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Museum für Naturkunde (Berlin)

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Museum für Naturkunde in der Invalidenstraße 43 in Berlin-Mitte
Das von 2005 bis 2007 überarbeitete Skelett von Giraffatitan, lange Zeit als Brachiosaurus betrachtet
„Berliner Exemplar“ von Archaeopteryx
Der Mineraliensaal zeigt einen Teil der Mineraliensammlung
Einige Granate im Mineraliensaal
200 Jahre Museum für Naturkunde: Briefmarke von 2010

Das Museum für Naturkunde in Berlin ist neben dem Senckenbergmuseum in Frankfurt und dem Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig (ZFMK) in Bonn[1] das größte Naturkundemuseum in Deutschland. Die Bestände umfassen mehr als 30 Millionen Objekte. Ursprünglich Teil der Humboldt-Universität zu Berlin, ist es seit 1. Januar 2009 eine Stiftung des öffentlichen Rechts mit dem vollständigen Namen „Museum für Naturkunde – Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung“[2] (häufig kurz „Naturkundemuseum“ genannt; vor 1945: „Zoologisches Museum der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin“). Es ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft und befindet sich in der Invalidenstraße, in der Oranienburger Vorstadt im Ortsteil Mitte (Bezirk Mitte) von Berlin. Das Naturkundemuseum ist über einen gleichnamigen U-Bahnhof zu erreichen.

Im englischsprachigen Raum ist auch die Kurzbezeichnung als „Humboldt-Museum“ in Gebrauch, was jedoch irreführend ist, da sich ebenfalls in Berlin im Schloss Tegel ein Humboldt-Museum befindet, das sich den Brüdern Wilhelm und Alexander von Humboldt widmet.[3]

Seit Mitte Dezember 2015 ist mit der Leihgabe von „Tristan Otto“ an das Naturkundemuseum vorübergehend das einzige Originalskelett eines Tyrannosaurus in Europa zu sehen.[4]

Geschichte

Als 1810 die Berliner Universität, heute Humboldt-Universität zu Berlin, eröffnete, wurden erstmals die naturwissenschaftlichen und medizinischen Sammlungen in Museen zusammengefasst und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Aufgrund der stetig wachsenden Sammlungen wurden die Räumlichkeiten im Hauptgebäude Unter den Linden bald zu klein und es wurde ein eigenes Sammlungsgebäude auf dem Gelände der ehemaligen Eisengießerei in der Invalidenstraße geplant. Das Museum für Naturkunde sollte der zentrale Bau eines Gebäudeensembles aus Geologischer Landesanstalt (Bauzeit: 1875–1878), Landwirtschaftlicher Hochschule (Bauzeit: 1876–1880) und Museum für Naturkunde (Bauzeit:1883–1889) sein. Der nach Plänen von August Tiede angelegte, ursprünglich dreiflügelige Bau wurde 1889 eröffnet und vereinte drei bis dahin eigenständige Institutionen der Berliner Universität: das Geologisch-Paläontologische, das Mineralogisch-Petrografische und das Zoologische Museum.

Umbauten

Von 1914 bis 1917 wurde ein erster Anbau errichtet.

2005 wurde das Skelett von Brachiosaurus brancai abgebaut, das 1937 aus mehreren Teilskeletten und modellierten Ergänzungen zusammengesetzt worden war. Es wurde neu konserviert und im Frühjahr 2007 nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen neu aufgestellt. Das Skelett ist seitdem einen Meter höher als zuvor, da die Vorderbeine durchgestreckt unter den Körper montiert wurden. Zudem wurde der Schwanz nicht länger auf dem Boden liegend rekonstruiert, da heute bekannt ist, dass Brachiosaurus wie auch alle anderen Dinosaurier seinen Schwanz nicht auf dem Boden schleifte, sondern über dem Boden trug.

Der Abbau der Saurier war wegen der Sanierung des Daches und des gesamten großen Ausstellungsaales notwendig, die aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), des Landes Berlin und der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin finanziert wurde. Insgesamt wurden mit einem Volumen von rund 16 Millionen Euro vier Säle und ein Treppenhaus saniert und vollständig mit multimedialen Komponenten neu gestaltet. Am 13. Juli 2007 fand die Wiedereröffnung mit neuen Ausstellungen zur Evolution des Lebens und der Erde statt. Innerhalb eines Jahres nach dieser Wiedereröffnung haben über 731.000 Besucher das Museum besucht.

