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Muschelminna
Die Muschelminna, nach ihrem Architekten Robert Toberentz auch Toberentzbrunnen genannt, ist ein 1887 erbauter Brunnen in der Stadt Görlitz. Der Name entstand aus dem Volksmund, der die auf dem Marmorsockel befindliche Bronzestatue so bezeichnete. Die Statue wurde während des Zweiten Weltkriegs eingeschmolzen. Seit 1994 ist eine originalgetreue Nachbildung auf dem Brunnen zu sehen.
Geschichte
Das erste Postamt der Stadt Görlitz entstand 1855 auf dem alten Viehmarkt. Im Jahr 1865 wurde an der gegenüberliegenden Seite des nun so genannten Postplatzes der Neubau des Kreisgerichts erbaut. Der Platz zwischen den beiden Gebäuden wurde bepflanzt. Als der preußische Innenminister Robert Viktor von Puttkamer 1877 zu Besuch in der Stadt war, empfahl er, den Platz durch einen Kunstbrunnen aufzuwerten und damit attraktiver zu machen.[1] Gemeinsam mit Oberbürgermeister Friedrich Gobbin bemühte er sich darum, die dazu erforderlichen Mittel aufzubringen. 1878 genehmigte der preußische Kultusminister Falk aus staatlichen Mitteln 75.000 Mark. Aus dem städtischen Haushalt wurden 30.000 Mark und durch Spenden weitere 15.000 Mark aufgebracht. 1885 bewilligte die preußische Regierung einen Zuschuss von 15.000 Mark, zu dem städtische Mittel in Höhe von 10.200 Mark kamen.
Die Stadt Görlitz schloss 1879 einen Vertrag mit dem Breslauer Bildhauer Robert Toberentz, der die Fertigstellung des Brunnens innerhalb der nächsten sechs Jahre vorsah. Nach Entwürfen und Modellen von Toberentz fertigte der Berliner Bildhauer Franz Ochs den Unterbau in Marmor an. Im Hüttenwerk Lauchhammer entstand die Bronzefigur, die auf den Marmorsockel montiert werden sollte. Erst am 12. November 1887, zwei Jahre später als vereinbart, wurde der Brunnen eingeweiht. Der amtierende Oberbürgermeister von Görlitz, Clemens Theodor Reichert, bezeichnete ihn dabei als „schönsten Brunnen in Schlesien“. Die Bronzefigur bekam im Volksmund den Namen Muschelminna, den sie bis heute trägt. Der Brunnen war ursprünglich von einem Gitterzaun umgeben. Nur zu besonderen Gelegenheiten durfte aus der Muschel der Statue Wasser fließen. Die empfindlichen Marmorfiguren hätten sonst auf Dauer durch das herab prasselnde Wasser beschädigt werden können.
1889 wurden vier sternförmig über den Platz zum Brunnen verlaufende Wege angelegt und der Brunnen wurde um ein Bassin erweitert. 1937 mussten diese Wege der neuen Straßenbahnlinie weichen. Ein Rasenoval umgab fortan den Brunnen. Im Sommer 1942 wurden die meisten Denkmäler und Kirchenglocken in Görlitz für Kriegszwecke eingeschmolzen. Dazu zählte auch die Bronzestatue des Brunnens, die am 15. Juli demontiert wurde. Der Dresdner Bildhauer Werner Hempel fertigte eine Marmorschale als neue Bekrönung des Brunnens.
Noch zu Zeiten der DDR bekam Friedrich Klos aus Dresden 1987 den Auftrag, nach historischen Bildvorlagen der ursprünglichen Muschelminna ein neues Gussmodell zu schaffen. Fünf Jahre dauerte es bis zur Erstellung des Tonmodells. Die Statue wurde 1993 wiederum in Lauchhammer gegossen und am 1. Mai 1994 aufgestellt. Seit 1996 wird an jedem ersten Maiwochenende das „Muschelminnafest“ veranstaltet.
Von 2007 bis Februar 2008 wurden Restaurierungsarbeiten an der Statue vorgenommen. Fachleute aus Leipzig befreiten sie von Kalkablagerungen und versahen sie mit einer Schutzwachsschicht.[2]
Gestaltung
Der Brunnen besteht aus einem massiven Marmorsockel, der von vier Figuren reihum besetzt wird. Die vier Marmorfiguren galten als Fischer, Jäger, Nymphe und Nixe, wurden jedoch auch als Verkörperungen von Romantik, Nutzen, Veränderlichkeit und Kraft gedeutet. Auf diesem Sockel thront eine 3,44 m große bronzene Frauenfigur. Diese trägt eine wasserspendende Muschel über dem Kopf. Sie galt ursprünglich als Verkörperung der Natur, derer sich die vier Marmorfiguren bedienen. Zwischen den Figuren sind Masken in den Stein gehauen, aus deren Mündern das Wasser fließt. Damals befanden sich im Becken kleine Schwäne aus Zinkguss, aus deren Schnäbeln ebenfalls Wasser heraus spritzte. Diese verschwanden im Zuge der zahlreichen Umbauten.[3]
Literatur
- Der Zierbrunnen auf dem Postplatz zu Görlitz. In: Die Gartenlaube, Jahrgang 1888, Heft 8, S. 131. (Volltext auf Wikisource)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Chronik des Postplatz-Brunnens. Aktionskreis für Görlitz e. V., abgerufen am 18. August 2014.
- ↑ Stadt Görlitz (Hrsg.): Schönheitskur für Muschelminna In: Amtsblatt der Kreisfreien Stadt Görlitz. Nr. 6 (Jahrgang 17), 11. März 2008, S. 12 (online (PDF; 1,4 MB), abgerufen am 18. August 2014).
- ↑ Muschelminna. In: goerlitz.de. Abgerufen am 18. August 2014.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Muschelminna aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |