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Nürnberger Christkindlesmarkt

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Der Christkindlesmarkt Nürnberg auf dem Hauptmarkt (2008)

Der Nürnberger Christkindlesmarkt ist ein Weihnachtsmarkt und findet jährlich im Advent in der Altstadt von Nürnberg auf dem Hauptmarkt und den angrenzenden Straßen und Plätzen statt. Mit über zwei Millionen Besuchern ist er einer der größten Weihnachtsmärkte in Deutschland und einer der bekanntesten in der Welt.[1] Er beginnt immer am Freitag vor dem ersten Adventssonntag und endet immer am 24. Dezember, es sei denn dieser fällt auf einen Sonntag (Vierter Advent), dann endet der Markt bereits am 23. Dezember.[2]

Geschichte

Entstehung und erste Entwicklung

Die Ursprünge des Nürnberger Christkindlesmarktes sind – trotz intensiver Nachforschungen durch verschiedene Historiker und Landesforscher – nicht bekannt. Der älteste Nachweis des Marktes ist jedoch eine Schachtel aus Nadelholz, auf deren Boden sich folgende Inschrift befindet: „Regina Susanna Harßdörfferin von der Jungfrau Susanna Eleonora Erbsin (oder Elbsin) zum Kindles-Marck überschickt 1628“.[3] Gegenwärtig befindet sich die Schachtel im Besitz des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg.[4] Der Nürnberger Historiker und Stadtarchivar Horst-Dieter Beyerstedt verweist auf einen „Ratsverlaß“ im Jahr 1610, in dem die „Beschlagnahme unzüchtiger Artikel“ angeordnet wurde. Hier ist erstmals von einem „Kindleinsbescheren“ die Rede,[5] in weiteren Verlaßen auch von „Weihnachtszeit“. Ob diese jedoch im Zusammenhang mit dem Christkindlesmarkt steht, ist unklar.

Historiker gehen davon aus, dass sich der Markt von da an bis 1639 aus herkömmlichen Verkäufen auf dem Wochenmarkt entwickelt hat und langsam zum eigenständigen Markt wurde. Die Grundlage sieht Beyerstedt in der durch Reformator Martin Luther veränderte Schenkungspraxis, der die Bescherung vom Nikolaustag auf Heiligen Abend verschob. Dieser Brauch setzte sich auch im evangelischen Nürnberg durch. Der Name „Christkendleinsmarck“ ist spätestens durch eine Stadtgeschichte aus dem Jahr 1697 dokumentiert.[5]

Aus dem Jahr 1737 ist eine Liste überliefert, welche zeigt, dass fast alle Nürnberger Handwerker, nämlich 140 Personen, berechtigt waren, auf dem Markt ihre Waren anzubieten.

19. Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges

Christkindlesmarkt im 19. Jahrhundert (Lithografie)

Da der Markt Ende des 19. Jahrhunderts immer mehr an Bedeutung verlor, wechselte er mehrmals den Standort, ehe in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts eine Wiederbelebung beschlossen wurde. Unter dem Regime der Nationalsozialisten wurde der Christkindlesmarkt aufgrund seiner langen Tradition dazu benutzt, das Image Nürnbergs als „des Deutschen Reiches Schatzkästlein“ zu festigen und den Jahresfest-Kalender zu füllen. Im Jahr 1933 wurde der Markt auf dem Hauptmarkt mit einer „verklärend romantischen Feier“ wiedereröffnet. Das Eröffnungsprogramm bestand daraus, dass eine als Christkind verkleidete Schauspielerin, begleitet von zwei Rauschgoldengeln, einen Vorspruch rezitierte. Hierzu sang ein Kinderchor. Kirchenglöckengeläut rundete die Veranstaltung ab.[4]

Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Christkindlesmarkt nicht durchgeführt, da Nürnberg aus Angst vor Luftangriffen bei Dunkelheit unbeleuchtet sein sollte. In den Kriegsjahren bis 1942 wurde jedoch auf dem Hans-Sachs-Platz mit dem sog. Weihnachtswarenmarkt ein Ersatzmarkt ausgerichtet.[6]

Nachkriegszeit bis heute

Stand am Christkindlesmarkt (2009)

