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Murmeltiere

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Murmeltiere
Alpenmurmeltier (Marmota marmota)

Alpenmurmeltier (Marmota marmota)

Systematik
Ordnung: Nagetiere (Rodentia)
Unterordnung: Hörnchenverwandte (Sciuromorpha)
Familie: Hörnchen (Sciuridae)
Unterfamilie: Erdhörnchen (Xerinae)
Tribus: Echte Erdhörnchen (Marmotini)
Gattung: Murmeltiere
Wissenschaftlicher Name
Marmota
Blumenbach 1779

Die Murmeltiere (Marmota), in der Schweiz auch Munggen genannt, sind eine aus vierzehn Arten bestehende Gattung bis zu 50 Zentimeter langer Echter Erdhörnchen (Marmotini), die in Eurasien und Nordamerika verbreitet sind. Bei den Murmeltierarten handelt es sich primär um Bewohner kalter Steppen. Das heute nur noch in Gebirgslagen jenseits der Baumgrenze lebende Alpenmurmeltier kam während der pleistozänen Eiszeiten im europäischen Tiefland von den Pyrenäen bis zur Ukraine vor. Es fehlte dagegen in den mit einer dicken Eisschicht bedeckten Alpen. Mit dem Ende der Eiszeit boten nur noch die hochalpinen Lagen der Alpen dieser Art geeigneten Lebensraum (Eiszeitrelikt).

Datei:Ruhendes Alpenmurmeltier.jpg
Ruhendes Alpenmurmeltier

Merkmale

Datei:Murmeltiergebiss.jpg
Murmeltiergebiss, gefunden bei Heiligenblut

Für Nagetiere sind Murmeltiere sehr groß: Sie haben je nach Art eine Kopf-Rumpf-Länge von 30 bis 60 Zentimeter, hinzu kommt ein 10 bis 25 Zentimeter langer Schwanz. Das Gewicht liegt zwischen drei und sieben Kilogramm. Die Farbe des Murmeltierfells unterscheidet sich von Art zu Art, ist aber meistens bräunlich. Murmeltiere können bis zu 15 Jahre alt werden.

Verbreitung und Lebensraum

In Mitteleuropa sind Murmeltiere im Hochgebirge heimisch; auch in Asien haben sich einige Arten an ein Leben in alpinen Höhen angepasst. Typischer für die Gattung der Murmeltiere sind jedoch die Arten, die Grassteppen bewohnen, zum Beispiel das Steppenmurmeltier (Marmota bobak), das im Osten Polens vorkommt.

Das Verbreitungsgebiet ist relativ geschlossen von Osteuropa über Nord- und Zentralasien bis Ostsibirien und Xinjiang. In Mitteleuropa gibt es nur in den Alpen, den Karpaten und der Hohen Tatra wildlebende Murmeltiere sowie eingeführte in den Pyrenäen. In Nordamerika leben die meisten Arten in subarktischen Breiten Kanadas und das Waldmurmeltier ist in der gesamten Nordhälfte der Vereinigten Staaten sowie den südlichen Teilen Kanadas[1] verbreitet. Alle Murmeltiere leben in gemäßigten und arktischen Breiten der Nordhalbkugel und fehlen in wärmeren Regionen.

Lebensweise

Die Murmeltierbaue

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Murmeltierbau im Val Vignun

Murmeltiere bauen sehr ausgedehnte Gangsysteme, welche aus Fluchtröhren und separatem Dauerbau bestehen können. Oftmals ist es schwierig, diese zu unterscheiden, da nicht jeder Bau fertiggestellt und genutzt wird, zumal auch tote Gänge, die „Toiletten“, vorhanden sind. Die Gänge können eine Länge von 10 bis 70 Meter haben; der bisher gemessene Rekord war ein Tunnel von 113 Meter Länge.

Am Tage verlassen die Murmeltiere ihre Baue. Sie sind vorwiegend am Boden aktiv und können kaum klettern. Ihre Nahrung sind Gräser und Kräuter, seltener Früchte, Samen und Insekten.

Hitzestress

Datei:Marmot in Grand Teton NP-NPS.jpg
Murmeltier im Grand-Teton-Nationalpark im US-amerikanischen Bundesstaat Wyoming

Murmeltiere verfügen über nur wenige Schweißdrüsen und hecheln nicht. Verschiedene Untersuchungen weisen darauf hin, dass Murmeltiere hohe Temperaturen schlecht vertragen und leicht in Hitzestress geraten.[2] Das amerikanische Gelbbauchmurmeltier zeigt Symptome von Hitzestress bereits ab einer Umgebungstemperatur von 20 °C. Alpenmurmeltiere können zwar dabei beobachtet werden, wie sie sich auf Felsen oder vor ihren Bauen sonnen. Sie liegen dabei meist flach ausgestreckt auf dem Boden.[2] Dieses Verhalten dient jedoch der Parasitenabwehr. Ihr Aktivitätsmuster weist vielmehr darauf hin, dass Alpenmurmeltiere Wärme meiden. An heißen Tagen sind sie außerhalb ihrer Baue nur in den kühleren Randzeiten zu beobachten.[2]

Sozialverhalten

Das Sozialverhalten der Murmeltiere unterscheidet sich erheblich von Art zu Art. Das Waldmurmeltier ist ein Einzelgänger, das seinen Bau gegen Artgenossen verteidigt. Beim Gelbbauchmurmeltier (Marmota flaviventris) lebt ein einzelnes Männchen mit einem Harem aus verwandten Weibchen zusammen; auch hier sind die Männchen aggressiv gegen Geschlechtsgenossen, die sie nicht in die Nähe des Baus gelangen lassen.