Der im Zweiten Weltkrieg am 3. Februar 1945 durch einen Bombenangriff zerstörte und seither ruinöse Ostflügel wurde ab Mitte November 2006 nach zehnjähriger Planung für 29,6 Millionen Euro neu aufgebaut, bis er im September 2010 für die Öffentlichkeit freigegeben wurde. Dort sind rund 80.000 Gläser mit Flüssigpräparaten von Fischen und Reptilien in 70-prozentigem Alkohol ausgestellt.[5] Im Januar 2012 wurde die vom Architekturbüro Diener & Diener durchgeführte Rekonstruktion des Ostflügels mit dem DAM Preis für Architektur in Deutschland ausgezeichnet.[6]

Im November 2018 beschlossen das Land Berlin und der Bund das Haus für über 600 Millionen € zu erweitern und zu renovieren.[7][8][9][10] Unter anderem soll die Ausstellungsfläche von derzeit 5.000 auf 25.000 Quadratmeter vergrößert und die Digitalisierung vorangetrieben werden.[11]

Sammlungen

Das Museum ist vor allem wegen eines ursprünglich als Brachiosaurus brancai eingeordneten Skeletts bekannt, des weltweit größten aufgebauten Skeletts eines Dinosauriers. Es wurde von der paläontologischen Gesellschaft zum Fossil des Jahres 2012 gewählt. Das bislang besterhaltene Skelett der Gattung wurde von einer deutschen Expedition in den Tendaguru-Schichten der damaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika, heute Tansania, gefunden. Das Art-Epitheton brancai ehrt den damaligen Museumsdirektor Wilhelm von Branca, der die Finanzierung der Expedition ermöglicht hatte. Allerdings wurde 2009 eine detaillierte Studie von Taylor veröffentlicht, die das aufgebaute Skelett mit dem Holotyp von Brachiosaurus verglich und zu dem Schluss kam, dass das Tendaguru-Material in eine eigene Gattung Giraffatitan zu stellen sei.[12]

Der Giraffatitan ist das zentrale Element der neuen Ausstellung „Saurierwelt“ im überdachten Lichthof des Museums. Diese Ausstellung widmet sich der Fundstelle Tendaguru (Oberjura). Neben dem Giraffatitan sind weitere sechs Dinosaurier zu sehen: Dicraeosaurus, Diplodocus, Kentrosaurus, Allosaurus, Dysalotosaurus und Elaphrosaurus. Ausstellungsinseln widmen sich dem Luftraum beziehungsweise dem aquatischen Bereich von Tendaguru. Im Lichthof zu sehen ist außerdem das sehr gut erhaltene Original eines Archaeopteryx („Berliner Exemplar“), des weithin als ältester Vogel bekannten Paraves aus den Solnhofener Plattenkalken Süddeutschlands.

Im neuen Saal „Evolution in Aktion“ befindet sich die Ausstellung zur heutigen Vielfalt der Lebensformen (Biodiversität) am Beispiel der Tiere. Eine zwölf Meter lange und vier Meter hohe „Biodiversitätswand“ gibt mit 3000 verschiedenen Tieren einen Eindruck von dieser Vielfalt. Die Ausstellung zeigt die Tierwelt als Ergebnis der Evolution, die vor etwa 3,5 Milliarden Jahren begonnen hat. Es geht um die Mechanismen, die hier wirken, und zu welchen Ergebnissen sie führen. In einer Medieninstallation stellt das Museum der biologischen Diversität eine geistige Diversität gegenüber: Anhand von sieben Grundfragen wird die Vielseitigkeit der Sicht des Menschen auf das Phänomen Leben vorgestellt.

Das Museum zeigt des Weiteren: Minerale, Fossilien, Huftiere und einheimische Tiere.

Die Sammlungen des Museums, die außerhalb des Ausstellungsbereiches liegen, umfassen das Tierstimmenarchiv sowie Objekte der Mineralogie, Zoologie und Paläontologie und seit 2004 auch die embryologische Sammlung von Ambrosius Hubrecht und J.P.Hill mit ca. 80.000 histologischen Präparaten. Insgesamt umfasst die Sammlung über 30 Millionen Objekte, unter anderem 130.000 ausgestopfte Vögel mit etwa 90 % aller Vogelarten weltweit und 130.000 in Alkohol eingelegte Fische. Neben seinem öffentlichen Bildungsauftrag mit den Dauer- und Sonderausstellungen sieht das Museum seine Aufgaben in der wissenschaftlichen Dokumentation und Interpretation der belebten und unbelebten Natur, die in unterschiedlichen Forschungsvorhaben realisiert wird.

