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Myogelose

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Klassifikation nach ICD-10
M62.8 Sonstige näher bezeichnete Muskelkrankheiten
ICD-10 online (WHO-Version 2013)

Der Begriff Myogelose (aus altgriechisch μῦς mys, Gen. μυός myos, deutsch ‚Muskel‘ und lateinisch gelu ‚Frost‘; Synonym Muskelhärte) bezeichnet eine umschriebene tastbare, meist druckschmerzhafte Verdickung eines Muskels mit kontraktilen Muskelbündeln sowie Knoten- oder Wulstbildung. Im Gegensatz zum Hartspann bestehen sie auch unter der Relaxation im Rahmen einer Narkose. Histologisch können in den betroffenen Muskelabschnitten strukturelle Veränderungen nachgewiesen werden. Die Myogelose ist ein häufiger Befund bei chronischen Schmerzzuständen in vielen Bereichen der Medizin.

Begriffsabgrenzung

Die Nomenklatur in der internationalen Literatur ist in diesem Bereich sehr differenziert zu betrachten, da die verwendeten Begriffe zum Teil nicht nur bezogen auf den jeweiligen Sprach-, sondern auch den Zeitraum inhaltlich unterschiedlich belegt sind.

Der bereits Anfang des letzten Jahrhunderts geläufige deutsche Begriff „Muskelhärte“ setzte sich in der angloamerikanischen Literatur nicht durch. Gleichbedeutend verwendet wird im deutschsprachigen Bereich „Myogelose“ und im angloamerikanischen „Myogelosis“. Als Analogon findet sich in der Literatur auch der Begriff des „Triggerpunktes“. Pathophysiologisch gesehen handelt es sich bei der Myogelose wohl um das gleiche Phänomen wie beim „Triggerpunkt“.[1] Der Begriff Myogelose betont die tastbare Verhärtung der Muskulatur, während der Begriff Triggerpunkt die Schmerzhaftigkeit und das Auftreten der kontrakten Muskelbündel in den Vordergrund stellt.[2]

Der Begriff „Fibrositis“ tauchte Anfang des letzten Jahrhunderts (1904) mit ähnlicher Bedeutung in der angloamerikanischen Literatur auf und wurde damals in der deutschsprachigen Literatur als „Fibrositissyndrom“ übernommen. Der Begriff setzte sich jedoch in seiner ursprünglichen Form, mangels zufriedenstellender histopathologischer Erklärung, nicht durch und ist heute überholt. Nach seiner Neudefinition im Jahre 1977 bezeichnet er heutzutage als „Fibromyalgie“ ein völlig anderes Krankheitsbild als bei seiner Einführung 1904.[2][1]

Der Begriff des „(myofascialen) Triggerpunktes“ erscheint 1942 in der angloamerikanischen Literatur[3] und wird in die deutschsprachige gleichlautend übernommen.[2]

Der ebenfalls in der Literatur gebräuchliche Begriffe „Maximalpunkt“ und „maximaler Schmerzpunkt“ werden in entsprechendem Zusammenhang ebenfalls gleichbedeutend mit Myogelose verwendet.[1]

Der Begriff „(Muskel-) Hartspann“ wird unterschiedlich verwendet. Entweder als ein Synonym für Myogelose[4][5] oder als großflächig umschriebene, tastbare, meist druckschmerzhafte Verhärtung eines Muskels, die in Narkose verschwindet.[6]

Der Muskelkater bezeichnet einen temporären schmerzhaften Reizzustand der Muskulatur nach entsprechender Belastung.

