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Nahum Goldmann

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Nahum Goldmann

Nahum Goldmann (auch Nachum Goldmann oder Goldman; geb. 10. Juli 1895 in Wischnewo, heute Wischnewa, Weißrussland; gest. 29. August 1982 in Bad Reichenhall) war als Gründer und langjähriger Präsident des Jüdischen Weltkongresses (1949–1978) einer der führenden Zionisten seiner Zeit.

Leben

Nahum Goldmann kam als Sohn einer jüdischen Lehrer- und Schriftstellerfamilie 1900 mit seinen Eltern nach Deutschland; ab 1901 wohnte er in Frankfurt am Main, der Vater gab das "Frankfurter israelische Familienblatt" heraus.[1] Goldmann studierte in Marburg, Heidelberg und ab 1918 in Berlin Jura, Geschichte und Philosophie. In Jura und Philosophie promovierte er 1920/21 an der Universität Freiburg.[2]

Während des Ersten Weltkriegs war Goldmann für die u. a. von Eugen Mittwoch geleitete deutsche Nachrichtenstelle für den Orient tätig und schrieb Veröffentlichungen für die von Ernst Jäckh herausgegebene Deutsche Orientbücherei. 1922 gründete er die Eschkol-Publikations-Gesellschaft und publizierte seit 1929 die Encyclopaedia Judaica. Ab 1918 engagierte er sich in der zionistischen Bewegung, hielt jedoch zu diesem Zeitpunkt die Gründung des Staates Israel noch für verfrüht. Von 1926 bis 1933 war er Leiter der Zionistischen Vereinigung in Deutschland. Er warnte frühzeitig vor der schweren, akuten Bedrohung der Juden durch die Nazis. Ab 1929 wurde er mit Unterbrechung bis 1940 Vertreter der Jewish Agency in Genf beim Völkerbund. Als die Nationalsozialisten in Deutschland an die Macht gelangten, hielt er sich gerade beim Begräbnis seines Vaters in Palästina auf, was ihn vor der Verhaftung durch die Gestapo bewahrte.[3] Er kehrte nach Genf zurück und organisierte von dort die Flucht und die Hilfe für verfolgte Juden in Europa. Ab 1940 bis 1960 hielt er sich als amerikanischer Staatsbürger in den USA auf.

Goldmann berichtete in seinem 1978 auf deutsch erschienenen Buch Das jüdische Paradox aus eigenem Erleben:

„Das Auto hielt vor der Terrasse, und bei unserem Anblick sagte Roosevelt: ‚Sieh an, (Samuel) Rosenman, (Rabbi) Stephen Wise und (Nahum) Goldmann bei einer Diskussion. Macht nur weiter, Sam (Rosenman) wird mir Montag sagen, was ich zu tun habe‘. Sein Wagen fuhr an, und Roosevelt ließ noch einmal halten, um uns zu sagen: ‚Könnt Ihr Euch vorstellen, was Goebbels dafür gäbe, ein Foto dieser Szene zu bekommen: Der Präsident der Vereinigten Staaten empfängt Verhaltensmaßregeln von den drei Weisen von Zion‘.“

In der Nachkriegszeit trat er für einen arabischen und einen jüdischen Staat in Palästina ein. Obwohl er mit David Ben Gurion aktiv für die Gründung des Staates Israel eintrat, hielt er die Gründung für verfrüht und warnte vor einem arabisch-israelischen Krieg, als der Staat Israel unmittelbar nach Abzug der britischen Mandatsmacht proklamiert wurde. Ab 1951 wurde er Vorsitzender des Exekutivkomitees der Jewish Agency. 1952 vermittelte er zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland das Luxemburger Abkommen. 1954 gelang ein ähnlicher Ausgleich zwischen Israel und Österreich.

Als Präsident des 1936 von ihm mitgegründeten Jüdischen Weltkongresses, der Dachorganisation aller jüdischen Verbände außerhalb des Staates Israel, setzte sich Nahum Goldmann von 1949 bis 1978 im Ausland stets für Israel ein, obwohl er zeitweilig ein heftiger, profunder Kritiker der offiziellen israelischen Politik war. Von 1956 bis 1968 war Goldmann außerdem Präsident der Zionistischen Weltorganisation (WZO). Von 1960 an lebte er in Israel und der Schweiz, deren Staatsbürgerschaft er ab 1969 besaß. Im Lauf seines Lebens hatte er sieben Staatsangehörigkeiten und lebte zuletzt längere Zeit in Paris. Er verstarb 87-jährig während eines Kuraufenthalts in einem Krankenhaus in Bad Reichenhall.[4]

Goldmann bemühte sich um einen Ausgleich mit den arabischen Nachbarn Israels. Er sah nur eine dauerhafte Überlebenschance für den israelischen Staat, wenn er bereit sei, das historische Recht der Palästinenser zu akzeptieren. Als er 1970 einen Vermittlungsversuch mit dem ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser unternahm, verhinderte die israelische Regierung das Gespräch. Den Versuch der Kontaktaufnahme zu PLO-Führer Jassir Arafat 1974 wertete sie gar als Verrat. Goldmann betrachtete die Weigerung, mit der PLO zu verhandeln, als töricht. Seine Vision war es, Israel in der Gestalt eines „neutralisierten Staates“ zu einem geistig-moralischen Zentrum für die Juden in aller Welt zu machen.

Schriften

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Nahum Goldmann aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.