Forschung

Aktuelle Forschungsthemen sind die Rekonstruktion der Evolution verschiedener Tiergruppen, Biodiversitätsforschung in heutigen Lebensräumen, Zoodiversität im Wandel von Umwelt und Nutzung unter anderem im südlichen Afrika, Biogeographie, Paläoökologie, die frühe Entwicklung von Sonnensystemen, der Aufprall von Asteroiden auf der Erde und deren Auswirkung auf die Erdkruste und die Biosphäre sowie die Bildungsforschung.

Als Forschungseinrichtung bildet das Museum für Naturkunde zusammen mit der Humboldt-Universität zu Berlin, der Freien Universität Berlin und der Universität Potsdam auch wissenschaftlichen Nachwuchs aus.

Generaldirektor war vom 1. Januar 2006 bis 31. Dezember 2010 Reinhold Leinfelder. Nach einer Periode, in welcher Ferdinand Damaschun Amtierender Generaldirektor des Museums war, ist seit 1. Februar 2012 Johannes Vogel neuer Generaldirektor des Museums. Seit dem 1. September 2011 ist Stephan Junker als Geschäftsführer des Museums tätig.

Seit 1. Januar 2009 ist das Museum für Naturkunde wegen der überregionalen Bedeutung und des gesamtstaatlichen Interesses an seiner Forschungsarbeit Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft und seit dem 24. September 2009 Gründungsmitglied des Humboldt-Rings.

Literatur

Artikel

Filme

  • 1968: Forschungsstätte Museum
  • 2010: Schatzkammer des Lebens. Das Naturkundemuseum Berlin. Dokumentarfilm, Deutschland, 28:30 Min., Buch und Regie: Felix Krüger, Produktion: rbb, Erstsendung: 22. November 2010 bei rbb, Inhaltsangabe, (Memento vom 4. November 2014 im Webarchiv archive.is).
  • 2015: T.Rex – Ein Dino erobert Berlin. Dokumentarfilm, Deutschland, 44:18 Min., Buch und Regie: Christian Seewald und Björn Tritschler, Produktion: rbb, Erstsendung: 30. Dezember 2015 bei rbb, Inhaltsangabe und online-Video verfügbar bis 29. Dezember 2016.

Weblinks

 Commons: Museum für Naturkunde (Berlin) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Forschungsmuseum Alexander Koenig
  2. Über uns. In: Museum für Naturkunde und Geschichte des Museums. In: Museum für Naturkunde, aufgerufen am 26. August 2016.
  3. Humboldt-Museum – Schloss Tegel. In: Museumsportal Berlin, aufgerufen am 26. August 2016.
  4. T.Rex – Ein Dino erobert Berlin. (Memento vom 26. August 2016 im Internet Archive) In: rbb, 30. Dezember 2015.
  5. Thomas Loy: Naturkundemuseum. Schatzkammer aus Glas. In: Der Tagesspiegel, 13. September 2010.
  6. DAM Preis für Architektur in Deutschland 2011. In: Deutsches Architekturmuseum, aufgerufen am 23. Juli 2014.
  7. DEIKE DIENING: Wie das Naturkundemuseum an die Millionen kam. In: tagesspiegel.de. Der Tagesspiegel, 9. November 2018, abgerufen am 18. November 2018.
  8. Dominik Bath: Mehr Platz für die Dinosaurier im Naturkundemuseum. In: morgenpost.de. Berliner Morgenpost, 8. November 2018, abgerufen am 18. November 2018.
  9. Anne Brüning: 660 Millionen Euro Geldsegen soll Naturkundemuseum an die Weltspitze bringen. In: berliner-zeitung.de. Berliner Zeitung, 7. November 2018, abgerufen am 18. November 2018.
  10. Andreas Sentker: Ideen für das Überleben der Menschheit. In: zeit.de. die Zeit, 14. November 2018, abgerufen am 18. November 2018.
  11. Manfred Ronzheimer: Ein ganz dicker Happen. In: Die Tageszeitung: taz. 2018-11-23 ISSN 0931-9085, S. 23 (https://www.taz.de/!5549960/).
  12. Michael P. Taylor: „A re-evaluation of Brachiosaurus altithorax Riggs 1903 (Dinosauria, Sauropoda) and its generic separation from Giraffatitan brancai (Janensch 1914).“ (PDF; 2,4 MB; 20 S.) In: Journal of Vertebrate Paleontology, 2009, 29 (3), S. 787–806, ISSN 0272-4634.
  13. Elke Schmitter: Romantisches Trockenmaterial. In: Der Spiegel. Nr. 49, 2010, S. 162 (Besprechung von Der Schmetterlingskoffer, online).
52.5302413.379228
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