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Mouches volantes

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Klassifikation nach ICD-10
H43.2 Kristalline Ablagerungen im Glaskörper
H43.3 Sonstige Glaskörpertrübungen
ICD-10 online (WHO-Version 2013)
Mouches volantes im Anfangsstadium (Impression eines Betroffenen)

Als Mouches volantes (französisch wörtlich fliegende Fliegen, deutsch fliegende Mücken, lateinisch: muscae volitantes, englisch floaters genannt, Syn.: ‚Glaskörperflocken‘) werden kleine schwarze Punkte, Flecken oder fadenartige Strukturen im Gesichtsfeld bezeichnet, die sich in charakteristisch huschender Weise gemeinsam mit der Blickrichtung verschieben, wobei sie um eine Grundposition herum langsam schwingende Bewegungen ausführen. In der Anfangsphase fallen sie besonders dann auf, wenn Hintergründe mit relativ wenigen dunklen Strukturen betrachtet werden, wie zum Beispiel hell gestrichene Wände, blauer Himmel oder weißes Papier. Eine Kategorisierung von Glaskörpertrübungen gibt es nicht. Je nach Typisierung und Schweregrad unterscheiden sie sich in der Art der Beeinträchtigung. Bei fortgeschrittener Destruktion des Glaskörpers sind die Trübungen vor jedem Hintergrund zu sehen, sogar mit geschlossenen Augen in einer hellen Umgebung.

Der Begriff Mouches volantes wird in der Augenheilkunde manchmal als Synonym für jede Art von Glaskörpertrübungen benutzt. Das ist irreführend. Der englische Oberbegriff Floater umfasst dagegen jeden Typ von Glaskörperdestruktionen wie Mouches volantes, Glaskörpertrübungen und den Weiss-Ring-Floater. Inzwischen ist er in der deutschsprachigen Fachliteratur häufig zu finden.

Mouches volantes stellen eine Unterabteilung des positiven Skotoms dar.

Entstehung

Kondensat in der Glaskörperflüssigkeit, die sich als Mouches volantes im Blickfeld manifestieren

Mouches volantes beruhen auf kleinen Ungleichmäßigkeiten in der Glaskörper-Flüssigkeit und finden sich in nahezu jedem Auge. Sie entstehen durch die physiologische Kondensation von Kollagenfibrillen, die in der Grundsubstanz gelöst sind, zu mikroskopisch kleinen Fädchen und Klümpchen. Mouches volantes lassen sich durch Schatten- und Beugungseffekte an diesen Kondensaten erklären, die umso stärker sind, je mehr Licht ins Auge fällt, und umso deutlicher gesehen werden, je näher die Ungleichmäßigkeiten vor der Netzhaut liegen. Häufig treten sie in Verbindung mit höhergradiger Kurzsichtigkeit auf.[1]

Mouches volantes als Krankheit

Mouches volantes nimmt fast jeder Mensch im Laufe seines Lebens bei bestimmten Lichtverhältnissen wahr. Die Diagnose bezeichnet eine harmlose, allerdings sehr störende Veränderung im Gesichtsfeld. Der Visus, der zur Bewertung der Beeinträchtigung herangezogen wird, ist kein verlässlicher Parameter, um den Grad der Beeinträchtigungen zu messen, weil er im Sitzen, ohne Augen- und Kopfbewegungen, durchgeführt wird. Dadurch kommen die Glaskörpertrübungen, die sonst ständig im Auge hin- und herschwimmen, zum Stillstand. Der Krankheitswert wird in hohem Maße durch den Schweregrad, die Typisierung, die Lokalisation im zentralen Blickfeld, die Nähe zur Netzhaut, die Mobilität der Trübungen und vor allem die subjektive Beeinträchtigung bestimmt.