Die Mehrzahl der Murmeltiere lebt aber wie das Alpenmurmeltier (Marmota marmota) in Kolonien, die aus einem dominanten Paar sowie deren jüngeren Verwandten bestehen. Murmeltiere begrüßen sich, indem sie die Nasen aneinander reiben und die Köpfe zusammenstecken. Nach etwa zwei Jahren verlassen die ausgewachsenen Murmeltiere die Kolonie; danach können sie versuchen, die Führung einer fremden Kolonie zu gewinnen, wofür sie das dortige dominante Männchen vertreiben und dessen Nachwuchs töten. Murmeltiere verständigen sich untereinander durch im Kehlkopf erzeugte Schreie, die vom Menschen als Pfeiftöne wahrgenommen und leicht mit Vogelstimmen verwechselt werden können. Die Schreie werden auch zur Ankündigung von Gefahr ausgestoßen, wobei je nach sozialem Rang des Rufers Flucht bis Reaktionslosigkeit die Folge sind.

Nach einer Tragzeit von dreißig Tagen bringen Murmeltiere zwei bis fünf Junge zur Welt, wobei die einzelgängerischen Arten größere Würfe als die kolonienbildenden haben.

Datei:Murmeltier-fressen.ogg
Murmeltier beim Fressen

Der Winterschlaf

Im Winter halten Murmeltiere einen ausgedehnten Winterschlaf, der zwischen sechs und sieben, aber auch bis zu neun Monate dauern kann. Der Schlafkessel wird dafür mit weichem Gras ausgepolstert, in welchem sich die Tiere zusammenrollen. Für diese lange Ruhezeit fressen sie sich während der kurzen Sommermonate große Fettreserven an. Während der saisonalen Ruhephase können Darm und Magen von Murmeltieren um die Hälfte verkleinert werden, um Energie zu sparen. Während des Winterschlafs sinkt die Atmung auf etwa zwei Züge pro Minute und der Herzschlag von 200 auf 20 Schläge pro Minute. Der Energieverbrauch sinkt auf weniger als zehn Prozent. Um die 1200 Gramm Körperfett reichen so für den Winter. Sobald die Nahrung im Herbst nicht mehr ausreichend Energie liefert und die Fettspeicherzellen maximal gefüllt sind, begeben sich die Murmeltiere in den Winterschlaf. Dieser Zeitpunkt fällt oft mit der ersten Kältewelle oder dem ersten Schneefall zusammen. Das Erwachen wird über die Außentemperatur ausgelöst.

Systematik

Man unterscheidet vierzehn Arten:

Vor allem die asiatischen Arten sind in ihrer Abgrenzung nicht unumstritten. So werden Graues, Himalaya- und Sibirisches Murmeltier gelegentlich als Unterarten des Steppenmurmeltiers geführt.

Landwirtschaft und Artenschutz

Datei:Grauhoernchen und Waldmurmeltier.jpg
Grauhörnchen (links) und Waldmurmeltier (rechts) in einem Park in Niagara in der kanadischen Provinz Ontario

Die Bestandsentwicklung der Arten ist sehr unterschiedlich. Das Waldmurmeltier ist in Nordamerika in den letzten Jahrzehnten immer häufiger geworden. Die Abholzung der Wälder kam seinen Beständen zugute. In Teilen der Vereinigten Staaten gilt es inzwischen als Schädling, da es Getreide frisst und seine Gänge so dicht unter der Oberfläche verlaufen, dass Vieh und landwirtschaftliche Maschinen regelmäßig einbrechen.

Die anderen Arten sind viel seltener. Das Alpenmurmeltier ist aus zahlreichen Gebirgen Europas im Laufe der letzten Jahrhunderte verschwunden. Murmeltierfelle werden auch zu Pelzen verarbeitet, das Steppenmurmeltier war deshalb in den 1920er-Jahren kurz vor der Ausrottung; seine Bestände konnten sich aber wieder erholen.

Zwei Arten werden von der IUCN als schutzwürdig geführt: das Menzbier-Murmeltier im Status „gefährdet“ (vulnerable)[4] und das Vancouver-Murmeltier im Status „vom Aussterben bedroht“ (critically endangered).[5] Von letzterem leben nur etwa 130 Exemplare, davon nur etwa 35 in Freiheit.

