzw. Wertschätzung verlieren und durch Ersatzwährungen (z. B. Zigaretten im Nachkriegsdeutschland), Güter bzw. Edelmetalle ersetzt werden. Zum Beispiel tauschen Stadtbewohner bei Bauern ihre Habseligkeiten gegen Nahrungsmittel.

Der französische Soziologe und Anthropologe Marcel Mauss sowie der US-amerikanische Ethnologe David Graeber meinen, es gebe keinen Hinweis darauf, dass eine Gesellschaft jemals vorrangig Tauschhandel betrieben habe.[1][2] Gesellschaften ohne Geld organisierten ihre Wirtschaftsbeziehungen überwiegend in Form einer Schenkökonomie. Tauschhandel trete wenn überhaupt nur zwischen gänzlich Fremden oder potenziellen Feinden auf. [3]

Arten von Tauschgeschäften

Barter-Geschäfte/Barter-Clearing

Unter Barter versteht man verschiedene Formen von bargeldlosen Verrechnungssystemen bzw. komplementären Zahlungssystemen. Eine Variante ist das Barter-Clearing (häufig auch als Bartering bezeichnet).

Gerade in Zeiten knappen bzw. teuren Geldes ist bartern (amerikanisch barter = Tausch, Austausch) eine Möglichkeit, zusätzliche Umsätze zu tätigen, neue Kunden zu gewinnen und die Liquidität des eigenen Unternehmens zu schonen. Insbesondere zeichnet sich Barter als attraktives Marketinginstrument aus.

Beim Barter-Clearing werden Waren und Leistungen grundsätzlich nicht bilateral, sondern über ein geldloses Verrechnungssystem zwischen gewerblichen und/oder privaten Nutzern multilateral verrechnet (dies über den gesamten Kaufpreis oder auch zu Anteilen des Waren-/Dienstleistungswertes). Die Verrechnungssysteme werden von Barterorganisationen, die im Regelfall mit Kleinst-, Klein- und mittelständischen Unternehmen arbeiten, organisiert, die für jedes Unternehmen ein Verrechnungskonto (das vergleichbar zu einem Girokonto funktioniert) führen. Dabei wird der Wert der jeweiligen Handels-(Tausch)objekte in der Verrechnungseinheit der jeweiligen Landeswährung ausgedrückt und unter den Teilnehmern des Pools verrechnet. Mit den modernen Kommunikationsmöglichkeiten und den heutigen Technologien ist die bargeldlose Geschäftsabwicklung sehr effizient und einfach geworden.

Der Barter-Handel ist in den Industrienationen in Europa, Nordamerika und Südamerika sowie in Asien und Australien verbreitet. In Afrika sind Barterorganisationen nur in Südafrika und den Mittelmeeranrainerstaaten vertreten.

Sonderformen Bartergeschäfte

Corporate Trading ist eine Weiterentwicklung des Tauschhandels zwischen gewerblichen Nutzern. Corporate Trading-Unternehmen kaufen und verkaufen auf eigene Rechnung – damit sind sie nicht nur Betreiber einer Handelsplattform, sondern übernehmen auch selbst unternehmerische Risiken. Beim Corporate Trading geht es als erstes um die Lösung eines bilanziellen Problems beim Kunden: Ziel ist zumeist die Vermeidung von Abschreibungsverlusten, Anlass kann zum Beispiel ein Warenüberschuss im Konsumgüterbereich sein. Im zweiten Schritt greift der Kunde auf einen Pool von Dienstleistungen und Services zu und kann diese Cashflow schonend einkaufen.

Bartering in den Medien bezeichnet einen Tauschhandel von Werbeplätzen. Beispielsweise stellt ein Wochenmagazin einem Fernsehsender eine Seite zum Werben zur Verfügung und erhält als Gegenleistung einen Spot im Fernsehen, der den Online-Auftritt des Magazins beinhaltet.