Behandlung

Eine Behandlungsmöglichkeit wäre die operative Entfernung des Glaskörpers (Vitrektomie), die jedoch wegen des unverhältnismäßig großen Aufwandes und der möglichen Komplikationen nur in schweren Fällen und bei Vorliegen ausgeprägter Beschwerden eine mögliche Therapie darstellt. In einer retrospektiven Studie mit 116 Patienten trat in 2,5 % der Fälle eine Netzhautablösung auf.[2][3] Alternativ werden minimalinvasive Techniken erforscht, die nur einen sehr begrenzten Teil des Glaskörpers, entweder alle betroffenen Stellen oder die in der Sichtachse befindlichen Teile, entfernen (sog. Core-Vitrectomy oder Floaterectomy).[4][5] In begrenztem Umfang werden auch Laserbehandlungen durchgeführt, deren Nutzen und Erfolg jedoch kontrovers diskutiert werden. Die Beeinflussung des Kollagen-Stoffwechsels im Glaskörper ist ein weiterer Ansatz, die Lichtdurchlässigkeit wieder zu verbessern. Inzwischen ist eine Kombination von L-Lysin, Vitamin C, Procyanidine und Citrus-Flavonoiden klinisch untersucht worden.[6]

Abgrenzung

Mouches volantes sind abzugrenzen von der Wahrnehmung anders gearteter Glaskörpertrübungen. Verdächtig sind besonders plötzliche, ausgeprägte Veränderungen wie eine Zunahme der Zahl, der Größe, ein Wechsel der Bewegungsart oder der Farbe der wahrgenommenen Flecken. Das massive Auftreten von groben, tiefschwarzen Flecken, die sich gleichmäßig nach oben oder unten bewegen, vergleichbar einem „Rußregen“, kann durch eine Blutung im Glaskörperraum verursacht werden. Eine plötzliche Zunahme der Mouches volantes, verbunden mit der Wahrnehmung von Blitzen, ist ein häufiges Symptom der physiologischen „hinteren Glaskörperabhebung“. Sie kann in seltenen Fällen über einen Netzhauteinriss zur Netzhautablösung führen. Die genannten Veränderungen sollten immer Anlass zu einer umgehenden augenärztlichen Untersuchung sein.

Glaskörperdestruktionen

Ebenfalls davon abzugrenzen sind großflächige Verflüssigungen des Glaskörpers, die wie Wolken und Schlieren wahrgenommen werden. Bei einer Glaskörperabhebung entsteht der sogenannte Weiss-Ring-Floater, der je nach Art der Ablösung als einfacher, mehrfacher, zerrissener oder klumpiger Ring vom Betroffenen wahrgenommen werden kann. Je nach Stadium der voranschreitenden Ablösung kann er vorwiegend zentral oder peripher wahrgenommen werden. Ist die Verflüssigung des Glaskörpers weit fortgeschritten, wird er aufgrund der Kopf- und Augenbewegungen unaufhörlich und mit großer Geschwindigkeit durch das gesamte Gesichtsfeld gewirbelt. Diese Art von Trübungen führen zu diesiger verschmierter Sicht und zu störenden entoptischen Phänomenen. Die verschwommene Sicht, die entoptischen Phänomene und die Mobilität der Trübungen können von den Betroffenen – je nach Schweregrad – als sehr beeinträchtigend und irritierend empfunden werden.

Literatur

Allgemein

  • K. Murakami, A. E. Jalkh, M. P. Avila, C. L. Trempe, C. L. Schepens: Vitreous floaters. In: Ophthalmology. Bd. 90, Nr. 11, 1983, ISSN 0161-6420, S. 1271–1276, doi:10.1016/S0161-6420(83)34392-X.
  • Y. M. Delaney, A. Oyinloye, L. Benjamin: Nd:YAG vitreolysis and pars plana vitrectomy: surgical treatment for vitreous floaters. In: Eye. Bd. 16, Nr. 1, 2002, ISSN 0950-222X, S. 21–26, doi:10.1038/sj.eye.6700026.

Vitrektomie und Floaters

  • William M. Schiff, Stanley Chang, Naresh Mandava, Gaetano R. Barile: Pars plana vitrectomy for persistent, visually significant vitreous opacities. In: Retina. Bd. 20, Nr. 6, Juni 2000, ISSN 0275-004X, S. 591–596.
  • Pauline H. Hong, Dennis P. Han, Janice M. Burke, William J. Wirostko: Vitrectomy for large vitreous opacity in retinitis pigmentosa. In: American Journal of Ophthalmology. Bd. 131, Nr. 1, Januar 2001, ISSN 0002-9394, S. 133–134, doi:10.1016/S0002-9394(00)00713-3.
  • H. Hoerauf, M. Müller, H. Laqua: Mouches volantes und Vitrektomie bei vollem Visus? In: Der Ophthalmologe. Bd. 100, Nr. 8, August 2003, ISSN 0941-293X, S. 639–643, doi:10.1007/s00347-002-0766-y.
  • M. Roth, P. Trittibach, F. Koerner, G. Sarra: Pars-plana-Vitrektomie bei idiopathischen Glaskörpertrübungen. In: Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. Bd. 222, Nr. 9, September 2005, ISSN 0023-2165, S. 728–732, doi:10.1055/s-2005-858497.
  • H. Hoerauf: Vitrectomy Against Floaters. In: Bernd Kirchhof, David Wong (Hrsg.): Vitreo-retinal Surgery. Springer, Berlin u. a. 2007, ISBN 978-3-540-33669-3, S. 115–124.

YAG-Laserbehandlung und Floaters

  • Daniele Aron-Rosa, David A. Greenspan: Neodymium: YAG laser vitreolysis. In: International Ophthalmology Clinics. Bd. 25, Nr. 3, 1985, ISSN 0020-8167, S. 125–134.
  • Carmen A. Puliafito, Paul J. Wasson, Roger F. Steinert, Evangelos S. Gragoudas: Neodymium-YAG laser surgery on experimental vitreous membrane. In: Archives of Ophthalmology. Bd. 102, Nr. 6, Juni 1984, ISSN 0003-9950, S. 843–847, doi:10.1001/archopht.1984.01040030663013.
  • W. F. Tsai, Y. C. Chen, C. Y. Su: Treatment of vitreous floaters with neodymium: YAG laser. In: British Journal Ophthalmol. Bd. 77, Nr. 8, 1993, ISSN 0007-1161, S. 485–488, PMC 504581 (freier Volltext).

Einzelnachweise

  1. Pschyrembel klinisches Wörterbuch. Mit klinischen Syndromen und Nomina Anatomica. = Klinisches Wörterbuch. Bearbeitet von der Wörterbuchredaktion des Verlages unter der Leitung von Christoph Zink. 256., neu bearbeitete Auflage. de Gruyter, Berlin u. a. 1990, ISBN 3-11-010881-X.
  2. H. Hoerauf, M. Müller, H. Laqua: Mouches volantes und Vitrektomie bei vollem Visus? In: Der Ophthalmologe. Bd. 100, Nr. 8, August 2003, ISSN 0941-293X, S. 639–643, doi:10.1007/s00347-002-0766-y.
  3. H.S. Tan, M. Mura, S.Y. Lesnik Oberstein et al.: Safety of vitrectomy for floaters. Am J Ophthalmol, ISSN 0002-9394, 2011, Bd. 151, S. 995–998, doi:10.1016/j.ajo.2011.01.005.
  4. Craig Goldsmith, Tristan McMullan, Ted Burton: Floaterectomy Versus Conventional Pars Plana Vitrectomy For Vitreous Floaters. In: Digital Journal of Ophthalmology 2007, Volume 13, Number 2, 13 July 2007.
  5. Frank H.J. Koch: Floaterectomy: Effects On Patients Quality of Life. In: Retina Society in Washington DC, Sept 6. 2012
  6. U. Welge-Lüßen, T.H. Kaercher, L.N. Marchenko et al.: The role of micronutrients in the treatment of vitreous floaters. Eur J Ophthalmol, ISSN 1120-6721, 2015, Bd. 25, S. e67.

Weblinks

 Commons: Floaters – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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