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Natanaʾel al-Fayyūmī

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Natanaʾel al-Fayyūmī war ein Nagid (führender Rabbiner) und Autor aus dem Jemen. Er lebte und wirkte im 12. Jahrhundert und starb vermutlich um 1165. Auch wenn der Name dies impliziert, so stammen weder al-Fayyūmī noch seine Familie aus der ägyptischen Stadt al-Fayyūm in Ägypten. Auf diesen Umstand wies Qāfiḥ in seinem Werk Sefer Bustān al-Uqūl: Gan ha-sekhalim (Jerusalem, 1954) hin.

Leben und Werk

Al-Fayyūmīs Hauptwerk Bustān al-ʿuqūl bzw. בֻּסְתַּאן אַלעִקוּל ist in Judäo-Arabisch geschrieben, also in einer Version des Arabischen, die mit hebräischen Schriftzeichen geschrieben wurde. Die hebräische Bezeichnung des Werks lautet Gan ha-sekhalim bzw. Pardes ha-deot, was Garten der Meinungen (Ansichten) bedeutet. Auf einem Kolophon eines Manuskripts bezeichnet sich al-Fayyūmī als Verfasser (ʿanā bi taʾlīfhā Rav Natanaʾīl BīravFayyūmī). Das Werk lässt sich ungefähr auf das Jahr 1147 datieren[1]. Es besteht aus sieben Teilen und zeugt von einer tiefen Kenntnis nicht nur der jüdischen Geisteswelt, sondern auch der islamischen Philosophie und der ismailitischen Kosmologie, und erläutert neben der Bedeutung der Halacha, der jüdischen Gebote und der „kommenden Welt“ auch die Prinzipien des Tauhīd. In einer Auseinandersetzung mit muslimischen Gelehrten zitiert der Verfasser aus der Sure 5 den Vers 43.[2] Nach seinen eigenen Worten schrieb al-Fayyūmī sein Werk in Anlehnung an die um 1080 veröffentlichten „Pflichten der Herzen“ von Bachja ibn Pakuda.

Das Manuskript des Buches wurde später vom US-amerikanischen Semitisten und Professor für Rabbinische Literatur Richard Gottheil von dem Bibliophilen Ephraim Deinard käuflich erworben. Gottheil beschrieb das Werk als „Arabisch in Hebräischen Buchstaben, was - soweit ich sehen kann - einzigartig ist.“[3] Im Jahr 1908 gab dieser eine Ausgabe von Bustān al-ʿuqūl mit einer kleinen Einführung und Übersetzung in englischer Sprache heraus, die von David Levine besorgt wurde. Im Jahr 1947 gab Pines ein Werk heraus, in welchem er behauptete, al-Fayyūmī müsse im sulayḥidischen oder zurayʿidischen Jemen bzw. im fāṭimidischen Ägypten gewesen sein, um die ismailitische Denkweise derart gekonnt umschreiben zu können.[4]

Rabbi Natanaʾel war zudem Ersteller eines jüdischen Kalenders, der sich in einem Zyklus von 247 Jahren wiederholt.

Familie

Rabbi Natanaʾels jüngerer Bruder, Daniel al-Fayyūmī, war ein Verfasser von Pijjutim, von denen drei in den Slichot-Gebeten von Jom Kippur erwähnt werden. Natanaʾels Sohn Yaʿaqov Fayyūmī konsultierte Maimonides und war Adressat dessen Briefs in den Jemen.[5]

Ausgaben

  • Suhayr Sayyid Aḥmad Duwaynī (Hrsg.): Fayyūmī, Natanaʾīl Beyraf: Bustān al-ʿuqūl. Kairo, 2014.
  • Yosef ben David Qāfiḥ: Sefer Bustān al-Uqūl: Gan ha-sekhalim. Jerusalem, 1954.

Literatur

  • Richard Gottheil: Nathan’ēl al-Fayyūmī, in: Festschrift zum achtzigsten Geburtstage Moritz Steinschneider’s. Leipzig, 1896. S. 144–147
  • Ronald C. Kiener: Jewish Ismāʿīlism in: Twelfth Century Yemen: R. Nethanel ben al-Fayyūmī, The Jewish Quarterly Review, 74 (Januar 1984), S. 249–266
  • David Levine: The Bustan al-Ukul by Nathanael Ibn al-Fayyumi (repr. of 1908 ed., New York, 1966)
  • Mosche ben Maimon: Iggeret Teman, ed. Shlomo Goldman. New York, 1949.
  • Salomon Pines: Nathanaël ben al-Fayyûmî et la théologie ismaëlienne, Revue de l’histoire juive en Égypte 1 (1947), S. 5–22
  • Moritz Steinschneider: Die arabische Literatur der Juden. Frankfurt, 1902.
  • Frank Talmage: Nethanel Ben al-Fayyumi, Encyclopaedia Judaica (Farmington Hills, MI, 2007), vol. 15, pp. 92–93
  • Yosef Tobi: The Jews of Yemen: Studies in Their History and Culture. Brill, Leiden, 1999.
  • Evan M. Zuesse: Tolerance in Judaism: Medieval and Modern Sources, The Encyclopaedia of Judaism, ed. J. Neusner et al. (2nd ed., Brill, Leiden, 2005), vol. 4, S. 2688–2713

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Levine, David, The Bustan al-Ukul by Nathanael Ibn al-Fayyumi (repr. of 1908 ed., New York, 1966)
  2. Aber wie können sie dich zum Schiedsrichter machen, wo sie doch die Thora haben, in der die Entscheidung Gottes vorliegt.
  3. siehe Gottheil, S. 144
  4. Pines, Salomon, ‘Nathanaël ben al-Fayyûmî et la théologie ismaëlienne’, Revue de l’histoire juive en Égypte 1 (1947), S. 5–22.
  5. Gottheil, R., ‘Nathan’ēl al-Fayyūmī’, in Festschrift zum achtzigsten Geburtstage Moritz Steinschneider’s (Leipzig, 1896), S. 144–147
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Natanaʾel al-Fayyūmī aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.