Definition

Als Myogelose bezeichnet man eine umschriebene tastbare, meist druckschmerzhafte Verhärtung eines Muskels, die auch unter Narkose tastbar bleibt.[2][7] Sie ist ein häufiger Befund bei chronischen Schmerzzuständen in vielen Bereichen der Medizin.[7]

Nach einer komplementärmedizinischen Quelle steht im Zentrum einer Myogelose ein deutlich messbarer Sauerstoffmangel,[8] elektromyographisch fehlen Hinweise auf Muskelaktivität (keine Muskelaktionspotenziale).[1]

Ursache

Ursächlich sind lokale Stoffwechselveränderungen,[6] in manchen Fällen auch Entzündungen der Muskulatur.[4] Wegen der lokalen Anhäufung saurer Muskelstoffwechselprodukte[5] oder mechanischer Behinderung durch bei Aktivität (Muskeltonus) vergrößertem Raumbedarf der Muskelzellen können diese lokale Minderdurchblutung und in Folge Stoffwechselveränderungen auslösen.

Histologie

In den betroffenen Abschnitten der Muskulatur findet sich eine deutliche Verschmälerung des Endomysiums. Zusätzlich konnten Schäden und Atrophiezeichen von Muskelfasern nachgewiesen werden. Da diese Veränderungen langfristig erscheinen, erklären sie die Beobachtung, dass Myogelosen auch unter Narkose tastbar bleiben.[7]

Therapie

Wesentlicher Teil der „Therapie“ ist insbesondere in der Sportmedizin die Prävention durch Auslaufen und Ausdehnen nach erfolgter Belastung.[5] Zur Behandlung sind Lokalanästhesie,[5] tief zirkelnde Massage[9] und – aus Sicht der KomplementärmedizinAkupunktur[10] geeignet. Ergänzend können auch andere Formen physikalischer Behandlung eingesetzt werden. Eine Therapie der ursächlich zugrunde liegenden Störung sollte im Vordergrund stehen.

Siehe auch

Literatur

  • J. P. Shah, N. Thaker, J. Heimur, J. V. Aredo, S. Sikdar, L. Gerber: Myofascial Trigger Points Then and Now: A Historical and Scientific Perspective. In: PM & R : the journal of injury, function, and rehabilitation. Band 7, Nummer 7, Juli 2015, S. 746–761, doi:10.1016/j.pmrj.2015.01.024, PMID 25724849, PMC 4508225 (freier Volltext) (Review).
  • John Quintner, Milton Cohen: Myofascial pain syndrome: a bogus construct, in: Michael Hutson, Adam Ward (Hrsg.): Oxford Textbook of Musculoskeletal Medicine, Oxford University Press, zweite Ausgabe 2015, ISBN 9780199674107, S. 134–142.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 A. Lange: Physikalische Medizin. Springer, 2002, ISBN 3-540-41306-5, S. 191ff., books.google.de
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 D. G. Simons: Triggerpunkte und Myogelosen. In: Manuelle Medizin, 1997, S. 290–294, doi:10.1007/s003370050045
  3. J. Travell e.a.: Pain and disability of the shoulder and arm: Treatment by intramuskulare infiltration with procain hydrochloride. In: JAMA, 120, 1942, S. 417–420.
  4. 4,0 4,1 In: Pschyrembel. de Gruyter, ISBN 3-11-007018-9
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 U. Wegner: Sportverletzungen. Schlütersche, 2003, ISBN 3-87706-632-1, S. 36, books.google.de
  6. 6,0 6,1 J. Grifka: Orthopädie und Unfallchirurgie in Frage und Antwort. Urban&Fischer, 2008, ISBN 3-437-41269-8, S. 70, books.google.de
  7. 7,0 7,1 7,2 A. Windisch et al.: Morphology and histochemistry of myogelosis. In: Clin Anat., 1999, 12(4), S. 266–271, PMID 10398386
  8. E. Bader et al.: Angewandte Physiologie - Komplementäre Therapien verstehen und integrieren. Thieme Verlag, 2005, ISBN 3-13-131121-5, S. 522, books.google.de
  9. Armin Lange: Physikalische Medizin. Springer Verlag, 2003, ISBN 3-540-41306-5, books.google.ch
  10. E. Bader et al.: Angewandte Physiologie - Komplementäre Therapien verstehen und integrieren. Thieme Verlag, 2005, ISBN 3-13-131121-5, S. 258, books.google.de
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