Tauschhandel im Buchgewerbe

Der Tauschhandel im Buchgewerbe, auch „Verstechen“ genannt, war bis Mitte des 18. Jahrhunderts im deutschen Buchgewerbe die gängige Wirtschaftsform. Dabei wurden Bücher und andere schriftliche Erzeugnisse zwischen den einzelnen Druckern bzw. Verlegern nur nach deren Quantität und nicht Qualität getauscht, d. h. dass nach dem Prinzip „Bogen gegen Bogen“ bzw. „Buch gegen Buch“ gehandelt wurde. Diese Handelsform hatte sich im Buchwesen etabliert, da der komplizierte Geldverkehr zwischen den einzelnen gültigen Währungen im deutschen Sprachraum umgangen werden sollte. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurde diese Handelsart erst vom sogenannten Nettohandel und kurze Zeit später dann vom noch heute gültigen Konditionsverkehr abgelöst.

Tauschhandel im Internet

Internet-Tauschhandel ist eine Form des Tauschhandels, bei der die Teilnehmer in Internet-Communitys Güter und Dienstleistungen von jeweils geschätztem gleichem Wert tauschen. Diese Form des Tausches ist äußerst umstritten und hat sich nicht auf breiter Front durchsetzen können, da eine zufriedenstellende und zuverlässige Abwicklung kaum garantiert werden kann.

Bekannte Beispiele

  • In der DDR kam es von etwa 1977 bis zum Fall der Mauer 1989 zu einer Kaffeekrise. In der Folge strebte die DDR Tauschgeschäfte von Waffen und LKW aus der DDR gegen Rohkaffee und Energierohstoffe aus den Partnerländern nach dem Vorbild des klassischen Kolonialhandels an (Näheres und Belege im Artikel Kaffeekrise in der DDR).
Gründe dafür waren folgende: Der Handel zwischen den Mitgliedern war annähernd ausgeglichen, da es aufgrund der fehlenden Konvertibilität der Währungen wenig attraktiv war, Gläubigerpositionen im Außenhandel aufzubauen. Der Zahlungsverkehr wurde von der Internationalen Bank für wirtschaftliche Zusammenarbeit (IBWZ), als RGW-Organ 1957 mit Sitz in Moskau gegründet, abgewickelt; Zahlungsmittel waren Transferrubel und Goldreserven. Da die nationalen Preise politische Preise waren, taugten sie wenig zur Festsetzung der Preise im Außenhandel im RGW. Deshalb wurden Durchschnittspreise des Weltmarktes als Grundlage verwendet.[5]
  • "Der Zusammenbruch des Sowjetregimes zu Beginn der 1990er Jahre bedeutete für ... [Nordkorea] einen dramatischen Einschnitt. Das damals herrschende System des Gütertausches (‚Barter’) wurde auf Devisenzahlungen umgestellt - eine Umstellung, die Nordkorea nie völlig verwunden hat." Nordkorea "produziert kaum wettbewerbsfähige Güter. Es herrscht Mangel an Devisen, Investitions- und Konsumgütern. Die Infrastruktur verfällt, viele Industrieanlagen sind seit Jahren nicht mehr in Betrieb."[6]

Literatur

  • Stephan Füssel, Helmut Hiller: Wörterbuch des Buches. 7., grundlegend überarbeitete Auflage. Vittorio Klostermann, Frankfurt 2006. ISBN 978-3-465-03495-7

Referenzen

  1. Mauss, Marcel. 'The Gift: The Form and Reason for Exchange in Archaic Societies.' pp. 36-37.
  2. Graeber, David: Debt: The first 5,000 years, S. 21-42, ISBN 978-1-933633-86-2
  3. Graeber, David. Toward an Anthropological Theory of Value. pp. 153-154.
  4. Christoph Boyer: Sozialistische Wirtschaftsreformen: Tschechoslowakei und DDR im Vergleich. Klostermann, 1. Aufl. 2006, 978-3465040057
  5. Spiegel.de: Proletarische Profite Artikel von 22. August 1966.
  6. Auswärtiges Amt: Länderinfos: Beziehungen zwischen Nordkorea und Deutschland (Stand: Oktober 2011)

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Tauschhandel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Tauschhandel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Tauschhandel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.