Im Jahr 1948 wurde der Christkindlesmarkt zum ersten Mal seit Beginn des Zweiten Weltkrieges wieder abgehalten. Friedrich Bröger verfasste einen Prolog, der seitdem jedes Jahr zur Eröffnung des Marktes vom Christkind gesprochen wird.[7]

Der Markt wurde ursprünglich am Barbaratag, dem 4. Dezember, eröffnet. Aufgrund zu großer Besuchermassen wurde der Eröffnungstag dann aber 1973 auf den Freitag vor dem ersten Advent verlegt, an dem nun auch der Prolog von Bläsern der Stadt Nürnberg und dem jungenChor nürnberg zusammen mit Schulchören der Stadt musikalisch begleitet wird.

Heute ist der Nürnberger Christkindlesmarkt mit über 2 Millionen Besuchern jährlich einer der beliebtesten und größten Weihnachtsmärkte in Deutschland. Japaner stellen mit über 7000 Übernachtungen die größte Gruppe ausländischer Touristen in der Vorweihnachtszeit.[8]

Angebot

Ungefähr 200 Händler bieten Waren an, die schwerpunktmäßig in der Tradition von Nürnberg stehen. Beispiele hierfür sind die Nürnberger Lebkuchen, Früchtebrot und typischer Christbaumschmuck, wie Rauschgoldengel. Die „Nürnberger Zwetschgenmännla“, Figuren aus getrockneten Pflaumen werden u. a. mit dem fränkischen Spruch „Willsd an, der di ned ärchern ko, nou kaffsder hald an Zwedschgermoo“ beworben.

Zur Stärkung während des Marktbummels werden unter anderem Nürnberger Rostbratwürste und Glühwein angeboten. Mitarbeiter des Marktamtes kontrollieren die Gestaltung der Buden und das Warenangebot. So ist beispielsweise die Verwendung von Tannengirlanden aus Plastik untersagt. Seit 1981 verleiht die Stadt Nürnberg jedes Jahr für die in Design und Angebot ansprechendsten Buden den „Zwedschgermoo“ in Gold, Silber und Bronze.[9]

Orte und Umfang

Lage

„Städtlein aus Holz und Tuch“ (2011)

Der Christkindlesmarkt fand lange Zeit am Nürnberger Hauptmarkt statt. Von 1898 bis 1917 zog er auf die Insel Schütt um,[10] danach an die Fleischbrücke. 1933 kehrte der Markt dann wieder an seinen ursprünglichen Platz zurück.

Der gegenwärtige Christkindlesmarkt umfasst etwa 180 Holzbuden, die traditionsgemäß mit rot-weiß gestreiftem Stoff dekoriert sind. Daher leitet sich der Beiname des Marktes als „Städtlein aus Holz und Tuch“ ab.[11]

Weihnachtskrippe

Im Zentrum des Marktes steht ein offen einsehbares, fünfeckiges pavillonähnlich gebautes Krippengebäude, in dessen Inneren die Weihnachtsgeschichte nachgezeichnet wird. Das Krippengebäude ist aus handbehauenen Holzbalken gefertigt und mit einem Strohdach abgedeckt. Auf dem Dach prangt ein leuchtender Stern. Ungefähr 30 Figuren aus gedrechseltem Holz und beweglichen Gliedern von ca. 50 Zentimeter Größe und – bis auf wenige Figuren – in fränkischer Tracht, bilden die Weihnachtsgeschichte nach. Etwa 15 Tiere, darunter Schafe, Kamele, Ochs und Esel runden das Krippengeschehen ab. Der Bau der Krippe geht auf die Anregung des Stadtbaudirektors Paul Seegy, 1934, zurück. Bildhauer Max Renner und die Grafikerin, Malerin und Keramikerin Bertl Kuch wurden mit der künstlerischen Umsetzung betraut. 1935 wurde die Krippe erstmals auf dem Markt aufgestellt. Die Figuren überstanden den Krieg relativ unbeschadet und wurden 1948 von Renner und Kuch einer Restaurierung unterzogen.[12]