Das Alpenmurmeltier zählt in Österreich und in der Schweiz zum jagbaren Wild und wird aktiv bejagt, während es in Deutschland unter Naturschutz steht.

Nutzung

Murmeltiere wurden früher häufig in der Küche verwendet. Auch wenn eine entsprechende Nutzung heute selten geworden ist, finden sich im Internet eine Reihe von Rezepten. Auch die offizielle Webseite des österreichischen Bundeslandes Tirol (Seitenüberschrift „Murmeltiere – so süüüüß! Und lecker!“) warb bis vor Kurzem noch mit einem Kochrezept um Touristen: „Murmeltierfleisch ist sehr zu empfehlen! Gut zubereitet ist es eine Delikatesse.“[6] Dem Aufwand bei der Zubereitung dürfte zu verdanken sein, dass das Murmeltier heute nicht mehr in den Kochbüchern steht. „Frischem Fleische haftet ein so starker erdiger Wildgeschmack an, daß es dem an diese Speise nicht Gewöhnten Ekel verursacht“, heißt es in Brehms Tierleben.[7] Vor allem das Fettgewebe gilt als kaum genießbar. Das aus diesem Grunde gut entfettete Tier wurde deshalb vor dem Braten zusätzlich geräuchert oder gekocht und das Kochwasser weggeschüttet. Das Fett galt in der Volksmedizin als wirksam gegen Husten, Magenleiden, Übelkeit, zur Blutreinigung oder allgemein zur Stärkung; äußerlich gegen Gliederschmerzen, Frostbeulen oder Sehnenzerrung.

Herkunft

Murmeltiere sind fossil seit dem Miozän (vor 23,03 bis vor 5,33 Millionen Jahren) aus Nordamerika belegt. Ihnen gelang mehrmals der Übergang nach Eurasien: im späten Miozän, im Pliozän (vor 5,33 bis vor 1,8 Millionen Jahren) und zuletzt im Pleistozän (vor 1,8 Millionen bis vor 11.500 Jahren).

Name

Der Name „Murmeltier“ hat etymologisch nichts mit der Murmel oder dem Verb „murmeln“ zu tun. Er geht auf das althochdeutsche „murmunto“ zurück, das wiederum aus dem lateinischen Mus montis („Bergmaus“) entlehnt ist. Das weibliche Murmeltier wird manchmal „Katze“, das männliche „Bär“ und Jungtiere „Affe“ oder „Äffchen“ genannt. In der Schweiz werden Murmeltiere auch Munggen (Singular: Mungg) genannt.[8][9]

Literatur

  • Dimitrij Iwanowitsch Bibikow: Die Murmeltiere der Welt. Marmota (= Die neue Brehm-Bücherei. Bd. 388). 2., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Westarp-Wissenschaften u. a., Magdeburg u. a. 1996, ISBN 3-89432-426-0.
  • Hanns-Peter Mederer: Wozu das Murmeltier Heu braucht. Wissen und Glaubenszeugnisse über einen Allgäuer Höhlenbewohner. In: Das schöne Allgäu. Nr. 3, 1992, S. 29–32.
  • Monika Preleuthner, Gerhard Aubrecht (Hrsg.): Murmeltiere (= Katalog des Oberösterreichischen Landesmuseums. NF Nr. 146 = Stapfia. Bd. 63). Biologiezentrum, Linz 1999, ISBN 3-85474-044-1 (Ausstellungskatalog).

Einzelnachweise

  1. The Parliament Hill Cat Colony.
  2. 2,0 2,1 2,2 Walter Arnold: Allgemeine Biologie und Lebensweise des Alpenmurmeltieres (Marmota marmota). In: Monika Preleuthner, Gerhard Aubrecht (Hrsg.): Murmeltiere (= Katalog des Oberösterreichischen Landesmuseums. NF Nr. 146 = Stapfia. Bd. 63). Biologiezentrum, Linz 1999, ISBN 3-85474-044-1, S. 1–20, online (PDF; 2,66 MB), abgerufen am 25. Oktober 2013.
  3. http://www.eurekalert.org/pub_releases/2010-03/f-sf-tam030910.php
  4. Marmota menzbieri in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2009. Eingestellt von: K. Tsytsulina, 2008. Abgerufen am 7. November 2009
  5. Marmota vancouverensis in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2009. Eingestellt von: D. W. Nagorsen, NatureServe, 2008. Abgerufen am 7. November 2009
  6. Mittlerweile entfernt, hier aber Seite bei Internet Archive, weiter unten auf Seite.
  7. Alfred Brehm: Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs. Zweiter Band, Erste Abtheilung: Säugethiere. Dritter Band: Hufthiere, Seesäugethiere. Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig 1883, S.  300–305, hier online.
  8. Murmeltiere: Zwerge mit Pfiff In: 3sat.de abgerufen am 23. Juli 2014
  9. So viele Munggen wie seit 1954 nicht mehr geschossen In: Tagesanzeiger vom 31. Oktober 2009

Siehe auch

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Murmeltiere aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.