Markt der Partnerstädte

Am Rathausplatz findet seit 1998 auch ein Markt der Partnerstädte statt. Dort sind Stände aufgebaut, die jeweilige Spezialitäten aus den jeweiligen Ländern der Partnerstädte Nürnbergs verkaufen. Die Stände kommen aus den folgenden Städten: Antalya in der Türkei, Atlanta in den USA, Córdoba in Spanien, Charkiw in der Ukraine, Gera in Thüringen, Glasgow in Schottland, Kavala in Griechenland, Krakau in Polen, Nizza in Frankreich, Prag in Tschechien, San Carlos in Nicaragua, Shenzhen in China, Skopje in Mazedonien, Venedig in Italien und der französischen Region Limousin. Weiterhin sind auch Stände der befreundeten Kommunen Bar in Montenegro, Santiago de Cuba in Kuba, Verona in Italien, die Patengemeinde Kalkudah auf Sri Lanka beteiligt.

Seit 2007 sind auch Brașov/Kronstadt in Rumänien sowie Klausen und Montan in Südtirol auf dem Markt vertreten.[1]

Kinderweihnacht

Zugang zur Kinderweihnacht (2014)

Nicht weit entfernt vom Hauptmarkt, auf dem Hans-Sachs-Platz, wird seit 1999 die Nürnberger Kinderweihnacht, eine kindgerechte Ergänzung zum Christkindlesmarkt, ausgerichtet. Ein Krippenweg, der Krippen aus verschiedenen Epochen präsentiert, verbindet den Christkindlesmarkt am Hauptmarkt mit dem Markt für Kinder. Kinder können hier – darunter auch mehrere kostenlose – Mitmachangebote wie Kerzenziehen, Bastelbude, Glaswerkstatt oder Plätzchenbacken nutzen. Ein Karussell ist ebenso vorhanden, wie der Weihnachtsmann, der für Fotos und Kinderwünsche zur Verfügung steht. Im nahe gelegenen Sternenhaus wird für Kinder ab 4 Jahren Theater, Musik und Zauberei angeboten.[13][14]

Nürnberger Christkind

Geschichte und Hintergrund

Prolog zur Markteröffnung auf dem Balkon der Frauenkirche (2009)

Seit 1933 gibt es in Nürnberg alljährlich ein Christkind, das bis 1968 von professionellen Schauspielern gespielt wurde; so stellte Sofie Keeser das Christkind von 1948 bis 1960 dar, Irene Brunner folgte bis 1968.[4][15] Seit 1969 können die Nürnberger alle 2 Jahre selbst ein neues Christkind wählen. Die Kandidatinnen müssen aus Nürnberg kommen, zwischen 16 und 19 Jahre alt, mindestens 1,60 Meter groß und schwindelfrei sein. Außerdem müssen die Bewerberinnen den Prolog zur Einweihung des Marktes auswendig können. Dies ist ihr erster offizieller Auftritt und findet auf dem Balkon der Frauenkirche Richtung Hauptmarkt statt. Dabei wird die Darstellerin mit einem Seil gesichert.[16]

In den beiden folgenden Jahren ist das letzte ehemalige Christkind die Vertretung für das aktuelle Christkind und hat dabei auch verschiedene Termine im Ausland, wo es u. a. örtliche Weihnachtsmärkte eröffnet.[17]

Wahl

Die Wahl zum Christkind entscheidet sich bei einem Vorsprechen des Prologs vor einer Jury, die zwölf Teilnehmerinnen aussucht. In Runde zwei dürfen die Nürnberger dann ca. einen Monat ihre Favoritin unter den zwölf Mädchen über das Internet oder per Post wählen. Die ersten sechs dieser Vorauswahl kommen eine Runde weiter und eine Jury (letztes Christkind, Vertreter von Stadt, Marktamt, Congress- und Tourismuszentrale, Theater Nürnberg, Tageszeitungen und Rundfunksendern) entscheidet letztlich, wer das neue Christkind wird.[18]

Das Christkind für die Jahre 2013 und 2014 war Teresa Treuheit.[19] In einer Adventszeit hatte sie etwa 170 Termine zu bewältigen.[20] Im Herbst 2015 wird ein neues Christkind gewählt.[21]

Prolog

Der Prolog zur Einweihung des Christkindlesmarktes wurde einst bei der Entscheidung, ein Nürnberger Christkind zu stellen, vom Sohn des Arbeiterdichters Karl Bröger, Friedrich Bröger verfasst.[7]

Mittlerweile wurde dieser jedoch mehrfach überarbeitet und zeitgemäß umgeschrieben. Er endet mit folgender Strophe:

Ihr Herrn und Frau´n, die Ihr einst Kinder wart,
Seid es heut´ wieder, freut Euch in ihrer Art.
Das Christkind lädt zu seinem Markte ein,
Und wer da kommt, der soll willkommen sein.

Literatur

Weblinks

 Commons: Christkindlesmarkt Nürnberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Weihnachtsmarkt in Nürnberg: Der Nürnberger Christkindlesmarkt 2014. www.weihnachtsmarkt-deutschland.de, 3. November 2014, abgerufen am 27. August 2015.
  2. Christkindlesmarkt ohne Verlängerung. nordbayern.de, 9. September 2013, abgerufen am 27. August 2015.
  3. Christkindlesmarkt: Tradition statt Kitsch – seit 1628. Bayerischer Rundfunk, 25. November 2011, abgerufen am 26. November 2013.
  4. 4,0 4,1 4,2 Geschichte des Marktes. www.christkindlesmarkt.de, abgerufen am 27. August 2015.
  5. 5,0 5,1 Nürnberger Nachrichten: „Unzüchtige Artikel“ beschlagnahmt: Rat griff 1610 am Hauptmarkt ein – Erst Luther führte die Heiligabend-Bescherung ein, 21. November 2011, S. 9 (Meldung der dpa)
  6. Chronik des Nürnberger Christkindlesmarktes (Memento vom 7. Juni 2007 im Internet Archive)
  7. 7,0 7,1 Der Prolog des Nürnberger Christkinds (Text: Friedrich Bröger; mit Video der Eröffnung von 2012). Bayerischer Rundfunk, 29. November 2012, abgerufen am 10. Dezember 2012.
  8. Heino, Engel & Japaner: Christkindlesmarkt skurril. Bayerischer Rundfunk, 26. Juli 2011, abgerufen am 26. November 2013.
  9. Die schönsten Buden werden belohnt. www.christkindlesmarkt.de, 2014, abgerufen am 27. August 2015.
  10. Insel Schütt. www.nuernberginfos.de, 2009, abgerufen am 27. August 2015.
  11. „Das Städtlein aus Holz und Tuch“: Der Nürnberger Christkindlesmarkt. www.tourismus.nuernberg.de, 2010, abgerufen am 26. August 2015.
  12. Die Weihnachtskrippe auf dem Christkindlesmarkt. www.christkindlesmarkt.de, abgerufen am 27. August 2015.
  13. Nürnberger Christkindlesmarkt – weltweit bekannter Weihnachtsmarkt. entdecke-bayern.de, abgerufen am 27. August 2015.
  14. Nürnberger Kinderweihnacht ist Paradies für kleine Handwerker und Hobbykünstler. Stadt Nürnberg, 30. November 2009, abgerufen am 27. August 2015.
  15. Himmlische Botschafter: Alle Nürnberger Christkinder aus 60 Jahren. Bayerischer Rundfunk, 26. Juli 2011, abgerufen am 26. November 2013.
  16. Bildergalerie: Hinter den Kulissen – Die Eröffnung des Christkindlesmarktes. www.christkindlesmarkt.de, abgerufen am 27. August 2015.
  17. Das Nürnberger Christkind unterwegs im Ausland. www.christkindlesmarkt.de, abgerufen am 26. August 2015.
  18. Christkindlesmarkt Nürnberg: Kultfigur Christkind. Bayerischer Rundfunk, 25. November 2013, abgerufen am 26. November 2013.
  19. Wahl 2013: Teresa Treuheit ist das neue Christkind. Bayerischer Rundfunk, 7. November 2013, abgerufen am 26. November 2013.
  20. Teresa Treuheit: Ein Christkind im Geschwindigkeitsrausch. nordbayern.de, 12. November 2013, abgerufen am 27. August 2015.
  21. Wie wird man eigentlich das Nürnberger Christkind? www.christkindlesmarkt.de, abgerufen am 26. August 2015.
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